(Nicht-)Optische Täuschung
Vorhin habe ich eine interessante optische Täuschung beobachtet.
Wobei die Bezeichnung “optische Täuschung” zwar gängig, aber grottenfalsch ist. Denn bei den meisten “optischen Täuschungen” wird nicht die Optik, sondern das Gehirn getäuscht. Eine Fata Morgana wäre beispielsweise eine optische Täuschung.
Vorhin habe ich mehrere Regale aufgebaut und nebeneinander aufgestellt. Aus Holz. Und weil solche Holzregale (und der Fußboden) normalerweise nie so ganz gerade und rechtwinklig sind, sieht das doof aus, wenn man sie einfach so nebeneinander stellt und sie dann nicht dicht aneinander stehen und unterschiedlich stark nach vorne bzw. hinten kippen. Auch wenn es nur ein paar Millimeter sind, es sieht schlampig aus. Deshalb schraubt man sie – wie zum Beispiel auch Küchenschränke – aneinander fest. Dazu gibt es spezielle Verbinder, die durch eine 5 mm Bohrung gesteckt werden. Auf der einen Seite eine gewöhnliche Schraube, auf der anderen Seite eine hohle Hülse mit Innengewinde und ebenfalls Schraubenkopf. Die Hülse ist außen geriffelt, damit sie sich nicht mitdreht. Man steckt die Hülse von einer Seite durch die Bohrung und schraubt auf der anderen Seite – also vom anderen Regal aus – die Schraube drauf. Fertig.
Also stecke ich vorhin von rechts die Hülse in die Bohrung und schraube von links mit dem Akkuschrauber die Schraube rein. Dabei gucke ich so auf die beiden aufeinanderliegenden Seitenwände der beiden Regale, daß die Kontaktfläche genau symmetrisch vor der Nase liegt. Ich sehe also symmetrisch mit dem linken Auge die Schraube, die der Akkuschrauber reindreht und mit dem rechten Auge den Schraubenkopf der Hülse. Und durch die Holzwand dazwischen sieht jedes Auge nur eine Seite.
Und obwohl die Hülse durch die Riffelung fest sitzt und sich (auch mit dem Finger geprüft) nicht mitdreht, sieht es aus, als würde sie sich drehen, weil das Gehirn versucht, die beiden Bilder als dreidimensionale Ansicht zusammenzusetzen und es wohl für ein und dieselbe Schraube hält.