Unkomprimiert und unverschlüsselt
Noch was, was ich auf den technischen Veranstaltungen des Filmfestes in München gehört habe.
Die bekannte Film-Gesellschaft Warner Brothers ist – aus naheliegenden Gründen – der Meinung, daß ihr wesentliches Firmenkapital ihre Originalfilmrollen der vielen Filme sind, die sie gedreht haben. Und diese Originale hüten sie daher mit besonderer Vorsicht. (Wenn nur alle Firmen sich so viele Gedanken darüber machen würde, was ihre Kronjuwelen sind und wie man sie schützt…).
Mittlerweile hält die Digitalisierung aber auch in der Film-Branche Einzug. Noch vor kurzem wurden Kinofilme auf 35-mm Film aufgenommen und erst dann gescannt. Weil man den schönen Look von Film haben wollte, und auch die kleinen Fehler wie Filmkorn oder die Farbeigenheiten bestimmter Filme von Wert waren. Ich habe sogar gehört, daß den Filmemachern manchmal die modernen Objektive zu gut sind, und sie sich doch wieder Objektive mit leichten Fehlern wie Flare wünschen, damit es authentischer und echter wirkt. Manche Objektivhersteller überlegen daher ernsthaft, ihre Objektive wieder mit einer schlechteren Vergütung oder teilweise ohne anzubieten. Die Branche hatte sich sehr an der herkömmlichen analogen Produktionsweise festgesetzt.
Umso erstaunlicher ist, daß ein Kameramann nach dem anderen, den man mal zum Gebrauch neuer digitaler Filmkameras drängte, hellauf begeistert ist, und mancher schon verkündete, seinen letzten Film auf chemischem Material schon gedreht zu haben. Mit hoher Empfindlichkeit, niedrigem Rauschen, sehr guter Graduation und Kontrastumfängen bis zu 13 Blenden sind damit Aufnahmen möglich, die es früher nicht gab. Außerdem werden immer mehr Filme in 3D gedreht, und das geht richtig gut nur mit Digitalkameras.
Man hat auch Ausschnitte aus zwei digital aufgenommenen Filmen gezeigt, die demnächst erst ins Kino kommen (Die 3 Musketiere und Wickie auf großer Fahrt). Ob der ganze Film jeweils gut ist, kann ich nicht sagen. Aber die Ausschnitte waren schon ein ziemlicher Hammer. Man hat auch einige der Arbeitsschritte erläutert, etwa die Farbanpassung in der Nachbearbeitung, damit die Farben stimmen. Beispielsweise soll Wickies Perücke immer denselben orangefarbenen Ton haben. War schon sehr interessant.
Auch Warner Brothers macht natürlich in Digital. Und als Gegenstück zur Lagerung der Originalfilmrollen speichern sie jetzt die RAW-Aufnahmen der Digitalkameras.
Und diese Aufnahmen werden dort unkomprimiert und unverarbeitet (eben RAW) und insbesondere auch unverschlüsselt abgespeichert. Aus dem einfachen Grund, daß man Angst davor hat, daß irgendwann aus irgendeinem Grund die Algorithmen, Schlüssel, Parameter zur Dekodierung nicht mehr greifbar sind. Wie man RAW-Daten ausliest, wissen sie selbst und haben es gut dokumentiert, zumal es die direkten Werte sind, die aus den Kamerasensoren ausgelesen werden. Authentischer geht’s nicht.
In der IT-Sicherheit wird unter Verfügbarkeit meist nur betrachtet, daß ein Server nicht durch DoS-Attacken und ähnliches lahmgelegt wird. Daten aber so zu speichern, daß man sie auch in 30 Jahren nach mehrmaligem Personal- und Softwarewechsel noch lesen kann, wird meist vernachlässigt.
35 Kommentare (RSS-Feed)
Die wenigsten Firmen, die ich kenne, betreiben eine ernsthafte Langzeitarchivierung.
Und da Hadmut ja ALLE Firmen kennt, gibt es Langzeitarchivierung also im Grunde gar nicht.
