Die dubiose Beziehung zwischen Bundespräsident Christian Wulff und Dr. h. c. Carsten Maschmeyer
In der ARD kam gerade (Mi, 21.45-22.15: „ARD-exclusiv: Der Drückerkönig und die Politik”, NDR Redaktion Panorama, leider derzeit nicht als Download) eine sehr interessante Dokumentation über den AWD-Gründer Dr. h. c. Carsten Maschmeyer, erhebliche Zweifel an dessen Geschäftspraktiken und dessen fragwürdige Verbindungen zu diversen deutschen Politikern, vor allem zu Bundespräsident Wulff.
Sehr gute Fragen nach einem Zusammenhang zwischen den guten Beziehungen Maschmeyers zu Gerhard Schröder, Christian Wulff, Walter Riester, Bert Rürup, Kristina Schröder und den für AWD so günstigen von der Politik eingeführten und staatlich geförderten Riester- und Rürup-Renten, an denen AWD fett verdient hat. Riester hält nun Vorträge für den AWD, und will sich nicht so klar darüber äußern, ob er dafür Geld bekommt. Stinkt doch sehr nach einem „Dankeschön” für die Einführung der Riester-Rente für den Geldzufluß zugunsten von AWD, woraus nun Maschmeyer wieder den Politikern hintenrum wieder Vorteile zuschustert. Christian Wulff war da ja auch schon im Zwielicht wegen seines Urlaubsaufenthaltes in Maschmeyers Villa. Und laut ARD hat Maschmeyer damals Gerhard Schröder in seinem Wahlkampf massiv finanziell unterstützt, dafür hat man unter Schröder dann die Riester-Rente eingeführt, an der AWD dafür wieder fett verdient hat, und der Staat hat noch Geld zugeschossen.
Und das komische darin ist, daß ich ja von einer ganz anderen Seite, nämlich der Thematik meines Blogs Forschungsmafia, auch schon auf dieses seltsame Paar Wulff und Maschmeyer gestoßen bin, nämlich weil bei Maschmeyers Ehrenpromotion zwar keine wissenschaftliche Leistung zu finden war, die Uni Hildesheim aber am Rande zugab, daß sie den Doktor nur für Geld vergeben und in ihrer Promotionsordnung eine schräge Formulierung aufgenommen hat, wonach sie Geld der wissenschaftlichen Leistung bei Ehrenpromotionen gleichsetzt, so eine Art akademischer Straßenstrich, das Rektorat als Factory Outlet des Titelhandels. Der Ehrendoktor völlig zum Handels- und Verkaufsgegenstand verkommen. Dazu eine Laudatio vom damaligen Ministerpräsident Wulff und die anschließende Eintragung ins goldene Buch der Stadt. Und mit Polizeischutz und seinem Hannoveraner Freundeskreis, Musik, Kultur, Sport, Politik, wie es Christian Wulff ausdrückte, oder die „Maschi-Clique”, wie der Moderator es nannte. Im Fernsehen wirkte das nun so auf mich, als hätte sich der Maschmeyer da mal die Uni für seine Promotion gemietet, wie andere Leute sich eine Gaststätte für Hochzeits- oder Konfirmationsfeier mieten. Der akademisch-wissenschaftliche Offenbarungseid der Uni Hildesheim, tiefer kann man in meinen Augen akademisch, wissenschaftlich, moralisch kaum noch sinken. Und die Staatsanwaltschaft Hannover fand das alles ganz normal und üblich, die Universitäten müßten doch heute sehen, wie sie sich finanzieren. Aber Bestechung wäre das ja nicht. (Wenn man jetzt natürlich bedenkt, welche Verbindungen Maschmeyer in Niedersachsen zu Gerhard Schröder und Christian Wulff aufgebaut hatte, beide Ministerpräsidenten von Niedersachsen, und daß der laut ARD in Hannover eine ganz große Nummer ist, dann wird einem auch klar, warum ein kleiner Staatsanwalt aus Hannover da die Finger weglassen muß, um nicht unterzugehen. Es bleibt aber die Feststellung, daß die Leistung Maschmeyers, für die er den Doktor erhalten hat, Geld ist. Damit sieht das für mich so aus, als ob sich die Uni Hildesheim prostituiert und Maschmeyer mit einem gekauften – und damit faulen – Doktortitel – bzw. eigentlich richtig Doktorgrad – herumläuft. )
Deshalb will ich einfach mal meine bisherigen Blog-Artikel zu diesem Thema verlinken, falls es jemanden aktuell interessiert:
- Ehrendoktor gegen Geld für Halb-Promi
- Die Ehrendoktorwürde des Dr. h.c. Carsten Maschmeyer
- Ministerpräsident Wulff und die Geschenke
- Ich will keinen korrupten Bundespräsidenten!
