Angloamerikanische Pseudowirtschaft als Ursache?
So ein Gedanke zur Wirtschaftskrise.
Dieser Tage wird viel geschrieben, behauptet und gelesen über die Wirtschaftsprobleme unserer Gesellschaft, über Leerverkäufe, Derivate, Default Credit Swaps und solches Zeugs. Und darüber, daß wir unsere Wirtschaft zu lange durch Schulden am Leben erhalten haben.
Zwei, drei Dinge gehen mir dabei durch den Kopf, ich kann mich nur leider nicht mehr erinnern, wo ich diese gelesen haben:
- Deutschland ist mit dem Verbot Ungedeckter Leerverkäufe vorgeprescht. Es ist an der Börse nicht unüblich, Sachen zu verkaufen, die man gar nicht hat, sich erst noch beschaffen muß und darauf spekuliert, daß man sie billiger bekommt. Was im normalen Leben als Betrug angesehen werden könnte.
- Die Briten haben sich darüber beschwert, weil London einer der Hauptfinanzplätze ist und sehr viel Geld mit solchen Leerverkäufen und ähnlichen Kuriositäten verdient. Sie meinen das wäre so, als würde man den Deutschen das Autobauen verbieten.
- Im Zusammenhang mit dem neuen Kinofilm mit Michael Douglas, der die Fortsetzung des älteren Films „Wall Street” über den Finanzhai Gordon Gecko ist, habe ich so ein Zitat (Gordon Geckos?) gelesen, daß man an der Börse kein Geld macht oder vernichtet, sondern es einfach nur den Besitzer wechselt. Es gibt bei uns ja auch den Spruch, daß Geld nach einem mißlungenen Geschäft nicht „weg”, sondern nur woanders ist. An den Börsen und im Finanzgeschäft wird nichts produziert, nichts erarbeitet, nichts geschaffen. Es wird nur umverteilt. Reichtum entsteht allein dadurch, daß man anderen etwas wegnimmt und nicht dadurch, daß man etwas produziert.
Auto zu bauen ist produktiv, hinterher ist ein Mehrwert da, ein Auto mehr als vorher. Geld umzuverteilen ist nicht produktiv, es ist hinterher nicht mehr Geld da als vorher. Geld ist außerdem nur ein Abstraktum, man kann es nicht essen, nicht damit fahren.
- Seit Jahren schon bläht mich, daß wir seltsame Geschäfte mit Amerikanern treiben. Wir exportieren Autos, Kraftwerke, Technik, Energietechnologie. Wir importieren aber im Gegenzug viele Sachen, die nur aus beliebig vervielfältigbarer Information bestehen: Software, Musik, Kinofilme, das ganze Urheberzeugs. Es basiert auf der Annahme, daß man durch Vervielfältigung von Information einen Wert schafft.
Zwei Autos sind mehr als ein Auto. Man muß auch beim zweiten noch produktiv werden um es zu bauen.
Zwei Kopien von Windows, von Musik, von einem Kinofilm sind aber keine Mehrproduktion gegenüber einer Kopie, da ist kein Produktfortschritt mehr da.
Wir liefern Substanz und bekommen im Gegenzug nur heiße Luft.
Deshalb beschäftigt mich die Frage, ob an den Wirtschaftsproblemen nicht diese Asymmetrie und diese Pseudowirtschaft mit ursächlich ist. Ein großer Teil des Wirtschaftsumsatzes besteht aus Leergütern, in Anlehnung an die Leerverkäufe. Bei Leerverkäufen verkauft man etwas, was man nicht hat. Wenn man jemandem eine Kopie von Musik verkauft, muß man durchaus die Frage stellen, worin denn da der konkrete Mehrwert besteht.
Irgendwie bekomme ich den Eindruck, daß der angloamerikanische Kultur- und Wirtschaftsraum wesentlich darauf beruht, mit fiktiven Werten zu handeln, Dinge zu verkaufen, die man nicht hat. Die Content Industrie macht Milliardenumsätze, obwohl sie nichts anderes tut als Information zu kopieren. Sie ist nicht produktiv. (Höchstens der Musiker, aber der bekommt davon nicht mehr viel.) Die Banker verdienen sich mit ihren Boni dumm und dämlich, obwohl sie nichts produzieren. Sie betreiben nur die Umverteilung von Geld, sonst machen die nichts. Es wird nicht mehr dadurch.
