Der Anschlag in Norwegen und die Bedienungsanleitung zu unserer Kultur
Ich habe vorgestern abend meine Einschätzung gebloggt, was Anders Behring Breivik zu seinen Anschlägen in Norwegen motiviert haben könnte, nämlich die gesellschaftliche Tabuisierung des Themas. Gestern mittag erschien ein Artikel in der ZEIT, der meine Einschätzung zu bestätigen scheint.
Zitat aus dem Artikel der ZEIT:
Norwegen habe den Fehler begangenen, sich für zu ausgezeichnet zu halten. Deswegen seien Kritiker, vor allem der Einwanderungspolitik, allzu schnell als radikal abgestempelt worden. Seitdem Luraas, Mitarbeiter des angesehenen Politikinstituts NUPI, diese Ansicht kurz nach dem Massaker im Fernsehen vertreten hat, rufen ihn ständig norwegische Journalisten an, die mehr dazu von ihm hören wollten, berichtet er. “Ich sage dann immer: Das Bild einer muslimische Bedrohung ist natürlich völlig übertrieben. Aber das Problem ist, dass nicht offen über Defizite bei der Integration gesprochen werden konnte. Die Philosophie lautete doch: Der Sozialstaat kümmert sich um die Armen, Punkt aus. Wer in Norwegen etwas werden wollte, der musste Multikulturalist sein.” Das ist, bei allen krankhaften Weiterungen, genau der Ausgangspunkt von Breiviks Wahnwelt.
Gut möglich, dass der Multikulturalismus als eine Art Staatsideologie der Problemverleugnung in Norwegen tatsächlich übertrieben wurde. […]
Die lange gewohnte ethnische Homogenität mag hysterisch gegenüber einer Vielfalt machen, die im 21. Jahrhundert unvermeidlich ist. Und kann man das Einwanderungsthema noch tabuisiert nennen, wenn es mit der Fortschrittspartei eine starke politische Kraft gibt, die aus dem Protest gegen den Multikulturalismus ihr Erfolgsrezept gemacht hat? Freilich bleibt sie in der guten politischen Gesellschaft eine Außenseiterin, sie wird gemeinhin als “Harry-Partiet” (Deppen-Partei) verschrien. […]
Viel stiller Unwille hat sich im Lande angestaut, mehr von dieser Art Einwanderungspolitik hinzunehmen; das merkt man an solchen und anderen Bemerkungen. “Viele Norweger”, sagt abends in einem Pub ein Mann, der sich als Mitglied der Arbeiterpartei vorstellt, “stimmen der Analyse von Breivik schweigend zu. Schreiben Sie bitte trotzdem, dass dieser Mann verrückt ist.”
Paßt doch ganz genau.
Und sicherlich ist Breivik zwar schon emotional und in seinem Sozialverhalten gestört, denn kein normaler Mensch begeht solche Morde, und bleibt dabei auch noch so kalt und unberührt. Aber so verrückt, wie uns Politik und Medien das verkaufen wollen, ist er sicherlich nicht. Je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr muß man ihm eine Systematik zubilligen. Denn das Ziel, seine Kritik in die Medien zu bringen, ein Signal zu senden, hat er erreicht, und das zu einem durchaus überschaubaren und kalkulierbaren Risiko: Wenn ich das richtig gelesen habe, drohen ihm nach norwegischem Recht maximal 21 Jahre Knast und die Gefängnisse dort sollen sehr modern und komfortabel sein. So übermäßig hoch waren die Hemmschwelle und das Risiko also für ihn nicht und waren wohl von vornherein einkalkuliert.
Möglicherweise besteht große Angst davor einzugestehen, daß die Tat wohl durchaus zu einem verblüffend hohen Anteil rational war und nicht einfach so völlig irre und verrückt, wie man der Öffentlichkeit eintrichtern will, um die Debatte zu vermeiden und das Tabu aufrechtzuerhalten.
Es bleibt als weitere Erkenntnis, daß man nicht alles glauben soll, was einem Politik und Medien über Anschläge erzählen. Vielleicht sollte man gerade dann, wenn einem das Standardmenü vom „verrückten Täter mit kruden Thesen” vorgesetzt wird, deutlich genauer hinschauen.
Ich bleibe bei der Einschätzung, daß das keine Einzeltat war, sondern die erste in einer Reihe. Wenn die Norweger – und übrigens auch wir – und nicht schleunigst diese Tabuisierung abgewöhnen, und stattdessen einen öffentlichen Diskurs, eine Debatte, einen Austausch anstoßen, wird es zu weiteren solchen Ausbrüchen kommen.
Es geht dabei nicht um Ausländerfeindlichkeit oder um Ablehnung der Muslime. Es geht darum, einen brauchbaren Modus Operandi zu finden. Man darf die Leute nicht einfach hier reinlassen und sie dann in irgendeinem Islam-Ghetto in Berlin oder anderswo im eigenen Saft schmoren lassen. Man muß von vornherein klipp und klar klarstellen, was hier anders läuft und wie man es lernt. Und den Leuten dann gleich zu Anfang die Wahl lassen, ob sie bestimmte Anforderungen hier wie die Meinungsfreiheit, wie Karrikaturen und die Selbstbestimmung der Frau vollumfänglich akzeptieren oder sich nicht lieber doch woanders eine Bleibe suchen. Ein sehr überzeugendes Zitat eines Muslims findet sich dazu am Ende des besagten Artikels in der ZEIT:
Ansonsten, juxt der gebürtige Pakistaner, sei er Norweger durch und durch. Er kam nach Oslo, als er dreizehn war, wurde Lehrer und findet das Land einfach großartig. Was hat ihm nicht gefallen? “Vielleicht”, sagt er, “wäre es gut gewesen, wenn mir ein staatliches Institut gleich zu Anfang das Leben in Norwegen erklärt hätte. Ich meine, das ist doch wie mit jeder Technik. Wenn man auf einem Ölofen kochen gelernt hat und plötzlich auf einen Elektroherd umsteigen soll, dann braucht man einfach eine Bedienungsanleitung.”