- Hatte ich nicht vor einem Bundespräsidenten Christian Wulff gewarnt?
- Wie korrupt ist Bundespräsident Wulff?
- Christian Wulff als Bundespräsident – oder als Belastung?
Ist ein solcher Bundespräsident tragbar?
Hat man das als Bürger verdient?
17 Kommentare (RSS-Feed)
Toller Artikel!
Was ich mir nun noch wünschte wäre eine offizielle Unterlassungsklage oder immer wieder gern gemacht einstweilige Vefügung damit dann ein Streisand-Effekt einsetzt.
Nur um sicher zu stellen, dass die Info möglichtst weit gestreut wird und größtes Aufsehen erregt.
(kann man sowas provozieren?)
Gut geschrieben. Ich kann Ihnen zu 100% zustimmen. Als Akademiker, der während des Studiums nachts arbeiten gegangen ist, empfinde ich es als eine Schande und eine Beleidigung jemanden den Eherendoktortitel zu verleihen, der Geld anstatt Leistung vorzuweisen hat. Wenn das Geld dann auch noch unter dubiosen Umständen erwirtschaftet wurde wird es sogar kriminell. Würde diese Mafiöse Clique auch nur einen Funken von Anstand haben – dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt um abzudanken. Ich bedanke mich für Ihren mutig, kompetent und direkt formulierten Artikel.
Das Video gibt es bei Youtube
1ster Teil : http://www.youtube.com/watch?v=lFC6GFLuqok
2ter Teil: http://www.youtube.com/watch?v=uWbfyFWZIb8
Gruss
Holger
Etwas off topic, aber da es auch für andere interessant sein könnte schicke ich es nicht per Mail, sondern hier öffentlich:
Zum Einfluss von Bertelsmann/Mohn mit Hilfe der Stiftung auf die Urheberrechtsdebatte, aber auch auf die Politik allgemein, insbesondere aber Bildungspolitik u.v.a. die Uni Oldenburg gab es einen Vortrag auf dem CCC – bestimmt ist er ohnehin in Dein Radar geraten, aber erstens zur Sicherheit, falls nicht, und zwotens für die interessierten Leser des Blogs, hier der Link zur Beschreibung: http://events.ccc.de/congress/2010/Fahrplan/events/4081.en.html und hier die Seite mit dem Link zum Video: http://events.ccc.de/congress/2010/wiki/Conference_Recordings VID 4081.
Ein rundum gelungener Vortrag – wie meist, aber auch nicht immer auf dem CCC.
Das “h.c.” ist der Bastardstreifen, der den Titel als das kennzeichnet was er für diesen Fall ist.
Habe die Ehre.
(Wie der Österreicher so schön zu sagen pflegt.)
“Es bleibt aber die Feststellung, daß die Leistung Maschmeyers, für die er den Doktor erhalten hat, Geld ist. Damit sieht das für mich so aus, als ob sich die Uni Hildesheim prostituiert und Maschmeyer mit einem gekauften – und damit faulen – Doktortitel – bzw. eigentlich richtig Doktorgrad – herumläuft.”
Sorry, aber hier zaeumst Du das Pferd wirklich von hinten auf. Die Ehrendoktorwuerde hat per Definition kein akademischer Grad. Maschmeyer hat eben *nicht* den Doktor erhalten, sondern den Doktor h.c.
“Der Ehrendoktor völlig zum Handels- und Verkaufsgegenstand verkommen.”
Ja, das ist aber nichts neues, und auch nicht spezifisch fuer die Uni Hildesheim.
Klar, dieses ganze Ehrendoktorgeraffel ist natuerlich grosser Mist und gehoert IMHO in die Tonne getreten, aber ich verstehe nicht, warum jetzt bei Maschmeyer gerade *darauf* herumgeritten wird.
Um’s noch mal zu betonen: Dr. h.c. bedeutet eben nicht, dass derjenige promoviert (oder auch nur studiert hat oder jemals zur Schule gegangen ist), sondern dass die Professoren irgendeiner Hochschule (warum auch immer) beschlossen haben, demjenigen die Ehrendoktorwuerde zu verleihen. Fuer herausragende wissenschaftliche Arbeiten, fuer Gefaelligkeiten, fuer Geld oder vielleicht auch nur fuer leckere Schnittchen.
