Ansichten eines Informatikers

Deutsche Kinderpornosperrdebatte von den USA gesteuert?

Hadmut
23.12.2010 11:37

Kürzlich habe ich geschrieben, daß die USA aus handelspolitischer Not heraus ihr aggressives Urheberrecht weltweit durchsetzen (müssen). Wikileaks liefert weitere Nahrung dafür und läßt Zweifel an der deutschen Debatte aufkommen.

Laut Telepolis stellte sich nämlich durch Wikileaks heraus, daß bei einem dubiosen und sehr fragwürdigen spanischen Gesetzentwurf zur Einführung einer weitgehenden Internet-Zensur die US-Botschaft die Finger mit drinhatte und erheblichen Einfluß ausgeübt haben soll. Was ja meine These drastisch bestätigt, daß die Amerikaner aus wirtschaftlichen Gründen im Hintergrund an der weltweiten Durchsetzung ihres exzentrischen Urheberrechts arbeiten.

Das aber wirft nun die Frage auf, aus welcher Motivation heraus die deutsche – und hinter den Kulissen teils sehr aggressiv geführte – Debatte um die Kinderpornosperre geführt wurde. Es drängte sich ja mehrfach der Verdacht auf und wurde auch von diversen Seiten geäußert, daß die Kinderpornographie – es geht doch um die Kinder! – nur der moralische Türöffner war, um eine Sperrinfrastruktur zu etablieren. Daß man die Sperre, wenn sie erst einmal existiert, auch gegen Wikileaks und ähnliche Informationsquellen verwenden könnte, hatte ich schon geargwöhnt.

Nach den Wikileaks-Aufdeckungen über dieses spanische Zensurgesetz muß man sich aber schon fragen, ob hinter der Pornosperre nicht in Wirklichkeit US-amerikanische Wirtschaftsinteressen standen und deren Galeonsfigur Zensursula nur der Strohmann für die USA war. Eine solche drastische Einflußnahme der USA zeigte sich nämlich auch bei gentechnisch veränderten Pflanzen.

Das alles stinkt ganz gewaltig danach, daß die Kinderpornosperre von den USA zur Wahrung ihrer Wirtschaftsinteressen gesteuert war.

2 Kommentare (RSS-Feed)

fuzzy
28.12.2010 18:50
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Für mich ist das keine Frage, dass hier die Rechteverwerter als Einzige ein wirkliches Interesse an einer solchen Sperre haben.

Sobald China anfängt ernsthaft Patente und Urheberrechtsmaterial in großem Umfang zu produzieren, werden wir feststellen, dass die USA plötzlich kein Interesse mehr an einer Durchsetzung hat. Vielleicht erleben Du und ich es noch!


Hadmut
28.12.2010 19:58
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Da muß man gar nicht drauf warten.

Ich habe irgendwo mal gelesen, daß in der Frühzeit der Urheberrechte vor allem die Europäer/Deutschen auf Urheberrechte Wert legten, und die USA, damals noch nicht konkurrenzfähig produktiv, drauf pfiff und der Meinung war, daß man Bücher usw. beliebig und ungefragt kopieren darf. Die machen erst seit ein paar Jahren auf Urheberrecht.

Wenn die Deutschen heute was patentieren, ist das für die Amerikaner Freiwild, die spionieren wild drauflos.

Und als ich vor ein paar Jahren RMX entwickelt und bei der IETF publiziert habe, hat das die Amis auch nicht interessiert, von wem das stammte, sondern da haben die das erst einmal identisch als SPF plagiiert, Hauptsache es steht als amerikanisches Produkt da.

Die sind da gnadenlos und nur an ihren eigenen Interessen orientiert.