Ist unser Wirtschaftskreislauf dadurch kaputt gegangen, daß ihm durch solche Pseudoprodukte zuviel Geld entzogen wurde, während kein entsprechender Mehrwert in Umlauf ging?
Sind die dubiosen Patent- und Urheberrechte und deren immer drastischer ausufernde Rechtsverfolgung vielleicht letztlich nur Symptome dessen, daß jemand am Markt teilnimmt und Geld entzieht, obwohl er nichts produziert?
Wenn man jemandem ein Auto verkauft, besteht nicht so sehr das Problem, daß dessen Nachbar sich einfach eines kopiert (von den China-Plagiaten mal abgesehen, ich meine das Kopieren des Autos nicht der Konstruktion). Wenn der auch ein Auto hat, muß ich nicht nachfragen, ob er es gekauft oder nur raubkopiert hat. Weil ein Auto ein echtes Produkt darstellt.
Wenn man jemandem aber eine Musikaufnahme verkauft, dann kann dessen Nachbar sich das kopieren. Weil das Kopieren keinen Produktionsschritt erfordert, trivial ist. So gesehen dient das Urheberrecht und dessen Umsetzung dazu, von dem Nachbarn Geld dafür zu verlangen, daß der seine Kopie der Musik bekommt, obwohl kein Produktionsschritt mehr dahintersteckt. So als würde man jemandem leere Kartons verkaufen.
Interessante Frage:
Wieviele Milliarden Euro hat Deutschland, hat Europa in den letzten – sagen wir 10 oder 20 – Jahren für vervielfältigte Information in Form von amerikanischer Software (denken wir allein an das Zwangs-Windows mit jedem PC), Musik, Kinofilme ausgegeben und wieviele Milliarden Euro wurden durch Bankgeschäfte abgezogen, die als Gewinn bei Investoren, bei Hedgefonds oder als Boni in den Taschen der Banker landeten? Das geht sicherlich in die Billionen.
Das müßte man mal gegenrechnen gegenüber dem, was wir gerade für Griechenland zahlen oder was Deutschland überhaupt als Schulden hat.
Würde mich nicht wundern wenn wir mehr Geld durch diese Pseudowirtschaft verloren haben als wir Schulden haben.
Wenn die Bundesregierung nun gezwungen ist, die Steuern zu erhöhen, dann könnte man das doch mal durch interessante Rechtsänderungen kompensieren:
- Man könnte die Zwangskopplung von PC und Windows verbieten. Linux gibt’s für umme.
- Man könnte das Kopieren von Musik im Privatbereich völlig legalisieren.
- Man könnte hohe Zölle auf Computer-Hardware verlangen, für die es keine OpenSource-Treiber bzw. Dokumentationen gibt.
- Man könnte Spekulationen eindämmen und Leerverkäufe verbieten (tun sie ja schon)
- Jeder zahlt an die GEZ, das öffentlichrechtliche Fernsehen gilt als Zwangsbeglückung. Man könnte sowas auch für Kinofilme und dergleichen einführen. Kinofilme, die nach Deutschland eingeführt werden, werden nach Erreichen einer Umsatzgrenze als Gemeingut angesehen.
- Man könnte generell den Geldabfluß begrenzen. Wer Geld aus Europa rausschaffen will, muß nachweisen, daß er einen entsprechenden Gegenwert reingeschafft hat.
10 Kommentare (RSS-Feed)
Nein. Was Du meinst ist der Unterschied zwischen Groß- und Einzelhandel. Du holst als kleiner Händler dein Zeug bei dem nächstgrößeren.
Du wirst aber nicht-existierende Waren in solcher Menge auf den Markt werfen, daß dadurch der Preis abstürzt und Du dir die Marge erst selbst erzeugt, weil Du sie bei anderen Händlern dann billiger bekommst, deren Geschäft Du gerade kaputt gemacht hast.
Du wirst nicht deinen eigenen tagesaktuellen Einkaufspreis unterbieten in der Hoffnung, daß durch dein Marktauftreten Dein Großhändler bis übermorgen die Preise senken muß. Dein Verkaufspreis beruht darauf, daß Dein Lieferant dir das Zeug jetzt schon billiger liefert als Du deinen Kunden berechnest. Deine Marge ist die zwischen Ein- und Verkauf. Das gibt es an der Börse so nicht. Die holen ihre Marge daraus, daß sie etwas verkaufen, was sie noch gar nicht haben und dadurch ein künstlich höheres Angebot an Aktien erzeugen, als es tatsächlich gibt, und den Preis damit niedriger drücken, als angemessen wäre.
