(Un-)Sicherheit von Reisegepäck
Über Flughafensicherheit hab ich auch schon lange nichts mehr geschrieben. Jetzt mal was über die erstaunliche (Un-)Sicherheit von Reisekoffern.
Vor ein paar Jahren hatte ich noch einige Schalenkoffer von Samsonite. Die habe ich alle weggeworfen. Erstens sind sie zu schwer, zweitens zu sperrig, drittens inkompatibel mit den Reisen, die ich in den letzten Jahren gemacht habe, weil man sie nicht in Wohnmobile, Allradfahrzeuge und so weiter packen kann, und selbst in den meisten Hotelzimmern nicht mehr vernünftig unterbringt, zumal sie beim Aufklappen viel zu viel Platz wegnehmen. Ich war schon in Hotelzimmern, in denen man so einen Koffer nur noch aufkriegt, wenn man ihn auf das Bett legt. Außerdem haben sich die Schalen als nicht ausreichend fest erwiesen, manchmal knicken die und gehen an den seiten auf. Also hab ich das alles auf den Müll geworfen.
Seither verwende ich nur noch Reisetaschen (das heißt Trolleys aus Textilmaterial) und diese neuartigen Koffer aus sehr dünnen flexiblen Kunststoffschalen mit umlaufendem Reißverschluß. So ganz wohl war mir bei diesen Reißverschlüssen aber nie. Denn ich hatte – jedenfalls bei Umhängetaschen – schon mehrfach das Problem, daß diese Reißverschlüsse irgendwann aufgeben oder abnutzen und dann hinter dem Zipper wieder aufgehen. Und ein Koffer, bei dem der Reißverschluß einmal an einer Stelle aufgeht, ist eine Katastrophe, da fällt dann alles raus. Und wenn das bei einem Reißverschluß einmal damit angefangen hat, geht das erfahrungsgemäß auch immer wieder damit los. Weshalb ich um diese Koffer normalerweise noch ein Kofferband außenrum mache.
Und ich habe mir angewöhnt, auf Flugreisen die Taschen nicht nur abzuschließen – wenn sie denn überhaupt ein Schloß haben – sondern auch einen kleinen Kabelbinder an den Verschluß zu machen, mehr so als Siegel. Daß mir jemand was klaut werde ich damit nicht verhindern können. Aber ich will verhindern, daß der Reißverschluß von selbst aufgeht (etwa weil er irgendwo hängen bleibt), will sehen, ob jemand am Koffer war, und verhindern, daß mir jemand anderes etwas in den Koffer steckt, Schmuggelgut, Drogen und sowas.
Nun habe ich gerade auf der Webseite von Bruce Schneier den Link auf ein Video gefunden, in dem sich jemand, der seine Koffer genauso verschließt wie ich, darüber gewundert hat, wie die amerikanische Flughafensicherheit TSA trotz des Kabelbinders, trotz des Nicht-TSA-kompatiblen Schlosses und trotz des scheinbar unversehrten Koffers einen Gegenstand konfiszieren und einen Zettel hineinlegen konnte.
Ein Kommentator bei Schneier empfiehlt, den Reißverschluß nicht nur durch zusammenbinden der beiden Zipper zu schließen, sondern noch an einer Stelle zu fixieren, damit man den Koffer nicht ohne weiteres wieder verschließen kann. Ob das ratsam ist, ist eine andere Frage, denn den Brüdern von der TSA traue ich zu, daß sie den Koffer dann offenlassen und alles rausfällt. (Wobei man sich natürlich streiten kann, ob die USA deshalb und aus anderen Gründen noch zu den reisewürdigen Ländern gehören.)
Es wirft jedoch (wieder einmal) die grundlegende Frage nach der Sicherheit von Reisegepäck auf.
12 Kommentare (RSS-Feed)
Ich hab mal gehört, in USA gebe es einen sicheren Weg, Gepäck sicher verschlossen mitnehmen zu dürfen: Man tut eine (legal besessene) Schusswaffe ins Gepäck, meldet sich damit bei TSA/Wer auch immer da zuständig ist, und die verschließen dann den Koffer so, dass der nicht zwischendurch mal geöffnet werden kann. Wobei ich nicht weiß, ob das auch von außerhalb USA klappt.