Na, dann frag doch mal bei Firmen und Institutionen nach, die es mit Flugzeug-, Schiffs- und Gebäudebauplänen zu tun haben oder auch mit medizinschen Daten. Es gibt genug Branchen in denen es gesetzlich vorgeschriebene Mindestdatenspeicherfrist von x Jahren gibt. Man kann dazu auch mal über den Tellerrand bzw. über die Landesgrenzen schauen. Interessant wird es dann inbesondere, wenn die Daten auch noch digital signiert sind und garantiert werden muss, dass die Signatur auch noch Jahrzehnte später (also wenn die Algorithmen/Schlüssel mit denen signiert wurden vielleicht schon längst nicht mehr sicher sind) verifiziert werden kann.
@James: Das ist so die Sorte Polemik, die ich gar nicht abkann. Ich denke, ich habe in den letzten 15 Jahren genug Firmen gesehen, um zumindest eine nicht ganz bedeutungslose Stichprobe zu haben.
Und ja, ich habe auch mit solchen Firmen zu tun gehabt, unter anderem waren einige Krankenhäuser und Pharmaunternehmen unter meinen Kunden, ebenso eine Firma, die Belastungstests für Flugzeuge durchführt. Und Baupläne von Gebäuden hatte ich auch mehrfach, etwa im Behördenbereich. Und ich hatte auch schon Kunden, bei denen eine gesetzliche Frist gilt, diese aber einfach nicht eingehalten wird. Weil’s niemand kontrolliert und es rein betriebswirtschaftlich oft nicht sinnvoll ist, Gesetze einzuhalten. Zugeben muß ich allerdings, daß ich noch keinen Kunden mit Schiffsbauplänen hatte. Da hab ich wohl ne Berufslücke.
Aber vielleicht solltest Du bedenken, daß Deine Aussage schon deshalb falsch ist, weil „garantieren” etwas anderes ist, als Du glaubst. Das Thema der unsinnigen „Garantierten Sicherheit” hatte ich schon öfters.
Viel Kontakt mit der Realität hast Du noch nicht gehabt, oder?
Clever. Archivar ist nicht umsonst einer der anspruchsvollsten und spannendsten Berufe der Welt, wenn man sowas mag.
30 Jahre sind da nicht viel und die Evolution der Lesegeräte ist ein besonderes Problem (deshalb auch noch Microverfilmung für Dokumente – mit einer guten Lupe auch in 100 Jahren noch zu lesen).
Das Ganze ist auf sehr vielen Ebenen nicht-trivial.
Mal als Beispiel:
http://en.wikipedia.org/wiki/Lunar_Orbiter_Image_Recovery_Project
http://www.collectspace.com/news/news-111408a.html
Denken wir mal 30 Jahre zurück. Osborne 1, IBM 3081 und so weiter. Wer hier kann heute noch 5 1/4″ (oder gar 8″ hardsektorierte) Disketten oder Halbzollbänder lesen? Also muß man die Hardware mit den Medien aufbewahren – oder die Medien alle Jahre umkopieren.
Gut. Problem gelöst. Aber wer konvertiert jetzt meine WordStar-Dateien, die auf den Disketten stehen? Wir gehen mal der Einfachheit halber davon aus, daß man das Dateisystem begreift. Für CP/M noch wahrscheinlich. Manche Leute reden davon, neben den Daten auch eine Formatbeschreibung, ein Programm, um das Format zu lesen und eventuell noch Betriebssystem plus Anwendung plus Emulator im Quelltext aufzubewahren.
Und dann kommt jemand mit einer Notis-WP-Textdatei, geschrieben unter SINTRAN-III auf einer alten Hawk-Festplatte – ohne Laufwerk, (proprietären) Controller oder sonstige Hardware.
Aber das, was wir hier über den Ansatz von WB lesen durften, macht den Eindruck, als hätte man sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigt.
Die Pläne für die große Rakete, ich glaube es war die Saturn-V, finden sie auch nicht mehr. Eine haben sie noch im Museum liegen, die müßte sie aber auseinandernehmen und vermessen.
Aus dem einfachen Grund, daß man Angst davor hat, daß irgendwann aus irgendeinem Grund die Algorithmen, Schlüssel, Parameter zur decodierung greifbar sind
Fehlt hier nicht ein nicht? Sie doch wohl Angst, daß die Algos etc. *nicht mehr* greifbar sind, oder habe ich hier etwas falsch verstanden?
Ups, ja, Danke!
