Ansichten eines Informatikers

Otto Waalkes zum Sechzigsten

Hadmut
20.7.2008 20:04

Ich war mal glühender und begeisterter Otto-Fan. Ist aber schon sehr lange her, da war ich noch in den unteren und mittleren Gymnasiums-Klassen. Und ich bin nun auch nicht mehr der allerjüngste. Noch kann ich mich aber daran erinnern, und deshalb ist mir die Sache doch einen Blog-Artikel wert.

Eben bin ich über einen durch und durch bösen Artikel zum bevorstehenden 60. Geburtstag von Otto auf SPIEGEL Online gestolpert. Und muß sagen, daß das im Artikel leider stimmt.

Als ich mal so irgendwo zwischen der 6. und 8. Schulklasse war, hatte Otto seine Spitzenzeit. Seine Platten auswendig zu kennen damals eine Selbstverständlichkeit (Falls Marcel das mal liest: Danke fürs Ausleihen der Platten). Hoch und runter haben wir die gehört. Das Dumme daran ist, daß ich in den späteren Jahren bei fast allen seinen Gags und Witzen gähnen mußte, weil er immer wieder dieselben ollen Kamellen aufwärmte, und das auch 25-30 später. Da kam fast überhaupt nichts neues mehr. Gut war/ist er eigentlich nur noch dann, wenn er sich die Gitarre schnappt und Musik macht. Das kann er.

Ich habe mal irgendwo einen interessanten Kommentar über Komiker gelesen. Es gibt die flachen, die nur eine einzige Rolle können und dann quasi diese Rolle sind. Atze Schröder, zum Beispiel, kann überhaupt nichts anderes als Atze Schröder, immer dasselbe, bis zum Erbrechen. Auch von Tom Gerhard kommt nicht viel Variation. Stefan & Erkan konnten auch nichts anderes, aber haben es dann irgendwann gemerkt, daß sie nerven, und es dann einfach mal bleiben lassen, und führen sich seither normal auf.

Und dann gibt es da die Leute, die einfach wirklich Spitzenklasse sind. Auch Dieter Hallervorden war in den 70er und frühen 80er Jahren einer meiner Lieblingskomiker, wie gerne habe ich Didi in Nonstop Nonsens geguckt. Aber: Das war nur eine Rolle. Hallervorden hat die Rolle des Didi abgelegt, als sie verbraucht war. Der kann auch anders, und als er dann die Rolle des ernsthaften aber bitterböse bissigen und zynischen Kommentators in seriösem ergrauten Outfit im grauen Anzug zeigte, gefiel er mir noch viel besser. Der konnte auch den Intellekt ansprechen und ist nicht nur in Würde gealtert, sondern noch viel besser geworden. Und: Nie, jedenfalls soweit ich weiß, hätte Dieter Hallervorden einen Gag wiederholt. Zwar hatte Didi gewisse typische Eigenschaften und Selbstzitierungen, aber das blieb auf eine Blödelserie beschränkt und wurde nicht jahre und jahrzehntelang wieder aufgewärmt. Die Flasche Pommes Frites, der 150-DM-ins-Hotel-Gag oder Schnieef-Schnieef-Di-Schneuf mußten nie erneut aufgetischt werden und sind trotzdem Klassiker.

Ebenso Spitzenklasse war Loriot. Der hat zwar seine Rolle nur moderat geändert und etwas ans Alter angepaßt, aber der hat das eben mit tiefgründigem und fein konstruiertem Humor gemacht, der so nicht platt wird. Auch Loriot hat sich nicht selbst in einer Endlosschleife wiederholt Jeder Gag ein Unikat. Und Loriot ist dann auch irgendwann in Würde und noch in der Nähe des Höhepunktes seiner Laufbahn gegangen. So wird man unsterblich und bleibt in bester Erinnerung. Einfach absolute Spitzenklasse. Zugegeben, Loriot hat mit weit über 60 noch gearbeitet und Filme gemacht, aber eben mit neuen und nicht mit 30 Jahre alten und schon hundertfach wiederholten Gags.

Otto hat verlernt, witzig zu sein. Der ist irgendwo zwischen albern, lächerlich und bemitleidenswert angekommen, weil er – gewollt oder unwillkürlich – in seiner Rolle steckengeblieben ist, während er selbst gealtert ist und die Welt – auch der Humor – sich um ihn verändert hat. Und dann zwanghaft immer eine silberne, alberne Kappe aufzuhaben, weil man ohne Kappe die Glatze sehen würde und sich das Rumgehampel noch lächerlicher darstellen würde, ist armselig. Auch wenn ich froh wäre, wenn ich soviel Geld verdienen würde wie er damit, es bleibt armselig. (Auch den Hut von Udo Lindenberg finde ich dämlich, aber wenigstens macht der nicht den Clown.)

Ich glaube, daß Otto noch ganz andere Sachen drauf hat, und daß der sicherlich auch ernsthaft sein und dabei einen hintergründigen anspruchsvollen Humor auftischen könnte, wenn er wollte. Oder es auch mal mit Selbstironie probieren könnte. Dazu müßte er aber zuerst die Rolle des Otto begraben. Und das ist schwer, denn es ist kein Künsltername wie Didi, Otto heißt wirklich Otto.

Trotzdem Danke für den Spaß und die Freude in den Siebzigern.

4 Kommentare (RSS-Feed)

yasar
21.7.2008 7:54
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Und bei “Didi” sollte nicht vergessen werden, daß er eine Schauspielausbildung hat und auch ernshafte Rollen im Theater (Shakespeare, Goethe, etc.) spielt und darin auch sehr gut ist, teilweise besser als in seinen komödiantischen Rollen ist (siehe auch das “Millionenspiel”, bei dem er einen Bösewicht spielt).


Stefan
23.7.2008 1:27
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Jetzt kam ich wieder nicht an die Editfunktion.
Wenn ich nach dem Login die Seite neu lade, dann scheint es zu gehen.
Das ist zumindest mal meine vorläufige Arbeitshypothese.

Ja – Otto ist ziemlich stehengeblieben, so sehe ich das auch.
Zu Hallervorden kann ich die Sympathie nicht teilen. Als ich den komisch fand war ich noch sehr jung – und die 150 Demark-Nummer lasse ich auch gelten.
Heute ist er mir zu schräg und laut. Er kann zwar ernsthafter sein, als Flasche Pommes und Liebhaber im Schrank, aber auf politischem Gebiet sind ihm doch alle überlegen, die das Feld beackern – außer Nuhr vielleicht, und so zwei Schreihälsen des WDR, Wilfried Schmickler v.a. und auch Jürgen Becker.
Nein – letzteren würde ich Didi wieder vorziehen.

Hagen Rether ist mein derzeitiger Favorit: http://www.youtube.com
/watch?v=QL65dcC_UNM


Hadmut
23.7.2008 12:51
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*Seufz* Es steht demnächst eine komplette Renovierung meiner Website an und dabei wird dauch das Blog frisch gebügelt…


Stefan
23.7.2008 21:10
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Ja sicher – wenn ich raushabe, wie ich zuverlässig hineinkomme wird’s umgebaut. 🙂

Erste Bestätigung: Beim einfachen Aufklappen der Komentare ist die Editbox zu.
Nach dem Login noch immer.
Wenn ich dann einen Reload mache (die Recycling-Pfeile in Blue) klappt es auf.

Jetzt nichts ändern, bitte! 🙂