Islamische Bestattungssitten
Irgendwo habe ich heute gelesen, daß einige muslimische Verbände sich beschweren, weil die USA bin Laden see-bestattet haben, was den islamischen Sitten und Gebräuchen so gar nicht entspräche. Auch einer der Söhne bin Ladens will klagen. Zitat:
Den (angeblichen) Leichnam “auf diese unbedachte und für seine Familie und Angehörigen kränkende Weise ins Meer zu werfen, was die religiösen Gefühle Hunderter Millionen Muslime provoziert”, sei zudem “menschlich und religiös inakzeptabel”.
Dabei wäre es doch so einfach und naheliegend gewesen, Osama bin Laden auf eine vom Islam menschlich und religiös akzeptable Weise zu bestatten, die die religiösen Gefühle der Muslime nicht provoziert hätte.
Wie?
Na, indem man ihn – lebend oder tot – in ein großes Hochhaus steckt und dann das Hochhaus so sprengt, daß es über ihm einstürzt und den Körper so zermahlt, daß man davon nichts mehr findet. Das ist offenbar eine religiös akzeptierte Bestattungsmethode. Beim Anschlag auf New York hat Al Qaida damals 3000 Leute auf diese Weise bestattet, und niemand fand das damals aus islamischer Sicht menschlich oder religiös inakzeptabel oder provozierend. Hat sich niemand dran gestört. Also ist es doch so einfach, eine akzeptierte Bestattungsmethode zu finden. Wieder mal die einfühlslosen Amis…
14 Kommentare (RSS-Feed)
Inwiefern ein Anschlag und eine Bestattung das gleiche sein sollen, erschließt sich mir nicht.
Damals hat sich niemand darüber aufgeregt, daß die Leute nicht gemäß ihrer jeweiligen Religion bestattet wurden.
Es gibt keine Gleichheit im Unrecht. Der eine Fehler entschuldigt nicht den anderen.
Und wer weiß heute überhaupt, wer sich vor 10 Jahren beschwert hat.
Allerdings scheint mir die Frage der Bestattung doch von untergeordneter Bedeutung, und fehl am Platze. Ich werde mein Hirn nicht weiter damit belasten.
Dass die westliche Welt sich da nicht drüber aufgeregt hat, dass 3000 so schändlich bestattet wurden, liegt auch am Umgang mit Tod und Sterben in der westlichen Welt,also an der Kultur des Todes und des Sterbens. Die Muslime machen das völlig anders als wir, ebenso übrigens die Asiaten (die da viel vom buddhistischen Gleichmut bekommen haben)
Muslime sind da sicher empfindsamer als wir. Bspw. brauchen die nicht sowas wie Hospize (Sterbebegleitung, Trauerbegleitung, Wissen “wie stirbt man hier eigentlich?”) oder Pflegeheime für Alte oder diese unfassbare Apparate-Medizin zur Lebensverlängerung oder -erzwingung (bspw PEG-Sonden, d.h. künstliche Ernährung von eigentlich Sterbenden: ist in Pflegeheimen sehr gängig, verhindert einen natürlichen Tod durch selbstgewolltes Beenden der Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr, worauf Muslime sicher niemals kommen würden). Die haben auch nicht so eine wahnsinnige Bürokratie des Sterbens. Das machen die da alles innerfamiliär und in kleinerer Gemeinschaft, womit die auch ihre Trauer ausleben und ihre Furcht (nicht Angst!) vor dem Sterben sozusagen kompensieren. Das heißt, dass das, was da bestattungsrituell verletzt wurde durch die USA, auch was mit der Verwehrung dieses Gemeinschaftsrechts und Trauerkultus zu tun hat (man darf gerne kritisieren, dass sie um Osama trauern, aber wohl kaum, dass sie ihre Bestattungsriten beschmutzt sehen: nicht alle Muslime haben das WTC in die Luft gejagt, sondern einige Extreme, so es denn so stimmt). Die Amerikaner hätten das an sich überhaupt gar nicht adäquat gekonnt, egal was sie gemacht hätten, nehme ich an. Sie sind weder muslimisch noch Teil dieser Gemeinschaft. Den Zorn über eine gewisse “Leichenschändung” oder einen “Leichenraub” kann ich da verstehen (als Hospizhelferin), weil anonym jemanden ins Wasser schmeißen selbst bei uns gegen die Würde wäre, oder nicht? Nicht zu wissen, ob jemand nun tot ist (keine Bilder/Aufnahmen, d.h. kein Gedächtnis außer ein paar Informationen von Dritten, die nicht Teil der eigenen Gemeinschaft sind) ist schlichte Leichenschändung, nicht zu wissen wo jemand besattet ist, ist Entzug der ortsgebundenen Trauermöglichkeit, wofür wir Friedhöfe bauen… (ja ich weiß, wir reden über Osama, aber auch der hat das Recht auf eine adäquate Bestattung, selbst wenn er sich darum beim WTC nicht gekümmert hat: auch ein Mörder muss richtig bestattet werden, es sei denn, die Strafen sehen unehrenhafte Bestattung als Strafe vor: ist bei uns aber nicht so).