“Umso erstaunlicher ist, daß ein Kameramann nach dem anderen, den man mal zum Gebrauch neuer digitaler Filmkameras drängte, hellauf begeistert ist, und mancher schon verkündete, seinen letzten Film auf chemischem Material schon gedreht zu haben.”
dann muss es sich um eine werbeveranstaltung gehandelt haben. es ist keineswegs so, dass kameramänner digital mit offenen armen empfangen. sie schicken die firmenvertreter gerne auf einen berg im strahlenden sonnenlicht. das genügt als argument vollkommen. (wer je eine flaue kontrastarme digi-star-wars-episode durchgesessen hat, weiss was gemeint ist. vielleicht.)
tatsächlich ist digital zu brillant. dass man überlegt, fehler ein zu bauen, ist schon mal ein schritt, aber was für einer?! (das weiss man schon seit mindestens 10 jahren)
früher wurde argumentiert, dass es billiger sei. was eine glatte lüge ist, weil man natürlich mit digital unmengen an material dreht und die kosten in der postproduction dann so richtig vor sich hin explodieren.
natürlich hat sich digital verbessert, aber um es auf den stand von film zu bringen, ist es genauso teuer, wenn nicht teurer und mehr sorgfalt ist gefragt, was mehr zeit bedeutet. und zeit ist so ziemlich das kostbarste, das es beim drehen gibt.
und noch ein wort zu kameramännern. ein scherz sagt, dass sie nix sehen. da ist viel wahres dran. wenn sie eine halbwegs vernünftige einstellung drehen könnten, wäre vielleicht die welt ein besserer ort. können die meisten aber nicht. von schulen und fernsehen verbogen, sind die meisten eh geneigt sich hemmungsfrei an zu passen und froh, wenn sie eine totale hinkriegen. und wenn ein tropfen regen fällt, steht der kameramann schon schick in pose neben dem gerät und ist gekleidet, als ginge es zum nordpol.
den er dann mit digital kaum drehen kann. weil es zu hell ist.
und wenn der film fertig ist?
@anton bibersberg: Ach, jetzt kommt wieder die Lieber-Schallplatte-als-CD-Romantik.
Ich habe nicht gesagt, daß Kameramänner digital mit offenen Armen empfangen würden. Ich habe gesagt, daß einer nach dem anderen begeistert ist, wenn man sie erst mal dazu zwingt, das zu verwenden. Das ist eine völlig andere Aussage.
Ein Hemmnis ist, daß man dazu einiges umlernen und nun Fortbildung treiben muß, denn früher gab es alle 10-15 Jahre ein neues Kameramodell, nun gibt es alle halbe Jahr was neues (wie in der Fotografie).
Und das mit dem Berg und dem strahlenden Sonnenlicht halte ich schlicht für daneben oder auf veralteten Kameras beruhend. Ich mache zwar keine Filme, aber ich fotografiere, und wenn ich mir die Digitalaufnahmen meines neuesten Hobels anschaue und das mit dem vergleiche, was ich früher auf Film aufgenommen habe, dann hat digital inzwischen den Film qualitativ wirklich überholt. Und ich habe mit der Digitalkamera schon Aufnahmen im strahlenden Sonnenlicht gemacht, die mit Film nicht möglich wären.
Nur mal so zur Info: Ein Dia-Film hat einen Blendenumfang von etwa 5 Blenden. Ein guter Farb-Negativ-Film erreicht bis zu 8 Blenden. Manche Schwarz-Weiß-Filme gehen noch weiter. Eine der modernsten Videokameras erreicht bis zu 13 Blenden. Erzähl Du mir was von Sonne auf dem Berg. Und selbst wenn der Film da überlegen wäre, halte ich die Argumentation für Unfug, da mit einer speziellen Situation zu kommen und damit die generelle Überlegenheit von Film beweisen zu wollen. In wievielen Filmen kommt denn überhaupt eine Szene oben auf dem Berg im Sonnenlicht vor?
