Ansichten eines Informatikers

Bildqualität Sony ?-100 am Beispiel Westaustralien

Hadmut
28.8.2007 14:15

Ich war im April/Mai in Westaustralien, die Tour West Coast Explorer von Darwin nach Perth mit dem Veranstalter WesternXposure. Und bin inzwischen endlich auch mal dazu gekommen, meine Bilder, die ich unterwegs gemacht habe, durchzusortieren. Anlaß für ein paar kritische Gedanken zur Bildqualität.

Ich hatte seit ca. 20 Jahren eine Minolta-Ausrüstung, damals angefangen mit einer Dynax 7000i. Als Student kamen da einige Objektive dazu, vor allem von Sigma. Der Grund, warum ich mich als Student für Minolta und nicht etwa für Canon oder Nikon entschieden hatte, war, daß die damals beim Autofokus am weitesten voran waren – und etwas billiger. Richtig zufrieden war ich mit der Qualität der Minolta und der Sigma-Objektive jedoch nie bzw. nur in Einzelfällen. Das Sigma 90mm Macro ist mein bestes Portrait-Objektiv, und als einziges meiner Objektive wirklich so scharf, wie ich es mir wünsche. Aber hat man erst einmal Geld in die Objektive investiert, wechselt man ungern die Marke, denn das Gehäuse ist im Vergleich zu den Objektiven eher nachrangig. Umso ärgerlicher war es, als Canon und Nikon dann bei den Digitalkameras Minolta weit hinter sich ließen. Gerade die kleine preisgünstige Serie von Canon ist eigentlich eine nette, kleine Reisekamera. Als dann (endlich) die Minolta D7D rauskam, hatte ich die mal einen Tag zum Testen. Minolta-typisch war die Ergonomie einfach besser als bei Canon und Nikon. Ich habe bei Canon und Nikon ernsthafte Probleme, etwas zu finden, was mir gut in der Hand liegt und was sich gut bedienen läßt. Da ist Minolta ungeschlagen. Aber die Bildqualität war nicht so der Brüller und 6 Megapixel schon beim Herauskommen der Kamera wieder etwas veraltet (wobei das eigentlich Quatsch ist, denn bei den damals aktuell 8 Megapixeln rutscht die Kantenlänge eines Pixels im Vergleich gerade mal auf 87%, was nicht so wirklich höhere Bildqualität liefert). Ärger war dabei, daß eine Canon einfach die besseren Bildalgorithmen hat (besser: Naja, sie putzt mehr Rauschen weg, ob das “besser” ist, wäre diskutabel). Und ob nun CMOS oder TTL besser ist, daran scheiden sich auch die Geister. Eigentlich wollte ich umsteigen, konnte mich aber nicht zwischen Nikon und Canon entscheiden. Als dann aber von Minolta die billigere D5D rauskam, hab ich mir die halt gekauft, um eben die Objektive aufzubrauchen. War mit der aber auch nicht zufrieden. Und dann hat Minolta dicht gemacht und das Zeugs an Sony übergeben. Sony mag ich nicht.

Dann stand die nächste Australien-Reise an. Was machen? Komplett neues System kaufen? Immerhi hat das Minolta/Sony-System den Vorteil, daß der Anti-Shake in der Kamera und nicht im Objektiv eingebaut ist. Das heißt, daß ich auch meine ganzen alten Objektive mit Anti-Shake verwenden kann. Und weil die Sony ?-100 gerade massiv im Preis fiel, und ich meine Minolta D5D auf ebay gut verkauft habe, war der Ersatz der D5D gegen eine ?-100 nahezu kostenneutral. Also jetzt eine neuere Kamera, mit nunmehr 10 Megapixeln. (Dummerweise hab ich dann erst nach der Reise gemerkt, daß sich meine alten Sigma-Objektive auflösen und sich das Argument des Objektiv-Bestandes damit erheblich reduziert).

Und welches Objektiv?

Nun, einen Satz kleinerer Objektive mit Festbrennweiten (z. B. das 50mm 1,7 oder besagtes Sigma 90mm Macro) ging mit, soweit klein, leicht und in einer kleinen gepanzerten Otter-Box unterzubringen. Was aber als allgemeines Reise-Objektiv?

