Carbon oder Aluminium?
Wieder mal so eine Entscheidung, bei der man hinterher immer glaubt, daß man es andersherum machen sollte…
Ich will mir ein Benro Travel Angel Transformer Stativ kaufen.
Davon gibt es ziemlich viele Versionen, nämlich verschiedene Gewichtsklassen, darin jeweils Versionen mit mehr oder weniger vielen Segmenten (die mit mehr Segmenten lassen sich kürzer zusammenlegen, man muß aber zum Auf- und Abbauen drei Verschlüsse mehr bedienen und handelt sich damit ein deutlich dünneres unterstes Segment ein). Und als dritte Option hat man die Wahl zwischen Carbon und Aluminium.
Vom Gewicht her werde ich die stärkste Version nehmen.
Von den Segmenten her bin ich mir noch nicht ganz sicher. Die Variante mit mehr Segmenten ist etwas größer und kann trotzdem kleiner zusammengepackt werden, dafür mehr Gefummels und etwas weniger Stabilität, weil mehr Verschlüsse und unten dünneres Rohr.
Die wesentliche Frage ist dann, ob Aluminium oder Carbon. Die Carbon-Version ist rund 400 Gramm leichter, und 400 Gramm können beim Rumtragen durchaus was ausmachen. Andererseits hatte ich schon mit einem schweren, Nicht-Reise-Stativ das Problem, daß es mir das manchmal schon weggeweht hat, wenn ich es nicht festgehalten habe. Angeblich hat Carbon das bessere Vibrationsverhalten. Alu knickt, Carbon splittert. Was mehr aushält, ist mir unklar.
Was mich aber ärgert, ist der Preisunterschied. Die Alu-Version kostet 250, die Carbon-Version 440 Euro. Zieht man davon den B-1 Kugelkopf ab, der dabei ist, und einzeln um die 140 Euro kostet, kommt man für das reine Stativ auf ca. 110 bzw. 300 Euro. Die Carbon-Variante kostet also rund dreimal soviel. Oder eigentlich noch viel mehr, denn auch die anderen Teile des Stativs, die Verschlüsse und die Verbindungsteile aus Magnesium, muß man abziehen.
Ist es sinnvoll, für ein Stativ mehr auszugeben, als die meisten Leute für eine Kamera (kommen ja noch ein paar Teile hinzu)?
Ärgerlich finde ich auch (an beiden Varianten), daß man die Spikes extra kaufen muß und die nicht eingebaut sind, und daß Benro zwar seine neue Version der Köpfe bewirbt, mit dem Angel aber die alte Version ausliefert.
Der Preis relativiert sich beispiel, wenn man bedenkt, daß beispielsweise Bilora für seine neuen und vom Prinzip vergleichbaren, aber deutlich schwächeren Twister Pro Stative (Benro: 12kg, Bilora: 6kg, aber was heißt das schon, wo doch sowieso jeder nach Phantasie mißt, was er will…) nahezu dieselben Preise nimmt, obwohl Bilora eher eine Handelsmarke aus dem Billigsegment ist und ich mich gerade über die schwache Qualität eines Bilora-Kopfes geärgert habe. Dagegen hat Benro/Induro (obwohl aus China) einen exzellenten Ruf, und die Induro-Stative (auch von Benro, lediglich andere Vertriebswege und leicht anderes Design) habe ich in Neuseeland in Fotogeschäften schon in der Hand gehabt, machen einen exzellenten Eindruck.
Reduziert sich also irgendwo auf die Frage, ob man 190 Euro mehr bezahlt, um ein Stativ zu haben, das cooler ist, etwa 400 Gramm weniger wiegt, resistenter gegen Vibration ist, aber möglicherweise leichter bricht. Und sich vielleicht anders (besser?) verhält, wenn der Blitz einschlägt. (Leiten Carbon-Rohre eigentlich Strom? Ich hab mal einen Bericht gesehen, bei dem sie in mühsamer Kleinarbeit herausgefunden haben, warum ein Hubschrauber abgestürzt ist. Der Hersteller hatte ohne ausreichende Tests den alten Heckrotor aus metalldurchwirktem Compound durch einen aus Kohlefaser ersetzt. Als der Blitz einschlug hatte sich dessen höherer ohmscher Widerstand durch erhöhte Wärmeentwicklung bemerkbar gemacht, wodurch der Kohlefaserrotor geborsten ist, während die alten Compound-Rotoren das problemlos ausgehalten haben.)
Sind 400 Gramm schwer? Und falls ja: spielen sie auch als Differenz zwischen 2,09 kg und 1,7 kg noch eine Rolle?
Wenn man längere Zeit unterwegs ist und das Zeug herumträgt, kann das schwer werden. Richtige Outdoorfreaks verwenden Eßbesteck aus Titan statt aus normalem Blech, weil jedes einzelne Gramm drückt. Und eine ganze Menge guter Fotos habe ich nicht gemacht oder versaut, weil ich kein Stativ dabei hatte. Ein einziges gutes Foto mit diesem Stativ gemacht und verkauft, und das Geld ist mehr als wieder raus.
Hat jemand schon Erfahrungen mit diesem Stativ?
4 Kommentare (RSS-Feed)
Holzstative sind was richtig gutes. Da gibt’s monstermäßig stabile Dinger.
Aber als Reisestativ sowas von völlig ungeeignet. Viel zu groß, viel zu schwer, viel zu unhandlich.
Was machst Du denn, wenn die naß werden? Gammeln lassen? Stell mal ein Holzstativ in einen Bach. (Oder sogar ins Meer, es gibt mittlerweile Alu- und Carbonstative, die das problemlos aushalten.)
Holzstative haben bauartbedingt keine Teleskop- sondern Massivbeine. Die reduzieren ihr Volumen nicht. Und sind in der Regel auch nur um eine Stufe einzuschieben. Und um eine ordentliche Bauweise hinzubekommen, muß man die Beine in dieser V-Bauweise bauen, womit also die Beine sehr groß und breit werden.
Für’s Filmen oder das Fotografieren mit schwerer Ausrüstung kann man sowas nehmen. Aber für die Reise ist das nichts.
Guck mal beispielsweise dieses hier. Das ist schon was Feines. Ohne Frage. Und sicherlich sehr stabil. Aber das Packmaß ist 90cm und das Ding wiegt 3,2 kg – und das noch ohne Stativkopf, der kommt bei Länge und Gewicht noch dazu. Und dann wird das nur 1,42 Meter groß. Und kostet ohne Kopf 209 Euro, also viel mehr als ein Alustativ, und fast so viel wie ein Carbon.
Guck mal dagegen das Benro Travel Angel Transformer: Packmaß 43 cm (nicht mal halb so lang), 1,7 kg (halb so schwer), und da ist der Kopf schon mit eingerechnet! Höhe ungefähr gleich, aber durch die Mittelsäule noch zu erhöhen.
Die Holz-Stative sind toll und gut, aber nichts für die Reise.
Danke für die Erklärungen. (Dir scheint ein falscher Link in den Kommentar gerutscht zu sein.)
Persönlich nutze ich höchstens ein Gorillapod an meiner Taschenknipse. *hust*
Danke für den Hinweis, da war tatsächlich der falsche Link reingerutscht.
In einem Nachbarort Holzstative gefertigt – hast du die in Betracht gezogen?
Der Produzent ist Berlebach.