4. Europäischer Monat der Fotografie Berlin 2010
Bisher ziemlich enttäuschend…
Ich habe gerade noch ein paar Tage Resturlaub abzubauen und in Berlin findet der Monat der Fotografie statt, eine Vielzahl von Fotoausstellungen und Gallerien. Also hab ich mir gedacht, gehe ich mal nicht in irgendeinen anderen Kontinent, sondern wieder mal nach Berlin und pilgere einfach mal ein paar Tage lang durch die Ausstellungen und Museen. Einfach nur irgendwelche Dinge und Bilder angucken. Mache ich so gerne.
Bisher war dieser Fotomonat aber eine ziemliche Enttäuschung (was jetzt nicht wirklich schlimm ist, weil es in Berlin auch ohne diesen Fotomonat so viele tolle Sachen zu machen und Museen zu besuchen gibt, daß ich trotzdem gut unterhalten bin. Ich finde in einer Woche Berlin für mich mehr als in einem Jahr München. Berlin ist toll, das ist viel geboten.
Der Frust mit dem Monat der Fotografie fing schon damit an, daß ich in gewisser Weise naiv drangegangen bin. Ich war am Samstag noch auf der Langen Nacht der Museen in München, und die hatten das toll organisiert. Da gibt es eine GoogleMaps-Karte mit allen Museen, direkt mit Erläuterungen usw., und sogar den eingezeichneten Linien der Sonderbusse. Das kann man sich als KML-Datei runterladen, und natürlich habe ich das gleich in Googlemaps gepackt, editiert, alle die rausgeworfen, die mich nicht interessieren, und auf mein Android-Handy geladen. Und bin damit in der Nacht einfach mit Googlemaps auf dem Handy von Museum zu Museum gelaufen, war prima.
So hatte ich es mir auch in Berlin vorgestellt, laut Webseite dauert der Monat vom 15. Oktober bis 28. November 2010. Zwar haben sie auch eine Googlemaps-Karte, aber die ist murksig und irgendwie mit Typo3 gemacht. Man kann sie nicht als KML laden, sondern die Parameter sind direkt im JavaScript eincodiert. Egal, ich hab einfach die Liste nach KML gewandelt. Bedauerlicherweise haben sie nicht viel reingeschrieben, sondern nur jeweils ein nichtssagendes Bild und ein Link auf eine Informationsseite, die auf dem Handy nicht gerade so übersichtlich rüberkommt. Das haben die in München viel besser gemacht.
Jedenfalls wollte ich jetzt mal nicht wie sonst möglichst viel vorplanen, sondern einfach mal mit der Handy-Karte draufloslatschen und gucken, wo ich hinkomme. Ich hätte mir die Kommentarseiten oder die Kataloge vorher durchlesen müssen.
Viele der Ausstellungen, bei denen ich bisher war, sind entweder noch gar nicht eröffnet, oder haben sehr knappe Öffnungszeiten. Ich stand heute mehrfach vor verschlossener Tür. Ja, ich hätte es vorher nachlesen können, aber ich hatte die Werbung eben so verstanden, daß das am 15. überall losgeht. Das direkt in eine googlemaps-Karte bzw. KML zu schreiben, wäre einfach nützlicher. Ich bin ja nicht der Einzige, der mit Internet-Handy rumrennt. Dafür habe ich heute noch einige Leute getroffen, die geflucht haben, weil sie was nicht gefunden haben oder vor verschlossener Tür standen.
Und selbst von den geöffneten Ausstellungen war ich überwiegend enttäuscht. Manchmal habe ich mich gefragt, wie man sowas als Ausstellung bezeichnen kann, wenn da gerade mal 5 oder 6 Bilder hängen, die dann meist auch noch höchstens mäßig sind. Manchmal habe ich den Eindruck, die Leute halten halt einfach auf irgendwas drauf, einfach irgendwas, nicht mal scharf oder so, drucken das groß aus, hängen es an die Wand und machen ein Preisschild dran.
