Ansichten eines Informatikers

Der Tod ist nur ein soziales Konstrukt

Hadmut
1.5.2024 12:44

Von der Tragweite der Hirnwäsche.

Eine Leserin stellt die Frage, wie weit man die Hirnwäsche treiben könne:

Danisch antwortet: Noch weiter.

Heise beschreibt, dass sich in der „Wissenschaft“ langsam die Überzeugung durchsetzt, dass der Tod nur ein soziales Konstrukt sei:

So wie auf der Geburtsurkunde der Zeitpunkt vermerkt ist, an dem wir auf die Welt kommen, markiert die Sterbeurkunde den Moment, an dem wir sie wieder verlassen. Diese Praxis spiegelt allerdings nur die traditionellen Vorstellungen von Leben und Tod wider – ein binäres Konzept. Wir sind hier, bis der Schalter – wie bei einer Lampe – umgelegt wird und wir nicht mehr da sind. Doch auch wenn diese Vorstellung allgegenwärtig ist: Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass es sich um ein überholtes soziales Konstrukt handelt. Sterben ist in Wirklichkeit ein Prozess, bei dem es keine klare Grenze gibt, von der aus es keinen Weg mehr zurück gibt.

Die Sterbeurkunde sei genauso zuweisend wie die Geburtsurkunde, und so wie uns die Hebamme willkürlich ein Geschlecht zuweist, so würde uns der Arzt genauso willkürlich für Tod erklären. Es sei Zeit, das „binäre Konzept“ Leben und Tod zu überwinden.

Und so, wie man sein Geschlecht wechseln kann, kann man auch vom Tod zum Leben wechseln. Quasi so „ich bin ein Lebender gefangen im Körper eines Toten“:

“Viele Menschen könnten wiederbelebt werden”, sagt Sam Parnia, Direktor für Intensivpflege und Reanimationsforschung am NYU Langone Health-Krankenhaus.

Wenn man das Geschlecht umoperieren kann, warum dann nicht auch den Todeszustand?

So haben Neurowissenschaftler etwa herausgefunden, dass das Gehirn erstaunliche Mengen an Sauerstoffmangel überleben kann. Damit könnte das Zeitfenster, das den Ärzten zur Verfügung steht, um den Sterbeprozess umzukehren, eines Tages verlängert werden. Auch andere Organe scheinen viel länger wiederherstellbar zu sein, als es in der derzeitigen medizinischen Praxis üblich ist – was das Angebot an Organspenden erweitern könnte.

Und wie macht man das? Tote wiederwecken? Wäre ja wunderbar?

Na, in dem wir unsere sozialen Normen überdenken, dekonstruieren, und bereit sind, Tote nicht mehr für tot zu halten:

Um dies zu erreichen, müssten wir jedoch unsere Vorstellungen von Leben und Tod überdenken. Anstatt den Tod als Ereignis zu betrachten, von dem man sich nicht mehr erholen könne, sollten wir ihn als einen vorübergehenden Prozess des Sauerstoffmangels ansehen, so Parnia. Der könne irreversibel werden, wenn er zu lange andauere oder medizinische Maßnahmen versagten. Machten wir uns dieses Mindset zueigen, “wird plötzlich jeder sagen: ‘Lasst uns diese Person behandeln‘”.

Warum sind wir da nicht früher drauf gekommen? ‘Lasst uns diese Person behandeln‘

Man müsse einfach nur die Biologie hinterfragen:

Bisher ging die Medizin davon aus, dass das Gehirn bereits Schaden nimmt, wenn es Minuten von der Sauerstoffzufuhr abgeschnitten ist. Das ist zwar weiterhin die gängige Meinung, sagt Jimo Borjigin, Neurowissenschaftlerin an der University of Michigan, aber man müsse sich fragen, “warum unser Gehirn so anfällig konstruiert sein soll”.

Jüngste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass es vielleicht gar nicht so ist. Im Jahr 2019 berichteten Wissenschaftler im Magazin “Nature”, dass sie eine Reihe von Funktionen in den Gehirnen von 32 Schweinen wiederherstellen konnten, deren Köpfe vier Stunden zuvor in einem Schlachthof abgetrennt worden waren. Die Forscher setzten Blutzirkulation und Zellaktivität in den Gehirnen wieder in Gang, indem sie sauerstoffreiches Kunstblut mit einem Cocktail aus schützenden Arzneimitteln infundierten. Außerdem verabreichten sie Medikamente, die das Feuern von Neuronen stoppen und verhinderten so, dass die Gehirne der Schweine das Bewusstsein wiedererlangten. Sie hielten die Gehirne so bis zu 36 Stunden lang am Leben, bevor sie das Experiment beendeten. “Unsere Arbeit zeigt, dass wahrscheinlich viel mehr Schäden durch Sauerstoffmangel reversibel sind, als man bisher dachte”, sagt Mitautor der Studie Stephen Latham, Bioethiker an der Universität Yale.

Im Jahr 2022 veröffentlichten Latham und seine Kollegen in einem weiteren Nature-Artikel, dass es ihnen gelungen war, viele Funktionen verschiedener Organe bei Schweinen wiederherzustellen, die bereits seit einer Stunde tot waren – einschließlich des Gehirns und des Herzens. Sie setzten das Experiment sechs Stunden lang fort und die betäubten, zuvor toten Tiere, hatten wieder einen Blutkreislauf und zahlreiche wichtige Zellfunktionen waren aktiv. “Diese Studien haben gezeigt, dass die Grenze zwischen Leben und Tod nicht so klar ist, wie wir einst dachten”, sagt der Hauptautor Nenad Sestan, Neurowissenschaftler an der Yale School of Medicine. Der Tod “braucht länger als wir dachten, und zumindest einige der Prozesse können aufgehalten und umgekehrt werden”.

Eine Handvoll Studien an Menschen hat außerdem ergeben, dass das Gehirn besser als gedacht mit Sauerstoffmangel umgehen kann, wenn das Herz aufhört zu schlagen. “Wenn dem Gehirn der Sauerstoff entzogen wird, scheint es in einigen Fällen eine Art paradoxer Überspannung zu geben”, sagt Koch. “Aus Gründen, die wir nicht verstehen, ist das Gehirn zumindest für einige Minuten hyperaktiv.”

Wir dürfen gespannt sein.

Vor allem würde mich interessieren, wie sie erklären, warum Menschen nach einem Sauerstoffmangel komatös oder schwerstbehindert bleiben, obwohl es noch gar nicht zum Tod gekommen ist und der Rest des Körpers das gut wegstecken konnte, nur eben das Gehirn nicht.

Wir werden sehen.

Und es würde mich zutiefst interessieren, warum man eigentlich absichtlich verhindert hat (oder haben will), dass die Schweineköpfe wieder zu Bewusstsein kamen. Damit hätte man sich doch direkt einen Nobelpreis in Medizin abholen können. Das wäre doch der Beweis schlechthin gewesen.

Ich hätte ja gewisses Interesse und wäre dem aufgeschlossen, wenn das nicht so von Gendersprache und -gedankengut durchsetzt wäre.