Eine Überlegung zum Thema, daß die Börse angeblich unproduktiv sei:
Börsenspekulanten leisten einen sehr wertvollen Dienst an der Gesellschaft: Sie stellen die Preise fest.
Was ist eigentlich der genaue Wert einer Aktie? (oder einer Währung, oder von Rohstoffen usw.?) Wie will man das festlegen?
Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder wir schaffen irgendeine Zentralinstanz, die die Preise festsetzt. Nennt sich Planwirtschaft. Oder wir lassen die Meute darauf los, wo Bullen und Bären gegeneinander antreten. Nennt sich Marktwirtschaft.
Der Wert einer Aktie ist auf den Cent genau festgelegt: Es ist der “diskontierte Wert der zukünftigen Zahlungsströme”. Also grob gesagt: Das Geld, was die Firma bis zum Ende ihrer Existenz noch verdienen wird, zinsannualisiert. Und genau da ist der Knackpunkt warum man das in der Realität nicht berechnen kann: “Zukünftig”.
Niemand kann die Zukunft vorhersagen. Ein Bürokrat in einem Planungskommitee schon gar nicht. Ergebnis siehe sämtliche bisherigen Versuche von realsozialistischen Systemen: Klappt ganz gut am Anfang, aber die Preise verzerren sich im Laufe der Zeit weiter und weiter, solange bis die ganze Wirtschaft eine einzige Farce wird.
In einer Marktwirtschaft pendeln sich die Preise mittelfristig immer ein. (Der Ölpreis von 160$ vor ein paar Jahren war nicht von langer Dauer. Genauso wenig der Ölpreis von 30$ letztens. Und die Dot-Com Blase ist geplatzt, unvermeidlich.) Und dazu brauchts Leute, die positiv für einen Wert gestimmt sind, und Leute, die negativ gestimmt sind (Leerverkäufer!). Falls mehr Leute einen Wert als unterbewertet ansehen, wird er steigen. Falls mehr Leute einen Wert als überbewertet ansehen, wird er fallen.
Man könnte also sagen, daß ein Spekulant der Gesellschaft seine Rechenleistung zur Verfügung stellt. Das ist prinzipiell etwas positives und schafft Mehrwert.
Gefährlich wird es natürlich dann, wenn der Hauptzweck der Wirtschaft sich von der Schaffung realer Produkte wegbewegt, und wie z.B. im Fall Großbritannien größtenteils von Spekulation versucht wird zu leben. Aber das ist die Gefahr die jegliche wirtschaftliche Monokultur hat. Siehe z.B. Detroit, das genauso in den Abgrund gestürzt ist, weil es nur Automobilbau kennt und sonst nichts anderes.
Bitte die Börse nicht abschaffen wollen. Sie erfüllt eine ganz wichtige volkswirtschaftliche Funktion.
Bei der Frage der Werte kommt man an der klaren Unterscheidung die Marx getroffen hat, nicht vorbei.
Es gibt den Gebrauchswert und den Tauschwert. Alle Versuche den einen in den anderen zu übersetzen sind gescheitert. Das eine ist eine qualitative Sache, und das andere eine quantitative.
Der Gebrauchswert eines Hammers liegt darin, damit Nägel in die Wand schlagen zu können. Was ist das wert? Es kommt ja sehr drauf an. Wenn man beispielsweise schon einen Hammer hat, dann ist man selten bereit für einen Zweithammer (bitte jetzt nicht mit einem kl./gr. Hammer, mit Gummihammer/Auktionshammer kommen) nochmal Geld herzugeben. Der Wert (nicht der Mehrwert – das ist wieder was anderes) – der Wert eines zweiten Hammers wäre gering. (Ja, im Gartenhaus könnte man den deponieren usw.).
Dennoch ist der Hammer etwas wert, und zwar das, was jmd. anderes dafür zu zahlen bereit ist. Je nach dem wird der Preis am Markt nach unterschiedlichen Gesetzen gebildet. Vereinfacht gesprochen kann man die Preisfindung bei Monopol und ohne Monopol unterscheiden.
Wenn es kein Monopol gibt, dann strebt der Preis zu den Grenzkosten der Produktion der letzten Einheit. Einfaches Beispiel: Wenn ich einen Hammer in Handarbeit produziere wird das exorbitant teuer. Produziere ich in größeren Einheiten, so wird es, umgerechnet auf die einzelne Einheit, billiger und billiger.
