“Messerscharfe” Flughafensicherheitskontrollen…
Und hier wieder eine neue Folge aus der heiteren Serie “Hadmut und die Flughafensicherheit”:
Gelegentlich kommt es vor, daß ich arbeite. Deshalb war ich gestern zu einem Meeting in Berlin, morgens mit dem frühesten Business-Flieger von einem winzigen Flughafen in tiefster Provinz (aber immerhin eine Boeing 737) nach Berlin und abends wieder zurück. Dazu mußte man zweimal durch Flughafen-Sicherheitskontrollen.
Ich komme also frühmorgens an diesen Miniaturflughafen. So klein, daß man keinen Bus und keinen Tunnel braucht, um zum Flugzeug zu kommen. Sie parken die Boeing einfach an der Rückseite des Gebäudes und man geht gerade mal die 10 Meter zur Treppe. Aber bei der Sicherheitskontrolle, da schlagen sie gnadenlos zu. Die üblichen Methoden, Röntgengerät, Metalldetektor, Sonden usw.
Vor mir ging eine Mutter mit ihrer etwa dreijährigen Tochter und viel Zeugs. Die haben sie zerlegt und dann in ihrem Bordgepäck einen Waschbeutel gefunden, in dem sie ein Deo, ein Parfum und ein Apothekenfläschen mit irgendeiner Medizin hatte. Junge, Junge, haben die die zusammengeschissen. Wie sie dazu käme, das ohne den inzwischen vorgeschriebenen Plastikbeutel da reinzutragen. Die arme Frau fliegt wohl nicht so oft und wußte das noch nicht. Die Kleine quäkte. Gnadenlos hielten sie sie fest, um einen Beutel aufzutreiben. (Wie jemand an einen Beutel kommen sollte, wenn man ihn an der Kontrolle festhält, obwohl es da keine Beutel gibt, erschloß sich mir nicht. An vielen der besseren ausländischen Flughäfen habe ich gesehen, daß die Beutel da einfach rumlagen und man sich einfach einen nehmen kann. In Deutschland undenkbar. In Deutschland hab ich schon Automaten gesehen, wo der Beutel 2 Euro kostet.) Sie brüllte also ihrem Mann hinterher, der sie zum Flughafen gebracht hatte, und zum Winken noch in der Nähe stand, daß er so einen Beutel auftreiben sollte. Sie mußte dann mit der weinenden Kleinen warten. Später habe ich dann von hinten gesehen, daß sie einen Beutel hatte und dann mit dem Zeugs in dem Beutel durchgehen durfte. Die Frau ist mit den Fläschchen im Beutel dann einfach in das Flugzeug gegangen. Was soll der Quatsch? Sollte von den Flüssigkeiten irgendeine Gefahr ausgegangen sein, wie hätte sich diese durch den Beutel (der ja nicht einmal fest verschlossen oder versiegelt ist) dann reduzieren können? Freilich ist es sinnvoll, das Zeugs im externen Beutel zu haben, das die sich da anschauen wollen. Und deshalb kann man die Leute auch etwas schikanieren, damit sie es sich für das nächste Mal merken. Unverhältnismäßig und ineffektiv erschien es mir trotzdem. Die Frau war ohne Beutel nicht gefährlicher als dann mit diesem Beutel, der mutmaßliche und nicht näher untersuchte Hustensaft mit Beutel nicht weniger explosiv (selbst wenn man hypothetisch annähme, daß der Plastikbeutel eine Explosion dämpfen oder verhindern könnte, nichts hätte die Frau daran gehindert, den Saft wieder aus dem Beutel zu nehmen) und nach der Kontrolle war niemand mehr da, der sich das noch angeschaut hätte.
Auch bei mir waren sie gründlich, natürlich wieder Notebook raus, alles ausziehen, Gürtel auf usw. alles geröntgt oder abgesondet. Aber keine Zwischenfälle, keine Diskussion, nichts was Blog-tauglich wäre.
Als der Flieger dann Richtung Startbahn rollt, doch ein klitzekleiner Zwischenfall: Mein Handy bimmelt laut und vernehmlich aus der Gepäckbox über den Sitzen. Alles guckt mich böse an. Handy nicht abgeschaltet, was? Doch, ich hatte es sorgfältig abgeschaltet. Aber um morgens nicht zu verschlafen habe ich zusätzlich mein Handy für Montags bis Freitags auf Wecken programmiert, und das Ding macht einen Höllenlärm, das weckt sogar mich. Was ich nicht wußte: Der Wecker funktioniert auch, wenn das Handy aus ist. Und das war gerade die Zeit. Also hole ich das Handy raus und zeige, daß es aus war. Naja. Reicht nicht für einen Blog-Eintrag.