Nun gibt es diese Super-Zoom-Objektive. Vor vielen Jahren wurden die von Tamron mit dem “Revoluzoom” eingeläutet. Hab mir damals sogar eins gekauft, es aber nie benutzt, weil damit einfach keine scharfen Bilder zustandezubringen waren. Obwohl die Dinger inzwischen einige Fortschritte gemacht haben und inzwischen jeder Hersteller sowas im Angebot hat, sind die Dinger immer noch jenseits dessen, was man als gutes Objektiv bezeichnen kann, zudem lichtschwach. In den Foren werden sie als “Suppenzoom” bezeichnet, nicht ganz unberechtigt.

Jetzt besteht auf so einer Reise aber das Problem, daß man mit Gepäck-Gewicht und -volumen extrem geizen muß. Das Gepäck ist auf (insgesamt!) 15kg beschränkt. Gepäckraum gibt es nicht, das Gepäck muß oben auf dem Dach des LKW mitfahren und wird völlig verstaubt. Im LKW drin ist schlichtweg kein Platz für eine Fototasche. Geht einfach nicht. Gelegenheit zum Objektivwechsel ist in der Regel auch nicht, dafür alles staubig und dreckig und Zeit ist auch nicht. Außerdem muß man das Zeugs – neben sonstiger Ausrüstung wie Badesachen, Sonnencreme, Hut, Brille, Wasserflaschen usw. – noch meilenweit in der Hitze rumschleppen. Keine Chance für eine große Fotoausrüstung, schon gar nicht für eine Profiausrüstung (die leicht in 5-20 Koffern daherkommt und i.d.R. von 2-3 Assistenten getragen wird). Es geht einfach nicht. Nicht ohne Grund hatten alle anderen Leute auf der Reise nur winzige Taschen-Knipsen dabei.

Was also tun? Obwohl ich von meinem ersten Tamron Superzoom überhaupt nicht begeistert war, fiel mir das neue 18-250 ins Auge, das speziell für Digitalkameras gerechnet war und in einem Zeitschriftentest erstaunlich gut abgeschnitten hatte. Also bestellte ich es zusammen mit der Sony ?-100 Kamera, sollte gerade noch rechtzeitig vor der Reise kommen. Zufällig war mir aufgefallen, daß die Sony im Set mit dem Sony 18-200 (ebenfalls so ein Superzoom) erheblich billiger war als wenn man beides einzeln kauft. Also könnte man ne Menge Geld sparen, wenn man das 18-200 auf ebay gleich wieder verkloppt. Hört sich bescheuert an, hatte aber auch den Vorteil, daß es gleich lieferbar war. Und das war das Glück, denn das Tamron war nicht mehr rechtzeitig lieferbar. Also bin ich dann mit dem Kästchen voller Festbrennweiten, einem alten Minolta 28-135 und eben jenem Sony 18-200 losgezogen.

Um es vorweg zu nehmen: Man kommt unterwegs wirklich nicht zum Objektivwechsel. Will man in dem vielen Staub und mit dreckigen Händen auch nicht. Also habe ich fast nur mit dem 18-200 fotographiert, und in einigen Situationen schlechten Lichtes mit dem 50/1.7. Den Rest hätte ich auch zuhause lassen können.

Und wie sieht es mit dem Ergebnis aus?

Dreck auf dem Sensor

Ich könnte mich in den Arsch beißen. Natürlich habe ich die Kamera vor der Abreise noch kurz getestet. Schien alles in Ordnung. War es aber nicht. Die Kamera hatte eine Macke, die ich aber auf den Testbildern nicht bemerkt hatte. Und auch unterwegs nicht, weil der kleine LCD-Monitor sie nicht dargestellt hat. Die Kamera hatte nämlich ab Werk Dreck auf dem Sensor, so einen winzigen weißen klebrigen Partikel. Der hinterließ auf jedem Bild (oben in der Mitte) einen häßlichen Fleck. Nur daß man diesen Fleck je nach Motiv, Licht, Brennweite und Blende mal mehr, mal weniger sieht. Und auf den Testbildern war er nicht zu sehen. Ich habe erst nach der Rückkehr gemerkt, daß ich auf allen über 2000 Bildern den Fleck habe.