Das ist der springende Punkt und Kern des Problems. Es gibt keine Bedienungsanleitung zu unserer Kultur.
Vor einiger Zeit gab es mal Streit um Einbürgerungstests. Die setzten am falschen Punkt an, weil sie erst dann durchgeführt wurden, wenn jemand Deutscher werden wollte, und das will man ja sowieso erst, wenn man hier schon Wurzeln geschlagen hat. Zudem waren die Fragen völlig verfehlt bis schwachsinnig. Da wurde dämliches Allgemeinwissen abgefragt (Wann wurde die Bundeswehr gegründet? Welche Minister gibt es in NRW nicht?), das auf reines Auswendigpauken nutzlosen und alltagsirrelevanten Wissens hinausläuft, das die meisten Deutschen nicht haben. Offenbar steckten da dieselben Iditionen dahinter, die auch für die Inhalte unserer Schulbücher verantwortlich sind. Irgendwelche auswendiggelernte Antworten abfragen, für die man trivial Punkte vergeben kann.
Damit kommt man nicht weit.
Warum erklärt man den Leuten nicht gleich zu Anfang, daß es eben zu unserer Kultur gehört, daß man auch kritische und heftige Meinungen äußern darf, daß man alles karrikieren darf, einschließlich Jesus und Mohammed, daß Frauen die gleichen Rechte haben wie Männer, daß sie mit Volljährigkeit selbst bestimmen dürfen, mit wem sie aus- oder ins Bett gehen, daß man sich im Sommer knapp kleidet, daß Jungs und Mädchen bei uns zusammen Sexualkunde- und Schwimmunterricht bekommen (und es einfach auch dazugehört, daß man mal guckt, wie es bei der Konkurrenz so aussieht und sich entwickelt), daß es bei uns akzeptiert und normal ist, sich oben ohne an den Strand oder nackt in den Englischen Garten zu legen, und so weiter? Die volle Packung, alles zusammen, gleich auf den Tisch. So läuft’s bei uns. Das ist Deutschland. Deutschland ist nicht nur Geographie, Aufbau von Parlament und Regierung. Deutschland ist auch Meinungsfreiheit, Spott, Kritik und die Selbstbestimmung der Frau einschließlich der täglichen Konfrontation mit deren Gesicht und deren wogenden Brüsten als Normalzustand, weil ein gänzlich anderes Verhältnis zum Körper besteht. Und in Folge dessen ist der Mann selbst dafür verantwortlich, sich zu benehmen. Frauen werden hier nicht beschnitten, nicht im Frischhaltebeutel gehalten und nicht in die Ehe verkauft. Und das Verhindern der Vergewaltigung fällt in die Verantwortung des Mannes, und nicht (nur) der Frau. Und wir sind (auch wenn die CDU und die katholische Kirche das nicht einsehen mögen) ein sekulärer Staat. Hier zählen allein weltliche Gesetze und sonst gar nichts. Gewöhnt Euch dran und akzeptiert es oder laßt’s ganz bleiben. Wenn Euch das zusagt, seid Ihr hier richtig, ansonsten auf dem falschen Dampfer.
Ich glaube, dann wären wir weiter als mit solchen Fragen wie in welchem Jahr unsere Verfassung in Kraft getreten ist.
30 Kommentare (RSS-Feed)
Was mich in dem Zeit-Artikel am meisten erstaunt hat:
Dieser JuSo-Vorsitzende hört Schüsse und bringt sich sofort in Sicherheit – und überläßt die Kinder ihrem Schicksal – und dann erzählt der das auch noch einfach so, als ob er sich nicht schämen müßte.
Das der Angst um sein Leben hatte wird sicher jeder verstehen, und wer ist schon ein Held, aber trotzdem, einfach so abzuhaun finde ich abstoßend, denn schließlich war er nicht irgendwer, sondern der Chef der Truppe.
Dem Bittner scheint das auch nicht weiter aufgefallen zu sein, was ich fast genau so merkwürdig finde.
@kryptart: Ich glaube nicht, daß man aus so einer Aussage ein Urteil ableiten kann, weil man nicht weiß, was da gelaufen ist.
Man kann Menschen für ihre Handlungen unter Lebensangst auch nicht ernstlich verantwortlich machen, weil das Gehirn dann ganz anders läuft.
Jeder Profi – auch bei Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst – daß die Eigensicherheit immer vor geht, auch im Interesse der zu Rettenden, denn ein toter Helfer kann auch nichts mehr helfen. Auf der Insel war ja ein Polizist privat unterwegs, wollte die Kinder schützen und ist gleich als erster erschossen worden. Und was hatten die Kindern nun davon?
Freilich kann man fragen, ob es angemessen ist, sich ein Boot zu schnappen und damit abzuhauen. Es steht ja aber auch nicht da, daß er sich das Boot alleine genommen hat, vielleicht hat er mit dem Boot ja auch Kinder gerettet. Und einen Notruf möglichst schnell abzusetzen ist ja auch Hilfe.
Der ganz wesentliche Punkt ist aber: Was hat das mit dem Thema dieses Blog-Artikels zu tun?
@Hadmut: Tja, Nichts.
Douglas Adams hätte gesagt, das ist halt der allgemeine Mischmasch, Murks-O-Matic wo man hinblickt.
(Gehirn hin oder her, wenn der Kapitän als erster das sinkende Schiff verläßt, dann ist er dran.)
Vorweg:
Die Bedienungsanleitung ist im Prinzip eine sehr gute Idee.
Das kann aus zwei Gründen aber nicht funktionieren. Man kann die zusammenfassen als: Leider sind alle Beteiligten zu dumm.
1. Auf Behördenseite
Es hat sich in den letzten Jahren immer mehr durchgesetzt, dass Faktenwissen mit Intelligenz gleichgesetzt wird. Gewinnt einer bei dieser Quizshow mit dem Jauch, ist er intelligent. Dabei kann dort jeder Dumpfkopp gewinnen, wenn er nur genug auswendig gelernt hat. Man muss überhaupt nichts verstehen oder können.
