Ansichten eines Informatikers

Korrelation und Kausalität

Hadmut
6.7.2024 14:40

Das Standardthema.

Die Denkweise, dass wer eine Korrelation findet, sich eine Kausalität frei ausdenken darf, war bisher typisch für die Geisteswissenschaften, erreicht nun aber auch die „IT Manager“:

Ist anscheinend der da: SAP als Vorreiter für die Elektromobilität, wird aber als „Managing Director“ bezeichnet, und hat wohl (u.a.) an einer Business School studiert. Scheint kein MINTler zu sein.

Auf Zypern gibt es übrigens – fast – keine E-Autos. Inzwischen einige wenige Ladestationen, ich habe aber noch nie ein Auto dort stehen gesehen. Und nur wenige Hybriden. Wenn man mit den Leuten spricht, auch mit den Fachleuten in der Autowerkstatt und im -handel, dann sagen die: Wie soll das gehen? Wo soll denn der Strom dafür herkommen?

Zypern ist eine Insel. Zypern ist klein. Und Zypern ist zwar jetzt auch nicht unbedingt arm, aber sie müssen sparen und sind sparsam und vor allem sehr pragmatisch veranlagt. „Preiswert“ ist hier oft wichtiger als „Qualität“, man schaut darauf, wie man das beste Preis-Leistungsverhältnis bekommt, weshalb hier vieles auch nicht unbedingt immer top-renoviert aussieht, sondern so ausgelegt ist, dass man mit wenig Aufwand möglichst gut leben kann. Die Stromversorgung ist hier so ausgelegt, dass sie nicht unter- und nicht überdimensioniert ist. Als ich mal fragte, ob es hier Stromausfälle gäbe, sagte man mir, es sei noch nie zu einem Stromausfall gekommen. Ein lokaler Defekt an irgendeiner Anlage könnte natürlich mal passieren, aber grundsätzlich sei das Stromnetz sehr zuverlässig und gut dimensioniert.

Neulich gab es eine starke Hitzewelle im Raum Nicosia. Das kann leicht passieren, weil die im Landesinneren liegen, wo sich die Hitze stauen kann. Alle anderen Städte liegen am Meer. Da hatte man gebeten, Strom zu sparen, weil die vielen Klimaanlagen das Netz an die Belastungsgrenze brachten und man die Versorgung sicherstellte, indem man irgendeine Maßnahme traf, ich weiß es nicht mehr. Irgendeine Wartung eines Kraftwerkes, das normalerweise dazu abgeschaltet worden wäre, hatte man verschoben, damit es in Betrieb bleibt, oder etwas in der Art. Und ja, Windräder gibt es auch.

Und sie meinen, dass ihre Stromversorgung gut und – trotz der hohen Preise – auch gerade noch im erträglichen Preisbereich sei, nämlich weil die Kapazität dem Bedarf angepasst ist.

Das würde aber nicht mehr funktionieren, wenn die Leute E-Autos hätten. Dann nämlich würde der Strombedarf stark schwanken und man müsse Überkapazitäten aufbauen. Freilich wäre es denkbar, dass man die Autos nur dann lädt, wenn gerade Strom verfügbar ist, nämlich nachts. Aber erstens sei das Stromnetz dafür überhaupt nicht ausgelegt. Man müsste erst ganz Zypern dafür neu verkabeln, damit die Leute ihr Auto zuhause laden könnne. Und zweitens gibt es auf Zypern kaum öffentliche Verkehrsmittel. In Zypern ist man zwingend auf ein Auto angewiesen. Was sollte man aber dann machen, wenn man das Auto tagsüber braucht und er Akku leer ist?

Davon abgesehen seien E-Autos auch viel zu teuer. Die meisten Leute geben so um die 10.000 Euro für ein Auto aus – beispielsweise junge Gebrauchtwagen aus Japan, die wegen des Linksverkehrs nach Zypern exportiert werden. Wozu sollte man dann ab 30.000 Euro, eher mehr, für ein E-Auto ausgeben? Für die Preisdifferenz von 20.000 Euro alleine kann man schon ungefähr 15.000 Liter Benzin tanken, also je nach Auto bis zu 250.000 km fahren. Mehr als die Lebensdauer eines Fahrzeuges auf Zypern. Stromkosten noch gar nicht berücksichtigt. Schon der Kaufpreis amortisiert sich niemals, Stromkosten kommen noch obendrauf. Dazu kommt das Problem, dass man für E-Autos keine Ersatzteile bekommt und kaum eine Werkstatt findet, die dafür ausgebildet und ausgestattet ist.

Man merkt zwar, dass die EU da Druck macht, aber letztlich werden E-Autos hier als das falsche Ding angesehen.

Was man eben so unter Betriebswirtschaft versteht.

Und nein, SAP hat bei mir keinen guten Ruf.