Abends in Berlin dann wieder durch die Sicherheitskontrolle, und wieder sind sie gnadenlos: Einen alten Mann vor mir, der viel Krempel in seinem Köfferchen (und mittendrin noch einen Notebook) hatte, zerlegen sie völlig. Es dauerte echt lang, bis die mit dem und der mit den Nerven fertig war. Ich wieder alles ausgezogen, Notebook raus usw. Sie sonden mich ab und es gibt Alarm. Ich hatte ein 2-Cent-Stück in der Hosentasche übersehen. Und dann die Schuhe: Lederschuhe, die für die Schnürsenkellöcher Metallniete haben. Da mußte ich beide Füße nacheinander auf ein Podest stellen, damit sie sie genau abgesondet haben. Und in den Hosenbund vorne rein hat er mir auch noch gegriffen, weil die Sonde den kleinen Metallhaken im Bund der Anzughose gefunden hat. Kein Stückchen Metall sollte ihrer Aufmerksamkeit entgehen, gründlich und pingelig bis ins Letzte. Aber auch da bin ich ohne ein Wort der Diskussion durchgekommen.
Also nichts passiert, was eines Blog-Eintrags würdig wäre. Gefilzt, geröntgt und durchsucht bis aufs Blut eben.
SCHNITT.
Heute morgen komme ich ins Büro. Ich bin gerade in einem Projekt, in dem ein Rechenzentrum aufgebaut wird. Zwar bin ich da für die IT-Sicherheit zuständig und schraube die Rechner nicht selbst in die Racks, aber so an und ab muß man doch mal einen Karton oder irgendeine Verpackung öffnen. Letzte Woche hatte ich Mühe die Kartons mit meinem neuen Arbeitsplatz-PC und dem Bildschirm aufzubekommen, weil ich wirklich überhaupt nichts scharfes oder scharfkantiges da hatte. Das Klebeband war echt zäh. Deshalb hatte ich mir von zuhause ein Bastelmesser mitgebracht. Eines dieser schmalen langen Messer zum herausschieben, wo man vorne immer ein Stückchen abbricht, wenn sie stumpf werden. Da hatte ich im Baumarkt mal eine Packung mit 20 Stück gekauft, Pfennigartikel und Verbrauchsmaterial wie Kugelschreiber. Ich wußte genau, daß ich so eines eingepackt hatte, denn jetzt brauchte ich es, um Kabelbinder aufzuschneiden. Ich finde es nicht, wo ist das verdammte Ding? Ich hatte es doch letzte Woche eingepackt. Wo hatte ich das Ding hingesteckt?
Bis mir dann einfiel, daß ich das Messer in meine Aktentasche gesteckt hatte, damit ich nicht vergesse, es mit ins Büro zu nehmen. Also gucke ich in die Tasche, aber es ist nicht zu sehen. Aber da, doch, ich kann es fühlen. Eines der vorderen Fächer geht unten etwas um den Kante der Tasche herum, und das Messer war in diesem Vorderfach so weit nach unten gefallen, daß es praktisch unter das Hauptfach gerutscht war und man es deshalb nicht mehr sehen konnte. Aber es war seit letzter Woche in dieser Aktentasche gewesen. Zwei Kollegen guckten mir amüsiert zu, wie ich meine Aktentasche durchsuchte.
Äh, Moment mal. Mit der Tasche war ich doch gestern in Berlin!
Ich bin also tatsächlich – freilich ohne es zu wissen und deshalb ohne erkennbare Nervosität – mit einem ziemlich scharfen und rund 10 Zentimeter langen Messer in der Tasche zweimal durch Röntgenkontrollen gegangen, ohne daß die irgendetwas bemerkt hätten. Hätten die das Messer gefunden und dann vermutet, daß es absichtlich versteckt worden war, weil es so tief verrutscht war, hätte ich ernsthaften Ärger bekommen können. Puuuh!
Aber sie haben es nicht gefunden.
Die schikanieren eine Mutter mit kleinem Kind, damit die ein paar kleine Fläschen sinnlos in einen Plastikbeutel stopft, ziehen mir den Gürtel aus der Hose, greifen mir in den Bund, fahnden nach einem 2-Cent-Stück, untersuchen meine Schuhe wegen kleiner Metallteile, treiben einen Riesenaufwand, aber finden gleich zweimal ein 10 Zentimeter langes und sehr scharfes Messer nicht, das ich in der Tasche hatte, und das auf dem Röntgenschirm zu sehen gewesen sein müßte.
Da fragt man sich, wozu das Theater eigentlich gut sein soll.
Nachtrag: So wie das Messer in der Tasche lag, könnte es sein, daß das Röntgengerät das Messer parallel zur Breitseite durchleuchtet hat und deshalb auf dem Schirm – wenn überhaupt – nur ein ganz dünner Strich oder gar nichts zu sehen war. Die Klinge an sich ist wirklich hauchdünn, wenn man von oben draufschaut. Trotzdem reicht das Messer, um jemanden abzumurksen.
[…] man ja schon bei einem vergessenen 20 Cent Mini-Cutter >Probleme 🙁 ….oder auch nicht: https://www.danisch.de/blog/2008/02/1…itskontrollen/ (Messer aus Versehen bei zwei Fl