Wie Du selber sagst, ist das reine Pauken von Fakten sinnlos. Es wird aber immer mehr Wert darauf gelegt, genau das zu tun. Man soll funktionieren und nicht denken oder hinterfragen.
Schon dadurch wird ein Klima der Konformität geschaffen (eine Wahrheit, man soll funktionieren, es ist klar, wie die richtige Antwort lauten muss) und dürfte einiges zur Tabuisierung gewisser Themen beitragen. Ich sehe nicht, wie man das ändern sollte.
Es gibt inzwischen einfach zuviele Menschen, die nur noch so funktionieren, gerade auch in Entscheiderpositionen. Die kann man nicht ändern.
2. Auf Einwandererseite
Mit der Anleitung will man ja genau die Leute erreichen, die sich hier nicht die Anleitung selber holen. Aber wie will man denen erklären, was es im täglichen Leben bedeutet, nach unseren Regeln zu leben?
Wenn die zu so einer gedanklichen Transferleistung fähig wären, würden sie die ja sowieso erbringen und sich nicht isolieren.
Und noch eine kleine Anmerkung zum Attentäter:
Dass ein Risiko kalkulierbar und überschaubar ist, bedeutet ja noch lange nicht, dass es hinnehmbar ist.
Man überlege sich doch bitte mal, was 21 Jahre Knast bedeutetn! Und dabei spielt es keine Rolle, ob der Knast modern und komfortabel ist.
Und dieses Opfer für eine Zeichen? Damit ein Thema zwei Wochen durch die Medien geistert?
Sich nicht wirklich vorstellen zu können, was 21 Jahre Knast im echten Leben bedeutetn, entspricht übrigens meinem oben aufgeführten Punkt 2. Klingt doch gar nicht so schlimm, passt schon.
Genau so werden die Leute, die Du mit der Bedienungsanleitung erreichen willst, auch reagieren. Jaja, klappt schon, das wird schon nicht so schlimm, Hauptsache erstmal durch usw.
Nein, ich kann mit nicht vorstellen, dass man die Leute (auf BEIDEN Seiten!) zur Vernunft kriegen kann.
@Gnapf: Was heißt „nicht hinnehmbar” ? Er hat’s doch hingenommen.
@Hadmut: Klar, ich habe auch nicht gesagt, dass er es nicht hingenommen hat.
Mich hat nur die Formulierung gestört. Man hört und liest oft, dass etwas kalkulierbar und überschaubar sei und will damit dann sagen, dass es hinnehmbar sei (bei den Gefahren von Atomkraft z.B.). Es klang so, als meintest Du hinnehmbar, sagtest aber was anderes.
Der Attentäter fand das hinnehmbar, keine Frage. Ob er das auch richtig überschaut hat, wage ich zu bezweifeln. 21 Jahre sind mal so richtig lang, besonders im Knast.
Erstens hat der 9 Jahre auf dieses Ziel hingearbeitet, und sein ganzes Vermögen usw. dafür hingegeben. Warum soll der das nicht hinnehmen? Andere nehmen noch viel mehr hin. Du darfst da nicht von Deinen Maßstäben ausgehen. Zumal er ja davon ausging bzw. forderte, daß er da noch einen Computer bekommt. Es gibt eine ganze Menge Leute, die bereitwillig in den Knast gehen.
Außerdem ist 21 Jahre die Höchststrafe. Da geht dann noch die vorzeitige Entlassung bei guter Führung usw. ab, zumal er sich ja gesellschaftliche Anerkennung usw. versprochen hat. Das ist zwar unsinnig, führt aber aus seiner Sicht zu einem weiter reduzierten Risiko.
Die RAF-Terroristen der siebziger Jahre haben das auch einkalkuliert und hingenommen. Und von denen sind ja in den letzten Jahren einige rausgekommen. Die kalkulieren das durchaus ein.
Und bei den Ehrenmorden wird ja auch immer einkalkuliert, daß einer die Schuld allein übernimmt und in den Knast geht.
“daß man auch kritische und heftige Meinungen äußern darf, daß man alles karrikieren darf,”
Schönes Beispiel von hier:
Im hiesiegen Gymnasium wurden, wie jedes Jahr auch Beiträge für die Abiturzeitung gesammelt. Die Schüler haben brav alles vorher bei der Schulleitung eingereicht und dann gab es Stunk. Was war passiert?
Da hat jemand, um sich Arbeit zu sparen, eine Webseite gemacht, um darüebr alle Beiträge einzusammeln. Diese wurden dann einfach ausgedruckt und ohne “redaktionelle Bearbeitung” einfach weitergerecht. Nun müssen da einige sehr deftige Sachen üebr Lehrer dringewesen sein. Vermutlich wie jedes Jahr einzelne, die über die Grenzen den guten Geschmacks herausgeschossen sind. Das gab dann ein Riesentratra udn Boykott der Abifeier durch Lehrer usw.
Richtig wäre es eigentlich gewesen, entweder die störenden Passagen einfach rauszunehmen und das ganze unkommentiert den Abiturienten zum Druck zu geben, oder mit denen darüber zu Diskutieren, was schiefgelaufen ist.
Aber offensichtlich bringt es die Schule nicht fertig, richtig zu diskutieren.
PS: Auch zu unserer Zeit wurden Abi-Zeitungen verkauft. Die ersten 10 Minuten auf dem Schulgelände, dananch auf der Straßenseite gegenüber. uns wäre es nie eingefallen, den Lehrern vorher zu gestatten, die Beiträge zensieren zu lassen.
@yasar: wär uns damals auch nicht eingefallen. Allerdings gabs bei uns auch keine ernsthaft beleidigenden oder verletzenden Inhalte.
Was mir bei der ganzen Diskussion zu kurz kommt ist der wirtschaftliche Aspekt.
Seit Jahren nicht steigende oder fallende Löhne und hohe Arbeitslosigkeit aber der Chef des Arbeitsamtes meint wir brauchen 200,000 zusätzliche Arbeitskräfte aus dem Ausland.