Teuer ist es durchaus, das habe ich nicht in Abrede gestellt. Ein Trugschluß wäre aber anzunehmen, daß Aufnahmen auf Film billiger wären. Ein wesentlicher Kostenfaktor an der Kamera sind die Objektive, die sind teurer als die Kamera selbst. Und das sind bei den Digitalkameras dieselben Objektive. Und bei einer Filmproduktion sind die Filmrollen und die Drehtage ein wesentlicher Kostenfaktor. Filmrollen fallen bei der Digitalaufnahme weg, und weil die Überprüfung der Aufnahmen gleich vor Ort am Set erfolgen kann, werden auch Drehtage eingespart. Außerdem paßt das nicht dazu, daß die Produzenten inzwischen auf digital drängen, weil sie auf die Kosten achten. Das würden die ja nicht tun, wenn digital nicht preisgünstiger wäre.
Und jetzt noch mit Kalauern anzukommen, daß Kameramänner nix sehen, halte ich für unlautere Pseudoargumentation. Ich rede hier außerdem von Kameraleuten, die ihren Job beherrschen.
Übrigens weiß jeder, der gerade mal ein bisschen über das Anfängerniveau hinauskommt, daß es einem eigentlich nicht passieren sollte, daß etwas zu hell ist. Dafür haben Digitalkameras die Reduzierung der Belichtungszeit, und zweitens hat man dafür Graufilter (habe ich in meiner Ausrüstung übrigens auch), die die Kamera auf das Empfindlichkeitsniveau der unteren Filme runterbringen.
Und was das mit dem spezifischen Mangel der Sony-Projektoren, daß man den 3D-Polarisator nicht einfach abnehmen kann, zu tun haben soll, ist mir schleierhaft.
Du erinnerst mich mit dieser Sichtweise an einen Kollegen, der mir vor 20 Jahren bei der Einführung der CD sagte, daß er sie aus technischen Gründen ablehne. Ich frage, warum. Er sagte, er hat sich für seinen Plattenspieler eine sündhaft teure Keramik-Scheibe mit Loch gekauft, die er beim Abspielen einer Platte oben auf die Platte drauflegt, und die die Platte beschwert, um deren Schwingungen und damit ein Schwingen der Nadel zu dämpfen. Die würde den Sound deutlich verbessern, wäre also eine tolle Sache. Die Schublade von CD-Spielern sei aber so eng, daß er diese Keramik-Scheibe nicht mit auf die CD legen kann, um sie vor selbigen Schwingungen zu bewahren, weshalb das nichts taugen könne.
@anton: Was hat der Polarizer am Sony-3D-Projekter eigentlich überhaupt mit Digital-Technik zu tun? Bei analoger 3D-Projektion braucht man ebenfalls Polfilter.
Und wie gesagt, daß Sony ihre Projektoren so baut, daß der Polfilter schwer runtergeht, als Mangel der Digitaltechnik schlechthin auszulegen, ist schon sehr religiös.
Unkomprimiert und unverschlüsselt, damit man es in 30 Jahren noch lesen kann? Nun, da würde ich eher die Komprimierungsalgorithmen mitspeichern. Oder haben sie so wenig Hoffnung aufs Bildungssystem, daß sie befürchten, in 30 Jahren niemanden mehr zu finden, der einen einfachen Kompressionsalgorithmus lesen und implementieren kann?
Ehrlich gesagt sehe ich nicht das große Dateiformat-Armageddon auf uns zukommen; nach ein wenig Suche findet man heutzutage für die obskursten Formate Kovertierer oder zumindest Spezifikationen (und durch Virtualisierung bringt man auch viele alte Software zum Laufen). Da mache ich mir viel mehr Sorgen um die Lesbarkeit der Datenträger (sowohl in Hinsicht auf die Haltbarkeit der Träger selber, als auch in Hinsicht auf das Vorhandensein von Technik, die sie ausliest… mit der CD-ROM scheint das ja schon anzufangen).
@dg: Wäre ja schön, geht aber nicht, weil das alles patentiertes closed-source-Zeug ist. Und wenn der Hersteller dann pleite geht oder aufgekauft wird oder seine Firmenpolitik ändert, bist Du angeschmiert.
Es gibt übrigens genug Datenformate, die heute de facto nicht mehr lesbar sind. Was meinst Du, wieviel alte Korrespondenz ich in WordPerfect oder dem Textsystem des Mitsui Sord geschrieben habe, was faktisch nicht mehr zu lesen und zu verarbeiten ist.
