Ansichten eines Informatikers

Der Dreiwege-Finanzierungs-Autoverkaufsschwindel von Ford

Hadmut
24.4.2008 23:05

Ich hatte es kürzlich schon mal erwähnt, eben habe ich gerade erfahren, daß es rechtskräftig entschieden worden ist:

In meinem Bekanntenkreis hat gerade jemand vor einem Landgericht einen Rechtsstreit gegen die Ford Bank verloren.

Der Betroffene hatte sich vor ein paar Jahren einen Ford gekauft und ihn so finanziert, wie Ford das damals beworben hatte: Mit der – auch bei anderen Automarken üblichen – sogenannten “Dreiwegefinanzierung”. Laut Werbung – so wurde auch mir noch letzten Sommer ein Ford bei einem Händler angeboten – zahlt man zunächst etwas an, dann bezahlt man für ein paar Jahre Raten und am Schluß bleibt eine Restzahlung. Dann kann man – angeblich – frei wählen, ob man

  • den Restbetrag bezahlt und das Auto behält,
  • den Restbetrag weiterfinanziert, weiter Raten zahlt und das Auto behält oder
  • das Auto zurückgibt und dann nichts mehr bezahlen muß. Je nach Zustand des Autos und ob man mehr oder weniger Kilometer als geschätzt gefahren ist, bekommt man noch etwas Geld heraus oder muß etwas drauflegen.

So war die Werbung damals, und so hat mein Bekannter das gemacht.

Nun war die Zeit vorbei und der Gebrauchtwagenmarkt entwickelte sich ungünstig. Also wollte der Mann Gebrauch von der dritten Variante machen und dem Händler den Wagen zurückgeben. Aber nein, sagte der, er nimmt den Wagen nur zurück, wenn gleichzeitig ein neues Auto gekauft wird. Jetzt wollte der Mann aber keinen Ford mehr kaufen. Und deshalb wurde das Fahrzeug nicht zurückgenommen. Gleichzeitig verklagte ihn die Ford-Bank auf den Restbetrag, hinderte ihn aber daran, das Fahrzeug anderweitig zu verkaufen, indem sie den Fahrzeugbrief einbehielt. Er versuchte, für den Restbetrag bei einer anderen Bank ein Darlehen zu bekommen, was aber überraschenderweise schief ging, weil ihm die Ford-Bank – angeblich versehentlich – einen Schufa-Eintrag reingedrückt hatte, der hinterher nicht mehr zu rekonstruieren war. Soweit es noch erkennbar war, lief der Eintrag nicht über die strittige Restsumme, sondern über den gesamten Neuwert des Autos, obwohl davon der weit größte Teil schon bezahlt war. Außerdem dürfen strittige Forderungen sowieso nicht bei der Schufa eingetragen werden. Interessanterweise stellte sich dabei noch heraus, daß der Ford-Händler kein Ford-Händler mehr war. Es mehren sich übrigens die Hinweise darauf, daß unrichtige oder unzulässige Schufa-Einträge generell in Mode kommen um Druck auf Leute auszuüben. So eine Art automatisierte Verleumdungsindustrie.

Da hatte der Käufer dann eben auch irgendwann mal die Nase voll von dem Theater und ließ es eben drauf ankommen. Eigentlich eine klare Rechtsfrage: Kauf und Darlehen bilden eine wirtschaftliche Einheit und es war vertraglich bestimmt, daß das Auto gegen Erlaß der Restsumme zurückgegeben werden kann. Was also denkt sich die Ford-Bank dabei zu klagen?

Aber erstaunlicherweise hat die Ford-Bank gewonnen, der Käufer muß nun den Restbetrag zahlen. Details dann, wenn ich die Entscheidung gesehen habe, bisher beruht meine Darstellung nur auf kurzen Telefonaten.

Ob Ford und die Ford-Bank sich damit einen Gefallen getan haben, würde ich bezweifeln. Mit so etwas schlägt man die Käufer in die Flucht und fügt sich selbst damit sicherlich weit mehr Schaden zu als die Sache wert war. Gerade in Zeiten eines schwierigen Automarktes, wo sich Hersteller alle möglichen Sonderangebote und Null-Finanzierungen ausdenken um ihre Autos loszubekommen ist sowas höchst bemerkenswert.

Vermutlich befindet sich Ford mit seinen Gebrauchtwagen so sehr in Schwierigkeiten, daß sie mit dringend verhindern müssen, daß man ihnen die Wagen zurückstellt. Ich könnte mir vorstellen, daß die damals im Wettbewerb um billige Konditionen die Anzahlung und die Raten zu niedrig angesetzt haben und nun eine Menge Autos am Hals hätten, weil die Restsummen höher als die Fahrzeugwerte sind – was die Käufer natürlich auch wissen. Da hat sich Ford wohl verkalkuliert. Warum aber Gerichte sowas mitmachen, verstehe ich nicht.

Mehr dazu demnächst. Ich kann jedoch jedem nur abraten, einen Ford auf Finanzierung zu kaufen.

Eigentlich kann ich Fahrzeuge von Ford überhaupt nicht mehr empfehlen. Ich hatte zwar mal einen, mit dem ich im Großen und Ganzen zufrieden war, aber bisher hatte jeder Ford, den ich gesehen oder gefahren habe, irgendwelche hanebüchenen Design-Macken. Ich bin da längst zu anderen Automarken gewechselt – und froh darüber.

Übrigens gibt’s auf SPIEGEL Online gerade einen interessanten themenverwandten Artikel. Schon das Fahren der falschen Automarke kann den Score beeinträchtigen. Vielleicht sollte man Ford-Fahrer schon allein wegen ihrer Geschäftsbeziehung zur Ford-Bank als gefährdet einstufen…