Mork
Obwohl Thunderbird mein bevorzugtes Mailprogramm ist, habe ich mich gerade schon wieder einmal über das unglaublich schlechte Adressbuch von Thunderbird geärgert.
Eine völlig unzureichende Adressstruktur, miserabler, fehlerhafter und unvollständiger LDAP-Treiber, ansonsten kein Standformat. Datenaustausch höchstens über LDIF-Import/Export, was aber jedesmal ein komplett neues Addressbuch anlegt und umständlich ist. Ein vernünftiger Weg zur Synchronisation mit anderen Adressbüchern (PDA,…) ist mir noch nicht untergekommen. Es hat zwar mal einer ein SyncML-Plugin geschrieben, das funktioniert aber nicht (mehr). So gut mir Thunderbird gefällt, das Adressbuch ist einfach nur Murks. Evolution, KDE, ja sogar Outlook können es viel besser. Selbst viele Hinweise und Verbesserungsvorschläge über Bugzilla blieben erfolglos. Anstatt etwas zu verbessern wird die schlechte Struktur sogar noch festgeschrieben. Unter der Haube ist bei Thunderbird & Co. einiges im Argen, was auch für die Sicherheit zutreffen könnte. Ich hatte mal vorgeschlagen, das Adressbuch generell durch eine API mit Skriptschnittstelle zu ersetzen. KDE und Evolution können auch unterschiedliche Adressbüchertypen einbinden. Beispielsweise könnte man so auch seinen PGP-Schlüsselring als Adressbuch einbinden. Und die X.509-Schlüssel oder PGP-Einstellungen statt in separaten Dateien in den Adressbucheinträgen unterzubringen, haben sie bisher auch nicht auf die Reihe bekommen. Geht auch nicht, wenn man stur von einer festen Adressstruktur ausgeht.
Also wollte ich mal direkt auf die Adressbuch-Datei zugreifen. Sie ist im Datenbankdatei-Format “Mork” beschrieben, das z. B. auch Mozilla/Firefox für die Browser-History verwendet. Ich kann mich da der Meinung anderer Leute nur anschließen, daß Mork das dämlichste Dateiformat ist, das die Opensource-Szene bisher gesehen hat.
Wenn man das Format einlesen will, bekommt man fast Krämpfe. Das ist echt übel und in sich inkonsistent und uneinheitlich. Einfach mal ad hoc irgendwas zusammengepanscht. In dem Versuch, die Daten möglichst kurz darzustellen, ein Format erfunden, in dem die Daten länger werden, als wenn man sie einfach im Klartext (oder als LDIF) hinschreibt. Und es gibt nicht einmal eine ordentliche Formatbeschreibung, lediglich eine Mail, in der der Autor beschreibt, wie er es machen will.
Manchmal könnte man sich echt die Haare ausraufen. (Wenn ich dafür noch genug hätte…)
Der Hintergrund der Probleme liegt aber nicht in Thunderbird, sondern in einem gewissen amerikozentrischen Weltbild: In den USA gibt es eine ziemlich feste Adress-Struktur, sogar die Telefonnummern haben alle das gleiche Format. Und die Lebensweise ist auch relativ stark uniform. Deshalb gibt es Annahmen, daß jeder genau ein Fax, ein Mobiltelefon, einen Pager, eine Privat- und eine Dienstadresse hat. Ende. Das äußert sich übrigens auch in LDAP-Objektklassen. Oder in Webseiten, die Adressen nicht anehmen, wenn man außer dem Land nicht auch noch einen Bundesstaat eingibt. Oder Telefonnummern nicht siebenstellig und Vorwahlen nicht dreistellig sind. Schon interessant, wie sich alles nach den amerikanischen Sitten richtet.
Bleibt zu hoffen, daß sie irgendwann einmal – wie bei den Kalendereinträgen – auf SQLite umstellen.