Dass die Westler sich dann (angeblich…) nicht über die Bestattungsform durch den Einsturz der Türme aufgeregt haben (und auch nicht die Muslime) ist jedenfalls nicht Schuld der Muslime. Und dass während des Schocks für die Weslter die Bestattungsfrage irgendwie nicht relevant war, ist mehr ein “Verdienst” der Westler als ein Fehler der Muslime. Wir interessieren uns für deren Tote ebenso viel wie die sich für unsere, aber die interessieren sich mehr für ihre eigenen Toten als wir für unsere. Die verstehen von Sterben allerdings auch mehr als wir und haben auch weit weniger panische Angst (wie wir), sind auch irgendwie pietätvoller als wir: In einschlägigen Blättern wird inzwischen die Privatisierung von Friedhöfen diskutiert, weil die nicht wirtschaftlich geführt wurden…tot sein als nicht wirtschaftlich genug, nun ja. Sowas würde denen wohl nicht so schnell in den Sinn kommen!
Es sei denn, ich habe die Kritik jetzt nicht verstanden und als Rache für 3000 Tote dürfte man doch ruhig eine recht pikante Sache nach eigenem (unverständigem) Gusto machen, der selbst außerhalb des Rechts steht (Leichenschändung steht unter Strafe). Das fänd ich aber ziemlich schamlos, weil Auge um Auge-Prinzip. Zudem darf man mal bei den 3000 Toten nicht die vergessen, die in den Kriegen gegen den Terrorismus ermordet wurden (“Kollateralschaden” use.). Das dürften weit mehr als 10mal soviele sein wie die Opfer des WTC. Um es etwas krass zu sagen: wir machen da seit 10 Jahren Menschen zu Blut-Knochen-Gemischen, über die niemand mehr trauern kann, weil niemand einen Eimer Blut betrauern kann (weil völlig anonym und identitätslos). Über diese Massenmorde regen wir uns auch allseits wenig auf, schon gar nicht aus bestattungsritueller Perspektive.
Darüber hinaus sind alle Fragen der Täterschaft dieser Anschläge nie in einem richtigen Gerichtsprozess geklärt wurden und eine unabhängige Untersuchung gabs auch nie (mir ist jedenfalls keine bekannt), weswegen ich den Vergleich nicht nachvollziehen kann. Wir leben da meines Erachtens bei diesen WTC-Fragen alle eher in Spekulation, aber nicht in Information.
<>
??
Teil 1
Soso, “irgendwo gelesen”. Was derlei Themen angeht, ist der Spiegel als
ernsthafte Informationsquelle weitgehend unbrauchbar weil der seit
Jahrzehnten ohnedies nur englischsprachige Meldungen notdürftig übersetzt
und verwurstet.
