Bahnfahren für Doofe – hab ich das jetzt richtig verstanden?
Ich bin ja nu auch nicht immer der schnellste, und der Jüngste bin ich jetzt auch nicht mehr. Also frag ich lieber mal, ob ich das jetzt richtig verstanden habe:
Die Bahn verzichtet nach schweren Protesten auf die zusätzlich erhobene Gebühr, wenn man seine Bahnfahrkarte am Schalter kauft. Stattdessen ist jetzt alles ganz anders. Die Preise werden allgemein um 3,x Prozent angehoben, und nun bekommt man einen Rabatt, wenn man seine Karte am Automaten oder im Internet, also nicht am Schalter kauft. Und alle sind beruhigt und zufrieden.
Hätte man alle Preise allgemein angehoben, auch für Automaten und Internet, hätte auch kein Hahn danach gekräht.
Erinnert mich irgendwie an eine Beobachtung aus dem Kernkraftbereich:
Gondelt man da einen “Castor-Behälter” durch die Gegend, gibt es üble und gewalttätige Proteste, Bahngleise werden blockiert, Leute ketten sich an, die Polizei kommt mit Hunderschaften, Wasserwerfern und Hubschraubern, selbst wenn im Behälter nur ein paar Laborkittel und Überschuhe sind, die nicht mehr durch den Detektor gingen. Verwendet man aber einen nahezu bauglichen und funktionsidentischen Behälter eines anderen Herstellters, der dann eben nur nicht “Castor” heißt, sondern eine einfach unaussprechliche lange Zahlenkombination als Namen hat (da war deren Markting-Abteilung ziemlich wach), können sie das öffentlich ankündigen, so oft sie wollen. Es kommt keiner. Stört niemanden.
Als Zyniker könnte man nun in erster Näherung sagen, daß das Volk belogen werden will. Aber da lügt ja nicht mal einer. Das Volk will nicht für dumm verkauft, sondern wie dumm behandelt werden.
Wir lernen daraus etwas für’s Marketiing.
Gebühren am Schalter nehmen, wo die liebe alte Oma einkauft, ist ganz, ganz böse.
Gebühren anheben und dann auf modern machen, nämlich Rabatte am Automaten, ist hip und modern.
Alles eine Frage der Benennung.
2 Kommentare (RSS-Feed)
Letztens stellte ich in Freising fest, dass die Verbindung, die mir eine Schalterdame herausgesucht hatte, um einiges ungünstiger war als die vom Automaten vorgeschlagene Variante. Mit der vom Schalter wäre ich eine Stunde später angekommen, als ich es mit der vom Automat tatsächlich bin.
Und dafür gibts nun Aufschlag – bzw keinen Rabatt (nee, ich pauschalisiere nicht – ich doch nicht!)
Ja. Das funktioniert so, daß die Blogger dann ihre Leser als “alte Oma” bezeichnen, nur weil sie auch lieber an den Schalter gehen, als an den Automaten.
Ich meine zumindest für Platzreservierungen hat das schon letztes Jahr gegolten, und obwohl ich recht geizig bin wollte ich lieber an den Schalter, denn 180 € in einen Automaten stopfen – was macht man da, wenn der Automat so tut, als hätte man ihm nichts gegeben?
Aber die Schlange am Schalter war dann doch vergraulender als der Automat und historische Automatenerfahrungen meinerseits.
Es ging meinerseits auch gleich mit einem Fehler los – ich wählte als Startbahnhof den Zielbahnhof – Startbahnhof sollte Automatenstandort sein, aber das war überraschenderweise das einzige Bedienproblem.
Bahnfahrkarten sind aber ein so komplexes Problem, daß es wahrlich schwierig ist, da eine gute Benutzerführung anzubieten.
Der eine will zwingend um 10:00 Uhr am Ziel sein, der nächste so billig wie möglich fahren, der dritte mag keine Großraumwagen. Es gibt Streckenführungsalternativen, Rabatte und Sparpreise, Mitfahrer und Kinder, und bei Platzreservierungen Fenster, Fahrtrichtung, mit Tisch, mit Steckdose, Ruhebereich und Pipapo.
Aber daß man für den Verkauf des Tickets extra zahlt ist schon dreist. Wann muß man bei Aldi eine Eintrittskarte lösen?
Bei Arcor zahle ich auch schon 1€ Strafe, weil ich eine Papierrechnung will – ich hätte nichts gegen eine PDF-Rechnung, aber ich muß dazu kompliziert einen Link besuchen, und hier klicken und da und ‘Speichern unter’, und für den Einzelverbindungsnachweis nochmal extra, und nach 6 Wochen ist es zu spät, da werden die Daten gelöscht. Eine Zumutung.
Aber einen Euro für die Rechnung zu verlangen ist wider die guten Sitten – nur wegen 1 Euro klagen ist auch hirnrissig.