Die wenigen Bilder, die mir heute in den Ausstellungen, die ich gesehen habe, besonders gut gefallen haben, waren verblüffenderweise alte Schwarz-Weiß-Fotos. Zum einen Heute-Damals-Vergleichsfotos aus der damaligen DDR, aufgenommen kurz nach der Wende und dann nochmal so um 2002, in schwarzweiß.
Und in einer anderen Ausstellung 80 bis 100 Jahre alte Fotos aus Spanien, die – trotz ihres Alters – von geradezu verblüffend guter Qualität waren. Das hat schon Spaß gemacht.
Neben den vielen guten Museen, in denen ich heute war, waren es aber dann doch Fotografien, die mein Highlight von heute waren und die mich in ihrer Bildwirkung wirklich aus den Socken geföhnt haben, so gut waren die. Kurioserweise habe ich die in einer Galerie gefunden, die am Monat der Fotografie nicht teilnahm und in der ich nur auf der Suche nach einer anderen Ausstellung nachfragen wollte, ob die die andere kennen und mir den Weg sagen können. Ich habe mir gedacht, nun bin ich da, nun gucke ich auch. Es war die Galerie Lumas in den Hackeschen Höfen.
Dort habe ich riesengroß ausgedruckte und mit Plexiglas bezogene Bilder von hervorragender Qualität gefunden, von beeindruckender Bildwirkung, obwohl – nein, weil – die Motive eigentlich ganz schlicht und einfach, ohne Schnickschnack, und nur monochrom – beispielsweise nur aus ähnlichen Grüntönen oder nur Schattierungen eines gewissen Rottones – mit klaren, einfachen Strukturen und einem exzellenten, geradezu lehrbuchmässigen Bildaufbau. Leider nicht billig, aber wirklich super. Richtig gute Fotografie, und auch noch in dem Stil, den ich auch verfolge, genau mein Geschmack. Die haben mir so richtig gefallen, die haben mich beeindruckt.
Verblüfft war ich dann aber, als ich auf den kleinen Preisschildchen gesehen habe, wer diese Fotos gemacht hat. Ich habe extra nochmal bei der Galeristin nachgefragt, ob das wirklich der ist. Ja, er ist es. Farin Urlaub, der von den Ärzten. Meine Fresse, macht der Fotos.
Gut, der hat eben auch das Geld und die Unabhängigkeit, um sich dafür richtig Zeit zu nehmen und die beste Ausrüstung zu kaufen. Das ändert aber nichts daran, daß man eben auch fotografieren können muß, und dazu gehört vor allem auch der Bildaufbau, die Gestaltung. Und das kann der. Richtig gut. Gerade weil die Bilder an sich so schlicht sind und sich auf eine Ansicht konzentrieren.
Das waren die Fotos, die mich heute am meisten beeindruckt haben (obwohl von einem Musiker gemacht und nicht Teil des Monats der Fotografie). Weil die eben gerade nicht – wie viele andere, die ich heute gesehen habe – experimentell gewirkt haben, sondern weil man gesehen hat, da jemand ganz genau weiß, wie das Bild werden soll und aussehen muß. Da stochert einer nicht im Nebel mit der Hoffnung auf einen Treffer, sondern da schießt einer exakt ins Ziel. Und weil da jemand gezeigt hat, daß er exzellent mit Farben umgehen kann und nicht nur deshalb farbig fotografiert, weil’s die Kamera halt so macht.
Wow.
5 Kommentare (RSS-Feed)
Ich sag ja, daß es beeindruckend mehr ist.
Berlin und seine kaputten Öffnungszeiten.
…ist mir immer noch lieber als die Öffnungszeiten in München. Die sind noch viel schlechter.
Hier gibt es die MdF App:
http://itunes.apple.com/app/europaischer-monat-der-fotografie/id395514635?mt
Es ist schon mehr als Geld und gute Ausrüstung. Und Farin Urlaub darin wirklich gut, keine Frage.