Da stören sich viele dran aber weil man den Kapitalismus ja nicht mehr kritisieren darf (das ist auch ein Tabu geworden) drückt sich der Unmut darüber anders aus, nämlich in Ausländerfeindlichkeit, und kristallisiert sich in Islamophobie.
Breivig hat sich in seinem Pamphlet auch für eine Reduzierung der Globalisierung ausgesprochen und einer renationalisierung wirtschaftlicher Entscheidungen.
Worte zu dem Aspekt habe ich aber noch nicht gefunden. Ein Tabu eben.
Noch mal zum Kultur-Manual und zu Aufnahmeprüfungen – man könnte beim Thema Einwanderung, mit der sich Europa so schwer tut, von typischen Einwanderungsländern lernen. In anderen Bereichen, bspw bei den klinischen Fallpauschalen, war das ja auch kein Problem.
Aufnahmeprüfungen: Da muss man unterscheiden zwischen Einwanderern und Asylsuchenden. Asylsuchende lasse ich für dieses Blogthema mal außen vor. Einwanderer sollten hingegen eine Reihe von Bedingungen erfüllen und erhalten dafür ähnliche Rechte und Pflichten wie Einheimische.
In Australien ist das ziemlich vernünftig geregelt. Einwanderer haben dort einen durchaus anspruchsvollen Katalog an Bedingungen zu erfüllen (ich beschreibe der Einfachheit halber zunächst nur eine Einwanderungskategorie, die “Skilled Migration”, und aus der die wichtigsten Bedingungen):
– Sprachbeherrschung auf funktionalem Level, die dazu befähigt, im Land einen Beruf auszuüben, sich mit Behörden zu verständigen, zum Arzt zu gehen, eben im Alltagsleben ok klarzukommen.
– Berufliche Qualifikation, die einen in die Lage versetzt, im Land ein ausreichendes Einkommen zu erzielen. Kann durch staatl. Bedarfslisten gewichtet werden. Qualifikation muss in der Zielsprache nachgewiesen werden
– Höchstalter (40)
– Umfassender Gesundheitsnachweis
– Führungszeugnis und Nachweis, dass keine Verpflichtungen dem Ursprungsland gegenüber bestehen, wie etwa Wehrpflicht
(alle Dokumente natürlich in beglaubigter Übersetzung)
Der Hauptgedanke dieser Prüfung ist, kommt dieser Mensch dem Anschein nach zumindest mal 2 Jahre alleine klar, wenn wir ihn reinlassen. Also keine Schikane, sondern legitimer Egoismus einer Gesellschaft. Nachweis von Geld spielt übrigens keine Rolle, hier geht es um die Fähigkeit, welches zu verdienen. Genauswenig, wie die Religion eine Rolle spielt.
Wer diese Kriterien erfüllt, erhält sofort alle Rechte und Pflichten, die die Einheimischen auch haben, bis auf
– keine Arbeitslosen-/Sozialhilfe in den ersten 2 Jahren
– kein Wahlrecht
– keine Staatsbürgerschaft
– keine Berufsausübung bei Regierung oder Streitkräften
aber unbefristetes Aufenthaltsrecht, freie Berufswahl, freie Ortswahl, automatische Aufnahme in die staatl. Gesundheitsversorgung (Medicare). Kostenlose Sprachkurse, Rechtsberatung, Unterstützung bei Behörden etc.
Nach frühestens 2 Jahren kann man sich auch um Staatsbürgerschaft bewerben, und dort werden dann einige Fragen zur Landeskunde, Geschichte etc gestellt, ist aber nicht weiter wild.
Mit diesem Setup wird allerhand erreicht:
Einfach mal einzuwandern, um sich dann versorgen zu lassen, läuft nicht, da es in den ersten 2 Jahren keine finanzielle staatl. Unterstützung gibt.
Es sorgt auch dafür, dass es in der Bevölkerung keinen Unmut gibt, weil ihr die Einwanderer auf der Tasche liegen. Oder die Jobs wegnehmen – denn wenn sich jemand als Arzt bewirbt und das Land genug Ärzte hat, kommt er eben nicht rein. Stattdessen halt in dem Jahr Polsterer.
Wer eine Sprache auf professionell funktionalem Level spricht, kam gar nicht drumherum, sich auch mit der Kultur zu befassen. Sicher gibt es gravierende Besonderheiten einer Kultur, die man nicht unbedingt im Sprachunterricht lernt.
Was zum Kulturmanual überleitet: Australiens Kulturhandbuch für Deutsche würde ungefähr so aussehen:
– Man ist sehr höflich, nahezu immer
– Man trägt Konflikte idR nicht offen aus, sondern indirekt
– Angeberei und Faulenzerei ist verpönt
– Ureinwohner sind ein heikles Thema
– Australien ist kinderfreundlich
– Der Umgang mit Nacktheit ist wesentlich unentspannter als in Deutschland
– Die Streitkräfte genießen hohes Ansehen und werden normalerweise nicht kritisiert – sie sind Teil der nationalen Identität
– Der Umgang mit Alkohol ist wesentlich unentspannter als in Deutschland – es gibt speziell lizensierte Läden dafür, und man kann nicht einfach in der Öffentlichkeit Alkohol trinken
– Templimits sind ernstzunehmen, auch geringe Überschreitungen werden heftig geahndet
– Auch wenn Regeln so und so sind, in den Behörden sitzen Menschen, die sich um eine gemeinsame Lösung bemühen, wenn man mit ihnen redet.
– Politik spielt keine so große Rolle wie in Deutschland, es wird nicht so viel über Politik geredet
– Es gibt keine vorherrschenden Religionen/Kirchen, sie spielen kaum so eine Rolle wie hier, und es gibt einen unauffälligen Mix von Religionen aus aller Welt.
– Es gibt keine Meldepflicht und keine Schulpflicht, aber eine Wahlpflicht
Neben der oben beschriebenen Einwanderungskategorie, die auf berufl. Qualifikation basiert, gibt es noch welche für Firmengründer, die müssen dann in einem festgelegten Zeitraum soundsoviel reguläre Arbeitsplätze schaffen, oder für Rentner, die müssen genug Geld nachweisen.