Wäre der Marktpreis für einen Hammer 2€, und ich könnte Hammer für 90¢ produzieren, dann würde ich Hammer produzieren, und könnte mit 1,80€ große Teile des Marktes an mich reißen. Um das zu kontern müßte der Konkurrent, der ähnlich preiswert produzieren kann auf 1,60 € runter usw. Je näher wir den 90¢ kommen, umso weniger attraktiv ist es für Investoren, in eine Hammerfabrik zu investieren, und so wird der Preis letztlich bei 90-100¢ bleiben.
Beim Monopol ist das anders – da kann der Verkäufer von Rolling-Stones-CDs sagen: bei einem Preis von 25€ verkaufe ich 10 Mio, bei einem Preis von 20€ 12 Mio. Hier habe ich 240 Mio. Einnahmen, dort 250 Mio. Wenn die Kosten 1€ pro CD sind, dann verdient er mehr, wenn er weniger CDs teurer verkauft.
Die ganze Werbeindustrie ist der Versuch die eigene Marke zu einem Monopol zu machen. Wenn der Konsument glaubt, das Coca-Cola eine Cola wie jede andere ist, dann wird er auch nicht mehr dafür bezahlen wollen. Glaubt er, sie sei einzigartig, dann zahlt er mehr dafür. Wenn es die Colacompany zu weit treibt, dann werden die Konsumenten aber Coca-Cola mit Pepsi-Cola, River-Cola oder CC-Cola substituieren. Man kann aber einen Hammer nicht mit Cola substituieren.
Wenn der Hammer zu teuer ist, dann kann man ihn nicht durch Cola ersetzen, und wenn man Durst hat kann man keinen Hammer trinken. Wie kann man die Gebrauchswerte von Cola und Hammer miteinander vergleichen? Eben gar nicht, weil es qualitative Unterschiede sind, nicht quantitative.
Der Tauschwert dagegen ist seinem Wesen nach etwas fiktives. Wenn der Hammer 1€ kostet, oder die Cola, und man hat die Ware gegen einen Euro getauscht, und besitzt sie jetzt, dann ist sie nur dann noch einen Euro wert, wenn man jmd. findet, der wieder bereit wäre einen Euro dafür zu zahlen. Ob der Preis nun fällt oder steigt, weil Chinesische Hämmer den Markt fluten, oder eine Hammersteuer plötzlich den Preis hochtreibt – am Gebrauchswert, der Fähigkeit Nägel einzukloppen – ändert sich nichts dadurch. Umgekehrt ist ein Euro keine absolute Größe, sondern nichts anderes, als das, was man für einen Euro irgendwo kaufen kann.
Wenn an der Börse also Euros gegen Aktien, und Optionen gegen CDS getauscht werden, dann ist das eine so fiktiv wie das andere.
Mir kommt dieses Verbot so vor wie die Suche nach einem Sündenbock. Den Löwen wird was zum Fraß vorgeworfen. Aktionismus und Opferdenken.
Der Gebrauchswert 2er Musik-CDs ist, daß 2 Leute unabhängig voneinander Musik hören können. Je mehr Kopien es gibt, umso größer ist der Gebrauchswert. Und der Tauschwert? Soll man vom ersten Käufer die Poduktionskosten der Aufnahme nehmen, also vielleicht 100 000 Euro, und alle weiteren Kopien gratis verteilen? Das Modell will ja auch nicht recht überzeugen. Einerseits müssen also die hohen Investitionen reingeholt werden, und andererseits betreiben diese Industrien (Musik~, Software~, …) Mischkalkulationen, d.h. die Flops sind nicht vorhersehbar, und müssen quersubventioniert werden. Die erfolgreichen Produkte sind zudem Monopolprodukte mit den oben erläuterten Konsequenzen.
@Hadmut
Ich gebe zu, ich als kleiner Händler kann mit dem “auf dem Markt werfen” von Computern keinen Preisrutsch verursachen. Das ist aber genau das, was ALDI/LIDL/Blödmarkt machen. Und dumemrweise funktioniert das bei denen.
Nachtrag uz Zwangsbundle:
Ich denke man könnte die Zwangsverdongelung am ehesten dann aushebeln, wenn man gesetzlich festschreiben würde, wenn man den “Marktwert” der mitgelieferten Software ausgezahlt bekommt, wenn man diese nicht dabeihaben will.