Ciao,
Kili
@Kili: Natürlich ist der Dr. h.c. ein akademischer Grad. Was soll er denn sonst sein? Zu etwas anderem hat eine Universität keine gesetzliche Ermächtigung.
Außerdem steht der Dr. h.c. normalerweise in der Promotionsordnung, und die zu nichts anderem als der Vergabe eines akademischen Grades da.
Zudem wird auch der Dr. h.c. – wenn er richtig vergeben wird – nur für wissenschaftliche Leistungen vergeben, für die der gleiche Wissenschaftsbegriff gilt wie für den normalen Doktor (und in den meisten Promotionsordnungen auch verlangt wird). Nur mit dem Unterschied, daß man für den normalen Doktor im Rahmen eines Prüfungsverfahrens eine Dissertation schreiben und eine mündliche Prüfung durchstehen muß, während mit dem Dr. h.c. wissenschaftliche Leistungen anerkannt werden, die außerhalb eines formalen Prüfungsverfahrens und mit anderer Absicht erbracht wurden, aber gleichwohl die Anforderungen erfüllen.
Daß der Dr. h.c. etwas anderes wäre, ist grob falsch. Und schon gar nicht „per Definition”, denn diese Definition steht nur dem Gesetzgeber und der Promotionsordnung zu. Wo soll den diese angebliche Definition stehen, von der Du redest?
Woher nimmst Du diese „Definition”? Ist doch völlig aus der Luft gegriffen.
Daß es in der Praxis so läuft, liegt an Korruption, krimineller Energie der Professoren und der Tatsache, daß es zur Professur keine Berufsausbildung gibt und die in Willkür und Unwissenheit herumdilettieren. Wenn die glauben, daß die den Dr. h.c. für Geld vergeben könnten, dann haben die einfach keine Ahnung von ihrem Beruf. Da zu tun ist strafbare Korruption, die Leute gehören eigentlich wegen Bestechlichkeit ins Gefängnis.
`Ehrenhalber’ ist ja nicht so uneindeutig. Und dass die Ehrendoktorwuerde *verliehen* (und nicht eben verdient bzw durch wissenschaftliche Leistung in Form einer Dissertation erworben wird) ist ja auch nicht so uneindeutig.
Du fragst, woher ich die Definition entnehme. Da muss ich (zu meiner Schande) gestehen: von Wikipedia (womit ich automatisch verloren habe).
Aber: im zarten Alter von 12 Jahren ist mir dieses `Doktor h.c.’ schon mal ueber den Weg gelaufen, und ich kann mich vage daran erinnern, dass ich damals schon etliche Leute mit der Frage geloechert habe, was denn das `h.c.’ soll. Und alle, die ich damals gefragt habe, meinten, das sei halt nur eine symbolische Auszeichnung und kein wirklicher Doktortitel. Das war vor etwas mehr als 30 Jahren 😉
Dass das h.c.-Zeugs jeweils in der Promotionsordnung verdrahtet ist, ist natuerlich genauso grenzwertig wie die blosse Exsitenz der Ehrendoktorwuerde, aber wo soll’s denn sonst hin?
Anyway, in meiner Welt war der `Dr. h.c. Mueller-Luedenscheidt’ jedenfalls seit 30 Jahren jemand, der eben `geehrt’ wurde, fuer was auch immer, und der nicht notwendigerweise wissenschaftlich ueberragende (oder ueberhaupt irgendwelche) Leistungen vorzuweisen hat.
Wenn das `Dr. h.c.’ heutzutage anders wahrgenommen wird (naemlich wie ein `Dr.’ ohne das `h.c.’), ist das in der Tat eine Katastrophe.
ps: was soll man machen? Manche Leute fuehlen sich toll, wenn sie tolle Titel haben, die nichts aussagen. Wichtig ist doch nur, dass die Menschen wissen, dass ein Dr. h.c. (oder ein Prof. in Oesterreich) nichts mit der Qualifikation zu tun haben. (Ok, auch ein Dr. *ohne* .h.c. hat nicht viel zu sagen) 😉
Sorry, dass ich den noch hinterschiebe (ist mir gerade leider durch die Lappen gegangen) …
“Wenn die glauben, daß die den Dr. h.c. für Geld vergeben könnten, dann haben die einfach keine Ahnung von ihrem Beruf. Da zu tun ist strafbare Korruption, die Leute gehören eigentlich wegen Bestechlichkeit ins Gefängnis.”
