Filmkritik: Harry Potter Teil 7.2 in der 3D-Version
Als Harry-Potter-Fan hab ich mir’s angesehen. (*Seufz*, ja, für Google: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2)
Es war einmal, vor langer, langer Zeit, und an einem anderen Ort, in einem anderen Jahr, einem anderen Jahrzehnt, in einem anderen Jahrhundert und sogar in einem anderen Jahrtausend, da bin ich noch gerne und oft mit den Kumpels ins Kino gegangen. Manchmal sogar dreimal pro Woche. Doch das ist lange, sehr lange her. Über zehn Jahre.
Seit ungefähr Anfang dieses Jahrtausends gehe ich fast gar nicht mehr ins Kino. Das hat verschiedene Gründe. Einmal, weil aus den kleinen, separaten Kinos riesige Kinocenter mit großen Vorhallen wurden (was prinzipiell nicht schlecht ist) und die Mega-Idioten von Kinobetreibern dort das Rauchen gestatteten. Man kam in das Kino nicht rein und nicht raus ohne im Gestank und Qualm lange anzustehen und zu warten. Eklig. Und ich zahle kein Geld dafür, daß ich hinterher noch die Klamotten wechseln muß, weil sie so stinken. Zumal es mir dann auch öfters mal passiert ist, neben Leuten zu sitzen, die es nicht 100 Minuten ohne Zigarette aushalten und dann während des Films zwei, drei mal aufstehen, draußen rauchen und sich dann übelst stinkend wieder neben einen setzen. Zudem wurden die Preise immer höher.
Also habe ich dem Kino entsagt und mich mit Geduld auf die DVD oder gar das Abwarten bis der Film im Fernsehen kommt, verlagert. Eine DVD ist heute (wenn man etwas Geduld hat) auch nicht mehr teurer als eine Kinokarte (sondern sogar deutlich billiger, besonders wenn man Fahrtkosten und den Eintritt für mehrere Personen hinzurechnet), man kann beliebig oft gucken, rückspulen und wiederholen, Pause machen, hat neben Deutsch auch den Orignalton, ab und zu interessante Dreingaben, und kann sie auch gebraucht weiterverschenken oder verkloppen.
Auch von 3D-Filmen habe ich bislang nicht so viel gehalten. Schon in den frühen Achtziger Jahren kamen die 3D-Filme schon mal auf, aber waren katastrophal schlecht. Extrem dämliche Handlungen, miserable Filmtechnik, und überpropft mit überzogenen Effekten, etwa wenn der Schuft dem Zuschauer mit dem Revolver in der Nase herumbohrt oder ins Auge sticht, oder einem die Melone ins Gesicht rollt.
Außerdem habe ich (und wohl nicht nur ich) das Problem, daß ich 3D-Filme auch auf den inzwischen aufkommenden 3D-Fernsehern nicht vernünftig schauen kann, da bekomme ich Kopfschmerzen. Weil der stereoskopisch erzeugte Objektabstand nicht mit dem Fokusabstand übereinstimmt. Dem Hirn wird vorgegaukelt, daß ein Objektiv sich vor und zurückbewegt, und trotzdem muß das Hirn die Augen fest auf die Entfernung zum Bildschirm fokussiert lassen. Paßt nicht.
Wenn ich also 3D schauen will, dann brauche ich einen großen Abstand zur Bildebene, um die Augen ungefähr auf entspannt unendlich zu lassen. Worin ich für mich derzeit (außer vielleicht der Aktualität) die letzte Daseinsberechtigung des Kinos sehe. Und nicht mal das so richtig. Ich war ja kürzlich schon von Tron Legacy 3D enttäuscht, und selbst da bin ich nur hingegangen, weil mich eine Firma beruflich dazu eingeladen und mir noch ein Abendessen dazu ausgegeben hat. Wenn’s nichts kostet und man noch lecker Essen dazu bekommt, kann man sogar mal in einen 3D-Film gehen.
Bei Harry Potter ist das anders. Bevor ich den kannte, hielt ich den für blöd, albern und kindisch, und mir fehlte jedes Verständnis für die Potter-Hysterie. Bis ich auf einer langen Reise mal den Fehler machte, kurz vor Abflug, den ich fast verpasst hätte, in der Flughafenbuchhandlung in aller Eile einfach das nächstbeste Buch zu kaufen, das da herumlag, den ersten Harry Potter auf englisch, und auf dem 22-stündigen Flug anfing, darin zu lesen. Danach bin ich davon nicht mehr weggekommen. Hat hohes Suchtpotential.