Beispiel:
Computer kostet mit Bundle 499,-
Windows Home Premium – 80,-€
PoverDVD -40 €
Norton Internet Security -60€
Nero Suite – 80 €
MS Office Student -80€
Summe: 159€ = 499 – 80 – 40 – 60 – 80 – 80
Und schon hat man einen ordentlichen Computer für 160€ 😉
Das würde vermutlich mehr bringen als irgendwelche EU-verfahren gegen MS.
Von wegen Aldi: Die drücken zwar die Preise bei Butter, aber sie drücken sie vor dem Verkauf. Vor allem verkaufen sie Sachen, die sie tatsächlich haben. Ich könnte mich jetzt nicht erinnern, daß Aldi mir was verkauft, was sie nicht haben, weil sie darauf spekulieren, es mir innerhalb der Lieferfrist von 3 Tagen billiger zu bekommen.
Daß mir etwas verkauft wird, was der Händler noch nicht hat ist mir z.B. erst vorgestern passiert. Solche Arrangements sind in der Wirtschaft gang und gäbe. Ich habe mir im Möbelhaus eine Vitrine bestellt. Lieferzeit 6-8 Wochen, weil das Teil erst angefertigt werden muss. Konditionen: Voranzahlung von 1/2 des Kaufpreises, Rest zahlbar bei Lieferung.
Ich fühle mich hier nicht im geringsten betrogen. Das ganze ist ein für beide Seiten faires Arrangement. Das Möbelhaus will natürlich eine Anzahlung, damit nicht irgendwelche Leute wild Möbel bestellen, die dann nicht abnehmen, und sie auf den Möbeln sitzen bleiben.
Das Möbelhaus hat mir etwas verkauft, was es noch nicht hat. Aber ich bin erst dann betrogen worden, wenn das Möbelhaus die Ware wirklich nicht liefert.
Zurück zu den Leerverkäufen: Da muss man noch eines beachten. Es ist nicht im geringsten gesagt, daß der Preis der Aktie nach dem Leerverkauf auch tatsächlich fällt. Das Risiko das ein Leerverkäufer eingeht ist enorm. Das Chance/Risiko Verhältnis ist äußerst ungünstig: Im besten Falle kann ich maximal 100% gewinnen (wenn das Unternehmen pleite macht und die Aktien wertlos werden), aber ich kann unbegrenzt verlieren (z.B. im Spätjahr 1999 beim Leerverkauf von Werten wie Yahoo: Verlust im Bereich von 100000%).
Ich sehe einfach nicht, was an einem Leerverkauf betrügerisch sein soll. Zwei Leute gehen ein Geschäft miteinander ein. A verkauft an B Aktien. A verkauft diese weil er glaubt daß die Aktien fallen werden. B kauft die Aktien weil er glaubt daß sie steigen werden. Das ist ein faires Geschäft.
Betrug wird das ganze erst dann, wenn der Leerverkäufer seine Positionen glatt stellen muss, sich aber weigert dies zu tun.
Im übrigen: Leerverkäufer müssen sich irgendwann mal wieder am Markt ihre Aktien zurückkaufen. So verrückt es klingt: Leerverkäufer wirken de facto stabilisierend auf die Preise, nämlich dann wenn die Kurse zu weit gefallen sind.
Auch das Beispiel hinkt. Möbel werden ja auch nicht so weitergehandelt.
Ihr geht immer von Kleinbeispielen und Einzelhandel aus. Und das ist dann sowieso ein Werkvertrag und kein Kauf, also eine Dienstleistung.
Der Spekulant stellt die Akte aber nicht auf Bestellung her, er kauft sie auf dem Markt, den er selbst beeinflusst hat.
Gut, dann dröseln wir das ganze mal nach der Definition von Betrug auf:
“Unter Betrug versteht man im strafrechtlichen Sinn ein Vermögensdelikt, bei dem der Täter in rechtswidriger Bereicherungsabsicht das Opfer durch Vorspiegelung oder Unterdrückung von Tatsachen gezielt so irreführt, dass es sich selbst oder einen Dritten am Vermögen schädigt, d.h. materiellen Schaden zufügt.”
Ein Leerverkauf ist also dann und genau dann Betrug, wenn der Verkauf unter unfairen Bedingungen stattfand. Z.B. wenn der Leerverkäufer Informationen besitzt, die der Käufer nicht besitzen kann. Etwas, was z.B. Goldman Sachs im Frühjahr 2007 gemacht hat. Das sind Insidergeschäfte, und das ist mit vollem Recht strafbar.