Also unterm Strich: Das Zielland formuliert selbstbewusst realitätstaugliche und damit anspruchsvolle Bedingungen, und muss deswegen Interessenten gar nicht mit schwachsinnigen Tests oder Pseudokriterien abblocken. Gefällt mir.
Nur weil der Attentäter behauptet, das eigentliche Problem seien muslimische Einwanderer, muss man das nicht glauben, diskutieren, und für den neuen Trend halten.
Im Gegenteil: So wie man sich auf Erpressung nicht einläßt, um keine Nachahmer zu ermutigen sollte man jetzt alles mögliche machen, aber nicht Probleme mit Einwanderung diskutieren.
Wenn jmd. das ernstlich diskutieren will, dann findet er in unserer Gesellschaft einen offenen Kanal – für 3 Mark 50 kann jeder einen Blog betreiben, und da die unterdrückten Wahrheiten global hinausposaunen – die Attitüde der verfolgten Wahrheit paßt nun wirklich nicht. Außer man ruft zu Völkermord auf, oder betreibt üble Verleumdung.
Nein – die implizite Behauptung, die sozialen Kräfte, die in Norwegen Opfer des Massakers geworden sind, wären quasi selbst schuld, man müsse jetzt wirklich mal über Einwanderungsprobleme reden, sind zynisch.
Wer befürchtet die Massenmedien nähmen sein Thema nicht wahr soll sich gefälligst an Greenpeace und nicht an der RAF orientieren: die planen ihre Aktionen nicht 9 Jahre, aber doch auch sorgfältig vorher, sie gehen auch ein gewisses Risiko ein, und schaffes es spektakuläre Bilder für die Medien zu liefern, ohne Leichen am Strand aufzureihen. Sich mit Bomben und Schüssen eine Debatte aufzwingen lassen – das darf es nicht sein!
@Stefan W.: Ich bin aber leidenschaftlicher Zyniker…
@tonne: Sie treffen mit dem Beispiel Australien den Nagel auf den Kopf!
Verzeihen Sie mir, aber ich muß doch ein wenig Wasser in den Wein gießen.
U.S.A: europäische Einwanderer integrieren sich rasend schnell, Asiaten bilden zwar oft relativ autarke Gruppen, in denen die eigene Sprache und Kultur sehr intensiv gepflegt wird, sie sind aber trotzdem sehr gut in die Gesellschaft integriert.
Interessanterweise gibt es kaum Probleme mit Muslimen!
Richtig große Probleme bereiten hingegen die Hispanics, inbesondere Mexikaner und Cubaner. Ähnlich wie die Asiaten, halten sie sehr stark an ihrer eigenen Sprache und Kulur fest, sind aber im Gegensatz zu diesen weniger gur integriert und oft auch nicht zur Integration bereit, sie erwarten eher, daß man sich an sie anpaßt.
In Florida z.B soll es angeblich schon öfter vorgekommen sein, daß auch für ganz normale Jobs Spanischkenntnisse eine zwingende Vorausetzung sind. Manche Kalifornier sehen schon eine Spaltung in einen spanisch- und einen englischsprachigen Teil am Horizont auftauchen., was sicher übertrieben ist, aber die Dimension des Problems zeigt.
Der Punkt ist, die US-Amerikaner scheinen auch nicht zu wissen, wie sie das Problem in den Griff kriegen sollen.
Hm, also ich glaube nicht, daß die Problematik darin besteht, daß bestimmte Einwanderer (die aus anderen Kulturen) schlichtweg nicht wüßten, wie es in unserer westlichen Kultur zugeht.
Es wird ja gerne beklagt, daß die westliche Kultur dank McDoof un Coca-Cola die ganze Welt kolonisiert. Richtig ist, daß man in Afrika und sonstwo natürlich dank TV und Hollywood genau weiß, welche Standards und Gewohnheiten wir hier haben. Außerdem ist die westliche Welt eh dank Entwicklungshilfe, Kirchenmission und diversen Firmen weltweit präsent.
Ich glaube ganz und gar nicht, daß Türken der 2.,3. und 4. Generation in D nicht wissen, was bei uns üblich ist.
Fakt ist, daß sie diese Kultur einfach nicht übernehmen wollen. Und warum nicht? Weil sie überzeugt sind, daß diese Kultur dekadent, schlecht, moralisch verwerflich ist. Und ihre eigene Kultur (überwiegend religiös geprägt) ist moralisch überlegen und einfach besser.
Den Leuten kannst du Kurse geben, soviel du willst, sie werden sich weiter ekeln, unsere Kultur zu übernehmen. Warum sollten sie das Bessere gegen das Schlechte und Negative eintauschen?
Stimmt gar nicht.
Ich habe auf meinen Reisen eine ganze Menge (sehr freundlicher) Leute erlebt, die von Deutschland sehr, sehr wenig wußten, nicht mal, wo es ungefähr liegt, wie es da aussieht, wie wir hier leben. Sie kannten nur den Namen und daß die Leute, die daher kommen, alle unglaublich reich sein müssen, weil die alle Kameras umhängen haben und weit reisen können. Es ist sehr naiv zu glauben, daß die alle vorher wissen, worauf die sich einlassen.
Und da ändern auch TV und Hollywood nichts dran, weil viele von denen keinen Fernseher haben und dort einfach nichts darüber im Fernsehen kommt.
Es ist ein Mangel an globalem Wissen und eine Selbstüberschätzung zu glauben, daß jeder darüber informiert ist, wie es hier zugeht.
Und wenn sie sich vor uns ekeln, dann sollen sie sofort damit konfrontiert werden und nicht erst, wenn sie sich hier niedergelassen haben.
Die Bedienungsanleitung ist recht dünn. Dafür liegen der Schachtel aber 30 Stück bei. Und in jeder ist nur eine Klitzekleinigkeit anders. Mal die Grundfarbe, Schreibfehler, z.B “Geld” anstatt “Glück”. …
@Hadmut:
Ich habe dank diverser Jobs auch eine Menge “Migranten” kennengelernt, Tunesier, Angolaner, Schwarzafrikaner allgemein.