Und die bisherigen Filme haben mir auch – mehr oder weniger – gefallen. Eigentlich muß man sagen, daß die Bücher wegen ihrer extrem hohen Informations- und Detaildichte und der hohen Handlungskomplexität eigentlich nicht verfilmbar sind. Eigentlich sind die Filme in dieser Hinsicht ein Fehlschlag, denn man merkt vielen Filmen deutlich an, daß keine Geschichte erzählen, sondern nur unter den markantesten Szenen der Bücher von einem zum anderen hetzen, damit die (vor allem die Kinder), die das Buch genau kennen, möglichst viele Szenen als gesehen abhaken können. Harry-Potter-Bücher sind Lesebücher, keine Drehbücher. Aber man hat ein Publikum zu bedienen, das keine Abweichung duldet. Das ist das Hauptproblem der Harry-Potter-Filme.
Was mir an den Filmen aber so gefällt ist die Optik. Allein schon der visuelle Eindruck ist unglaublich schön und faszinierend, und die Auswahl der Darsteller extrem gut gelungen. Der ganze Look dieser Zauberwelt, all der Artefakte und Örtlichkeiten, ist wirklich eine massive Verbesserung der Filmtechnik. Und dafür bin ich auch bereit, Geld auszugeben. Bis vor ein paar Jahren bin ich noch regelmäßig mit meinem jüngsten Bruder, der damals noch im Kindesalter war, ins Kino gegangen, als einzige Ausnahme von der Abstinenz. Und das war schön. Aber auch das hat sich gelegt.
Nun war aber der Abschluß angekündigt, und (erstmals?) Harry Potter in 3D. Und ich hatte Gutes darüber gelesen. Also bin ich ausnahmsweise doch mal wieder ins Kino, um mir diesen letzten Potter-Film in 3D anzuschauen. 13 Euro hat es gekostet, und ich muß gleich sagen, daß ich das für massiv überteuert halte (selbst wenn man die Kosten der Brille berücksichtigt). Ein Familienbesuch wird damit unerschwinglich, und im Media-Markt gibt es die Potter-BluRays (!) oft für 9,99. Und damit schießen sie sich selbst ins Knie. Man hätte erwarten können, daß bei einer der ersten Vorstellungen eines neuen Potter-Films das Kino überquillt. Riesen Kino und nicht mal 20 Leute drin. Endlich mal keine Köpfe im Bild, obwohl ich weit hinten saß und auf die Leinwand sogar leicht nach unten schauen mußte. Ich glaube, so richten sich die Kinos selbst zugrunde.
Die Handlung. Nicht schlecht. Eben das große Finale. Mit dem Teil 7.1 hatte ich so meine Probleme, das war mehr eine Pflichtübung. Das lag aber daran, daß Rowling den siebten Teil so sehr aufgebauscht und mit einer zu langen Vorgeschichte aufgepumpt hatte. Viel wurde geschimpft, daß es pure Geldmacherei sei, den siebten Band in zwei Teilen zu verfilmen. Es war aber richtig und notwendig. Schon so hat der Film 7.2 gelegentlich das Problem, eine zu komplexe Handlung und zu viel unterbringen zu müssen, kann sich aber trotzdem einige ruhige und langsame Szenen leisten. Band 7 in einem Film darzustellen wäre katastrophal gescheitert.
Und so schildert der Film die Suche und Zerstörung der letzten Horcruxe, die weitgehende Zerstörung von Hogwarts, und das finale Zusammentreffen der Guten und der Bösen. Und noch ein (meist sehr kurzes) Auftreten der meisten Figuren (und Schauspieler) der Filme. Eigentlich die richtige Dosierung, und auch spannend, aber zum Schluß hin meines Erachtens etwas zu flach. Und man merkt doch auch sehr deutlich, daß das die letzte Chance war, weil die Schauspieler inzwischen alle zu alt, zu groß, zu schlank, zu erwachsen geworden sind, um die Hogwarts-Schüler noch glaubwürdig zu verkörpern. Da sind Frauen und Männer unterwegs, keine Schüler mehr.
Man kann den Film auch nicht isoliert ansehen, damit kann man nichts anfangen. Es ist das Ende einer Geschichte, die man kennen muß. Das macht aber nichts, denn man kennt sie ja.