Unter fairen Handelsbedingungen sind Leerverkäufe kein Betrug. Der Verkäufer glaubt nach Einschätzung seiner Lage, daß die Aktien fallen werden. Der Käufer kommt zu genau dem umgekehrten Schluss. Die Zukunft kann hier keiner voraussagen, im Gegensatz zum Insiderhandel.
Wo ist hier der Betrug zu finden? Daß jemand etwas verkauft, was er (noch) nicht besitzt, hat mit Betrug nichts zu tun. Hier werden keinerlei falsche Tatsachen vorgespiegelt.
Ich hatte ja schon erwähnt, daß der Einzel/Großhandel mit Ware nicht direkt vergleichbar ist.
Die Leerverkäufe an sich sind imho noch kein Betrug, solange der “Leerverkäufer” sich an den Handel hält, und die Lieferpflichten auch dann bedient, wenn es ihn Unsummen kostet (ist, soweit ich mitbekommen habe, mal mit Porsche-Aktien passiert).
Die Probleme treten dann auf, wenn die “Leerverkäufer” gezielt den Preis drücken. Das kann man heutzutage meist durch Asunutzung der Automatismen hinbekommen (im Prinzip Hackertechniken). Oder wenn zuviele Leerverkäufer das Gleiche verkauft haben und der Markt dann nicht genug hergibt, um entsprechend “zurückzukaufen”.
IMHO reicht es aus, den Bankern einfach aufzuerlegen, daß sie mitteilen müssen, wenn sie Leerverkäufe tätigen.
Thema Leerverkauf:
Das mit den Leerverkauf muß man glaube ich, mehr differenzieren:
ich selber habe nur ein kleines Lager. Wenn ich einem Kunden nun ein Angebot mache und ihm einen Server verkaufe, habe ich das gerät noch nicht, sondern verkaufe ihm i.d.R. “leer”, in der Annahme, daß mein Lieferant, mir den Server zu einem niedrigeren Preis liefert. Sollte aus irgendeinem Grund, zwischen meiner Auftragsbestätigung und dem Bestellen beim Lieferanten eine Presierhögung stattfinde, bin ich der mit der “Arschkarte” und muß es auf meine Kappe nehmen.
Natürlich ist das nicht direkt vergleichbar mit den Börsengeschäften, aber wenn man, statt den Banken das Geld mit irgendwelchen “Rettungsplänen” in den Arsch zu schieben stattdessen sagt: “Pech gehabt”, würden das sich nach der dritten Bankenpleite selbst regulieren.
Zum Thema Zwangsverdongelung mit Windows:
Das Thema ist durch. Kein Händler ist inzwischen gezwungen, Systeme mit Windows zu verkaufen. Man kann viele Geräte auch ohne Windows erwerben. Das Dumme ist nur:
1. Die überwiegende Mehrzahl der Kunden verlangt Windows. (Lemmingeffekt).
2. Die gleichen Kisten ohne Windows kosten nur unwesentlich weniger, weil die Hersteller den Preisvorteil kaum weitergeben. (Preisunterschied ca. 20€)
3. Die Hersteller verdienen sich inzwischen ein Zubrot, indem sie zum Windows einen ganzen Haufen Schrott (Antivirensoftware, Internet Security Suites, kastrierte Brennprogramme mit “supergünstiger Upgrademöglichkeit”, Toolbars, Werbebanner, etc.) mit dazupacken. Ich habe bei meine Kunden die Windows wollen, erstmal damit zu kämpfen, ein sauberes Windows aufzusetzen, wenn der Hersteller nur Recoveries mitliefern und keine reinen Installationsmedien mit Treiber-CDs.
Sinnvoller fände ich es, die Bundles Hardware + Windows zu verbieten, um zu erreichen, daß die zugrundeliegende Hardware immer gleich kostet und nicht quersubventioniert wird. Ich fände eine Auflage sinnvoll, Hardware nur “nakt” mit Treibern für die gängigen Betriebssysteme (Linux/BSD/Solaris/windows32u64/MacOS) mitzuliefern, auch bei Apple-Systemen!
Beim Händler kauft man dann:
1. Hardware
2. Betriebssystem
2a Linux/BSD/OpenSolaris : 5 € (z.B. Medienpreis)
2b Windows : 80/120/200 € Lizenz
2c MacOS : 300€ Lizenz
3. Installation 20 € (oder mehr, wenn Sonderwünsche da sind).
Das würde dann relativ schnell den Leuten klarmachen, was sie Windows (oder MacOS) kostet.