Ansichten eines Informatikers

Wieder mal Spaß mit Festplatten

Hadmut
17.11.2007 0:59

Ich habe mir diese Woche eine kleine, leichte, portable Festplatte (Fujitsu-Siemens Storagebird Solo 20-U, 250G, 2,5 Zoll, USB) für die Aktentasche gekauft. Wär auch zu einfach, wenn’s problemlos ging.

Ich habe schon ein kleines externes 2,5″-Gehäuse. Die sind wirklich winzig, weil ja außer der Platte und einen kleinen Platinchen nichts drin ist, passen also fast in die Hemdentasche.

Bei den 2,5″-Festplatten hat sich ein seltsamer Standard etabliert: Nämlich die Stromversorgung allein über den USB. Seltsam deshalb, weil es eigentlich nicht geht. USB-Ports gibt es als High-Power und als Low-Power, und sind selbst als High-Power eigentlich auf 500mA begrenzt. Das reicht nicht, um eine 2,5″-Platte zu betreiben. Deshalb liegen vielen Geräten solche Y-Kabel bei, die auf der Seite zum Rechner hin zwei USB-Stecker haben. Der zweite zieht nur Strom. An einen USB-Hub kann man sowas natürlich nicht anschließen.

Das funktioniert aber auch direkt am Rechner nicht immer. Denn prinzipiell muß ein USB-Port den Strom eigentlich erst dann liefern, wenn sich ein Gerät auf dem Port anmeldet. Und das machen diese Y-Kabel auf dem zweiten Port nicht, da wird nur Strom gezogen.
Auch der Strom von zwei Ports reicht eigentlich nicht, weil zweimal 500mA 1000mA sind, viele Platten beim Anlaufen aber über 1A ziehen.

Beim Auspacken der Platte kam mir schon etwas komisch vor: Ein USB-Kabel mit nur einem Stecker auf Rechnerseite. Sollte diese Platte wirklich so revolutionär sparsam sein? Ein Blick auf die Unterseite der Pappschachtel läßt Schlimmes ahnen:

Leistungsaufname typ. 7W

7 Watt? Macht bei 5 Volt 1,4 Ampere. Dazu bräuchte man 3 USB-Stecker. Wie soll das gehen? Naja, probieren wir es mal. Weil ich zufällig ein USB-Kabel mit dem passenden Mini-USB-Stecker auf dem Tisch rumliegen habe, gleich mal an geschlossen. Geht nicht. Die Platte gibt seltsam rhythmisch klackernde Geräusche von sich, die LED blinkt im selben Takt, der Kernel beschwert sich über USB-Fehler. Kein Zweifel, da stimmt was nicht. Entweder Platte kaputt oder zuwenig Strom. Also hole ich zwecks Tests das Y-Kabel einer anderen Platte aus der Schublade und schließe die Platte mit doppeltem Strom an. Nix, derselbe Effekt. Wenn’s damit nicht geht, kann es mit dem Original-Kabel schon gleich gar nicht gehen.

Nur pro Forma packe ich doch mal das Original-Kabel aus. Sieht nach gewöhnlichem USB-Kabel aus, allerdings dicker und mit zwei aufgesteckten Ferrit-Ringkernen. Und dann das große Staunen: ES GEHT. Mit diesem Kabel. Und das schlimmste daran: Ich verstehe nicht, warum. Was ist an diesem Kabel anders? Warum kann ein Kabel mit einem USB-Stecker mehr Strom liefern als das mit zweien? Und wie holt man aus einem USB-Port 7 Watt raus, wenn der doch angeblich auf 5V 500 mA beschränkt ist?

Könnte ja sein, daß der PC mehr Strom gibt als spezifiziert. Aber warum geht es dann nur mit dem einen Kabel? Eins der Vergleichskabel ist nämlich auch nicht dünn.

