Hat die Kinderpornographie-Sperre einen ganz anderen Hintergrund?
Wenn man die aktuellen Blogs liest, geht einem ein seltsamer Gedanke durch den Kopf.
Vor ein paar Monaten ging mal eine kleine, unauffällige Meldung durch die Presse, daß irgendwo irgendein CDU-Politiker wegen des Besitzes von Kinderpornographischen Schriften angeklagt sei. Da dachte ich noch, die haben es gerade nötig. Der Gedanke, daß die die Pornos deshalb sperren, daß nicht mehr so viele Politiker dabei erwischt werden, erschien mir damals (noch) als zu zynisch und zu weit hergeholt, nicht zu belegen.
Nun sind da ein paar neue Blog- und Zeitungsmeldungen über seltsame Vorgänge in Sachsen aufgetaucht, es geht um Minderjährige in einem Zwangsbordell und viele Seltsamkeiten um Richter, Staatsanwälte, Mord und einen Sachsen-Sumpf:
Sachsen steht unter einer CDU-Regierung.
Erstaunlich ist, wieviele Treffer man für verschiedene Parteien bekommt, wenn man mal nach Politiker oder Abgeordneter, Kinderpornographie und ermittelt, beschuldigt, angeklagt oder verurteilt sucht. Nur mal so auf die Schnelle:
- Clemens Nieting, CDU
- Thomas Pietzsch, CDU
- Ein ungenannter Funktionär der Jungen Union
- Reinhard Rumprecht, CDU
- Dann die Sache mit Jörg Tauss, SPD
- Razzia in der SPD-Bundesgeschäftsstelle in Berlin wegen Kinderpornos
- Noch ein SPD-Politiker aus dem Saarland
- Michael Engelmann, SPD
Wenn man das so liest, drängt sich einem unwillkürlich der Gedanke auf, daß Politiker, nun ja, sagen wir mal “eher kinderpornographiegefährdet” als andere sind.
Und der zweite Gedanke, der sich einem aufdrängt ist der, ob es bei der derzeitigen Initiative für Kinderpornosperren vielleicht gar nicht um den Aufbau einer Zensurinfrastruktur geht, sondern vielleicht darum, weitere Skandale zu vermeiden. Vielleicht ist das bei Politikern so ausgeprägt, daß das anders als durch generelles Sperren nicht mehr in den Griff bekommen.
Das könnte vielleicht auch die seltsamen Auffassungen der Familienministerin von der Leyen erklären. Bisher hörte sich das doch ziemlich abstrus und lächerlich an, daß die da behauptete, man würde ja hier versehentlich auf irgendwelche Kinderpornoseiten stolpern und dann regelrecht “angefixt” werden. Vielleicht ist das gar nicht so aus der Luft gegriffen. Vielleicht sind das Rechtfertigungen oder Entschuldigungen, die von ertappten CDU-Politikern parteiintern vorgebracht wurden. Und vielleicht sind diese erwähnten Kinderbordelle ein Auswuchs eines viel größeren Problems, als dessen “Einstiegsdroge” sich hier vielleicht die Kinderpornographie herausgestellt hatte oder vorgeschoben wurde.
Vielleicht geht es hier um eine politikinterne Brandbekämpfung?
Es würde zumindest einige Seltsamkeiten in dieser Kinderpornosperren-Initiative erklären.
10 Kommentare (RSS-Feed)
Mmmh zugegeben, das klingt ja erst mal etwas abwegig. Aber gerade die etwas abwegigen Gedankengänge bringen neue Sichtweisen…
Wer als Politiker erstmal mit dem Thema “konfrontiert” wurde, ist für die Öffentlichkeit eigentlich nicht mehr zu gebrauchen. Und jeder meinungskonforme Ersatz muss ja auch erst mal rekrutiert werden – das ist ja auch wieder mit Aufwand/Risiken (nicht nur zur Wahlzeit!) verbunden.
Gegen diese These spricht aber die Entscheidung, dass die Behördennetze nicht zensiert werden sollen.
Es ist wohl wahr, daß es abwegig klingt. Allerdings klingt für mich bisher eigentlich alles, was in dieser Kinderpornographiedebatte als Grund für die Sperre gehört habe, mehr oder weniger abwegig. Und für manche Behauptungen habe ich bisher noch überhaupt keine plausible Begründung gehört. Warum also nicht mal im abwegig-absurden fischen?
Hadmut, Du mußt immer
http://de.wikipedia.org/wiki/Hanlon’s_Razor
mit einbeziehen, das erklärt in so Fällen eigentlich alles…
Grunz! 😀
Aus der Debatte nehme ich vor allem mit, daß es Zeit wird einen eigenen Razor zu haben. So daß ich “Stefans Razor beachten!” oder “meinen Rasierapparat bedenken!” in die Debatte werfen kann.
Hanlon, Occam, Wilcinson und Stefan – … – ein Apparat für mich, weil ich doch gerne aus der Reihe tanze, und ein Apparat verspricht auch Massenabfertigung. Jetzt muß ich’s nur noch mit Inhalt füllen…
Stefan: “Jetzt muß ich’s nur noch mit Inhalt füllen…”
Das ist ganz einfach: rasier Dich damit 🙂
[…] 29.04.09: Danisch überlegt, ob die Kinderpornosperren nicht z.B. der parteiinternen Brandbekämpfung dienen, weil interessanterweise überraschend oft Politiker großer Parteien mit Kinderpornograpie in Verbindung gebracht würden: https://www.danisch.de/blog/2009/04/29/hat-die-kinderpornographie-sperre-einen-ganz-anderen-hintergru… […]
[…] Sachsen… ist kein rechtsfreier Raum.Ja, die C D U… ist [auch] kein rechtfreier Raumund auch Politik allgemein… ist kein rechtsfreier Raum!Soviel mal zum Verständnis nichtvorhandener rechtsfreier […]
24.8.2009 20:47
Kommentarlink
[…] Danisch.de » Blog Archive » Hat die Kinderpornographie-Sperre einen ganz anderen Hintergrund? http://www.danisch.de/blog/2009/04/29/hat-die-kinderpornographie-sperre-einen-ganz-anderen-hintergrund – view page – cached #Danisch.de RSS Feed Danisch.de » Hat die Kinderpornographie-Sperre einen ganz anderen Hintergrund? Comments Feed Danisch.de Jetzt hab ich auch ein (unsicheres) Blog… Machenschaften an der Universität Freiburg Der Hauptirrtum der Universitäts-IT-Sicherheitswissenschaft — From the page […]
Na – da geh ich nicht mit.
Zum einen – 4 schwarze, 4 rote – aus welcher Riege sind die? Taus aus dem Bundestag, aber der Rest Landtag und darunter? Kreis- und Bezirkstag? Junge Union?
Die rechtfertigen sich doch auch nicht vor der ganzen Partei, und Mitglieder der Partei würden sich doch distanzieren. Heiße Kartoffel. Selbst wenn es so wäre würde man sich doch nicht eingestehen ein derartiges Problem zu haben. Und die neue Stoßrichtung – bis zum Beweis des Gegenteils soll der Surfer als schuldig gelten, der über den Stopserver stolpert – paßt auch nicht dazu.
Parteiintern gibt es doch meist auch Profiteure, die nachrücken, wenn jemand geschasst wird. Auch wenn in Sachsen Korruption herrscht, so ist eine Stoppseite da ja nur über 3 Ecken eine Antwort, wenn man ein Auge zudrückt, und schon ordentlich was im Tee hat – oder? Das ist mir zu verwoben.