Mir fehlt das Konstruktive
Weil ab und zu mal Anfragen kommen.
In letzter Zeit kamen immer wieder mal Anfragen oder Kritiken rein, ich wäre zu destruktiv, depressiv, mir fehle das Positive.
Meistens antworte ich, dass es mir wie Erich Kästner geht, der mit einem Gedicht anwortete Und wo bleibt das Positive, Herr Kästner?
Es ist aber tatsächlich so, dass mir das Konstruktive gerade enorm fehlt. Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass es in unserer Gesellschaft schon seit einiger Zeit nur noch darum geht, sich gegenseitig zu beschimpfen, belehren, Vorwürfe zu machen, Verhaltensänderungen zu erzwingen, die „Verhältnisse“ zu ändern. Wir haben nur noch den Krieg zwischen Erhaltung und Zerstörung/Zersetzung, aber überhaupt keinen Neuaufbau. Im Moment bauen wir noch nicht mal Schlechtes, sondern gar nichts. Wir machen uns nur noch selbst kaputt und schauen, was dann passiert, weil wir uns selbst für so schlecht halten, dass wir schon die blanke Selbstzerstörung für Befreiiung und Verbesserung halten.
Wir sind in einem gesellschaflichen Aggregatzustand angekommen, in dem man sich nur noch distanziert und kritisiert, aber nirgendwo noch mitmachen, beitragen will.
Wir sind vom der Ingenieurnation, die konstruktiv war, zur Geisteswissenschaftlernation geworden, die nichts mehr macht außer im Sinne der Frankfurter Schule von morgens bis abends gemäß der „Kritischen Theorie“ irgendwelche Kritik an irgendwas zu üben, und dabei in der Brühe seiner eigenen Nutzlosigkeit zu schmoren. Wir sind als Nation im Stillstand angekommen und darüber in der Korrosion und Erosion unserer Substanz in unserer eigenen Verwesung angekommen. Als ich neulich den Elektriker hier hatte, gab der mir den Rat, die Wasserpumpe bei Abwesenheiten nicht zu lange ausgeschaltet zu lassen, weil sie sich sonst festsetzt. Die muss alle paar Tage mal bewegt werden. Genau dieses Problem haben wir gerade mental, intellektuell. Wir sind so sehr zum geistigen Stillstand gekommen, dass der Wiederanlauf nicht mehr funktionieren wird. Ich finde nichts mehr, wo ich noch gerne würde mitmachen wollen, weil nichts mehr geht ohne diese Woke-Suppe. Neulich fragte mich jemand, weil ich doch in Berlin wohne, ob da nicht wahnsinnig viel los wäre. Ja und nein. Da ist schon viel los, aber es ist nur ganz wenig, weil es im Prinzip alles nur noch das immer selbe ist, nämlich die moralisch-woke Belehrung, was man alles zu unterlassen habe. Wir machen nichts mehr, wiederholen das aber dann endlos.
Ich finde gerade die Quelle nicht, aber neulich habe ich irgendwo einen Spruch gelesen, der sinngemäß darauf hinauslief, dass man in Zeiten wie diesen eigentlich nichts anderes mehr machen kann als rauszugehen und zu zeigen, dass man nicht dazugehört.
Man kann sich gerade eigentlich nur noch aus allem raushalten. Und bei nichts mehr mitmachen.