@hadmut
ich habe garnix gegen digital. und wer jedes halbe jahr erzwungenermassen begeistert purzelbäume schlägt, wird das hoffentlich gerne machen.
er wird auch während alle brav warten, die eben entstandenen aufnahmen gleich checken, wie ich vermute, um zeit zu sparen.
und wenn der kameramann, im gegensatz zum fotografen, vom sonnenhimmel in den dunklen wald schwenkt, wo sich die ewig gestrigen lp-sammler verstecken, dann wird’s halt sehr schwarz. geschieht ihnen recht!
Wer hat Dir denn den Käse erzählt?
Wieso glaubst Du, daß man mit einer herkömmlichen Filmkamera, in der ein Film mit fester Empfindlichkeit und vielleicht 6 Blenden Kontrastumfang liegt, und sehr eingeschränktem (bzw. meist gar keinem) Spielraum bei der Belichtungszeit vom Sonnenhimmel in den dunklen Wald schwenken und noch was sehen könnte? Das kann eine Digitalkamera noch eher als eine mit chemischem Film.
Kann das vielleicht sein, daß Du die Sache mit der Belichtung beim Fotografieren nicht verstanden hast?
Film ist leider auch nicht für die Ewigkeit gemacht.
Zitat aus einem Artikel von Clemens Scherer:
“Der größte Feind ist allgemein bekannt: der ‘Dye Fading’-Effekt. Er betrifft alle bis zum Ende der siebziger Jahre auf Eastmann Kodak Material gezogenen Kopien, und Hollywoods 70mm-Klassiker sind ausschließlich auf dieses Material kopiert worden. Früher oder später läßt dieser Defekt die Farben verblassen, um lediglich eine rote bis purpurne Färbung zurückzulassen. Ist dann selten genug eine Kopie noch farblich in gutem Zustand, dann hat sich unter Umständen das Trägermaterial mit den Jahren verändert und das Bild verläßt fortwährend die Schärfenebene.”
Quelle: http://www.in70mm.com/schauburg/2005/reviews/clemens_scherer/german/index.htm
Beispielfotos:
http://www.in70mm.com/newsletter/1994/31/todd_ao/images/DSCN5843.jpg
http://www.in70mm.com/news/2009/the_alamo/images/alamo03_70mmprinttest.jpg
@Klaus: Soweit ich weiß, sind beispielsweise von „Der weiße Hai” alle Originale dem Zahn der Zeit unrettbar zum Opfer gefallen.
@Hadmut: Huffmanbäume sind, soweit ich weiß, nicht closed-source. Gzip hört sich auch nicht danach an. Ja, man sollte nicht unbedingt winrar verwenden, aber auch das wird mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit mit den richtigen Linux-Kommandozeilentools noch lange lesbar sein. Ich sehe eine größere Gefahr in irgendwelchen neuen Datenträgern (deren Spezifikationen dann auch wirklich patentiert und closed-source sind), die hochgehypet werden bevor die ersten Haltbarkeitsexperimente Ergebnisse zeigen…
OpenOffice Write liest WordPerfect-Dateien, zumindest die vom Typ .wpd. Ich habe selber keine solchen Dateien, kann insofern schwer nachprüfen, wie korrekt sie gelesen werden und wie es um die Kompatibilität mit wirklich alten WP-Versionen bestellt ist; laut Internet ist aber WP selber downwards compatible gewesen, weshalb ich vermute, daß die Dateien auch von OO lesbar sein werden. Den Mitsui Sord kenne ich nicht.
@dg: Nun komm mir nicht mit solchen Haarspaltereien und an den Haaren herbeigezogenen Beispielen.
Wir reden hier nicht von gzip und nicht von Huffman, sondern von Filmdaten und verlustbehafteter Kompression wie MPEG oder H.264, sowie einigen Hersteller-spezifischen Kompressionsverfahren. Guck mal in die Anleitung von einer Amateur-Nikon oder -Canon mit Filmfunktion. Da steht drin, daß man sie nur für Amateurzwecke verwenden darf, weil das Verfahren patentiert ist und man erst eine Lizenz kaufen muß. Und richtig gute Kompressoren sind nicht quelltextfrei.
