Ansichten eines Informatikers

mikro-ATX-Gehäuse SuperPower Cube MARS

Hadmut
22.2.2008 21:55

Für die meisten meiner PC-Anwendungen brauche ich eigentlich nur einen normalen Standard-PC mit mittlerer Leistungsfähigkeit, aber viel Plattenplatz und RAM. Schnelle Graphik brauche ich nicht, aber normalerweise mehrere Rechner. Deshalb schaue ich auf preisgünstige Hardware und kleine Gehäuse. Ich bevorzuge für solche Fälle mikro-ATX-Boards mit Onboard-Graphik, wie sie für den Bereich der Büro- und auch der Multimedia-Rechner hergestellt werden.

Dazu hatte ich mir mal ein Antec Aria Gehäuse gekauft, weil es im wesentlichen die Größe eines Barebones hat, aber normale mATX-Boards reinpassen, außerdem bis zu drei Festplatten. Ganz billig war das Gehäuse nicht, aber es ist hervorragend und aufwendig verarbeitet. Leider bietet Antec das Gehäuse so nicht mehr an, sondern nur noch die abgespeckte Version NSK1300 mit etwas schlechterem Design, ohne Kartenleser und Firewire-Buchse, und angeblich nicht mehr aus Alu, sondern aus schnödem Stahlblech. Dafür etwas billiger.

Allerdings hat meine Begeisterung für das Antec inzwischen auch geringfügig nachgelassen. Denn zum einen geht es innen wirklich verdammt eng zu. Drei Festplatten passen zwar unbestreitbar in das Gehäuse, aber nur wenn man den Prozessor (und dessen Lüfter) wegläßt. Legt man auf die Anwesenheit eines Prozessors mitsamt Lüfter wert, habe ich bisher nur zwei Platten reingebraucht und auch das nur mit Mühe und Arbeit, weil man den Laufwerksträger nicht mehr herausnehmen kann, sobald die zweite Platte eingeschraubt ist.

Auch vom Geräuschlevel bin ich nicht so angetan. Das Gehäuse selbst ist zwar an sich gut, nichts schwingt in Resonanz, aber ich habe bisher keinen Lüfter außer dem Boxed-Lüfter bekommen, der da reinpaßte. Und die Boxed-Lüfter sind zwar klein und billig, aber eben nicht gerade leise. Außerdem macht sich der Netzteil-Lüfter inzwischen auch bemerkbar, und das ist fatal, denn das Netzteil ist von proprietärer Bauform, weil normale da nicht reinpassen, und einzeln nicht (oder sehr teuer) zu bekommen. Nicht so toll.

Im Rahmen der üblichen Aufrüstung und nachdem ich für ein defektes Mainboard auf Garantie kürzlich Ersatz bekam, habe ich nun im Prinzip alle Teile eines halbwegs aktuellen PCs in der Bastelkiste herumfliegen, nur eben kein kleines Gehäuse. Da das Zeugs ja nicht ungenutzt herumliegen und an Wert verlieren soll, habe ich mich mal nach Gehäusen umgesehen. Mittlerweile kommt etwas Bewegung in dieses Marktsegment.

Nach den Abbildungen in den diversen Webshops bin ich auf ein SuperPower Cube MARS gekommen (gibt es baugleich, aber mit Case-Modding-Fenstern auch als Modell Venus), und zwar aus folgenden Gründen:

  • mikro-ATX-tauglich, zwei externe 5,25-Zoll-Einschübe, ein externer 3,5-Zoll, zwei interne 3,5-Zoll, die nach den Fotos sogar sauber aufgeräumt sind, Platz also für Spiegel-Platten.
  • Kein proprietäeres Netzteil, wird ohne Netzteil geliefert, normale ATX-Netzteile passen.
  • Nur ein paar Zentimeter höher und länger als das Antec Aria
  • Alu
  • Ein Griff zum Tragen
  • Firewire-Buchse
  • Temperatur-Sensor mit Anzeige
  • Den Mainboard-Träger kann man nach hinten rausziehen, was den Einbau einfacher und viel weniger fummelig macht.
  • Sieht halbwegs gut aus, was man heute nur von wenigen Gehäusen sagen kann.
  • Mehr Platz für einen CPU-Lüfter, damit auch Chancen, etwas leiseres einzubauen.
  • Es erschien preisgünstig (ab 40 Euro ohne Netzteil plus Versand), also einem Bastelkisten-Rechner angemessen.

Jetzt habe ich das Gehäuse bekommen, es machte sich beim Auspacken aber eine gewisse Ernüchterung breit:

Verblüffend leicht, aber nicht weil es High-Tech ist, sondern weil das Blech ganz dünn und klapprig ist. Man darf nicht so fest hingucken, ich fürchte, es könnte dabei verbiegen. Die Seitenwände aus dünnem Blech haben Spiel und klappern beim Schütteln vernehmlich. Das lag zwar daran, daß sie vom Transport lose und nicht nach unten festgedrückt waren. Ob sie aber auf Dauer unten und fest bleiben, muß sich erst zeigen. Und sie sind eben so dünn, daß sie schwingen könnten.

Die Frontplatte ist ziemlich billig gemacht. Der Griff ist zwar da, aber sieht alles andere als vertrauenserweckend aus. Ich bin mir nicht sicher, ob ein vollausgebautes Gehäuse dann später auch mitkommt, wenn man mal den Griff mitnimmt.

Das Zubehör ist dürftig.

