Ansichten eines Informatikers

Schweden-Spam

Hadmut
3.11.2009 21:11

Seit Monaten bekomme ich tonnenweise Spam einer ganz bestimmten Sorte. Die Spur führt nach Schweden.

Der Stil ist immer der gleiche. Irgendwelche (vorgeblichen) Frauen schreiben irgendeinen Käse von Sehnsucht, Liebe und Zärtlichkeit, immer in schwülstigen Subjects, meist in der Infinitiv-Form („mich zum Lachen bringen”, „verliebt zu sein”, „Schäferstündchen”), dann ein Link auf Webseiten in den seltsamsten Ländern (ich wußte gar nicht, daß es ein Land namens Niue gibt, aber Domains mit Schmuddelangeboten haben sie reichlich), mit einem bestimmten Schema: Immer hundsmiserabel hässliche Webseiten mit schlechten Bildern von irgendwelchen ungepflegten (und keineswegs schönen) Frauen auf irgendwelchen Sofas, und letztlich dann ein Link auf irgendwelche lausigen Webkam-Angebote wie 777livecams.com. Auffällig ist aber, daß die Spam-Mails selbst immer in fehlerfreiem und sprachlich sogar relaitv gutem und ordentlichem Deutsch formuliert, aber gewisse wiederkehrende leichte Fehler, wie ein manchmal fehlendes „zu” beim Infinitiv, aber auf jeden Fall jemand mit gutem Deutsch, vermutlich Muttersprachler.

777livecams.com sitzt laut whois auf den Niederländischen Antillen, kaum etwas auszurichten.

Auch einige der Webseiten, auf die der Spam verweist, haben keinen brauchbaren Whois-Eintrag, wo immer Niue liegen mag, die Sorgfalt in der Verwaltung haben sie nicht erfunden.

Such man aber länger, dann kommt man bei manchen der Domains auf dieselbe Person: Eric Persson, www.persson.tm, mit seiner schwedischen Firma Data & Media. Schon bemerkenswert, wenn ein Schwede seine Domain in Turkmenistan registriert. Die Häufung und überhaupt die Tatsache, daß spam-beworbene dubiose Domains (mit third level domain names) unterhalb von auf ihn registrierten second level domains liegen, legen eine Verwicklung sehr nahe. Komisch auch die Webseite, in der die Qualität seiner Arbeit angepriesen wird, aber eigentlich nicht ersichtlich ist, was er so konkret anbietet. Irgendwas mit Webseiten.

Fragt sich, wann dem mal einer das Handwerk legt.

2 Kommentare (RSS-Feed)

dustbunny
8.11.2009 14:33
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Topleveldomains werden doch gerne auch für andere Zwecke gebraucht, als die für die sie ursprünglich vorgesehen waren. Deutsche Aktiengesellschaften registrieren sich da gerne mal in Antigua (.ag), Fernsehsender in Tuvalu (.tv), Radiosender in Micronesien (.fm) und patriotische Bayern holen sich schonmal eine Domain unter der TLD von Weißrussland (.by). Bei den von dir aufgezählten TLDs scheint es nicht anders zu sein.

.nu ist in Skandinavien und den Niederlanden eine gern genutzte TLD auch für seriöse Webauftritte. Die englischsprachige Wikipedia schreibt dazu:

Commonly used by Danish, Dutch and Swedish websites, because in those languages ‘nu’ means “now”

Für ein Land mit weniger als 2000 Einwohner dürfte das eine willkommene Einnahmequelle darstellen. Da schaut man dann auch nicht so genau hin, wer sich da registriert. 😉

Und .tm ist als “Abkürzung für “(Registered) Trademark” jedem, der ein bisschen Englisch kann, eher ein Begriff als Turkmenistan …


Hadmut
8.11.2009 16:18
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Trademark?

Das würde schon deshalb nicht passen, weil eine Trademark sich nur auf verkaufte Waren einer Marke und nicht auf einen Dienstleister bezieht. Dienstleistungsfirmen sind nicht Trademarks. Es ergibt keinen Sinn und wäre auch rechtlich nicht richtig, eine Dienstleistungsfirma, die keine Produkte verkauft, als Trademark anzumelden. Es ergibt vor allem dann keinen Sinn, wenn man den Namen als Trademark nicht beansprucht und auch sonst auf der Webseite nicht als Trademark verwendet und kennzeichnet. Eine Trademark kann man nämlich nur haben, wenn man sie auch tatsächlich verwendet. Bischen Englisch allein reicht halt auch nicht.

Davon abgesehen denkt man auch nicht an Trademark, wenn man stapelweise Spam durchgegangen ist und ständig mit irgendwelchen Domains in irgendwelchen Mikro-Ländern zu tun hat, die unseriöse Vergabepraktiken und keine saubere Registrierung haben. Dann denkt man eben an das, wofür tm nämlich nach ISO-Code steht, nämlich Turkmenistan. Das muß man nämlich auch wissen, daß solche Domain-Kapriolen heute zum Standard-Repertoire von Spammern und Internet-Kriminellen gehört.