Man merkt aber sehr deutlich (auch schon beim Film 7.1), daß mit Band 7 ein Bruch eintrat. Der Film hat eigentlich überhaupt nichts mehr von der Potter-Hogwarts-Dumbledore-Ästhetik der früheren Filme. Das ist alles düster, pessimistisch, untergangsgestimmt, morbide, kaputt. Pars pro toto muß man sich nur Lucius Malfoy anschauen, der früher so elegant und edel daherkam, und jetzt nur noch fertig, heruntergekommen, unrasiert, schmutzig herumläuft. Natürlich, nur so paßt es zum Buch, nur so kommt die Atmosphäre herüber, die sich geändert hat. Aber von der schönen englischen Internatsatmosphäre ist da nichts mehr, gar nichts mehr. Und das ist ganz gut so, denn davon gibt es schon sechs Filme.
Insofern ist der Film gut, aber nichts besonderes.
Aber etwas ganz anderes hat mir an diesem Film ausnehmend gut gefallen, was eigentlich nicht unmittelbar mit Harry Potter zu tun hat (und sich möglicherweise nicht jedem erschließt): Die Optik.
Der Film ist ganz außergewöhnlich gut, wirklich exzellent aufgenommen. Da sind so viele Szenen drin, bei denen einen die Erscheinung (wenn man auf sowas achtet) aus dem Sitz haut. Schon die (zugegebenermaßen etwas in Mode gekommene) Farbwahl, dieser konstraststarke entsättigte dirty Look, kommt hier spitzenmäßig herüber. Bildaufbau, Licht, Gestaltug sind da einfach Spitzenklasse. Und, was für die Hektik der Potter-Filme ungewöhnlich ist, wo die Aufteilung in zwei Filme echt gut tut, sie lassen einem manchmal sogar die Zeit, sich die Bilder auch anzuschauen.
Dieser Film lebt nicht davon, daß er HP7.2, ist, denn ein achter Teil kann nicht die große Zugmaschine sein. Dieser Film lebt davon, daß er handwerklich eine Super-Arbeit ist.
Und was mir dabei außerdem wohltuend aufgefallen ist: Obwohl da sehr viel aus dem Computer kommt (und ich vorher im Making-Of sogar einige Szenen vor dem Green Screen gesehen hatte, also sogar wußte, wo echt aufhört und computer anfängt), wirkt der Film – im Gegensatz zu vielen anderen – nicht so künstlich und generiert, sondern sieht ziemlich glaubwürdig aus. Wirklich sehr gute Arbeit.
Die Qualität des Films war es, die mich beeindruckt hat, nicht die – mir aus den Büchern bekannte und nach den vorhergehenden Teilen kaum noch zur Überraschung taugliche – Story.
Was ist nun mit den 3D-Effekten?
Die haben mich besonders beeindruckt. Das war der erste Film überhaupt, der mir in 3D wirklich gut gefallen hat, und wo ich in der 3D-Version einen Fortschritt und Vorteil sehe.
Sie haben sich nämlich zurückgehalten. Zwar gibt es auch hier ein paar dämliche Versuche von 3D-Effekt-Hascherei. Etwa wenn sie in den Höhlen der Gringotts-Bank Achterbahn fahren oder der Drache über die Dächer fliegt und Schornsteine abreißt, da fühlte ich mich dann an die üblen 3D-Filme der Achtziger erinnert. Zumal ich da immer den Eindruck habe, daß die dreidimensionale visuelle Aufnahmekapazität des Gehirns überschritten wird und es deshalb nicht gut kommt. Glücklicherweise waren das nur ganz wenige Szenen.
Nein, die wirklich guten 3D-Szenen sind die, wo man es gar nicht so direkt merkt (und einem nichts ins Gesicht fliegt). Wenn man etwa die Struktur eines Holzbalkens sieht, oder einfach eine Lampe ruhig an der Wand hängt, dann ist das (in meinen Augen) auf einmal wirklich super. Und eine Szene ist mir da ganz besonders positiv aufgefallen: Es gibt eine Szene in der Harry Potter ins Wasser fällt und dann nach Luft japsend wieder auftaucht. Etwas eigentlich so profanes wie die unruhige und schäumende Wasseroberfläche. Genial gut.
