Ansichten eines Informatikers

Farbmodelle und Farbprofile…

Hadmut
6.4.2009 0:37

*Großer Seufzer* Was tut man nicht alles für die Bildqualität.

Gelegentlich fotographiere ich. Eigentlich schon seit inzwischen etwa 35 Jahren. Aber eben nur manchmal, mal mehr, mal weniger. Man geht dabei einen erstaunlichen Weg durch die Technologie, habe mich gerade heute mit einem hauptberuflichen Fotographen darüber unterhalten.

Angefangen habe ich als Kind mit einer ganz einfachen Beroflex Sucherkamera, an der man eigentlich nichts einstellen konnte außer die grob geschätzte Entfernung und eine Art Blendenring, der aber nicht mit Blenden sondern mit Symbolen für Sonnenschein, halbe Wolke, ganze Wolke markiert war. Feste Belichtungszeit. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob man die Filmempfindlichkeit einstellen konnte, aber wüßte auch nicht, wozu eigentlich, denn das Ding hatte keinen Belichtungsmesser. Aber früher hat man ja ohnehin in der Regel einen Film mit 21 oder 24 DIN genommen, was man ja – vor dem Sieg der Digitalkameras – noch als 100 oder 200 ASA bezeichnete. Naja, und dann gab es die Grundregel “Sonne lacht – Blende 8”. Die Kamera war danach gebaut, alles an Unter- oder Überbelichtung mußte das Labor dann herausholen. Was es in der Regel auch ganz gut konnte, denn ein Negativfilm faßt etwa 7 bis 8 Blenden Kontrast, während ein Papierabzug nur etwa 3 bis 4 Blenden hergibt – ausreichend Platz für Korrekturen also. Zumal man damals einfach viel anspruchsloser an die Bildqualität war als heute. Als ich kürzlich mal ganz alte Fotos beim Aufräumen gefunden habe, war ich dann doch etwas erstaunt, wie sehr sich die Ansprüche an die Bildqualität heute gesteigert haben – was wohl auch der ständigen Berieselung gestochen scharfer und farblich brillianter optimiterte Digitalfotos geschuldet ist. Damals, in den 70er und frühen 80er Jahren, war man noch sehr bescheiden, was Qualität anging. Da tat es dann auch eine dieser unsäglichen Pocket-Film-Kameras (“Ritsch-Ratsch-Klick”) mit winzigem Bildformat, fehlender Belichtungsmessung und dementsprechend lausiger Bildqualität. Aber mit Blitzwürfeln, die noch richtig brannten und sich verbrauchten. Oh, waren das Scheiß-Fotos. Und dann kamen dann noch die noch schlechteren Disk-Kameras. Waren die nicht von Kodak? Deren Bildqualität war dann noch schlechter, und die wollte dann auch keiner mehr haben. Die sind gefloppt.

Ich habe damals schon versucht, die Bildqualität aufzubessern, mit Papis Zeiss Ikon Contaflex Super, eine herrliche Kamera. Mit Schnittbildindikator und Selen-Zellen-Belichtungsmesser. Unverwüstlich. Dann kamen einen Canon AE-1 und eine A-1, die sich leider als sehr verwüstlich herausstellten.

Als Student habe ich mir vom knappen Geld meine erste eigene Spiegelreflex gekauft, damals eine Minolta 7000i. Hightech mit frühem Autofokus zum (im Vergleich zu Canon und Nikon) kleinen Preis. Hatte aber so ihre Probleme. Jedenfalls bin ich auf diesem Weg an Minolta hängen geblieben. Was mich heute ärgert. War nie so richtig zufrieden, und meine Sigma-Objektive lösen sich seit einiger Zeit sogar selbst auf.

Man muß allerdings sagen, daß heute Digitalkameras eine bessere Bildqualität haben als das, was man damals so mit kleinem Geld erzielen konnte – auch wenn die Bildqualität bei Digitalkameras wegen des Auflösungswahns seit einigen Jahren verblüffenderweise rückläufig ist. Was auch daran hängt, daß man die sofortige Bildkontrolle hat. Das kann allerdings auch in die Hose gehen, wenn während bei einer analogen Kamera zwar der Spiegel dreckig werden kann, nicht aber das Bild selbst, weil da einfach nichts im Strahlengang ist, woran der Dreck kleben könnte, sieht das bei Digitalkameras ganz anders aus. Eine ganze Serie hab ich mir vermurkst, weil der Sensor dreckig war, die Selbstreinigung von Sony nichts taugt und ich es am kleinen Bildschirm nicht gemerkt habe, daß da Dreck auf dem Sensor war.

