Ansichten eines Informatikers

Dienstpflicht für Rentner

Hadmut
24.6.2024 22:50

Die Boomer sollen’s jetzt retten. [Update]

Kristina Schröder ist jetzt Autorin bei der WELT und meint: Wie wäre es, Ältere im Ruhestand zu einem Dienst an der Gesellschaft zu verpflichten?

Infrastruktur, Rente, Energiepolitik, Migration: Wir türmen seit 20 Jahren ungelöste Probleme auf, die wir der Generation Z vor die Füße kippen. Und diese Jugend soll jetzt ein soziales Pflichtjahr leisten? Warum ziehen wir nicht Ältere zum Dienst an der Gesellschaft heran?

Weil sie

  • „Älter“ und damit alt sind, und das vielleicht gar nicht mehr können?
  • Weil sie meistens schon ein Leben lang Steuern wie blöde gezahlt haben?
  • Weil zumindest die Männer schon 15 Monate Grundwehrdienst geleistet haben?

a, auch ich mokiere mich gerne über die Generation Z. Verweichlicht erscheinen mir die heute 15- bis 30-Jährigen, mit ihren Empfindlichkeiten und Zukunftsängsten, oft geradezu hysterisch. Und ihre Arbeitsmoral ist unterirdisch. Zu glauben, wir hätten mit 4-Tage-Woche, Dauer-Homeoffice und Krankentagen bei jedem lächerlichen Wehwehchen auch nur irgendeine Chance, unseren Wohlstand zu erhalten, ist bestürzend naiv.

Als etwas zu spät geborene (1977), aber um so überzeugtere Vertreterin der wohlstandsverwöhnten und statusbewussten, aber auch leistungsbereiten Generation Golf (1965-1975), ist für mich klar, dass das so nichts wird mit der Generation Z.

Allerdings muss ich bei nüchterner Betrachtung zugeben: Vielleicht liegt das doch nicht nur an den Jungen. Sondern vielmehr an uns mittleren Generationen, die derzeit in der Verantwortung stehen.

Sie bejammert die arme, faule Jugend, die wir mit der Corona-Krise ins Unglückt gestürzt haben (als ob die Corona-Maßnahmen nur für Junge gegolten hätten) und meint:

Und diese Jugend soll jetzt, so eine beliebte Idee in weiten Teilen der Gesellschaft, auch in meiner Partei, ein soziales Pflichtjahr leisten. „Das tut den jungen Leuten mal ganz gut“, dieser im Kern erzieherische Ansatz schwingt fast immer mit.

Ich habe eine andere Idee: Wie wäre es, Ältere zum Beginn ihres Ruhestands zu einem Dienst an der Gesellschaft zu verpflichten? 20 Stunden pro Woche, mehr würde ich nicht verlangen. Vielleicht auch mit der Möglichkeit, diese Stunden in den Jahren zuvor kumulativ durch ehrenamtliches Engagement abzuleisten. In Schulen und Kindergärten, in der Flüchtlingshilfe, als Coach für Jüngere. Ich denke, gerade die Generation der Babyboomer und meine eigene könnte damit zumindest ein wenig zur Lösung der Probleme beitragen, die wir den Jüngeren hinterlassen.

Wir sollen jetzt auch noch als Rentner Zwangsarbeit leisten?

20 Stunden pro Woche?

In Schulen, Kindergärten und Flüchtlingshilfe, die jetzt schon Kriegsschauplatz und Ort von Prügeleien sind, sollen jetzt noch die Alten mit den morschen Knochen hin?

Sind die jetzt mit der Weisheit wirklich am Ende angekommen oder geht gerade der Wahlkampf mit jedem Blödsinn los?

Wie stellt die sich das vor? Musterungs- und Einberufungsbescheid?

Was ist, wenn man da nicht auftaucht? Geldstrafen? Heißt das dann, dass die, die ihr Leben lang gearbeitet und was auf dem Konto haben, noch mehr arbeiten müssen, während die, die nie gearbeitet haben, bei denen auch nichts zu holen ist, nicht gezwungen werden können?

Oder so: „Guten Tag, ich bin der Nazi! Richtig rechtsradikal. In welche Schule soll ich?“

Gerade hat man das Strafverfahren gegen einen Cum-Ex-Täter eingestellt. Blutdruck zu hoch. Nicht mehr verhandlungsfähig. Das heißt, die will dann die „Ruheständler“ in die einteilen, die genug Wehwechen haben, um krank geschrieben zu werden, und andere?

Oder ist das Problem eher die Einsicht, dass die jetzt Alten die Einzigen in dieser Gesellschaft waren, die man überhaupt noch zu irgendwas verpflichten kann, die etwas leisten können?

Mal die Gegenfrage: Warum verpflichtet man nicht Bürgergeld- und Asylgeldempfänger dazu, 20 Stunden pro Woche gemeinnützig zu arbeiten? Als Gegenleistung für das Geld? Statt denen, die schon jahrzehntelang gezahlt haben, noch einen draufzudrücken?

Die scheinen mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Selbst die CDU.

Update: Weil manche meinten, das sei Satire, es kam noch ein zweiter Artikel in der WELT. Die – es kommt von der CDU – meinen das ernst.