Die wußten alles über unsere Gepflogenheiten. Jeder war in seiner “Heimatcommunity” bestens vernetzt, jeder wußte, welche Anträge zu stellen sind, wie man sich eine deutsche Frau anlacht, daß man mit einem Kind nicht mehr abgeschoben werden kann etc. pp.
Auch wissen sie ganz schnell, wie man illegal zu Geld kommt: Drogenschmuggel, Autohandel, gefälschte Markenartikel etc.
Sollte es Neuankömmlinge geben, die nichts wissen, dann werden sie bestimmt von ihren Landsleuten schnellstens eingeweiht. Natürlich werden sie auch mißbraucht, zB für illegale Geschäfte, weil sie noch naiv sind.
Aber ich wette, daß sie nicht lange brauchen werden, um zu kapieren, daß hier eben keine koranische Moral herrscht, sondern daß mit Beziehungen, Ehe/Familie und besonders mit Frauenrechten anders umgegangen wird als im Herkunftsland. Mit Sicherheit werden sie in ihrer Community schnell davor gewarnt.
Außerdem gibt es ja viele Einwanderer, die als “Beznesser” dadurch reinkommen, daß sie eine deutsche Frau umgarnt haben, damit sie ein Visum und eine Aufenthaltserlaubnis kriegen. Und die wissen garantiert bescheid, wie wir hier ticken, bzw. die Frauen.
P.S.: Ich wüßte immer noch gerne, welche(s) anstößige(n) Bilder auf meinem Blog zu finden wären, die mich diskreditieren? Reicht da ein einziger anonymer Kommentar, der in “Petzer”-Manier anschwärzt, ich sei pöhse?
Mich ärgert das aus einem einfachen Grund: der Blogautor möchte ja gerade diese reflexartige Tabuisierung und diesen Konformitätsdruck anprangern. Und dann die seltsame Ächtung meines Blogs…hmm.
@Stefan: Solche habe ich zwar auch kennengelernt, aber deutlich mehr, bei denen das nicht so war.
Außerdem zeugt diese Ansicht auch nicht gerade von Bildung. Denn häufig kommen solche Leute aus Ländern, in denen man nicht anders als so überleben kann, die kennen es nicht anders. Das heißt aber nicht, daß es alle so mögen oder so sind. Aber bei einem Teil der Leute, der je nach Herkunftsland unterschiedlich ausfallen dürfte, kann das natürlich so sein. Insofern muß man das auch mal offen sagen können, das ist richtig. Das ist ja gerade Kern des Artikels über die Tabus, daß der Druck im Kessel gestiegen ist, weil man solche Themen immer zu unterbinden versucht hat. Es aber allen so vorzuwerfen, halte ich für mindestens genauso schlecht.
Aber diese Pauschalklassifizierung, daß selbst die Ehrlichen hier dann alle „eingeweiht” werden, halte ich nicht für vertretbar. Das ist einfach nicht so. Zumal man dann eben auch mal die Strafverfolgung und Polizeipräsenz erhöhen muß.
Und diese Wett-Annahme halte ich auch nicht für druckfähig.
Es geht hier auch nicht um Bilder in einem anderen Blog. Es geht darum, daß mich Leute darauf hingewiesen haben und ich da beim Überfliegen einige Aussagen gesehen habe, die mir nicht gefallen. Und dieses Blog hier hat (wie übrigens in meiner Kommentar-Policy erläutert) den Zweck, meine Meinung darzustellen. Die Kommentarfunktion dient nicht als Abladeplatz für andere Meinungen. Jeder kann ein Blog aufmachen, und jeder kämpft da für sich selbst.
Apropos “Islam”
Der WDR hat gestern nach eine Reihe über den Islam gesendet, durchaus anshehenswert wie ich finde:
http://www.wdr.de/tv/tag7/sendungsbeitraege/2011/0730/nacht_des_islam.jsp
Das wesentliche was in diesen Sendungen herauskommt ist, das es eben den “Islam” so gar nicht gibt und das dieser sich regional doch sehr stark unterscheidet.
@yasar: Dank, mal sehen, ob es die in der Mediathek noch gibt.
Unr richtig, der Islam ist viel zu groß und deckt viel zu viele Kulturen ab, um noch irgendein einheitliches monolithisches Gebilde zu sein. Das ist nicht möglich (auch wenn sogar aus dem Islam selbst häufig die Auffassung vertreten wird).
Ich denke, was wir brauchen ist nicht nur eine Anleitung zu unserer Kultur für andere, sondern eine Möglichkeit zwischen unserer und den anderen Kulturen eine “lehrende” Vermittlung herzustellen. Das setzt vorraus, dass wir mehr als oberflächliches Verstehen der anderen Kulturen bewerkstelligen können. Nicht zuletzt ist das eine Frage der Asylpolitik, über die viel zu selten diskutiert wird.
einfaches Beispiel: eine ehemalige Iranerin sagte mir, dass das mit dem Kopftuch nicht bloß was Religiöses ist, sondern, man könnte es so nennen, ein Blickschutz. Ein Schutz vor dem (zügellosen) Begehren der Männer, die kurz davor sind, dich derbst zu vernaschen, wenn man von dir als Frau nur 10cm Bein oder gar den nackten Fuß sieht. Haare sind da wie das unglaubliche Aphrodisiakum. Ich meine damit, dieses Tuch dann abzulegen bedeutet für dort aufgewachsene, sozialisierte Frauen fast einer Urangst in die Arme zu springen. Die nimmt man nicht dadurch, dass man sagt: hier darfst du das ruhig, so funktioniert das hier. So einfach ist das nicht.
Ich meine damit, wir bräuchten selbst eine Anleitung dazu, wie wir andere Kulturen eigentlich verstehen können, um zu wissen, wie man unsere Kultur vermitteln müsste. Das also bspw. das Nichtablegen des Kopftuches gar nichts mit Religion zu tun haben könnte, sondern bspw. mit materiell anerzogener Angst. Da müssen dann ganz andere Wege des Lehrens der Kultur gegangen werden als bei bloß religiösen Dingen.