Auf der Suche nach Erkenntnis mache ich einen Call bei Fujitsu-Siemens auf und schildere das Problem. Ich hatte mich gefreut, daß die Platte dieselbe Mini-USB-Buchse wie meine anderen Geräte für die Reise hat (Handy, GPS, Fotospeicher,…). Soll ich trotzdem für jedes Gerät ein separates globiges Kabel mitnehmen?

Antwort von Fujitsu-Siemens:

Sehr geehrter Herr Danisch,

leider können wir keine Funktion mit einer anderen USB Kabel garantieren, da diese Festplatten nur mit dem orginalen USB Kabel zertifiziert und freigegeben sind.

Mit freundlichen Gruessen

Ach gar? Da ist also irgendwas überhaupt nicht USB-konform, wenn es nur mit bestimmten Kabeln funktioniert. Nur was ist an diesem Kabel anders? Wissen die vom Support wohl auch nicht. Andererseits gibt es am Notebook sogar mit dem Zauberkabel Probleme.

Also werfen wir einen Blick in die Handbuch-CDROM:

Wird der STORAGEBIRD vom Computer nicht erkannt oder ist kein Datentransfer mit dem Gerät möglich, so liefert die USB-Schnittstelle möglicherweise zu wenig Strom. Verwenden Sie in diesem Fall das externe Netzteil von Fujitsu Siemens Computers. In Abhängigkeit von der Produktvariante, die Sie erworben haben, ist entweder ein externes Netzteil mitgeliefert oder Sie können ein entsprechendes Netzteil als Zubehör erwerben. Wenden Sie sich an Ihren Fujitsu Siemens Computer Vertragshändler.

Ah ja. Scheint wohl von vornherein außerhalb der Spezifikation gebaut zu sein. Und wenn’s nicht geht, soll der Kunde gucken, wo er für viel Geld ein Netzteil mit passendem Stecker herbekommen könnte. Gibt’s da, wo ich die Platte gekauft habe, ganz sicher nicht, war nämlich das Wochensonderangebot bei Metro. Da kommt nichts mit und wird auch nichts ins Zubehörprogramm aufgenommen.

Ich glaube, das geb ich zurück.

Ich will trotzdem gerne wissen, was an dem mitgelieferten Kabel anders ist, daß es damit (zumindest am PC) geht. Haben normale USB-Kabel etwa so hohe Kabelverluste, daß das ins Gewicht fällt? Was könnte an diesem Wunderkabel anders sein, abgesehen vom Ohmschen Widerstand? Eins der Vergleichskabel ist zwar etwas dünner, hat aber auch Ferritkerne.

Mein Fotospeicher hat auch eine 2,5″-Platte, dazu noch Display und Mikrocontroller. Der braucht zwei USB-Stecker, puffert den Anlaufstrom aber über den eingebauten Akku ab.

Wenn jemand weiß, was an diesem besonderen Kabel anders ist, soll er mir bitte ne E-Mail schicken oder hier einen Kommentar reinschreiben.

Nachtrag:
Inzwischen habe ich wohl das Rätsel gelöst: An dem Kabel ist wohl nichts magisches, außer daß es dicker und damit niederohmiger ist. Die Ursache der seltsamen Effekte ist wohl eher, daß mir das verdammte Ding einige USB-Ports durchgeschossen und damit das Mainbord kaputtgemacht hat. Und das ausgerechnet bei meinem vollgestopften Kompakt-PC mit mikro-ATX-Board, das wirklich schwierig auszutauschen ist. Jetzt bin ich richtig sauer.

Ein Kommentar (RSS-Feed)

yasar
23.11.2007 19:07
Kommentarlink

Ich habe hier mehrere 2,5″-HD-Cases, die nur ein kleines Standardkabel USB/Mini-USB haben und bisher keine Probleme gemacht haben, sogar an Notebooks. Stromanschluß sucht man an den Dingern vergebens.

Die Platten waren IBM-Deskstar 20GB und Samsung 80GB.