Ich habe meine Meinung geändert
Über Karl-Theodor zu Guttenberg.
Sie war vorher schon nicht gut. Aber die Sache mit seinem Truppenbesuch und der angehängten Kerner-Talkshow fand ich zumindest akzeptabel. Warum sollte ein Privatsender darüber nicht berichten? Ob die Soldaten nun in Deutschland in der Glotze eine in Deutschland gedrehte Sendung sehen oder die in Afghanistan auf Klappstühlen hocken – wo ist da der effektive Unterschied? Schließlich haben die dort einen sehr harten und gefährlichen Dienst, und warum sollen die dort nicht auch mal etwas Abwechslung und Unterhaltung haben? Alle Welt regte sich auf, ich fand es eigentlich in Ordnung.
Nun aber kommt heraus, daß bei dieser Show einiges auf Steuerzahlerkosten bezahlt wurde.
Auch das würde ich noch nicht für verfänglich halten. Denn daß im Militärhaushalt auch etwas für die Unterhaltung von Soldaten und etwas Abwechslung ausgegeben wird, ist normal, angemessen und vernünftig. Die Amis karren da regelmäßig irgendwelche Show- und Musikstars an, und dort gehörte es zum guten Benehmen, auch mal vor der Truppe zu singen. Fände ich gut, und da könnte man auch einige Kosten übernehmen. Sogar für ein paar Stripperinnen hätte ich da noch volles Verständnis, herrschen ja erschwerte Bedingungen dort.
Was mir dann aber sauer aufstößt ist der Umstand, daß das ja letztlich nicht der Unterhaltung der Truppe diente, sondern der Eigendarstellung zu Guttenbergs im deutschen Fernsehen. Und das geht dann nicht mehr. Wenn ein Minister aus Steuergeldern seine eigene Propagandashow produziert, dann stinkt das schon ziemlich nach Untreue und schlechtem Stil. Wenn man auf Steuerzahlerkosten noch einen Privatsender mitschleppt, dann ist das kein Truppenbesuch mehr sondern PR. Und dafür ist das Geld nicht da. Vor allem wenn man bedenkt, daß der Truppe dort wichtige Ausrüstungsteile fehlen und sich die Soldaten das dann teilweise selbst kaufen müssen.
Fehlt nur noch, daß wir als nächstes Guttenbergs Pomade bezahlen müssen.
(Und man kann ja seine Meinung und Bewertung auch mal ändern, wenn sich die Sachlage ändert. Muß man ja sogar, wenn man für sich in Anspruch nimmt, seine Meinung an der Sachlage und nicht an der eigenen Interessenlage festzumachen.)
10 Kommentare (RSS-Feed)
Das weise ich entschieden zurück mit dem “gemerkt”.
Ich orientiere mich nämlich lieber an konkreten Fakten als da mit Vorurteilen und Dauer-Aufregerei zu kommen und dann hinterher zu posaunen “Ich hab’s ja gleich gesagt”.
Ich halte es nach wie vor für völlig richtig, mit dem damaligen Wissensstand die damalige Meinung gehabt zu haben. Die Kritik war (und ist es in der Sache) unvertretbar. Erst mit dem neuen Wissen – das Du sicherlich auch nicht gehabt hast – halte ich die Kritik für berechtigt.
Ich bezahle viel Lieber Guttenbergs Pomade (weil es Peanuts sind!) als die Unsummen, die von anderen Ressorts für weit größeren Blödsinn und eigene Bereicherung ausgegeben werden.
Ergänzung.
Zum Beispiel: Förderung von “Problemkiezen” in Berlin.
“Da gab es ‘Kiezkaraoke zu Nikolausi’ für ‘Kiezrapper’ und eine Veranstaltungsreihe für Operettenfans, Förderung für eine Laufgruppe und für die Herausgabe einer Kiezzeitung – laut Meyer mit 60 000 Euro gefördert. Quartiersmanager organisierten eine Ausstellung über Satellitenschüsseln, eine Christbaumparade oder sie förderten die Installation von Fahrradständern.”
Da hat auch ein Guttenberg das Recht auf Pomade aus der Steuerkasse.
Natürlich ist nichts verwerfliches dabei, wenn der Chef seine Truppe besucht, absolut rein gar nichts!
Wenn mein Chef aber mit seiner Frau und einem Tross von Journalisten in die Firma kommen würde, dann denke ich, wäre es immer eine Inszenierung.
Dass ein Fernsehsender seine Kosten nicht selbst tragen muss, ist meiner Meinung nach nur das I-Tüpfelchen.
“Ich orientiere mich nämlich lieber an konkreten Fakten …”
Kein einzelner Mensch kann die Gesamtheit aller “Fakten” kennen.
Der Telepolis-Link verweist auf den Express, auch der Spiegel hat inzwischen die Fakten gedruckt. Tausende anderer Fakten sind inzwischen im Nichts verschwunden und haben es nie in die Nachrichtenticker geschafft. Aufmerksamkeit ist immmer selektiv, und ohne die von Dir kritisierten “Dauer-Aufreger” wäre die Nachricht vielleicht nie gedruckt worden.
Ohne die Vielfalt an Ansichten, Meinungen, Vorurteilen gibt es auch keine Fakten.
| Dass ein Fernsehsender seine Kosten nicht selbst tragen muss,
| ist meiner Meinung nach nur das I-Tüpfelchen.
Nun — ein Mietmaul eben.
Als Schütze Arsch am Hindukusch wäre mir der Besuch von Marilyn Monroe lieber als der von Graf Koks mit Küchenmaschine und Hofnarr.
Carsten
—
Terroristen schaffen Arbeitsplätze
Koks??? Hab ich da was nicht mitbekommen?
Zitat:
Graf Koks ist die umgangssprachliche Bezeichnung einer Person , die besonders vornehm oder angeberisch tut.
http://de.wikipedia.org/wiki/Graf_Koks
😉
Ach, und ich dachte, das hat was mit Schnee in der Nase zu tun, was man ihm ja nun wirklich nicht vorwerfen kann.
Hat zwar etwas gedauert, hast es aber doch noch gemerkt. Schön!