Zeitung im Flugzeug
Heute wieder mal im Flieger. Morgens hin, abends zurück.
Im Flugzeug bekommt man Zeitungen. Bei Air Berlin bekommt man mehr so die Magazine, sehr interessante, wie Brand Eins oder den Playboy (im verschämten anstoß-bereinigten Zusatzumschlag mit dem Blick auf die Wolken, durch die zwei symbolträchtige Berggipfel tittenförmig durchstoßen). Bei Lufthansa gibt es nur Tageszeitungen auf normalem Zeitungspapier, dafür eine stattliche Auswahl einschließlich englischer Zeitungen.
Leider etwas lästig daran: Diese Zeitungen sind sehr groß. Und die Flugzeugsitze sehr klein. Man kann eigentlich nicht Zeitung lesen, ohne dem Nachbarn vor der Nase rumzufuchteln und die gelesenen Seiten irgendwie zusammenzuknäulen. Ausnahme ist “Welt kompakt”, die ist in kleinerem Format gedruckt.
Eine Überlegung wäre, die neuen eBooks zu verwenden, wenn die rauskommen. Da kann man dann Bücher und Zeitungen draufpacken und die unterwegs lesen, zumal die Displays ja angeblich wie Papier wirken sollen und ohne Strom erhalten bleiben, weshalb die nur beim Umblättern Strom brauchen. Man kann auch Zeitungen abonnieren und per Handy draufladen. Die von der Pleite bedrohten Zeitungsverlage in den USA stürzen sich schon drauf.
Bisher war diese Lesegeräte ungefähr im A6-Format. Zu winzig. Amazon bringt nun ein neues im etwa A5-Format heraus. Da wirds langsam interessant, obwohl Gerüchte besagen, daß das nicht den Zweck hat, mehr oder größeren Text anzuzeigen, sondern neben der bisherigen Textdarstellung noch Werbung. Na, immerhin könnte der ganze OpenAccess-Kram dadurch zu lesen sein.
Die Sache hat einen Haken: Ich pflege vor allem dann Zeitung im Flieger zu lesen, wenn man darauf wartet, daß es endlich losgeht, also vom Setzen bis das Ding endlich oben auf Reisehöhe ist. Also die Zeit, in der man keine elektrischen Geräte einschalten darf. Ich kann mir schon vorstellen, wie das läuft: “Entschuldigung, würden Sie bitte den Computer ausschalten! Es ist verboten in der Startphase elektrische Geräte zu verwenden.” “Das Gerät ist ausgeschaltet.” “Mein Herr, das stimmt nicht, Sie arbeiten doch damit und die Anzeige läuft auch.” “Die Anzeige arbeit auch in ausgeschaltetem Zustand. Das Gerät ist aus.” “Also ist es doch an. Schalten Sie es sofort aus!” “Ich kann es nicht ausschalten, es ist schon aus. Ich müßte es einschalten, um die Anzeige zu löschen, aber das darf ich ja nicht.” Vermutlich würde ich spätestens da von Sky Marshalls überwältigt, gefesselt und der Polizei irgendeiner Inselrepublik übergeben.
Vorhin aber wurde ich dann positiv überrascht: Auf dem Rückflug teilten die von der Lufthansa aktuelle Ausgaben der Süddeutschen Zeitung aus. Und damit meine ich nicht die von morgens, die hatte ich auf dem Hinflug schon gelesen. Sondern welche vom Mittag mit der Aufschrift Redaktionsschluss 14:00 Uhr. Und ganz anders als eine normale Zeitung gemacht. Im Format DIN A4 mit Heftklammern geheftet. Kein Zeitungspapier, sondern glattes weißes Papier. Nicht das normale Laserdruckerpapier, sondern eher wie in den Zeitschriften. Sehr gute Druck- und Bildqualität, aber doch wie aus dem Farblaserdrucker. Unten in der Ecke der Hinweis Die schnellste Zeitung gedruckt von Xerox. Und oben in der Ecke Ihr persönliches Exemplar – Lufthansa.
Aha! Der Informatiker in mir strahlt.
Scheint so zu sein, daß die in der Redaktion die Zeitung als A4-PDF erzeugen und die am Flughafen das schnell aus dem Hochleistungsdrucker mit angeschlossener Falz- und Heftmaschine (kann im Prinzip jeder moderne Abteilungsdrucker) rauslassen.
Tolle Idee. Und da jammern die immer über das Zeitungssterben. Etwas Innovation muß schon drin sein. Richtig gut. Wäre auch als Download auf so ein elektrisches Lesegerät toll gewesen.
Könnte allerdings sein, daß ich das Ding nur zufällig bekommen habe. Denn da ich es bisher nicht in die Geschäftsführung geschafft habe, fliege ich nicht Business Class sondern economy (was auf den Lufthansa-Kurzflügen sowieso die gleichen Sitze sind und mir letztlich sowas von wurscht ist). Heute abend war der Flieger aber ziemlich leer, könnte also sein, daß sie einfach die Exemplare für die Business Class auch hinten verteilt haben. Die haben nämlich von vorne angefangen zu verteilen. Business Class ist vorne, ich sitze bevorzugt hinten und bekomme bei sowas immer nur, was übrig bleibt.
Wie auch immer: Interessantes Konzept. Gefällt mir.