Einfache, universelle und verlustfreie Kompressionsverfahren sind in den RAW-Formaten teils schon enthalten, darum geht es hier aber nicht. Hier geht es um die Ton- und Film-spezifischen Kompressionsverfahren.
Also bitte erst mal über die Medienkompressionsverfahren informieren, bevor man mit Huffman und Gzip daherkommt.
@anton: Ich hab mal nachgesehen. Eine Arriflex 765, eine der besten verfügbaren 65mm-Kameras (Manual), hat einen zwischen 15 und 180 Grad verstellbaren Umlaufverschluß, also Faktor 12, was nicht mal 4 Blenden entspricht.
Eine Arri Alexa Plus (Manual) simuliert hingegen einen Verschlußwinkel zwischen 11.2 und 358 Grad, also Faktor 32 oder 5 Blendenstufen. Zusätzlich kann man die Filmempfindlichkeit zwischen ISO 160 und 3200 einstellen, also Faktor 20 oder über 4 Blendenstufen. Dazu kommt eben ein Kontrastumfang von bis zu 13 Blenden gegenüber Film mit höchstens etwa 6 oder 7 Blenden.
Macht für die Digitalkamera einen Dynamik-Vorteil von fast 10 zusätzlichen Blendenstufen. Erzähl Du mir einen vom Schwenk aus dem Sonnenlicht in den tiefen Wald…
@hadmut
das ist alles richtig.
nur dass kein profi in einer aufnahme ne blende zieht.
danke für das gespräch.
@anton: Du Pappnase!
Lies mal meinen Text. Ich habe an keiner Stelle was von Blende verändern gesagt. (Was schon deshalb keinen Sinn ergeben würde, weil man bei beiden Kameras dieselben Objektive verwendet.)
Ich habe von Blendenwerten (!) gesprochen, das ist in der Fotografie als Maß so üblich und bezeichnet Unterschiede, die einem Blendensprung (also Faktor 2) entsprechen. Geschrieben habe ich nur von Belichtungszeit, Filmempfindlichkeit und Kontrastumfang. Nicht von Blenden.
ich habe immer mehr den Eindruck, daß Du eigentlich keine echte Ahnung hast, wovon Du redest, nur so unverstandene Wissensfetzen aufgeschnappt hast, und hier nur rumtrollst.
@Hadmut: OK, ich habe aber die Haarspalterei nicht einmal intendiert, denn dein Posting klang für mich so, als stünde verlustbehaftete Kompression gar nicht in Diskussion (so, wie die ihre Rohdaten hüten) und man wollte nicht einmal verlustfrei komprimieren. Danke für die Klärung.
@dg: Die verlustfreien Verfahren sind auf Bildströme sowieso nicht so ohne weiteres anzuwenden, da müßte man wieder die Frames trennen, und das Grundrauschen stört da auch ziemlich, und dann ist man wieder da, wo man nicht hinwill.
Als Diafilmeinscanner kann ich im Kleinbildfilm keinen Vorteil mehr sehen. Das Gros der Aufnahmen erreicht keine 2000 dpi. Auch die Farbauflösung ist mit 10 Bit gut erreicht.
Natürlich gibt es bessere Filme, aber dann geht der Preis pro Bild schnell in Richtung ein Euro-Marke. Und über ISO 400 oder 800 brauchen wir da gar nicht zu reden.
Mit der Komprimierung hat WB leider recht. Dateikomprimierer funktionieren auf Bild- und Tondateien praktisch nicht. Die Algorithmen die da greifen sind alle patentiert.
Ja, so ungefähr ist mir das bei meiner Film-Scannerei auch ergangen.
Allerdings kann das auch daran liegen, daß ich damals auch viel billigere Objekte hatte. Außerdem habe ich den Verdacht, daß manche Filme durch Alterung etwas unscharf werden.
Und ein ganz anderer Punkt ist, daß ich heute durch den Monitor an der Kamera und meine persönlich gestiegenen Qualitätsansprüche bessere Kontrolle habe und bessere Bilder mache. Damals hat man halt die Kamera hingehalten und draufgedrückt, und dann Tage oder Wochen später erst gemerkt, ob das Bild was geworden ist oder nicht. Und dann mußte man es eben so nehmen. Heute wird viel öfter vor Ort geprüft und ggf. wiederholt, womit sich indirekt eine Qualitätsverbesserung ergibt.