Und noch etwas ganz anderes ist mir – sehr positiv – aufgefallen. Normalerweise ist es Stand der Foto- und Filmtechnik, daß man wichtig und unwichtig, Vorder- und Hintergrund durch die Schärfe, genauer gesagt die Schärfentiefe voneinander trennt. Das gehört einfach zum Grundhandwerkszeug. Und 3D hat man bisher für Effekte und um dem Zuschauer in der Nase oder im Auge herumzustochern verwendet.
Hier ist das anders. Hier wird der 3D-Effekt häufig für das verwendet, was man bisher mit der Schärfentiefe gemacht hat, nämlich filmisch Vorder- und Hintergrund, wichtig und unwichtig voneinander zu trennen, das Auge zu lenken. Und das ist richtig gut. Ich glaube gar, daß mit dieser Filmtechnik, die Drehbuchautoren, Regisseure und Kameraleute erst lernen müssen, die 3D-Technik ihre Daseinsberechtigung erlangt und damit das Kino möglicherweise seinen Zeck wiederfindet. Das kam mir richtig neu und gut vor, hat mir sehr gefallen.
Kann ich den Film so empfehlen? ist so ne Sache. Und eigentlich die falsche Frage. Für Potter-Fans ist er Pflicht, für Nicht-Potter-Fans sinnlos.
Die richtige Frage ist, würde ich empfehlen, 10 (für normal) oder 13 Euro (für 3D) auszugeben um ihn sich im Kino anzusehen? Bedingt. Für Familien jedenfalls nicht, die Preise sind zu unverschämt, und die DVD oder BluRay kommt ja bald raus. Wem’s nur um die Story geht, die er ohnehin schon kennt, auch nicht wirklich. Es gibt inzwischen diverse Video-on-Demand-Angebote, wo man sowas bald auch zur Hälfte des Preises einer Kinokarte bekommt und zuhause gucken kann. Kommt halt auch stark darauf an, wie knapp das Geld sitzt und ob man für sowas mal 13 Euro rauswerfen kann und will. Muß eigentlich jeder selbst wissen.
Wer allerdings, wie ich, Interesse an tollen Aufnahmen, toller Optik, überzeugender 3D-Aufnahmetechnik und die Fähigkeit hat, nicht nur den Film, sondern auch dessen Bilder anzusehen, und wissen will, wo die Filmtechnik und 3D, möglicherweise auch das Kino hingeht, dem empfehle ich, reinzugehen und zwar in 3D. Und sich möglichst nahe der Mittelachse zu setzen.
Viele sagen, daß das mit 3D nur ein Hype ist und sich wieder legt. Glaubte ich auch, zumal es im Home-Entertainment ja auch nicht in die Pötte kommt und besagte Probleme hat. Nun habe ich meine Meinung aber geändert. Wenn mehr Filme in dieser Qualität in 3D kommen, dann könnte das doch weit mehr als nur ein Hype oder Marketing-Gag sein. Das hat mir Spaß gemacht. Wirklich.
14 Kommentare (RSS-Feed)
@Mattes: Irgendwo habe ich gelesen, dass 3D Michael Bay dazu gezwungen hat, zurückhaltender mit der Wackelcam zu sein.
Was hältst du davon?
Das ist mit Sicherheit so. Bei 3D überfordern wackelige Bilder und zu schnelle Schwenks den Zuschauer sehr schnell. Diese Wackelkamera, wie sie zu Anfang des letzten Bonds eingesetzt wurde, gehört sowieso verboten 🙂
Schöne Besprechung. Ins Kino gehe ich allerdings auch (fast) nicht mehr. Erstens sind die meisten Filme für 15jährige Hormonträger gedacht und gemacht, zweitens geht mir die Cinemax-Ästhetik auf den Wecker, zumal diese “Paläste” im Schnitt auch schon wieder über zehn Jahre alt und entsprechend abgeranzt sind. Drittens: Abzockerei. Viertens habe ich mich an Originalfassungen (auch viele Klassiker nachträglich) gewöhnt und erlebe dabei viele Aha-Momente. Macht schon einen Unterschied, ob man Steve McQueen lauscht oder dem Synchronsprecher, der noch zehn andere Stars “macht”.
PS: Was halten sie eigentlich von kino.to bzw. kinox.to?
@FF: Kann ich nicht viel zu sagen, ich hab kino.to noch nie besucht und nocht nicht mal davon gehört, bevor sie es dicht gemacht haben.
