Ansichten eines Informatikers

De-Mail vs. ePerso: Bürger zu doof oder nicht zu doof?

Hadmut
17.12.2010 15:41

Kann mir das irgendwer mal erklären?

Also ich bin Informatiker und mache in IT-Sicherheit. Aber das kapier ich nicht. Kann mir das irgendwer erklären?

Beim neuen elektronischen Personalausweis (ePerso) soll sich der Bürger damit im Netz identifizieren und authentifizieren und sein Alter nachweisen, also irgendwann mal ein wesentlicher Teil der Bürger, die sich im Internet rumtreiben. Dazu soll der Bürger sich die AusweisApp mit schlappen über 100 Megabyte und einer kompletten Java-Laufzeitumgebung auf den Rechner packen und benutzen, das setzt man als normal, selbstverständlich, zumutbar voraus.

Geht es aber bei De-Mail um die Frage der Vertraulichkeit, und warum man keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung einbaut sondern zwischendrin – vorgeblich zum Virenscannen – die E-Mails entschlüsselt, sie also lesbar sind, dann begründet man das damit (Danke für den Link!), daß das Ziel von De-Mail die einfache und ohne spezielle Softwareinstallation mögliche Nutzung durch den Bürger sei.

Derselbe Bürger soll also einmal problemlos ein Riesen-Softwarepaket installieren, um seinen Personalausweis zu nutzen, bei De-Mail aber soll es ihm nicht zumutbar sein, Software zu installieren, mit der er seine Nachrichten vertraulich halten kann. (Wobei man sich dann vermutlich auch noch mit der Personalausweisauthentifikation zu De-Mail anmelden soll…)

Kapier ich nicht. Krieg ich nicht auf einen Nenner.

Es sei denn … das wäre natürlich ein böser Gedanke und frei aus der Luft gegriffen … es sei denn freilich, es geht bei De-Mail nicht um Virenscannen und nicht um einfache Benutzung, sondern darum, daß man die Nachrichten alle mitlesen kann und eine Verschlüsselung, die der Staat nicht mitlesen könnte, weitgehend zu erschweren. Und das tarnt man mit dem Vorwand, daß es dem Bürger nicht zu schwer gemacht werden dürfe. Also daß De-Mail auf gar keinen Fall genauso schwierig zu bedienen sein dürfe, wie der elektronische Personalausweis, bei dem die Bundesregierung gerade 40 Millionen locker gemacht hat, um per BILD-Zeitung und auf ähnlichen Wegen popelige Billig-Kartenleser unters Volk zu bringen – und die dazu notwendigerweise zu installierende Software mit dazu.

4 Kommentare (RSS-Feed)

yasar
22.12.2010 16:53
Kommentarlink

Gamnz einfach:

entweder man liest die Korresnpondenz auf DE-MAIL mit oder mit der “Ausweioss-APP”, falls die Leute nicht darauf hereinfallen, DE-MAIL zu benutzen.

🙂


Jürgen
22.12.2010 16:53
Kommentarlink

So kommt denn auch das was man den >Bundestrojaner< nennt auf die heimischen Rechner…..


yasar
22.12.2010 19:40
Kommentarlink

Passend zum Thema (X3: Der neue Personalausweis)

http://www.youtube.com/watch?v=Vh1HSMoKjsk

Da geht vorwiegend es um die Kosten der Personalausweises, es wird aber auch die Sicherheit angesprochen.


Mephane
30.12.2010 3:17
Kommentarlink

Natürlich passen die Argumente nicht zusammen, da wie so oft in der Politik stets die Punkte herausgesucht werden, die gerade den eigenen Standpunkt am besten zu stützen scheinen.

Da gibt es keine logische Konsistenz, erwarte ich auch schon lange nicht mehr; immerhin vorteilhaft ist hier, dass diese Inkonsistenz schonmal ein sehr gutes Indiz dafür ist, dass den Leuten (mal wieder) faustdicke Lügen aufgetischt werden. 😉