50 – 2 = ?
Vorhin war ich auf einem Mini-Weihnachtsmarkt, der vor einem Einkaufszentrum aufgebaut war. Ich wollte nur eine Bratwurst haben…
Die Bratwürste an dem Stand sahen gut aus. Kostenpunkt 2 Euro. Nun hatte ich gerade kein Kleingeld mehr und mußte mit einem 50-Euro-Schein bezahlen. Und bekam als Wechselgeld 38 Euro heraus.
Ich hab’s für ein Versehen gehalten und so nebenbei erwähnt, daß da noch ein Zehner fehlt. Die Frau sah mich verständnislos an, als würde ich babylonisch reden. Also sage ich etwas deutlicher, daß ich zuwenig Wechselgeld bekommen habe und lege die 38 Euro so aufgefächert auf die Hand, daß man einen 20er, einen 10er, den 5er und 3 Euro in Münzen sehen kann. Sie glotzt erst das Geld, dann mich an und macht einen irritierten Eindruck, als ob sie irgendeine Erklärung für mein seltsames Gebaren erwartete. Ich sage zur Erläuterung “Ich hab Ihnen doch 50 Euro gegeben. Die Bratwurst kostet 2 Euro, also müßte ich 48 herausbekommen. Das sind aber nur 38.”
Irgendwie hatte ich so ein “Ach so” oder “T’schuldigung”, auf jeden Fall aber 10 Euro erwartet. Sie ist fassungslos und guckt mich ungläubig an. Inzwischen wurde der zweite Verkäufer, ein Mann, auf uns aufmerksam und kam dazu. Ich erläuterte auch ihm, daß die Wurst 2 kostete, ich 50 gegeben habe und daher die Erwartung hegte, 48 herauszubekommen, die Erwartung aber nur im Umfang von 38 erfüllt worden sei (außerdem auch die Wurst kalt würde). Er verstand zweifelsohne, daß es um das Wechselgeld ging, und daß ich mit der Menge des erhaltenen Geldes generell unzufrieden war, machte aber nicht den Eindruck auf mich, die tieferen Gründe meines Unmutes erfaßt zu haben. Zumindest waren beide sichtlich verunsichert. Ich erklärte langsam und deutlich, daß 50 minus 2 eben 48 und nicht 38 sei. Oder umgekehrt, daß 38 und 2 nur 40 sei, ich aber 50 gegeben habe. “30, 40, 50, dazwischen kommt noch Vierzig!” Sie wandten sich zur Beratung ab. Die Wurst verlor wieder etwas an thermischer Qualität. Sie öffneten schließlich die Kasse, gaben mir 10 Euro heraus, entschuldigten sich vielmals und beteuerten, daß dies keine Absicht gewesen sei. Irgendwie hatte ich aber den Eindruck, daß die 38 genausowenig beabsichtigt waren, wie es die 48 hätten sein sollen. Ich nahm Geld und Wurst, und ging.
Während ich so vor mich hin die Wurst ihrer Bestimmung zuführte, fragte ich mich, was denn wohl der Grund für diese Begebenheit war: Waren die gerade durch den Weihnachtsstreß mit den Nerven fertig und einfach für den Tag am Ende? Oder war es eher die übliche Masche, zuwenig Wechselgeld zu geben und zu spekulieren, daß es nicht bemerkt würde? Und sich dann doof zu stellen? Oder war es doch ein Problem mit dem Kopfrechnen und elementarem Zahlenverständnis?
Die Wurst war jedenfalls gut.