Hat übrigens auch in Kameramann bei dieser Veranstaltung gesagt. Früher mit Filmaufnahmen und Hilfs-Videomonitor hat er immer alles auf den schlechten Monitor geschoben und bis die Filme aus dem Labor kamen, war die Sache erledigt. Heute guckt sich der Regisseur die Sache gleich an und meckert sofort, wenn ihm was nicht paßt, womit der Leistungsdruck erheblich gestiegen ist.
@Hadmut:
> Da steht drin, daß man sie nur für Amateurzwecke verwenden darf, weil das Verfahren patentiert ist und man erst eine Lizenz kaufen muß. Und richtig gute Kompressoren sind nicht quelltextfrei.
In welchem Eintrag in diesem Blog wurde dieser Umstand denn erwähnt? Ich konnte Ihn auf die Schnelle nicht finden.
Schöner Artikel, gefällt mir gut.
Ich denke, die Problematik Langzeitarchivierung wird uns nochmal richtig beißen – wie im Kleinen so im Großen.
Vielleicht etwas Off-Topic, aber: wenn ich vor über 20 Jahren meine ASM-Routinen von so nem abenteuerlichen Z80-Klon nicht auf den 5 1/4”-Floppies gelassen (gab’s damals schon eine Alternative, weiß ich jetzt garnicht) und vor sowas wie 8 Jahren nicht das letzte dieser Laufwerke entsorgt hätte, wäre ich dann, zu mindest theoretisch, heute in der Lage, die Routinen zu lesen? Großes vielleicht, sicher bin ich mir nicht.
Per Gesetz bin ich heute als Gewerbetreibender verpflichtet, meine Mails (weil Geschäftskorrespondenz) zu archivieren auf eine faszinierende und mir teilweise recht unverständlichen und teure Weise, was ich nicht tue. Ich lösche sie einfach nur nicht. Genau wie viele andere nicht das tun, was sie per Gesetz müssten, wenn’s ums Speichern und Archivieren geht.
Ich bin gespannt auf die Zukunft.
Zum Kostenfaktor Objektive: soweit mir bekannt, werden Kameras und Objektive für Filmdrehs üblicherweise ausgeliehen, nicht gekauft.
Die Arri für 65mm würde ich nicht zum Vergleich heranziehen, weil 65mm seit Jahren praktisch tot ist.
Glaubst Du denn, dass der Mietpreis nicht direkt vom Kaufpreis abhängt?
Allerdings wird mit der Digitaltechnik auch viel Müll und unsinnige Fotos produziert. “Man kann es ja wieder löschen.” oder “Es kostet ja nichts.” Früher hat man es sich zwei mal überlegt, ob man auf den Auslöser drückt. Und wenn man es gemacht hat, hat man auch wirklich auf ein gutes Motiv geachtet.
Auf der anderen Seite gibt es von meiner Tochter (fast 3 Jahre) mittlerweile mehr Bilder als von mir in meinem ganzen Leben. Und dann ist das Geheule groß, wenn die Festplatte crasht und es kein Backup gibt. Was ich da schon für Gesichter gesehen habe, wenn ich dann vor dem Computer gesessen habe (Leider viel zu oft, weil es immer heißt: “Du bist doch Programmierer. Kannst du mir mal helfen?”) und nach den Backups gefragt habe.
Aber zurück zum Thema. da gibt es auch einen schönen Artikel von Oliver Abraham: http://www.oliver-abraham.de/Internet/DasDigitaleDesaster.htm
Ich habe das auch schon selber erlebt. Mein Vater war beim Staatsbauamt. Als sie da neue CAD Software bekommen haben, mussten alle alten Dateien konvertiert werden. Die waren eine Zeit lang nur mit konvertieren beschäftigt. bei der nächsten Software geht das dann wahrscheinlich wieder von vorne los, nur dass es dann wohl etwas mehr sein wird.