Das war mal Aufgabe der Ethnologie und Ethnographie, eigentlich auch der Kulturanthropologie, aber das sind natürlich wirtschaftlich zunächst so unnütze Disziplinen, dass man das Angebot und die Qualität stark runtergefahren hat. Werke wie jene von Lévi-Strauss könnten heute vielleicht gar nicht mehr entstehen, aber genau solche bräuchten wir wieder. Stattdessen gab man uns die Nebelkerzen/Niebelkerzen der Kulturbeauftragten, die eigentlich kaum einen Plan haben.
@Anna Freud: Richtig, so kann was draus werden.
@ Hadmut:
Zitat: “Und sicherlich ist Breivik zwar schon emotional und in seinem Sozialverhalten gestört, denn kein normaler Mensch begeht solche Morde, und bleibt dabei auch noch so kalt und unberührt.” Zitatende
Hast Du mit Breivik gesprochen? Oder hast Du es nur gehört?
Zitat: “Denn das Ziel, seine Kritik in die Medien zu bringen, ein Signal zu senden, hat er erreicht, (…)”Zitatende
Sicher? Vielleicht war das ja gar nicht das Ziel…?! Was, wenn er immer noch auf dem Weg zu seinem Ziel ist, welches Du nicht erkennen kannst?
Manche Leute sind geistig unfähig. Also so richtig geistig unfähig. Die verstehen nichts (erkennen, erfassen, Zusammenhänge sehen), aber auch gar nichts! Egal wie man es auch versucht. Gut, die ignoriert man. (Eiche, Schwein, kratzen…)
Aber einige Leute aus der Truppe, den kann man nicht ignorieren, weil die ständig versuchen, einem auf die Schultern zu klettern. Man wird also von solchen Typen zerstört. Dann, aber auch dann, spricht man deren natives Reiz-Reaktionssystem an. Zum Beispiel mit einer Eisenstange…
Aber es gibt dann immer noch welche, die erst dann aufhören, wenn sie tot sind. Mittlerweile werden es immer mehr. Und der intelligente MENSCH Breivik hat das erkannt. Er hat niemanden umgebracht, er tötete nur.
PS: Das Känguru wird uns ins Licht führen
@Bleistiftanstumpfer: Mal wieder so einer von den Kommentaren, die ich nicht mag, weil sie so hohe Qualitätsanforderungen stellen, daß sie zum Erliegen der Meinungsäußerung führen würden.
Breivik sitzt in Isolierhaft. Wie soll ich oder irgendwer anderes außer Polizei und Anwalt mit ihm gesprochen haben? Also dürfte man überhaupt keine Meinung mehr dazu abgeben. Kann nicht sein.
Also muß ich mich auf das beschränken, was sein Anwalt und die Polizei über seine Reaktion (übereinstimmend) sagen.
Und mit der „Vielleicht war das gar nicht…”-alles-in-Frage-Stell-Technik bekommt man auch jede beliebige Meinung nieder.
Und Kritik, deren Umsetzung zum völlig Wegfall des Meinungsaustausches führen würde, akzeptiere ich nicht.
Habe ich denn gesagt, daß deine Meinung gut oder schlecht ist? Habe ich gesagt, daß sie falsch ist? Oder Blödsinn?
Nein, denn das steht mir gar nicht zu! Ich will das auch nicht. Ich will mich mit Dir reden, um mein Weltbild und meinenen Horizont zu erweitern. Vielleicht hast Du ja Informationen, die mich weiterbringen. Und wenn Du Informationen von mir in Dein Weltbild einfügst, noch besser. Aber zwingen kann ich Dich dazu nicht. Was soll mir das denn bringen? Ich schalte immer auf “ZU”, wenn das jemand bei mir versucht.
Werten tue ich nur die Informationen (glaube ich, glaube ich nicht, guter Denkansatz) nach meinem bisherigen Weltbild. Ich kann ja nicht wissen, welche Informationen Du bisher gesammelt hast, und dadurch zu DIR geworden bist. Und wenn ich Deine Informationen für “alles Quark” halten würde, würde ich hier nicht lesen.
Die Kritik richtete sich nicht gegen deine Meinung. Es war nämlich keine Kritik. Ich habe Dir nur meine Reaktionen auf deine Infos mitgeteilt.
Hinweis zu dem link oben: Die Dritten wiederholen die Sendungen aus der Reihe “Gesichter des Islam” in den nächsten Tagen, wenn die noch jemand anschauen will. In der Mediathek selber habe ich die nicht zum direkt gucken gefunden.
Natürlich stimmt es, dass sich Einwanderern die Gebräuche einer Gesellschaft
nicht automatisch erschließen; viele Deutsche unterschätzen die Anforderungen,
weil sie selbst fremde Länder nur aus der Touristenperspektive kennen und
dort keinen Alltag bewältigen brauchen. Insofern ist die Idee einer
Gebrauchsanleitung also erst einmal sympathisch. Aber es stellt sich die
Frage, ob solche Kataloge, sofern sie über den Gehalt von Reiseführern
hinausgehen sollen, dann nicht doch nur eine Art Wunschbild der eigenen
Gesellschaft darstellen und eine Homogenität vortäuschen, die in Wirklichkeit
gar nicht vorhanden ist (einige der angesprochenen Punkte sind ja auch
keineswegs unter den Blonddeutschen Allgemeingut). Insbesondere bin ich
skeptisch, wenn man solche Hinweise gleich in eine Art Prüfungskatalog
umwandeln will; auch als Deutscher bin ich schließlich nur den Gesetzen
unterworfen und nicht auch noch irgendwelchen Privatvorstellungen meiner
Mitbürger, und sei es auch deren Mehrheit.
Dann fragt man sich auch, wem man denn alles damit helfen möchte. Schließlich
ist bei der Eingewöhnung in unsere Gesellschaft eine Pfarrestochter aus der
Uckermark zuweilen genauso überfordert wie eine Bauersfrau aus Ostanatolien.