Wenn man stattdessen mal eine richtige Zeitung bemüht,
und auch dem Link zum Originaldokument folgt, sieht man, dass
(abgesehen von teilweise gestelzter Sprache) die Beschwerden und Forderungen
der Famile doch recht nüchtern und vernünftig klingen. Die Frage der
Bestattung kommt zwar auch vor, der zugrundeliegende Anspruch ist aber einfach
der, dass man die Leiche eines Getöteten wenigstens seiner Familie herausgibt,
damit diese ihn nach ihren Gebräuchen bestatten kann; diese Forderung
würde auch die Familie eines anderen bekannten Kriegsverbrechers stellen,
falls es jemals zu dem hier durchgespielten umgekehrten Fall käme.
Teil 2
Ich will jetzt gar nicht auf die Frage eingehen, wie zutreffend die
offizielle Verschwörungstheorie von “Osama und den 19 Terroristen” nun ist.
Du hattest ja in einem früheren Beitrag schon erwähnt, dass die Beweislage
dünn ist, und auch in dieser Kolumne (pdf)
wird das unter anderem noch einmal beleuchtet.
Bei dem Attentat auf die US-Botschaften sieht die Beweislage
womöglich anders aus.
Aber dass sich Muslime nicht an den WTC Attentaten gestört haben, oder sie
nicht ausgiebig als Verbrechen verurteilt haben, stimmt einfach nicht.
Nur bedarf es bei der Verurteilung eines solchen Verbrechens ohnedies keiner
religionsspezifischen Begründung.
Teil 3
Der angebliche Attentäter Mohammed Atta war übrigens Architekturstudent.
Vielleicht war es also bloß radikale Architekturkritik? Bis jetzt haben
sich andere Studenten deutscher Hochschulen kaum davon distanziert.
Die angesprochene Form der Gebäudeschnellbestattung wurde zuvor schon
in Oklahoma von
Herrn Timothy_McVeigherprobt.
Ich weiß nicht, ob sich alle ehemaligen Soldaten pflichtgemäss davon
distanziert haben.
Teil 4
Natürlich ist diese Bestattungsmethode auch schon früher ausprobiert worden.
Den Aufstieg vom Terroristen zum Ministerpräsidenten hat es nicht wesentlich
behindert.
Dann gibt es noch die Bestattung in einzelnen Körperteilen, z.B. von der
LRA fachmännisch durchgeführt. Wir warten neugierig auf allwöchentliche
Distanzierung seitens beliebiger Christen.
Dann gibt es noch die Luftbestattung. Sie wurde bisher erfolgreich von
der UdSSR, den USA und Libyen (oder doch Iran) durchgeführt. Nur in den USA
bekam der zuständige Bestatter dafür einen Orden.
Teil 5 (letzter)
Wer bereits alt genug ist, wird sich noch daran erinnern, wie in den
70er Jahren von jedem halbwegs politisch linksstehenden Kaninchenzüchterverein
andauernd die Distanzierung von der RAF gefordert wurde. Man muss sich klar
machen, dass die Aufforderung zur Distanzierung immer die Unterstellung
der Nähe beinhaltet. Das ist auch durchaus beabsichtigt. Deshalb geht es den
so angesprochenen auf die Nerven.
“Böse Zungen behaupten, Osama bin Laden sei erneut untergetaucht!”
PS @hadmut: Ich hatte mich mit den eckigen Klammern <> ‘verzockt’, weil ich das o.g. Zitat als solches kennzeichnen wollte. Dann ist der Text wohl verschwunden.
Das mit “untergetaucht” sollte eigentlich ein schlecht-böser Witz sein…
Schon Otto Reutter wußte “Das ist so einfach, und man denkt nicht dran”
(Hier zu finden: http://www.otto-reutter.de/index.php/zwanziger-jahre)
Moslems sind eben immer schnell beleidigt, uns steht das nicht zu. Mir fehlt immer noch eine glaubwürdige Distanzierung von allen diesen religiös begründeten Attentaten. Ich bin aber deshalb nicht beleidigt. Ich denk mir nur meinen Teil.