Einerseits halte ich von solchen Raubkopien auch nichts, immerhin kostet die Herstellung solcher Filme und Serien ein Wahnsinnsgeld. Warum manche Leute so fest davon überzeugt sind, daß andere sie auf deren Kosten kostenlos mit Unterhaltung zu versorgen haben, hat mir noch nie eingeleuchtet.
Auf der anderen Seite ist das ganze länderspezifische Lizenzhokuspokus und beispielsweise das Affentheater zwischen Gema und Youtube unglaublich bescheuert und inakzeptabel, und die Filmfirmen müssen sich vorhalten lassen, daß sie kein brauchbares Vertriebskonzept haben.
Ich habe hier zum Beispiel die Blu-Ray von Harry Potter, Heiligtümer des Todes, Teil 1, liegen. Verschlüsselt und kopiergeschützt und was weiß ich nicht alles. Ich kann sie nicht auf dem PC gucken, nicht in meine Videosammlung kopieren, nicht auf das iPad kopieren gar nichts. Dann liegt sogar noch so ein Passwort dabei, um mir eine „Digital Copy” zu ziehen, die aber auch nur mit viel Gebimsel unter Windows läuft. Das ist dann irgendwo auch eine Unverschämtheit, daß die Geld kassieren und man es dann nicht nutzen kann (und m. E. ein erheblicher Fehler im deutschen Recht). Zu einem gewissen Teil haben sich die Anbieter das Problem mit den Raubkopien selbst zuzuschreiben. Und deshalb kaufe ich Blu-Rays auch nur sehr selten (eigentlich nur die neueren Harry Potters) und normalerweise DVDs, weil die da weniger Probleme machen.
Ich will’s mal so sagen: Ich habe schon vor vielen Jahren aufgehört, mir Musik-CDs zu kaufen. Jahrelang haben die keinen Pfennig mehr an mir verdient (außer natürlich indirekt über Rundfunkgebühren und sowas).
Irgendwann haben die mal diesen ganzen Kopierschutzschwachsinn aufgegeben, auch den Zwang zu einem guten Lied gleich das ganze Album zu kaufen, das mit Schrott aufgefüllt wurde, und erlaubt, daß man sich ein gewöhnliches MP3 ohne jeden Kopierschutz per Download für 98 Cent kaufen kann. Seitdem kaufe ich (gelegentlich) wieder Musik. Zwar verdienen die auch nicht viel an mir, aber immerhin deutlich mehr, als ich in den letzten Jahren auszugeben bereit war. Und das muß die Filmindustrie auch erst noch lernen.
Solange der Nutzen von Kaufmedien so eingeschränkt ist, so lange bin ich deutlich zurückhaltend mit dem Geldausgeben (und habe auch meinen DVD-Konsum schon lange drastisch heruntergefahren und kaufe – außer in besonderen Fällen – DVDs nur nuch unterhalb der mir selbst auferlegten Grenze von 10 Euro, Blu-Rays höchstens 13), und warte ansonsten einfach, bis der Film im Fernsehen kommt (irgendwie ist mir mit zunehmendem Alter und dem Überangebot der Leidensdruck abhanden gekommen, Filme sehen zu müssen, wenn sie neu herausgekommen sind).
Dazu kommt, daß ich in letzter Zeit auch mal das ein oder andere über Video-on-Demand gesehen habe. Zwar auch kopiergeschützt und anders als auf dem angeschlossenen Fernseher nicht zu gebrauchen, aber schon deutlich billiger als DVD und Kino.
Und Serien hab ich mir sowieso ganz abgewöhnt. Früher hab ich unheimlich gerne Star Trek gesehen und über eine private Quelle sogar die Aufnahmen aus dem US-Fernsehen bekommen, aber das ist schon Jahre her. Ich habe gar nicht mehr das Interesse (und die Zeit und Lust), mir da ganze Staffeln von irgendwelchen Serien reinzuhauen.
Und ich habe den Eindruck, daß es immer weniger „gute” Filme gibt, und Hollywood immer mehr Massenramsch produziert, für den selbst dann, wenn man sie kostenlos bekommt oder sie raubkopiert, noch die Zeit zum Gucken zu schade ist, die ich also nicht mal geschenkt nehmen würde.
@ John
hm, also ist schon so, dass mir die handkamera nicht mehr nervig aufgefallen ist. ich bin da mittlerweile recht alergisch, deswegen ist das eigentlich schon nen zeichen, dass die – wenn überhaupt – sehr sparsam eingesetzt wurde.
