Ansichten eines Informatikers

Australia

Hadmut
30.8.2009 2:38

Hach ja.

Früher, so vor 10-15 Jahren, bin ich in Karlsruhe mit nem Kumpel noch bis zu 3 Mal die Woche ins Kino gegangen, weil wir abends sowieso auf dem Heimweg von der Uni und später von Xlink mit dem Fahrrad dran vorbeikamen. Da gehörte ich immer zu den ersten, die einen Film gesehen habe.

Inzwischen war ich schon seit Jahren nicht mehr im Kino. Aus verschiedenen Gründen. Einmal, weil ich unter Reizüberflutung leide. Es kommt so viel Mist auf allen Kanälen. Dann weil die Filme schlechter geworden sind, Hollywood produziert nur noch Fließband-Mist aus dem Computer, sieht alles gleich aus. Kinos sind inzwischen große Kino-Tempel, meistens fürchterlich nach Zigaretten stinkend. Reizt mich nicht mehr. Und dann eben der Effekt, daß eine DVD, zumindest wenn man etwas Geduld hat, kaum noch mehr kostet als eine einzelne Kino-Karte (sogar weniger, wenn man Autofahrt und Parkhaus oder S-Bahn mit einrechnet). Zumal die Scheiben ja immer schneller nach dem Kino rauskommen. Weil sowieso bald alles in Free-TV kommt, gebe ich Geld nur noch für Filme aus, die mich interessieren, und dann für DVD oder – in engen Grenzen und nur in Ausnahmefällen – neuerdings für Blu-Ray. Deshalb komme ich mit Filmkritiken eigentlich immer zu spät. Ich schreib jetzt trotzdem eine.

Ich habe mir den Film Australia mit Nicole Kidman und Hug Jackman gerade angesehen. Und er hat mir gut gefallen, aber nur aus ganz bestimmten Gründen.

Also zunächst mal gehen mir Liebes-Schmonzetten fürchterlich auf den Wecker. Nicole Kidman sah mal ganz gut aus, läßt aber auch nach, und der Typ der Alabaster-Schönheit nutzt sich auch ab. Gibt ein paar gute Filme mit ihr (z. B. The Others oder Eyes Wide Shut), aber eigentlich kein Grund Geld auszugeben.

Der Grund, warum ich mir den Film gekauft habe, war daß der Film in Australien spielt, in Darwin und im Outback des Northern Territory kurz vor und während des Ausbruchs des zweiten Weltkrieges. Ich habe mir den Film eigentlich nur aus optischen Gründen gekauft, die Handlung interessierte mich eigentlich nicht, deshalb auch als Blu-Ray. Dabei hat mich geärgert, daß bei dem Film mit ihrem Ex-Mann Tom Cruise über das Hitler-Attentat die Blu-Ray im Doof-Markt nur einen Euro mehr kostet (18,99 statt DVD 17,99), während bei Australia die Blu-Ray dreimal soviel kostet (29,95 statt 9,95), was angeblich aber daran liegen soll, daß die Blu-Ray von einem anderen Verlag als die DVD kommt. So ein Schwachsinn. Nachdem der Preis bei Amazon aber schon deutlich drunterlag, hab ich sie dann doch gekauft.

Die Handlung war eigentlich ganz in Ordnung, aber was mir natürlich sehr gefallen hat, waren die Bilder und die Aufnahmen von Australien. Das wird nicht verstehen, wer nicht dort war. Wenn man aber mal in Australien war, in Darwin, im Northern Territory und die Leute dort kennengelernt hat, die Kultur der Aborigines, die Sprache, das Land, dann ist das einfach sagenhaft schön, weil einem das alles so bekannt vorkommt. Am Anfang des Films gibt es eine staubige Fahrt mit dem LKW durch das Outback, die mich so sehr an die Tour durch Western Australia 2007 erinnert hat. Es haut einen einfach um, wie die Landschaft dort aussieht, wie dieses vertraute Gefühl rüberkommt, daß man erst kürzlich dort war. OK, das klappt nur, wenn man dort schon war, und diesen roten Staub in den Klamotten hatte. Obwohl die Handlung vor 70 Jahren spielt, sieht – außer Darwin – eigentlich alles wie heute aus, weil sich da auch nicht viel geändert hat. (Was dann doch erstaunt, wenn man im Bonus-Material sieht, daß vieles im Studio vor Blue Screen gedreht wurde). Und selbst in Darwin bekommt man ein Gefühl dafür, wo das hingehört.

Allein schon deshalb hat mir der Film gefallen.

Und eigentlich kann man den Film auch nicht ins Deutsche übersetzen. Man muß ihn auf Australisch hören.

Interessant war aber, daß sie eben doch nicht (nur) eine Schnulze gedreht haben, sondern als Aufhänger den Umgang der Weißen mit den Aborigines verarbeitet haben. Besondere Bedeutung hat dabei, daß man damals der Meinung war, daß man Mischlingskinder den damals als minderwertig angesehenen Aborigines weggenommen und der brutalen Obhut der Kirche übergeben hat. Was im Film nicht so anklingt, aber man als Hintergrund wissen muß ist die Überheblichkeit und die Gewalt, mit der die Briten in das Land eingefallen und mit der Bevölkerung dort (und anderen Gefangenen) umgegangen ist. Jede größere Stadt in Australien hat noch ein altes zum Museum umgebautes Gefängnis, in dem noch die echten Stricke für die Hinrichtungen und die Böcke für die Auspeitschungen stehen. Daraus ergaben sich auch die Schuldgefühle der heutigen weißen Australier gegenüber den Aborigines, die zu einer Aufarbeitung der Vergangenheit, zu Entschädigungen und Rückgaben, zu öffentlichen Entschuldigungen führten. Deshalb war es auch so wichtig, daß bei den olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney die Eröffnungsspiele nach der Mythologie der Aborigines gestaltet war und eine Aborigine das Feuer entzündete. Viele Landesteile wurden den Aborigines zurückgegeben bzw. stehen wieder unter deren Aufsicht, wie beispielsweise auch Uluru (Ayers Rock) und die Olgas. Diese Thematik wurde im Film aufgegriffen und – allerdings nur moderat – in die Handlung eingearbeitet.

Ein anderer, eigentlich besserer, aber anspruchsvollerer und weniger für das breite Publikum geeignete Film ist Long Walk Home, Originaltitel Rabbit-Proof Fence, der ebenfalls darauf basiert, daß man damals Mischlingskinder den Müttern weggenommen hat, aber auf einer wahren Begebenheit beruht. Drei Mädchen werden ihren Müttern weggenommen und in ein brutales Erziehungsheim gesteckt, können aber fliehen und laufen 1500 Meilen zurück nach Hause, gejagt von der Polizei. Ungefähr die gleiche Zeit, das gleiche Grundthema wie Australia, aber mehr Gewicht auf Drama, und eben eine wahre Story.

Hab ich eigentlich schon erwähnt, daß Australien mein Lieblingsland ist?