Bricht jetzt der Damm?
Sind die jetzt alle verrückt geworden?
Jeden Tag liest man irgendeinen neuen Quatsch. Jeden Tag will sich irgend ein politischer Schaumschläger und Wichtigtuer durch noch derbere Sprüche hervortun. Nichts ist zu dämlich als daß nicht sofort noch einer käme und noch einen draufsetzen wollte.
Zu oft habe ich den Eindruck, daß solche Aktionen wie die Kinderpornosperre überhaupt keinen anderen Zweck haben als mal wieder eine Sau durchs Dorf zu treiben, an der sich die üblichen Dampfschwätzer mal wieder hochziehen und in Szene setzen können. Leute, die von überhaupt nichts anderem leben als auf die nächste Gelegenheit zu warten, zu jedem beliebigen Thema voranzupreschen und das Maul aufzureißen.
Heute habe ich im Blog von Udo Vetter einen Link auf einen Artikel gefunden, aus dem das “Mir ist gar nichts zu dumm und zu billig um mich aufzuspielen” fett heraustrieft. Eine Redakteurin der Mittelbayerischen (eher Mittelmäßigen) schlägt vor, die Entmannung von Straftätern richterlich anzuordnen.
Aha. Sind wir wieder so weit, daß wir Zwangssterilisationen in Betracht ziehen.
- Die Verletzung der Keimdrüsen und der Eingriff in die Geschlechtsidentität gehören zu den besonders schweren Eingriffen in die Grund- und Menschenrechte. Gehörte es nicht zu den Grundprinzipien unseres Rechtsstaats (Art. 1), daß wir uns zu unveräußerlichen Grundrechten bekennen?
- Was würde man denn abschneiden, wenn der Täter eine Frau ist? Oder kann sowas nach Auffassung dieser Schwanz-ab-Emanzen nicht vorkommen?
- Bei der Qualität unserer Rechtsprechung muß man sich immer auch mal Gedanken über die Rückgängigmachung von Fehlurteilen machen.
- Und dann immer wieder das andere Universal-Argument: Der Täter kommt nach x Jahren wieder frei und die Opfer leiden ein Leben lang. Klar, machen wir wieder die Mittelalter-Justiz, die für jedes noch so geringe Vergehen Folter und Tod vorsah. Wenn der eine dem anderen fahrlässig ein Stück eines Fingers abschneidet, dann dauern die Wirkungen auch ein Leben lang. Rechtfertigt das lebenslange Haft?
Was mich daran aber besonders auffällt, ist diese Tot-Schlag-Argumentation:
Aber es geht schließlich um unsere Kinder. Für ihren Schutz sollte uns jedes Mittel recht sein.
Das hat man in letzter Zeit öfters gehört. Die NDD, die Neue Deutsche Dümmlichkeit. Man argumentiert nicht mehr sachlich-argumentativ, sondern über Buzzwords, gegen die keiner etwas dagegen haben kann und die alles rechtfertigen sollen. Und das kommt jetzt in Mode, die gefallen sich dazunehmend drin. Strengt das Hirn ja auch viel weniger an, plakative Sprüche abzulassen anstatt mal nachzudenken, wenn einem nichts vernünftiges einfällt. Ich habe auch den Eindruck, daß das darauf zurückzuführen ist, daß der Ausbildungsstand zurück geht. Es kommt mir zunehmend so vor, als ob sich in der Politik, in den Redaktionen usw. immer mehr Leute mit immer weniger Bildung rumtreiben. Das Geschreibsel und die politischen Parolen werden immer flacher und schlechter. Jeder Personalchef kann bestätigen, daß die Deutschen dümmer werden, daß es immer schwieriger wird, fähige Leute zu finden. Das kann in Politik und bei den Journalisten nicht anders aussehen.
Aber im Ernst: Diese Schwachsinnsdenkweise ist mir in letzter Zeit immer häufiger begegnet. Es scheint wirklich so eine zunehmende Sitte oder Denkschule zu sein, mit solchen inhaltslosen Joker-Argumenten arbeiten zu wollen. Wie bei der Lynchjustiz im wilden Westen. Hatte nicht kürzlich erst ein SPD-Minister gesagt, daß er in Kauf nimmt, gegen das Grundgesetz zu verstoßen, um Kinderpornos zu sperren?
Haben wir jetzt den Dammbruch, daß sich ganz offen keiner mehr an Rechte hält, wenn man nur ein unangreifbares Banner vor sich herträgt?
Vielleicht hat die Kinderpornodebatte da etwas ins Rollen gebracht, was man nicht mehr gebändigt bekommt. Vielleicht hat man Geister gerufen, die man nicht mehr los wird. Vielleicht wird Zensursula nie begreifen, wieviel Schaden sie anrichtet.
Mal sehen, was sie nächste Woche fordern…
“Jokerargument” beschreibt das Ärgernis schön knapp – muß ich mir merken.
Sterben nicht die meisten Kinder im Straßenverkehr? Wenn jedes Mittel recht ist, dann wohl auch das Verbot von Autoverkehr! Als Umweltaktivist kann ich dem Mann nur zustimmen!
Vor ein paar Jahren schlug ein Blitz in Jugendliche auf dem Sportplatz ein. Von März bis November Hausarrest sollte uns, dem Wohl der Kinder zuliebe, kein zu großes Opfer sein.
Kinder der Oberschicht könnte man in mobile Faradaysche Käfige packen, allerdings nicht in PKWs, siehe oben.