Es ist natuerlich verwerflich, so einen Ehrendoktor fuer Geld rauszuruecken, aber ich wuerde das nicht als Korruption (im eigentlichen Sinn) bezeichnen. Da verkaufen Unis irgendwelche Fake-Titel fuer Geld, aber der Fake (naemlich das `h.c.’) ist als solcher gekennzeichnet.
Das Problem ist eher, dass vielen Leuten nicht klar ist, dass ein `Dr. h.c.’ genau gar nichts aussagt.
Deshalb: ja, weg mit dem Ehrendoktor-Zeugs, das ist nur Volksverbloedung oder Wichtigtuerei. Aber Du solltest das nicht einzelnen Unis oder einzelnen Empfaegnern dieser Ehrendoktorwuerde anlasten.
@Hadmut: “Die Ehrendoktorwürde ist eine Ehrung für Verdienste und kein akademischer Grad eines Doktors”. Steht so auf Wikipedia. (http://de.wikipedia.org/wiki/Ehrendoktor). Kann zwar nicht garantieren dass das auch stimmt…aber zumindest kannst du nicht behaupten es wäre “völlig aus der Luft gegriffen”
@Ben: Seit ich neulich einen Zusammenstoß mit Wikipedia-Admins hatte, ist meine Meinung von denen noch tiefer gesunken. Einige von denen haben haben eigentlich überhaupt keine Ahnung, wovon sie reden, sondern glauben, weil sie lesen könnten, hätten sie von allem Ahnung.
Universitäten sind Körperschaften öffentlichen Rechts mit gebundenen Aufgaben.
Ehrungen für Verdienste sind nicht Aufgaben einer Universität, dafür gibt es die Verdienstkreuze usw. Eine Universität als Körperschaft öffentlichen Rechts kann nicht einfach nach Lust und Laune oder gegen Bezahlung Verdienste würdigen. Dazu fehlt es denen schlichtweg an der Zuständigkeit und dem gesetzlichen Auftrag.
Wenn Du anderer Meinung bist, dann sag doch mal, worin die gesetzliche Grundlage dafür liegt.
Soweit Ehrendoktorwürden überhaupt eine Grundlage haben, stehen sie in den Paragraphen der Landeshochschulgesetze für Ehrenpromotionen, und in den Promotionsordnungen. Und beide sind ausschließlich für Hochschulgrade bestimmt, für nichts anderes. Wer kommt auf so eine bekloppte Idee zu glauben, daß im Promotionsparagraphen und in einer Prüfungsordnung eine Befugnis für die Ehrung von Verdiensten steht?
Merkst Du nicht, daß das systematischer Quatsch ist?
@Ben
Da die Korrekturmechanismen von Wikipedia nicht funktionieren, muß man im Prinzip alles was in Wikipedia steht immer mit Vorsicht betrachten.
Daher ist die deutsche Wikipedia inzwischen (für mich) irrelevant. ich sage meinen Studenten inzwischen auch, daß sie mir aus der deutschen Wikipedia nichts mehr zu zitieren brauchen, weil das höchstens Punktabzug gibt.
Ich hoffe sehr, Du bleibst am Ball mit Deinem Blog. Es stehen gute Artikel hier und eine rege Beteiligung der Besucher. Wäre schade, wenn das wieder einschläft, wie bei so vielen anderen Blogs. Blogs haben in Deutschland bedauerlicherweise nicht so eine Tradition wie in den Staaten, um so schöner, dass es so etwas im deutschsprachigen Internet gibt.
@Launa: Danke für das Lob. Ich habe durchaus vor, dranzubleiben (und es sogar noch etwas auszubauen).
Ich habe nur nicht immer Zeit (oder mir fällt auch mal nichts ein), weshalb es auch vorkommen kann, daß mal ein paar Tage lang nichts neues drin steht.
Gott sei Dank mal ein Blog, der wirklich Informationen liefert. Leider ist im deutschsprachigen Netz die Bloggerei nicht wirklich ausgeprägt, hier hat der User aber einen echten Mehrwert. Ich finde auch teilweise die Kommentare sehr interessant. Da sieht man, dass sich jemand wirklich Arbeit gemacht hat.
Am 9.6. kommt Herr Ehrensenator (!) Maschmeyer an die Uni Hannover, um über seine Karriere zu berichten. Die Veranstaltung ist offen für alle Interessierten und bietet die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Wie wärs mit einem Ausflug nach Hannover?
http://www.karriere-koepfe-konzerne.de
alles nix neues wenn man nachdenkseiten liest