Lessons From Flight 1549
Schon wieder mal was zum Thema Flugsicherheit. Diesmal aus einem Artikel der New York Times. Sehr lesenswert!
Ich habe ja vor ein paar Tagen hier erwähnt, daß ich bei einem Flug mal kurz vor dem Start an den Notausgang gesetzt wurde, damit da einer sitzt, dem sie (so vom äußeren Erscheinungsbild her) zutrauen, in einer Krisensituation die Tür des Notausgangs aufzumachen und rauszuwerfen beziehungsweise die Anweisungen der Crew zu befolgen (was in einer bedrohlichen Situation die meisten wohl nicht mehr schaffen werden).
Nun habe ich gerade den oben genannten Artikel in der New York Times gefunden, der davon handelt, was man aus dem glimpflich verlaufenen Unglück eigentlich lernen könnte (warum ist da hier bei uns eigentlich noch keiner drauf gekommen?).
Jedenfalls berichtet da jemand über seine Sorge, ob da am Notausgang im Katastrophenfall jemand sitzt, der weiß, was er tut. In New York saß Josh am Notausgang und wußte, daß man die Tür nicht nach innen nimmt sondern rauswirft. Weils auf der Karte stand.
Flugbegleiter lernen, daß man bei einer Notwasserung die hinteren Türen nicht aufmachen darf. Passagieren bringt man das nicht bei, und prompt gab es Probleme, weil Leute dort die hinteren Türen aufmachen wollten und einigen Passagieren prompt das Wasser wörtlich bis zum Hals stand.
Und wieder die Sache mit den Passagieren, die alles ins Chaos stürzen, weil sie unbedingt ihre Tasche oder ihren Laptop aus dem Gepäckfach mitnehmen wollen. Alle loben den Piloten für seine Notlandung. Wenige beachten die erstaunliche Leistung der Cabin Crew, die in diesem Chaos mit 150 Leuten in Panik fertigwerden mußten und dabei wichtige Schritte der Evakuierung abarbeiten mußten ohne eine Checkliste zur Hand zu haben. Vorletzte Woche saß auf einem Lufthansaflug eine Flugbegleiterin (oder eine in Ausbildung, sah sehr jung aus) – offenbar nicht im Dienst und auf dem Heimflug – neben mir und paukte da aus einem Handbuch, was alles zu tun ist, wenn irgendwelche besonderen Situationen auftreten. Also wenn mal nicht Saftschubsen angesagt ist. Wirkte auf mich noch wie das Lernen von Theorie. So schnell kann das plötzlich wichtige Praxis werden. Erstaunlich, wie schnell das gehen kann. (Wobei mir durchaus die Frage einfällt, ob es denn mit den Pflichten der Cabin Crew so ohne weiteres vereinbar ist, wenn sie im hinteren Bereich der Maschine 6 Gepäckfächer alleine für ihre Trolleys benötigen, und die Passagiere ihr Bordgepäck dann irgendwo auf dem Boden verteilen müssen. Auch Stewardessen sollte es eigentlich zumutbar sein, ihr Gepäck zum Hauptgepäck zu geben und hinterher am Gepäckband zu warten.)
Als nicht neu, aber besonders kritisch – und so genau habe ich darüber auch noch nicht nachgedacht – kommt mir folgender Absatz im Artikel der New York Times vor:
And for passengers and flight crew members alike, the important role of people who sit in the exit rows was reinforced. Mr. Leibel, for one, found himself questioning the long-standing policy that those exit-row seats, with their extra legroom, often go to frequent fliers, as a perk, or are even sold by airlines like Virgin, Northwest and JetBlue, to passengers who are willing to pay a bit more for the extra space. “The competence of the passenger is never considered, and the screening questions online are a joke,” Mr. Leibel said.
Wird da die Sicherheit ein paar Kröten extra geopfert? Ich wage mal die Behauptung, daß Leute, die sich Beinfreiheit extra kaufen oder Frequent Flier sind, nicht unbedingt auch die sind, die in einer Katastrophensituation schnell, entschlossen und kräftig das tun, was zu tun ist.
Ich könnte mich allerdings jetzt nicht nicht erinnern, daß mir in den letzten 10 Jahren nochmal aufgefallen wäre, daß man Leute für den Notausgang gezielt aussucht. Es zählt wohl nur noch, daß die Leute sich möglichst schnell setzen und die Zeit des Fliegers am Boden möglichst kurz ist. Das Bordgepäck wird kaum noch begrenzt oder überprüft, und immer mehr Leute schleppen jede Menge Koffer und Zeugs mit ins Flugzeug. Früher hat man das nicht zugelassen und den Leuten einfach abgenommen, heute interessiert das niemanden mehr, Hauptsache schnell rein damit. Dafür piesackt man die Leute mit Plastiktütchen und dem Ausziehen der Gürtel.
Mein Vorschlag wäre, daß man Leuten nicht nur kurz vor dem Abflug mal einen erzählt, wo sowieso keiner zuhört und viel Lärm und Durcheinander herrscht. Meines Erachtens sollte man für Flugpassagiere einen 1-2stündigen Kurs vorschreiben, in dem sie eingewiesen werden, was man so tut, was man läßt und was man wissen muß. Da kann man ihnen auch ein paar der Crash-Test-Filme zeigen, in denen man sieht, wie der Krempel im Flugzeug beim Aufprall rumfliegt. Wäre auch kein Fehler, wenn man Schwimmwesten und die Notausgangshebel einfach mal vereinheitlicht.