3d hat vor allem das problem, dass es bei schnellen schwenks nicht funktioniert. man hat das gefühl, das das bild stockt. da muss nen regisseur schon entsprechend drauf reagieren.
@Mattes: Das mit den Schwenks hat wohl auch was mit der Technik zu tun, ich kriegs aber nicht mehr ganz zusammen.
Das war wohl irgendwas damit, daß bei 3D-Technik, (eigentlich ist der Begriff ja falsch, es ist ja nicht 3D, sondern stereographisch) bei der die Links-Rechts-Bilder abwechselnd gezeigt werden (z. B. über eine Shutter-Brille), das Hirn durcheinander kommt, wenn im Schwenk dadurch Bilder entstehen, die nicht mehr richtig zusammenpassen, während das bei synchroner Darstellung (z. B. überlagerte polarisierte Bilder mit Polbrille) besser läuft. Übrigens auch ein Argument gegen die derzeit handelsüblichen 3D-Fernseher mit Shutterbrille.
Und dem kommt wohl auch die moderne Digitaltechnik zugute, wo man zwei Kameras exakt synchronisieren kann.
Bleibt aber immer noch das Problem, daß bei 3D-Technik viel mehr und viel komplexere Information ins Hirn gejagt wird als bei 2D, und die Filmemacher sich über Jahrzehnte an die Informationsdichte eines 2D-Films gewöhnt haben, bei denen ein schneller Schwenk noch drin ist.
@Hadmut: Danke, ich seh’ das ganz ähnlich. In dieser Lage habe ich durchaus Sympathie für Kinox.to, weil die sozusagen die Reißzwecke im Arsch der Filmindustrie sind. Deren sture, auf Jahre gedehnte Geschäftskette Kino – DVD/Blueray – Fernsehen (und jedes Mal abkassieren) läuft aus. Das Internet wird über kurz oder lang die sehr zeitnahe Nr. 2 hinter Kino werden. Daß die das nicht checken wollen, verstehe ich nicht, das Beispiel Musikindustrie sollte doch Warnung genug sein.
Für’s die Zukunft des Kinos sehe ich sowieso schwarz. Selbst die 15jährigen Jungs daddeln doch lieber an ihrer Konsole, Händchenhalten hin oder her. Und wenn die Game-Entwickler so weitermachen, wird bald jeder Hollywoodkracher alt aussehen. Zumal in fast jedem aktuellen PS-3-Spiel mehr Hirnschmalz und Entwicklungskosten stecken.
darf man fragen was der potter-fan zum kommentar von F.J. Wagner in der heutigen BILD zu sagen hat? 🙂
zitat:”In der Wirklichkeit wäre Harry Potter ein Hartz-IV-Typ.”
quelle: http://www.bild.de/news/standards/franz-josef-wagner/post-von-wagner-18849600.bild.html
Was ich dazu zu sagen habe? Das ich das eigentlich nicht der geringsten Erwähnung oder Beachtung für Wert finde.
Das ist doch nur Schmähung und Bäh, überhaupt keine inhaltliche Aussage. Noch dazu völlig phantasie- und humorlos. Als ob jede Unterhaltlungsliteratur ständig die Trostlosigkeit der Realität widerspiegeln müßte und Harry Potter arbeitslos um akzeptabel zu sein. Und Winnetou und Pippi Langstrumpf sollen besser sein, als ob die irgendwie näher an der Realität wären. Ich glaube nicht, daß der irgendwas über Potter weiß, aber das ist eben Bildzeitung, da werden Meinungen eingepeitscht.
Widerlich. Warum gibt man sich mit sowas überhaupt ab?
Danke für die Beschreibung. Bin auch ein großer HP-Fan und auch schon etwas älter (53). Habe die Bücher alle gelesen und die Filme bis auf 7.1 und 7.2 gesehen. Der beste 3D-Film für mich war bislang Avatar (4x gesehen). Die Landschaftsaufnahmen sind atemberaubend und auch die Botanik finde ich ausserordentlich gut durchdacht und umgesetzt. Ok, die Handlung ist insgesamt etwas schwach.
