Ansichten eines Informatikers

Mehr zum Nokia 6110 Navigator

Hadmut
19.10.2007 0:39

Nach einigem weiteren Herumspielen weitere Kritik zum Nokia 6110 Navigator Handy:

Also prinzipiell gefällt mir das Ding sehr gut, es hat ein paar tolle Funktionen und Softwaremodule. Beispielsweise einen PDF-Reader. Schön auch, daß man aus der Navigation direkt Positionen oder Karten-Screendumps als Mail verschicken kann: “Hier bin ich”

Allerdings hat es eben auch ein paar Macken:

  • Das Display ist nicht gut gewählt: Ohne Hintergrundbeleuchtung sieht man gar nichts. Deshalb geht sie auch ständig an und aus und kann den Akku ruckzuck leersaugen. Zum Vergleich: Mein Garmin Etrex hat ein Farbdisplay, das bei Tageslicht auch ohne Hinterleuchtung sehr gut abzulesen ist (nennt sich glaub ich “transflexiv”). Gerade ein Handy mit Navi, das man tagsüber ständig verwenden würde, hätte so ein Energiespar-Display dringend gebraucht. Warum geht es bei Garmin, nicht aber bei Nokia?
  • Bei den E-Mail-Funktionen gibt es ein paar kleinere Problemchen: Wenn man den TCP-Port ändert, bekommt das Handy das nicht immer mit. Hab ich aber nicht weiter erforscht.
  • Ärgerlich sind die Tasten: Winzig, zu dicht nebeneinander, teils als Wippe ausgelegt, bei der man leicht die falsche Taste erwischt. Ich hab heute bestimmt mindestens 20-30 mal die falsche Taste gedrückt, weil sie so klein und dicht beisammen sind. Die Zifferntasten fühlen sich nicht schön an.
  • RSS-Feeds über HTTPS mit Passwort können nicht abgefragt werde. So’n Mist.
  • Da ich es geschafft habe, den Akku in einem halben Tag leerzusaugen hier nochmal die Kritik: So ein Stromverbraucher-Handy muß per USB aufladbar sein. Versteh ich nicht, warum sie das nicht gemacht haben.
  • Sie bieten ein paar nette Anwendungen zum Nachladen an, z. B. eine nette Wettervorhersage oder einen Dienst, der einem Handy-Fotos von Text oder Visitenkarten gleich über einen externen Server OCR-erkennt. Kostet alles Geld.
  • Ist zwar nett, daß der Kartenslot und der USB-Stecker mit Klappen abgedeckt sind, die sind aber so dünn und klaprig, dass sie schon abbrechen wenn der Wind pfeift. Wie kann man sowas bauen? Ein paar stabile Gummideckel wären besser gewesen. Aber heute sind Handys generell aus “hauchdünn” gebaut um da alles reinzubekommen. Stabile Gehäuse gab es vor 10 Jahren.
  • Der USB-Fehler verdichtet sich. Wie gesagt, gibt es noch mehr Macken. Aber insgesamt besser als beim Sony Ericsson.
  • Die Oberfläche ist leider nicht mehr so logisch und einfach aufgebaut, wie bei früheren Nokias. Es gibt auf der Hauptseite ein paar Symbole zum Direktzugriff, aber wohl nicht mehr zu konfigurieren. Warum ausgerechnet die Mailboxen nicht auf einem solchen Icon liegen, sondern auf einer Funktionstaste, verstehe wer will. Eine der wichtigsten Funktionen, nämlich die Sprachaufzeichnung, ist nur ganz schwierig durch mehrere Menüs zu erreichen. Gar nicht brauchbar, wen man es eilig hat. Immerhin gibt es eine Wunschtaste an der Seite, die man mit einer Funktion von vielen belegen kann. Da hab ich das draufgelegt, man muß aber immer noch mit dem Navigationsknopf auf Start drücken. Mein erstes eigenes Handy von vor ca. 10 Jahren, ein Panasonic, konnte das weit besser. Einmal drücken und gut is. Außerdem konnte das auch aus dem laufenden Gespräch aufnehmen, etwa wenn der Gegenüber einem eine Telefonnummer ansagt oder sowas (Mit Warnpiepser, damit der andere merkt, daß er aufgenommen wird.)
  • Wenn die Eingabe über diese Mini-Ziffern-Tastatur nicht so ätzed mühsam wäre, wäre es ein ganz passabler PDA.
  • Leider kann man Navigationsziele nicht direkt über GPS-Koordinaten eingeben. Ärgerlich. Aber: Nokia hat sich ein eigenes XML-Format für Landmarks definiert (http://www.nokia.com/schemas/location/landmarks/1/0/lmx.xsd). Koordinaten, die man in diesem Format als E-Mail-Attachment schickt (Mime-Type application/vnd.nokia.landmarkcollection+xml ) werden übernommen. Durch die Hintertür geht’s also doch. Warum die kein GPX verwendet haben?

    Zudem hat sich herausgestellt, daß die auch da einen Software-Fehler haben: Im XML-File hat sich im Pfad ein Leerzeichen eingeschlichen:

    xsi:schemaLocation=”http://www.nokia.com/schemas/location/landmarks/1/0/ lmx.xsd”>

Also im Prinzip nicht schlecht, aber noch nicht ausgereift. Dummerweise reifen Handys bzw. deren Software in der Regel nicht nach, die Verbesserungen zeigen sich – wenn überhaupt – in neuen Geräten. Motto: Warum Bugs beheben? Kostet nur Zeit und Geld und senkt den Leidensdruck, sich gleich wieder ein neues zu kaufen.

Mir gruselts allerdings, wenn ich daran denke, wieviele Sicherheitslöcher und Programmierfehler in so einem Multimedia-Brocken stecken mögen.