Ansichten eines Informatikers

Wer genau hat Gott geschaffen?

Hadmut
29.12.2007 22:17

Ich hatte kürzlich mal eine Diskussion mit jemandem, der mir erklären wollte, warum der Mensch von Gott geschaffen sein müsse.

Ich will es ja nicht direkt in Abrede stellen, weil ich versuche, Aussagen immer erst dann in Abrede zu stellen, wenn ich sie verstanden habe. Und ich habe nicht verstanden, was der mir da sagen wollte. (Nachfragen zwecklos, er wiederholte sich immer, konnte also nur akkustisches oder sprachliches Nichtverstehen beheben, nicht das inhaltliche.) Vielleicht hatte er ja Recht und ich hab’s nur nicht verstanden.

Die Argumentation verlief ungefähr so:

Ich sei ein sehr komplexes Wesen (vielen Dank für das Kompliment). Ein so komplexes Wesen, wie der Mensch es sei, mit all seinen Fähigkeiten, könne ganz einfach nicht durch Zufall entstehen, das muß geplant sein. Man müsse nur mal das Auge als Beispiel hernehmen, das sei so faszinierend und kompliziert, daß da kein nachvollziehbarer Pfad von der Ursuppe zum Auge führe. Also müsse der Mensch von Gott geschaffen sein.

Nun gut, nehmen wir das mal so hin. (Falls das auch auf mich zuträfe, würde mich interessieren ob ich ein paar herstellungsbedingte Mängel auf Garantie beheben lassen könnte…) Aber prinzipiell ist diese Überlegung mal so abwegig ja nicht. Könnte ja in erster Überlegung so sein.

Daraus folgte, daß der Mensch nur ein mittelprächtig-mittelkomplexes Wesen sein könnte und Gott erheblich schlauer und komplexer als der Mensch sein muß, denn der Mensch ist bisher nicht in der Lage, einen Menschen oder ein Auge zu erschaffen. Wir basteln gerade an den primitivsten Einzellern rum. Nicht mal einen Pilz oder eine Qualle bekommen wir bisher hin.

Woher sollte dann aber Gott gekommen sein? Wenn schon der Mensch zu komplex wäre um ohne Konstrukteur entstanden zu sein, wie könnte dann Gott selbst ohne Erschaffer entstanden sein?

Anders gesagt: Wenn das Konzept Gott darauf beruht, daß Gott selbst nicht geschaffen wurde, warum sollte dann das weniger komplexe Wesen Mensch nicht auf dieselbe schöpfungs-lose Weise entstanden sein?

Die Konsequenz daraus wäre, daß Gott ja vielleicht selbst nur geschaffen worden wäre. Was wäre dann an ihm aber göttlicher oder anbetungswürdiger als an uns selbst? Müßte man dann nicht eher den verehren, der Gott geschaffen hat? Und müßte das nicht die Frage aufwerfen, wo der eigentlich herkam?

Man will mir also erklären, daß aus der Komplexität des Menschen folgen müsse, von einem komplexeren Wesen geschaffen zu sein, für das diese Anforderung jedoch nicht gilt, obgleich es komplexer ist.

Selbst wenn man annimmt, daß es Schöpfer und Geschaffene gibt, woher weiß man, wer von beiden wir eigentlich sind? Immerhin schrauben wir schon gewaltig in der DNA der Flora und Fauna herum, und die ersten künstlichen Lebensformen sind nicht mehr fern. Kann der Forscher im Labor zukünftig von seinen Bakterien, Mäusen oder sonstwas verlangen, daß sie ihn als Gott anbeten, weil sie sonst nach ihrem Ableben in die Hölle verbannt würden?

Und würde man einen Forscher, der seine Viecher nach deren Ableben in eine Flammenhölle sperrt um sie auf ewig dafür büßen zu lassen, daß sie sich nicht nach seinen Vorstellungen verhalten und ihn angebetet haben, nicht umgehend in die Klapse bringen oder ihm jedenfalls weitere Tätigkeiten untersagen?

Wie gesagt, ich hab’s nicht verstanden. Falls mich jemand erleuchten könnte, wie das alles gemeint ist…

3 Kommentare (RSS-Feed)

Jens
30.12.2007 14:41
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Man müsse nur mal das Auge als Beispiel hernehmen, das sei so faszinierend und kompliziert, daß da kein nachvollziehbarer Pfad von der Ursuppe zum Auge führe. Also müsse der Mensch von Gott geschaffen sein.

In The Science of Discworld wird von einer Computersimulation über die Entstehung von Augen berichtet – wenn man mit einer ganz schwach lichtempfindlichen Oberfläche anfängt, kommt am Ende ein Auge raus …


yasar
30.12.2007 14:51
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Es gibt ja verschiedene Thesen, die behaupten (das Konzeopt) Gott wäre vom Mensch erschaffen worden, damit der Mensch sein seelisches Gleichgewicht in Streßsituationen behält udn nicht in der Klapse (oder im Magen eines Raubtieres) landet.

Andere behaupten wiederum, daß Gott nur erschaffen wurde, um eine bessere Machtposition der herrschenden Kaste zu sichern.

Wie dem auch sei, diese Thesen klingen wesentlich plausibler als die Erschaffung des Menschen durch Gott. 🙂

Solange aber mir (und anderen) aber niemand reinredet, welche These ich für am glaubwürdigsten halte, soll mir das alles recht sein.


nullplan
31.12.2007 16:00
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War derjenige, der dich da überzeugen wollte, Christ? Wenn ja, dann zeige ihm mal die Bibel, so auf der zweiten Seite. Da steht bei mir (uralte Ausgabe aus Stuttgart, 1895): “Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilder, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und er schuf sie einen Mann und ein Weib.” (1. Mose, 1, 27) Wenn also der Mensch ein Ebenbild Gottes ist, wieso ist Gott dann komplizierter als der Mensch? Ich sehe schon Argumentationsstrukturen bröckeln…

Nun geht der Text ja davon aus, dass Gott den Menschen schuf und nicht umgekehrt. Äh… ja gut, das tue ich halt auch…

Und was seine Aussage angeht, der Mensch könne nicht mal einen Menschen schaffen, antworte ich mal mit Pratchett. Da sagte nämlich irgendwo der Gott der Evolution (ich weiß das Buch jetzt nicht mehr): “Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr denke ich, dass Sex eigentlich alle meine Probleme lösen kann.”

HTH