Michael
Wer noch mehr von nicht übertriebenem sondern schlicht nur schönem Einsatz von 3D mag, dem würde ich pirates of the caribbean: fremde gezeiten empfehlen. Neben ähnlich wie hier im Artikel beschriebenen Wasserszenen (z.B. wird am Anfang ein Netz aus dem Wasser auf ein Boot gezogen – wirklich sehr nett) gibt es da auch oft die Situation, wichtiges per 3D angenehm im Vordergrund erscheint – z.B. sich unterhaltende Leute. Mit sind nur zwei Szenen – jeweils mit einem Schwert – in Erinnerung geblieben, wo der 3D-effekt den Augen “weh getan hat”. Aber ich vermute, das war wohl nötig, um zu zeigen, dass man das auch kann 😉
Ich hab 7.2 auch grade erst in 3D im Kino gesehen und kann mich weitestgehend anschliessen. Ich gehe normalerweise nicht so oft in’s Kino. Diese Film eingeschlossen war das glaub ich der dritte den ich in den letzten drei Jahren im Kino gesehen hab. Ich hab zu Hause einen Full-HD-Beamer der auf 3m-Diagonale projiziert, da ist schon kaum noch mehr ein Unterschied zu einem kleinen Kino.
Und wie du schon sagst, der grosse Vorteil am zu Hause schauen ist, dass man alles was im Original auf Englisch war, auch auf Englisch schauen kann (wenn man das im Kino will muss man plötzlich längere Fahrten zu Spezialkinos machen). Plus man kriegt Pause und Rückspulen, etc. Allerdings bin ich auch ein Qualitätssnob und hole (statt kaufe häufiger: leihe aus der Videothek) alles was es auf bluray gibt nur auf bluray. DVD-‘Qualität’ stinkt (zugegebenermassen hängt das ein bisschen vom Encoding ab, gibt solche und solche).
Und zu dem Harry-Potter-3D: Ja, ich bin positiv überrascht von der 3D-Technik, man hatte da doch schon von Schlechterem gehört. Als Techniksnob sind mir aber doch schon noch ein paar Dinge unangenehm aufgestossen. Zum einen ist die Kanaltrennung nicht perfekt, helle Dinge mit grosser Parallaxe scheinen auch noch ein bisschen auf dem falschen Auge durch. Das war bei der Optik des Films kein grosses Problem, meistens hab ich nicht genau sagen können, ob ich mir das jetzt einbilde oder das wirklich so ist. (Ein sehr gutes eindeutiges Beispiel findet sich gegen Ende auf der grossen Treppe in Hogwarts, da sind Laternen im Hintergrund.) Für andere Filme könnte das problematischer sein.
Und die Bildwiederholrate ist zu gering für so eine grosse Leinwand, was aber generell ein Problem grosser Leinwände zu sein scheint (imax zum Beipsiel auch). Man kann auf leicht bewegte Objekte bzw. bei Schwenks nicht wirklich gucken, da das Objekt nur ein paar mal, relativ weit voneinander entfernt auftaucht. Wenn man wollte könnte man glatt die Einzelbilder zählen. Immerhin: Es flimmert nicht (so wie die Analog-Werbung vorher).
Super Kritik.
Eigenlich wollte ich mir Harry Potter Teil 7.2 nicht in 3D antun
Ich bin wohl nicht der Einzige beim dem nach 3D Genuss der Schädel dröhnt :). Auch nervt mich dass alles Dunkler erscheint und oft auch noch eine Art Ghostbilder erscheinen.
Aber durch deine Kritik bin ich jetzt neugirig geworden.
Ich muss wohl doch Harry Potter in 3D ansehen 🙂
Ps. gibt es eigentlich eine Art ich-bin-gegen-schlechten-3D-Effekt-im-Kino Partei? Ich würde glatt beitreten.
Sorry für mein Deutsch, ist halt nicht meine Muttersprache.
Schöner Bericht, danke dafür.
Mir hat 3D bis jetzt auch nicht gefallen, Aufbruch nach Pandora fand ich in 2D viel besser als in 3D. Es nervt mich nämlich, wenn der Film mir vorgibt, was ich scharf zu sehen habe und was nicht, bei 3D stört das nur umso mehr.
Mein Aha-Erlebnis war letzte Woche Transformers 3. Das Bild war überall scharf, ich konnte mich in Ruhe im Bild umschauen. Und auch hier: Die Szenen, die eigentlich nix spektakuläres zu bieten hatten, waren richtig nett anzusehen und von der Optik zu genießen.