Willst Du mich heiraten? – Nein.
Über Nötigung.
Seit Tagen kennen Rundfunk und Presse kein anderes Thema, es wird überall zitiert, abgebildet, wieder vorgespielt: Die schwerkranke Monica Lierhaus macht ihrem Lebensgefährten bei der Verleihung der Goldenen Kamera einen Heiratsantrag.
Ich hab’s auch schon erlebt, daß im Kino plötzlich jemand mit Mikro auf der Bühne stand und unter tosendem Applaus des Publikums seiner überraschten Süßen den Antrag gemacht hat. Und so weiter. Kommt so in Mode.
Ich finde es eigentlich eine Frechheit und schlechten Stil – wenn es nicht sowieso abgesprochen ist. Wer soll denn in dieser Situation noch „Nein” sagen können, wenn er nicht will? Da wird der Gefragte doch massiv unter Druck gesetzt und überrumpelt. Am besten noch vor laufenden Kameras – oder wie es mal bei irgendeiner Fernsehsendung (Traumhochzeit?) war, gleich mit dem Kamerateam im Rücken. (Bei einem Paar in meinem Bekanntenkreis wollte sie sich damals unbedingt für die Traumhochzeit bewerben. Als er das zufällig mitgekriegt hat, hat er gleich gesagt, daß sie sich ein dauerhaftes „Nein” einhandeln würde, wenn sie ihm mit einem Fernsehteam auf die Pelle rücken würde, sowas könne er gar nicht ab.)
Ich finde, sowas macht man einfach nicht. Aber man macht es wohl immer öfter.
Dem Anlaß viel angemessener wäre es, wenn einer mal vor laufender Kamera und in der Öffentlichkeit dem verblüfften Partner verkünden würde, daß er/sie sich scheiden lassen will. Das wär doch mal was – und käme auch in die Zeitung.
Oder daß bei dem Antrag einfach mal einer „Nein” sagt.
6 Kommentare (RSS-Feed)
Ein Management-Trainer sagte mir mal, eine Bewerbung sei wie eine Verlobung: „Festhalten und weitersuchen”
Falls es interessiert, genau dazu gibt’s ne aktuelle SPON-Kolumne:
“Wer traut sich da schon nein zu sagen? So mancher – und mit den peinlichsten Nebenwirkungen, wie eine Blitz-Recherche im Netz offenbart.”
http://www.spiegel.de/panorama/leute/0,1518,744118,00.html
Ja sagen, und hinterher mit dem Brustton der Überzeugung sagen: “Das war doch nur für die Kamera! Hast Du das ernst gemeint?”
Bzw. sich eine Partnerin suchen, die sowas nicht machen würde.
Oder an eine unmögliche Bedingung knüpfen: “Ja, Liebste, wenn Du mir jetzt hier, vor allen Leuten, …” 🙂 oder “… wir wollten doch warten bis Deine Eltern unter der Erde sind!” 😉
Oder: “Ich dachte wir hätten die Exklusivrechte an die Bunte vergeben?”
Also – da geht viel.
Das ist gefährlich. Ich kenne welche, die würden ohne mit der Wimper zu zucken und sofort hier vor allen Leuten …
Mir wurde vor einer Weile Gästen einer Silberhochzeit erzählt, dass beim abendlichen Festessen der Ehemann sich erhob und der Ehefrau und den versammelten Gästen mitteilte, dass er nun nach 25 Ehejahren die Scheidung wolle.
Naja. Immerhin kann aus dem Verlöbnis nicht auf Eingehung der Ehe geklagt werden …