Ein schwarzer Lamborghini
Beobachtungen im Großstadtdschungel.
Da fahr ich doch eben so am späten Abend von der Autobahn in die Stadt. Ziemlich leere Straßen. Gleich an der ersten Ampel im Innenstadtbereich steht schräg vor mir so eine flache Flunder von superteurem Sportwagen. Is nich so mein Fach und war im fahlen Licht auch nur schwer zu erkennen, schien aber ein Lamborghini zu sein. Kaum wurde es grün, rast der ab wie Sau und macht einen Mordslärm, eben so wie wenn man einen riesigen hochgezüchteten Sportmotor hat und den viel zu hoch drehen läßt, damit auch ja alle in der Umgebung mitkriegen, daß der Platzhirsch gerade von 0 auf 50 beschleunigt. Natürlich läßt er mich mit meinem Normaloauto weit hinter sich zurück, die Rücklichter sind kaum noch zu sehen. Vermutlich bekommt er beim Fahren Erektionen und braucht den Krach.
Was mache ich als langweiliger Normalo so? Tempo 50 in den Tempomaten und einfach auf der grünen Welle der Ampeln geritten, nicht ein einziges Mal beschleunigt oder gebremst, und so leise, daß man mich kaum hört.
Und dabei den Lambo insgesamt viermal wieder eingeholt. Einmal sogar überholt. Und weil ich ein hohes Auto habe, dann noch blöde von oben auf die Flunder runtergegrinst. Der hängt drin wie eine Einlage in einem alten Sportschuh. Mmmh, obs das bringt? So viel Geld für ein Auto und dann sitzen wie unter dem Couchtisch? Ich weiß nicht.
Aber das ist ja auch nicht fair, im Stadtverkehr kann der seine Qualitäten ja gar nicht ausspielen.
Jede Wette, auf der Autobahn, so im Stau, in der Tempo-80-Baustelle oder dem Tempo-120-Bereich hätte der mich so richtig, ähm, ja, vermutlich auch nicht wirklich abgehängt.
Gut, aber da wo kein Tempolimit ist, hätte ich ihn sicherlich nur an den Tankstellen wieder einholen können. Dumm nur, daß ich in den letzten 3 Stunden Autobahnfahrt eigentlich keine nennenswerte Strecke dabei hatte, wo man hätte schneller als 120 fahren dürfen.
Gibt’s die Abwrackprämie eigentlich auch für Lamborghinis?
Zum Thema superteurer Sportwagen kann ich auch was beitragen: Ich habe mal in Mannheim in einer Firma gearbeitet, die gegenüber TopWare angesiedelt war. TopWare war die supererfolgreiche Firma in den 90ern, die dann irgendwann um die Jahrtausendwende pleite gemacht hat.
Nunja, der Geschäftsführer von denen war ein Ferrari-Fan und hatte mehrere davon. Aber nicht nur, weil er es sich vorgeblich leisten konnte, sondern damit er wenigstens immer einen hatte, der einsatzbbereit war. Die Dinger waren nämlich öfters in der Werkstatt, als in der heimischen Garage (Hat uns ein ehemaliger Mitarbeiter der TopWare gesteckt, der mit uns gemeinsam Mittag gemacht hat). Es war auch immer lustig mit anzusehen, wenn mal wieder ein Ferrari bei TopWare angeschoben wurde. 🙂
Ich fuhr damals übrigens einen 14 Jahre alten VW-Golf II, der mich zuverlässig jeden Tag zur Arbeit und zurück gebracht hat, bis ihn mir jemand auf der Autbahn kapuutgemacht hat (hinten draufgefahren).
Neid? Nur ein bischen. Aber nicht, weil ich mir hätte auch einen Ferrari kaufen wollen, sondern weil ich auch gerne den Gegenwert des/der Ferrari gehabt hätte, um damit was sinnvolles zu machen wie z.B. in die dot-com-Blase die damals am aufgeblasen werden war zu investieren. 😉
PS: Der Ferrari-Fahrer wohnte nur ein paar Kilometer entfernt, d.h. die Vorzüge kamen daher kaum zur Geltung (maximal Tempo 120 um Mannheimer Kreuz herum erlaubt).