Eine weitere Verbesserung ist ja schon die Benutzung des RAW-Formates, was durch die stark gesunkenen Speicherpreise begünstigt wird. Sowohl die JPEG-Artefakte, als auch die Fehler durch falsche Bildparameter wie Kontrast, Weißabgleich usw. werden dadurch vermieden. Seit einiger Zeit gibt es auch unter Linux gute Software um damit zu arbeiten. Seit ca. 2,5 Jahren arbeite ich fast nur noch mit RAW, jedenfalls wenn ich mit der Spiegelreflex unterwegs bin und es auf die Qualität ankommt. Inzwischen sind die Speicherkarten so groß und deren Preise so klein, daß das auch vertretbar ist.

Nun kommt da noch mehr auf den ambitionierten Fotographen zu. Es is nämlich nicht so einfach wie Knipsen und auf den Rechner kopieren. Bei meinen China-Bildern hab ich mich gerade wieder darüber geärgert, daß die auf dem Notebook eines Bekannten dunkler rüberkamen als bei mir. Erst neuerdings gibt es nämlich halbwegs brauchbare LCD-Monitore zu erträglichen Preisen. Bis vor kurzem konnte man Bilder eigentlich nur auf einem alten Röhrenmonitor ordentlich betrachten. Und nun hat man (vielleicht) ordentliche Monitore, und trotzdem erscheinen die Bilder flau und langweilig. Weil das Farbmodell nicht paßt. Wenn die Kamera das zum Drucken besser geeignete Adobe Farbmodell aufnimmt, und man das unkonvertiert am für Monitore ausgelegten sRGB zeigt, sieht das schlecht aus. Also muß man auch noch die Farbmodelle konvertieren und sich am besten gleich noch ein individuelles Farbmodell für die Kamera ausmessen lassen und einen kalibrierten Monitor verwenden, und die Daten auch nicht als schnödes JPEG zum Abziehen schicken, sondern gleich als CMYK-Druckvorstufe. Hört sich bescheuert an. Die Bilder sehen aber wirklich besser aus, wenn man sie richtig konvertiert. Macht allerdings auch mehr Arbeit. Bisher habe ich das nicht so ernst genommen, notfalls halt ein bischen am Gamma und der Sättigung nachgeregelt. Letztlich ist das aber auch nichts. So werd ich also irgendwann nochmal durch mein Bildarchiv gehen, die Flecken rausmachen, die Farben korrigieren, usw. usw. Früher hat man ein Dia gemacht, es gerahmt und das war’s.

Aber mal ehrlich: Wer hat diese Dias früher schon angesehen? Da gabs dann mal im Familien- oder Bekanntenkreis einen Diaabend, in der ein schnaufender und klackernder Diaprojekter ein Bild nach dem anderen im verdunkelten Zimmer an die Wand geworfen hat, und die Leute spätestens beim zweiten der geplanten sieben Magazine in Tiefschlaf gefallen und erst wieder aufgewacht sind, wenn der Hausherr versehentlich das Magazin auf den Boden geschüttet hat. Oder die Bilder sind in irgendwelchen gruselig angelegten Fotoalbum vom Charme (und der Bildqualität) eines Jungmädchen-Poesiealbums versandet. Auf jede Seite hübsch zwei oder drei Bilder pappen, natürlich immer schräg, damit’s nicht so langweilig aussieht, und dann noch irgendwelchen Krampf mit dazukleben – Eintrittskarten und sowas. Wie spießig.

Und dann die Chemie-Panscherei in der Dunkelkammer mit dem Entwickler-Gestank….

Nee, da gefällt mir das heute viel besser. Aber die Qualitätsanforderungen sind gestiegen. Also werd ich mir auch mehr Mühe geben und mich mehr auf Farbmodelle und deren Konvertierung konzentrieren.