Zwar hat auch die Sony die Eigenschaft, beim Einschalten Dreck abschütteln zu wollen. Aber sie tut das, wie ein Vergleichstest (Quelle vergessen) zeigte, ziemlich schlecht. Und dieser Partikel war klebrig. Ich habe dann ziemlich Druck aus dem Blasebalg gebraucht um ihn wegzubekommen.

Daß eine Kamera schon ab Werk Dreck auf dem Sensor hat, darf eigentlich nicht vorkommen. Allerdings zeigt das auch, wie wichtig es ist, das Innere der Kamera sauberzuhalten. Der Fleck ärgert mich und stört weitaus mehr, als etwa die Bildverzerrungen, die durch die begrenzte Abbildungsqualität eines Superzooms verursacht werden. Die sieht man nämlich nur auf ganz wenigen Bildern, während man den Dreck auf den meisten Bildern sieht. Insofern sei den Kritikern der Superzooms entgegengehalten, daß das Objektiv in solchen Umgebungen dadurch, daß es den Objektivwechsel erspart, unter Umständen mehr für die Bildqualität tut, als es durch mäßige Abbildungsleistungen schadet. Da muß man natürlich gegenüber den analogen Kameras umdenken, denn die kannten da Problem nicht. Da war vor dem Film einfach nichts mehr, und Dreck klebt nicht in der Luft. Dafür konnte man Abbildungsfehler früher nicht korrigieren, während man sie heute wieder rausrechnen kann.

Objektiv Sony 18-200

Wir wollen es auch nicht gutreden: Das Objektiv hat seine Grenzen. Es verzerrt, auch wenn es auf kaum einem Bild auffällt. Es gibt aber Bilder, auf denen das, was eigentlich gerade sein soll, sichtbar rundgebogen ist. So richtig knackscharf ist wenig geworden. Es gibt mitunter unschöne Farbsäume, auch wenn sie eher selten sichtbar werden.

Ehrlicherweise muß ich aber auch sagen, daß ich mit dem Objektiv trotzdem zufrieden bin. Das Ergebnis ist immer noch deutlich besser, als ich befürchtet hatte. Und man muß ganz klar sagen, daß ich keine Alternative hatte: Alles andere hätte mehre, große, schwerere Objektive bedeutet, die nicht nur ständigen Objektivwechsel nach sich gezogen hätten, sondern auch einfach nicht dorthin zu transportieren gewesen wären. Wenn man beispielsweise durch hüfttiefes Wasser waten muß und die Hände zum Festhalten braucht, kann man nicht mehr mitnehmen als das, was man sich um den Hals hängen kann. Es ist leicht, zuhause zu sitzen und in irgendwelchen Fotoforen Meinungen abzulassen, aber vor Ort muß man einfach mit einem Minimum auskommen, solange man nicht auf professionelle Tour geht und mit einem Geländewagen voller Ausrüstung, Helfern und viel Zeit und Geld unterwegs ist.

Insofern hat das Objektiv trotz aller seiner Beschränkungen das Maximum des unter den Randbedingungen möglichen herausgehot (außer vielleicht im Vergleich zu anderen Superzoom-Objektiven. Vielleicht wäre das Tamron 18-250 besser gewesen, vielleicht auch nicht.) Die Abbildungsleistung steigt, wenn man 1-2 Blenden abblendet. Falls man sich das vom Licht und vom Motiv her leisten kann.

Autofokus

Ich war mit dem Autofokus von Minolta noch nie zufrieden. Und die Sony ist nicht viel besser. Zu viele Bilder sind Ausschuß weil unscharf, obwohl im Sucher noch als scharf erschienen oder weil einfach nicht schnell genug. Daß Problem ist, daß man die Schärfe ohne Schnittbildindikator im Sucher nicht wirklich beurteilen kann.

Zur kleinen Ehrenrettung der Kamera: Je kleiner die Blende, je lichtschwächer das Objektiv, desto schwerer hat es der Autofokus. Prinzipiell geht der ab Blende 6,7 eigentlich gar nicht mehr, und Super-Zooms sind verdammt nahe dran (bzw. das Tamron erreicht den Wert sogar). Das ist ein Problem der Superzooms, von dem kaum jemand spricht: Sie machen es dem Autofokus schwer, weil sie so lichtschwach sind.