Deckel und Seiten sind aus schwarlackiertem, glänzenden Blech, auf dem man jeden Fingerabdruck sieht. Nicht wirklich entscheidend, aber sieht halt billig aus.

Das heißt jetzt nicht unbedingt, daß ich von dem Gehäuse abraten würde. Das Prinzip an sich ist pfiffig, obwohl es sich auch nicht allzusehr von einem auf der Seite liegenden Mini-Tower unterscheidet, in dem man die Schächte um 90 Grad gedreht und ihn etwas gestaucht hat. Vor allem der Mainboard-Schlitten, den man nach hinten rausziehen kann ohne den ganzen sonstigen Krempel ausbauen zu müssen, ist bei diesen Klein-Gehäusen eine höchst schätzenswerte Eigenschaft. Prinzipiell ist das Gehäuse sehr gut entworfen, aber eben billig umgesetzt. Ich habe irgendwo gelesen, daß es die billige Lizenzkopie eines eigentlich etwas besseren und teureren Gehäuses sei. Scheint pausibel. Wie die Geräuschlage ist, muß ich noch ausprobieren.

Das Netzteil liegt nicht über der CPU, was den direkten Luftstrom nicht so ohne weiteres zuläßt. Einen großen (=leisen) CPU-Lüfter bekommt man aber auch nicht rein, weil über der CPU eine Alu-Schiene verläuft. Schön wär’s gewesen. Ein Stück herauszusägen ginge wohl, aber dann verlieren die Festplatten an Stabilität. Dafür ist in der Rückwand noch Platz für einen 12cm-Lüfter. Ungewöhnlich für ein mATX-Gehäuse. Ob’s dadurch aber nicht noch lauter (sondern vielleicht leiser) wird, weil dann andere Lüfter niedriger drehen können, bliebe auszuprobieren.

Ja, wozu taugt das Ding nun?

Ein großes Gehäuse ist es nicht. Ein kleines auch nicht. Wer sich einen neuen kleinen Rechner kaufen will, bekommt im Elektro-Markt von diversen Herstellern viel kleinere Mini-PCs (ich glaube von HP habe ich mal welche gesehen, echt schnuckelig), die weniger Platz brauchen und fertig aufgebaut sind.

Wer sich einen ordentlichen Rechner baut und dafür ein paar hundert oder über tausend Euro ausgibt, der sollte nicht am Gehäuse sparen und sich was ordentliches kaufen (fragt sich nur, was es da in diesem Kaliber gäbe…).

Wenn man aber für den Fünft-Rechner den Krempel reanimieren will, der in der Bastelkiste ungenutzt herumliegt, oder man mit eben diesen Mainboards mit Graphik in der 40-60 Euro Klasse einen möglichst billigen Rechner bauen will, bei dem es nicht so sehr auf das Gehäuse ankommt, erscheint mir das Gehäuse trotzdem ganz gut, denn etwas direkt vergleichbares habe ich nicht gefunden, und qualitativ bessere Gehäuse kosten mehr, was man sich überlegen muß. Das Antec NSK1300 etwa kostet wohl so um die 80-90 Euro (ohne Gewähr, bitte nachprüfen), wobei aber schon ein Netzteil mit drin ist. Also doch nicht soviel mehr. Aber dafür eben mit anderen Nachteilen.

Summa Summarum muß ich aber sagen, daß ich es auch bestellt hätte, wenn ich es vorher schon gesehen hätte. Aber eben nicht um einen “guten” neuen Rechner zu bauen, sondern nur um – wie jetzt – Bestandsreste zusammenzuschrauben.

Und wenn es einem dann doch nicht gefällt oder den Ansprüchen nicht genügt, hat es immerhin noch einen Griff zum Wegschmeißen.

Nur die Existenz des Venus-Modells, das an den Seiten und oben große, mit Plexiglas abgedeckte Öffnungen zum Reingucken hat, für die Case-Modder, die leuchtet mir nicht ein. Welcher Case-Modder würde schon den ganzen Beleuchtungs-Kram in ein offensichtliches Billig-Gehäuse einbauen?

Nachtrag: Ich habe eben mal ein Asus-Board mit einem Thermaltake TMG A3 Lüfter (eher was kleines, kein Angeber-Lüfter) probiert, aber schon der paßt nicht mehr in das Gehäuse rein. An sich wäre mehr als genug Platz, weil über dem Mainboard in dem Gehäuse jede Menge freie Luft ist. Aber eine Leiste, die am vorderen Gehäuseende den Laufwerkskäfig hält, steht im Weg und der Einschubschacht für den Mainboard-Schlitten ist zu niedrig, damit unbedingt ein 12cm-Lüfter noch drüber paßt. Es wäre wirklich besser gewesen, auf den 12cm-Lüfter-Platz zu verzichten und dafür den Einbau eines besseren CPU-Lüfters zu ermöglichen (und die Außenbelüftung einem modernen Netzteil mit 12cm-Lüfter zu überlassen). Also leider nicht wirklich zu Ende gedacht (oder mit aktuellen Boards getestet.

Schade. Die Boxed-Lüfter sind wirklich nicht der Brüller, und ob ich woanders was besonders flaches bekomme, muß sich erst noch zeigen (was den Preisvorteil gleich wieder zunichte machte).

Korruptionsverdacht im Karlsruher Forschungszentrum?

Hadmut
22.2.2008 20:53

Seltsam, was ich da auf dem Heise Newsticker gelesen habe. Da halte ich mich mal mit der Bildung einer Meinung zurück, bis ich mehr darüber weiß.