Ruhe sanft, mein altes Netbook
Gerade habe ich mein altes, erstes Netbook dem Elektronikschrott übereignet. Von wegen, die seien erst jetzt von Asus mit der eee-Welle erfunden worden.
1999 habe ich mir mein erstes Notebook dieser Kategorie gekauft, die man heute als “Netbook” bezeichnen würde. Ein Fujitsu Lifebook Biblo B112. Geniales Teil:
- DIN A5 groß, fast auf den Millimeter so groß wie das erste Asus eeePC Netbook, aber sogar mit größerem Display. Allerdings nur 640×480. Hätte es nicht so deutliche Gebrauchsspuren, würde es in einem Computermarkt zwischen den ganzen neuen Netbooks nicht auffallen, jedenfalls nicht negativ. In mancherlei Hinsicht sogar hübscher und besser.
- Es hat einen Touchscreen mit Stift. Welches Netbook hat das heute? 🙂
- Es hat einen Infrarot-Port. Gibt’s heute auch nicht mehr.
- Es hat einen Pentium-Prozessor mit so ungefähr 170 MHz. Also damit meine ich einen Pentium-I. Kein Pentium-II, kein Pentium-I MMX. So richtig Pentium-I.
- Es hatte fest verlötet 32 MByte RAM und einen Slot, über den man maximal 128 MByte zurüsten konnte. Zusammen also maximal 160 MByte RAM. Früher konnte ich damit wunderbar arbeiten und auf vielen, vielen Reisen in Europa, Australien, USA prächtig im Internet surfen – und sogar per WLAN Fernsehen gucken. Die Leistung hat gerade gereicht um damals von Konferenzen im Ausland aus deutsche Tagesthemen zu gucken.
- Ansonsten E-Mailen, Websurfen, Chatten, Bildverarbeitung, lief alles prima. 🙂
- Das Ding hat sogar zwei USB-Ports. Also USB 1.0. Und kann nicht davon booten. Wenn man nicht mehr von der Platte booten kann, muß man das externe Diskettenlaufwerk anschließen. Sonst geht gar nichts mehr.
- WLAN und Ethernet? Nicht onboard, aber per PCCard reingesteckt. Und damit quasi doch eingebaut, nur halt immer nur eins gleichzeitig. Eine Token-Ring-Karte und einen Compact-Flash-Adapter hatte ich auch noch, da konnte ich schon damals Sachen machen, die mit heutigen Netbooks eigentlich gar nicht mehr möglich sind. Ach, war das ne schöne Zeit.
- Ab Werk hatte das Ding eine 3 GByte Festplatte. Habe ich damals sofort durch eine richtig teure und für damalige Verhältnisse gigantische 60 GByte Platte ersetzt. Mehrere Leute, die mich damit auf Konferenzen sahen und nur die damaligen riesigen Schlepptopps kannten und mich auf das winzige Ding ansprachen, erklärten mich für wahnsinnig, in so einem kleinen Ding 60 GByte rumzutragen. Das war etwa die 50-fache Speicherkapazität dessen, was ich noch kurz zuvor als Admin eines Universitätsinstitutes am zentralen Server hatte.
- Und jede Menge neidische Blicke. Mit dem Ding in der Bibliothek unterwegs konnte man sich der besonderen Aufmerksamkeit der versammelten Damen-Welt gewiß sein. “Och, ist der süß! Darf ich mal sehen?”
Also für die damalige Zeit der Technik weit voraus, eigentlich viel moderner als das heutige Netbook-Gerümpel. Und ich konnte damit – relativ zur jeweiligen normalen PC-Technik – fast mehr machen als heute mit den Netbooks. Ein Notebook mit WLAN war damals noch was zum Ausflippen.
Das Ding funktioniert sogar noch. Habe es eben nach Jahren in der Kiste nochmal angeworfen. Da kommt noch – wenn auch mühsam und langsam – noch ein Ubuntu hoch, was ich vor 2 Jahren mal spaßhalber noch ausprobiert habe. Macht aber wirklich keinen Spaß mehr. mit 160 MB RAM geht einfach nicht mehr viel. Die Bildschirmhinterleuchtung ist so schwach geworden, daß man den Bildschirm nur noch im abgedunkelten Zimmer lesen kann. Der Akku ist schon am Ende. Und aktuelle Netbooks in vergleichbarer Größe mit modernerem Stand gibt’s ab 170 Euro. Also ab in den Schrott.
Aber schön war’s doch. Hat mir viel genutzt und viel Spaß gemacht. Wenigstens einen Blog-Eintrag muß mir das noch wert sein.
(In der Schrott-Kiste fliegt gerade auch noch ein 486SX-Laptop von 1995 mit 4 MB RAM und 170 MB Platte raus, der in der Verwandschaft noch im Keller rumlag, da verkneife ich mir jetzt aber jeden Kommentar…)
3 Kommentare (RSS-Feed)
Kann ich nicht mehr genau sagen, war mir aber neu viel zu teuer. Hatte das Ding schon kurz zuvor auf der CeBIT gesehen und mir beim Preis gedacht, daß die spinnen. Ich habe ihn damals auf eBay so gut wie neu mit einem externen Freecom CD-Brenner für ca. 1800 DM gekauft (eigentlich waren es 2800 DM, aber der wollte mich mit einem kaputten Drucker und nichtexistentem weiterem Zubehör noch reinlegen, und habe dann nach Vergleich mit anderen Auktionen den Preis auf 1800 festgelegt. Allerdings kam dann noch für – wenn ich mich recht erinnere – ca. 700 DM die Speicherweiterung und die 60GB-Platte dazu.
wenns doch kaum Platz wegnimmt, würd ich es nicht wegschmeißen .. als ich mein Asus 1000H damals gekauft habe, hatten sie bei Saturn so eine Abrackprämienaktion .. altes (noch funktionierendes) Notebook abgeben und 100€ Rabatt beim Kauf eines neuen Rechners bekommen.
Gruß
lammy
Jetzt fehlt aber noch der Preis, was es damals gekostet hat. Da ich vor Jahren einen winzigen Sonylaptop gesehen hat, und meine daß der 4000 € gekostet hat, schätze ich bei Fujitsu 3500. 🙂