RAW vs. JPG

Eigentlich wollte ich nur RAW-Bilder machen, die hinterher am PC konvertiert werden. Mitgenommen hatte ich 17GByte Kartenspeicher und eine externe mobile 2,5″ Festplatte. Falls der Speicher nicht reicht, wollte ich unterwegs nachkaufen. Das war ein Fehler. Ich hätte gleich mehr Speicher einkaufen sollen.

Ich hatte nämlich den Speicherbedarf unterschätzt. So nach ein paar Tagen schwante mir, daß der Kartenspeicher nicht reichen würde, wenn ich weiter RAW fotographierte. Dummerweise ist es nicht einfach, im australischen Outback Karten nachzukaufen. Während ich nach 2GByte-Karten suchte, gab es unterwegs höchstens 64MByte-Karten zu kaufen, die dann pro Byte auch noch das ca. 40-fache des in Deutschland üblichen Preises kosteten. Die hatten halt vor Jahren mal ein paar gekauft und sich in den Krämerladen gelegt, und da wurden sie nun verkauft, bis sie alle waren. Vorher wurden weder Preise gesenkt, noch Nachschub geordert. Ist halt so.

Also mußte ich mich entscheiden, ob ich die Karten überschreibe und mich alleine auf die Festplatte verlasse, oder ob ich die Karten nur einmal verwende und die Platte als Sicherheitskopie verwende. Wegen der extremen Bedingungen (Staub, Hitze, Erschütterung, Wasser, Diebstahlgefahr) hab ich mich für die Redundanz-Variante entschieden und teilweise JPGs gemacht um Platz zu sparen.

Hinterher am PC zeigte sich, daß die RAW-Aufnahmen nach der Konvertierung erheblich besser als die sind, die gleich als JPG aufgenommen wurden. Nächstes Mal geht sehr viel mehr Speicher mit.

Erinnert mich aber an meine erste Reise mit Digitalkamera: 1999 war ich mit einer Kodak DC-240 in den USA. Die Kamera hatte ein Megapixel und ich hatte 700 DM für zwei 48MByte-Karten bezahlt. Um mit dem Speicherplatz auszukommen mußte ich aber einige Aufnahmen statt mit 1 Megapixel mit 640×480 aufnehmen. Dafür wurde man damals mit einer Digitalkamera noch als eine Art Zauberer angesehen und bewundert, und der Vorgang, Bilder gleich im Bus ansehen zu können, als Akt schwarzer Magie.

Eigene Dummheit

Muß man auch mal klar sagen: Einige Bilder hab ich aus eigener Dummheit versaut. Genauer gesagt Nachlässigkeit.

Mehrfach ist es mir passiert, daß ich abends oder frühmorgens im Gegenlicht die Kamera verstellt hatte, z. B. hohe Empfindlichkeit (was bei der Sony zu einer grauslichen Bildqualität führt), starke Belichtungskorrektur, Zeitvorgabe usw. Und dann vergessen zurückzustellen. Was man bei einem optischen Sucher nicht gleich merkt. Bei meiner Dimage 7i hat man im digitalen Sucher gleich gesehen, was man vermurkst hat, nicht so bei der optischen Spiegelreflex. Das ist der Preis, den man für die Möglichkeit zahlt, viel einzustellen: Man kann auch viel verstellen.

Wobei es da auch im Hause Minolta schon bessere Lösungen gab, etwa die P-Taste, oder die Möglichkeit, verschiedene Profile abzulegen. Bei der Sony gibt es derzeit sowas alles nicht. Es gibt nur neben den üblichen Einstellungen noch den Idioten-Modus, der (fast) alle Einstellungen ignoriert. Allerdings ist man damit dann so begrenzt, daß man überhaupt nichts mehr machen kann, keinerlei Korrektur, nichts mehr. Deshalb verwende ich den Modus nie, weil er einen halt doch zu sehr einschränkt. Zugeben muß ich allerdings, daß ein paar der Bilder, nämlich die, bei denen ich das Rückstellen vergessen habe, im Idioten-Modus besser geworden wären.

Allen Ärgers zum Trotz sind doch ein paar passable Bilder bei rausgekommen, auch wenn ich bisher noch keine Zeit hatte, den dummen Fleck wegzumachen oder andere Korrekturen vorzunehmen (wird wohl noch eine Weile dauern, wenn überhaupt):

https://www.danisch.de/exp/2007_Australia/index.html