Hätte man die Ostdeutschen seinerzeit in einem Faltblatt darauf hinweisen
sollen, dass es “bei uns” nicht üblich ist, Asylunterküfte oder andere
Wohnheime mit Brandsätzen anzugreifen, oder fremdländisch aussehende
Menschen zu verprügeln? Und hätte man nach Mölln und Solingen diese Auskunft
auch gleich den Westdeutschen mit auf den Weg geben müssen? Wie soll man
zwischen deskriptiv oder normativ unterscheiden? Kurz vor der WM 2010
war die Rede von “No-Go_Areas”, von denen sich fremdländisch aussehende
Besucher besser fernhalten sollten. Im Sinne einer hilfreichen Beschreibung
sicher sinnvoll (würde man bei einem Reiseführer ja auch entsprechend
machen), aber im Sinne einer Gebrauchsanleitung würde man dies den
Einwanderern ja wohl kaum als üblich oder wünschenswert für unsere
Gesellschaft darstellen wollen.
Vor ca. einem Jahr hat jemand eine schwangere Ex-Handballnationalspielerin
aus Ägypten in einem Gerichtssaal vor den Augen ihres Sohnes erstochen.
Der Täter war Deutscher. Er war übrigens aus Russland nach Deutschland
gekommen, also ein sogenannter Russlanddeutscher. Hatte er das mit den
Rechten der Frau noch nicht ganz mitbekommen? Oder hatte er womöglich die
rassistische Hackordnung nur zu gut erkannt, der auch er als
Bindestrich-Deutscher unterworfen war, in der er sich aber wenigstens
noch oberhalb einer “echten” Ausländerin wähnte? War die Tat Ausdruck der
Enttäuschung und Kränkung darüber, dass ausgerechnet diese “Kopftuchfrau”
offenbar mit unserer Rechtsordnung besser zurechtkam als er? Sollte man
angesichts der geschlechterspezifischen Gewaltverteilung vielleicht sowies
allen Männern eine Gebrauchsanleitung für Deutschland in die Hand drücken?
Niemand kommt gesellschaftlich integriert auf die Welt.
Wenn ich das z.B. mit der Familie Sürücü richtig mitbekommen habe, ist der
jetzt in der Türkei lebende Bruder in Deutschland zur Schule gegangen, hat
hier das Abitur gemacht und seinen Wehrdienst abgeleistet. Ich glaube nicht,
dass es da noch einen großes Informationsdefizit über unsere Gesellschaft
gegeben hat (man beachte, dass seine Schwester ja auch vorzüglich integriert
war). Man sollte frage, was denn offensichtlich schiefgelaufen ist.
Natürlich muss man damit rechnen, dass Einwandererfamilien auch über mehrere
Generation überkommene Vorstellungen aus ihren Herkunftsländern konservieren
(wie z.B. auch manche deutsche Auswanderer in Südamerika oder Namibia) und
damit sogar hinter der Entwicklung in ihren Herkunftsländern zurückbleiben.
Aber in diesen Fällen scheint es sich eher um eine Rückentwicklung zu hendeln,
also z.B. eine Art “Retro-Islam”. Da frage ich mich eben auch, woran es liegt.
Kann es sein, dass die Aussicht auf ein Dasein als Bindestrich-Deutscher,
in der man sozusagen immer nur “Deutscher auf Bewährung” ist, für viele
Nachkommen der Einwanderer nicht mehr so erstrebenswert ist? Hier ist
z.B. ein Bericht über jemanden, der recht gut integriert war, aber irgendwann
entnervt aufgegeben hat.
@quarc vielen Dank für Dein Kommentar!
Aus deutscher Sicht möchte ich einen Kommentar zum Satz “Es gibt keine Bedienungsanleitung zu unserer Kultur” abgeben:
Vielleicht hat unsere Gesellschaft dieses Thema in den letzten Jahrzehnten tatsächlich etwas schweifen lassen. Da ich um 1990 herum aber neben einem Übergangsheim für Spätaussiedler (aus den ehemaligen Ostblockstaaten) gewohnt hatte, muss ich aber trotzdem entschieden widersprechen: An allen Schulen haben die Kinder Extrastunden in Deutsch erhalten, wurden dafür sogar teilweise vom Sport-, Kunst- und Musikunterricht freigestellt. Nachhilfe am Nachmittag gab es für sie und auch für die Eltern, die teilweise auch nicht mehr so “fit” im Deutschen waren. Und zwar kostenlos in ehrenamtlicher Arbeit. In allen Vereinen und den beiden Kirchengemeinden gab es Anlaufpunkte und Freiwillige, die bei Behördengängen geholfen haben. Eine “Bedienungsanleitung zu unserer Kultur” gab es sehr wohl! Und es wurde rege und gerne wahrgenommen – von denen, die heute noch hier leben merkt man höchstens an einem leichten Akzent, dass sie nicht schon immer hier bei uns waren. Sie gehören in die Gemeinschaft und fühlen sich auch dazugehörig.
Aber: Diese Angebote fielen nicht einfach so vom Himmel, sondern der, der Hilfe brauchte, musste diese auch erbitten.
Eine große Gruppe an Einwanderern, besonders aus islamischen Staaten, nimmt derartige Angebote – die man auch heute noch findet (wenn auch nicht mehr so oft) – aber nicht wahr. Und von vielen Mitgliedern der örtlichen Moscheegemeinde höre ich immer wieder, dass derartige Hilfe seitens der besser und gut integrierten (Moschee-)Gemeindemitglieder (ja, die gibt es!) immer wieder angeboten wird, es aber entweder nicht wahrgenommen wird oder oft auch nur bei Lippenbekenntnissen – also heißer Luft – bleibt.
Und dabei bleiben dann gerade die, die es am nötigsten hätten, auf der Strecke. Gesellschaftliches Versagen verneine ich – ich wüsste aber trotzdem nicht, wie man es verbessern kann. Pflichtkurse werden mit Sicherheit nicht helfen.