Achherrje. Ich bezweifle, daß auch nur ein einziger Filmkameramann hier kommentiert hat. Was ein Profi beim Film macht oder nicht macht, bleibt völlig ihm überlassen – hauptsache, es gefällt dem Regisseur. Die ganzen erwähnten “das tut man nicht” hört man evtl in der Ausbildung, später allenfalls noch beim Fernsehen. Und selbst dort wird beim Schwenk die Blende verändert, wenn es nötig ist. Übrigens besitzen die meisten Kameraleute heutzutage eigene Ausrüstung, komplett mit den teuren Objektiven, man mietet den Handwerker also mitsamt Werkzeugkasten.
Ob digital oder analog ist heutzutage nur noch eine Preis- und Stilfrage. Einige Musikvideos werden weiterhin auf Super8 gedreht, weil diese bestimmte Ästhetik dort eben paßt. Faktoren wie Filmkorn, Kontrastumfang, Objektivfehler usw sind Teil einer kulturellen Überlieferung, genauso wie Serifen, Akzente und Umlaute in der Schrift. Es gibt nicht ein “besseres” Bild, aber es gibt immer ein “anderes”.
Was die Archive angeht: Lesbarkeit ist das eine, Aufbewahrung das andere. Erst kürzlich (letztes Jahr?) ist ein großes Filmlager in Hollywood in Flammen aufgegangen. Wenn dort die letzte Kopie gelegen hat, ist dieser Film ausgelöscht. Digitale Kopien ließen sich wenigstens leicht dezentral aufbewahren – so man denn nicht paranoid wieder nur alle Festplatten im selben Bunker einschließt.
@slowtiger: Es gibt ja den Spruch „Der Meister zerbricht die Form”. Freilich sollte man erst mal das Grundhandwerkszeug lernen. Ist aber auch zeitgeistabhängig.
Es gab mal so Zeiten, in denen Kinofilme recht nüchtern aber gut gedreht wurden, indem man einfach die Grundtechniken nach Lehrbuch sauber angewandt und sie miteinander kombiniert hat. Und dann kam irgendwann der neue Stil, in dem alles erlaubt ist, was das Auge überrascht. Ein Beispiel sind diese Horror-artigen Kamerafahrten, bei denen das Objekt scheinbar stehen bleibt, während sich der Hintergrund seltsam verformt. Gleichzeitig zoomen und fahren, galt früher als NoGo. Oder noch so eine Neuerung war die spektakuläre Matrix-Filmweise, Kampfszenen einfrieren, Blickwinkel drehen und weiterlaufen lassen, oder Kugeln in Zeitlupe fliegen zu sehen.
Übrigens stimmt das, daß man niemals an der Blende dreht, sowieso nicht, denn viele Filmobjektive haben gerade deshalb keine gerasteten sondern weich durchlaufenden Blenden, damit man genau das tun kann, während der Aufnahme die Blenden zu verstellen. Samjang bietet sogar einige seiner Foto-Objektive (!) in einer Film-Variante an, in der man die Rasten an der Blende weggelassen hat, damit man sie weich bewegen kann. Wenn man gleichzeitig durch die Belichtungszeit oder die Empfindlichkeit die dadurch veränderte Helligkeit ausgleicht, können sehr tolle Schärfentiefe-Effekte entstehen.
Daß ich die Blende bei der Berechnung nicht berücksichtigt (sondern nur in Blendenwerten gerechnet) habe, liegt nicht daran, daß es verboten wäre sie zu benutzen, sondern weil es irrelevant ist, weil sich daraus kein Vor- oder Nachteil für analog/digital erbit.
Also nicht alles glauben, was „anton bibersberg” da gurkt. Scheint eher ein Troll zu sein.
nicht nur gurke ich ich werde auch zensiert lach
es gibt wenige beispiele (ausser von lp sammlern)
die den effect zoom vorwärts
kamera auf schiene rückwärts
oder umgekehrt
benutzen
warum?
weil alles komplett ruckelfrei sein muss.
bringt das was?
manchmal.
wird das oft gemacht? nein.
nogo gibts beim film übrigens nicht.
ausser bei bayerischen beleuchtern natürlich:
hamma no nia gmacht.
so weit zur technik, das wetter.
Drück Dich bitte mal etwas klarer und konziser aus. Das ist hier kein Stammtisch und keine Plauderstunde zun rumnölen…
Das fasst man ja in der Regel unter Langzeitarchivierung. Gedanken macht man sich darüber ja durchaus, beispielsweise durch Spezifikation von Formaten wie PDF/A.