@Andre: Guck mal dazu in meinen Blog-Eintrag https://www.danisch.de/blog/2011/04/02/von-der-fluggesellschaft-schikaniert/ wo ich so eine Story beschrieben habe.
Übrigens war ich doch kürzlich in Südafrika und Namibia. Ich kann mich nicht erinnern jemals so viele Waffenkoffer an einem Flughafen gesehen zu haben wie am Flughafen Johannesburg. Und die hatten alle zwei oder drei massive Vorhängeschlösser dran. Geht also.
@Andre: Das ist auch (innerhalb der USA) nicht mehr das, was es mal war: Who’s Stealing Guns Checked With Airlines?. Für das wirkungsvoll verschlossene Behältnis hat man vernünftigerweise selbst zu sorgen; die TSA versiegelt lediglich nach der Kontrolle, anlässlich derer man den Schlüssel bereitzustellen hat.
Vor längerer Zeit habe ich mal eine Koffer-Werbung gesehen, in der extra die manipulationssicheren Reißverschlüsse hervorgehoben wurden. Leider erinnere ich mich aber nicht an den Hersteller. Der Kofferfachhandel sollte das aber sicher kennen.
Man muss übrigens ganz schön Geld in die Hand nehmen, bis man Transportmöglichkeiten findet, die nicht einfach mit Schraubendreher oder Bolzenschneider (für Vorhängeschlösschen oder außenliegende Scharniersicherungen – Bügeldurchmesser meist max. 5mm) öffnen lässt. Und auch diese Systeme sollte man nicht zu lange aus der Hand geben. (siehe Google-Suche nach “Lockable Security Case”)
Aber letzten Endes – wie will man die Sicherheit eines Offline-Systems vollständig sicherstellen, das man aus der Hand gegeben hat?
Ich will mich aber nicht so sehr gegen Diebstahl schützen, weil der Aufwand dafür in keinem guten Verhältnis zum Nutzen steht.
Ich will mich gegen unbemerkten Diebstahl und gegen das Unterschieben fremder gegenstände und Schmugelware schützen.
Oder sicherheitstechnisch gesprochen: Ich erwarte kein Schloß, aber ein Siegel.
Jetzt fällt es mir wieder ein.
ZIP SECURI TECH von Delsey: http://www.delsey.com/de/security/zip-securi-tech/
Ob es hält, was es verspricht weiß ich aber nicht, da ich so einen Koffer nicht habe.
In Südostasien habe ich in verschiedenen Flughäfen Stationen gesehen an denen man seine Gepäckstücke mit so einer Art Frischhaltefolie umschließen konnte.
Laut den Werbeschildern rund um diese Stationen war das gedacht um gnadenlos vollgestopfte Taschen vor dem Platzen zu schützen oder um diverse Schlaufen etc. an Rucksäcken davor zu schützen irgendwo hängen zu bleiben.
Ich könnte mir vorstellen, dass eine so umwickelte Tasche auch nicht gerade sehr verlockend für eventuelle Diebe ist. Sie müssten sich zumindest die Mühe machen die Koffer erneut mit dieser Folie zu umwickeln.
Je nach dem wo der Eingriff in den Koffer stattfindet vermutlich gar keine so leichte Aufgabe.
Hat jemand ähnliche Stationen schonmal woanders entdeckt?
Ja, habe ich schon mehrfach gesehen, bin mir aber nicht mehr ganz sicher, wo, ich glaube in Kapstadt, Namibia, Bangkok und Dubai, aber nagel mich nicht drauf fest.
> (Wobei man sich natürlich streiten kann, ob die USA deshalb und aus anderen Gründen noch zu den reisewürdigen Ländern gehören.)
das ist doch der kern. warum über die idioten aufregen, wenn man ihnen fern bleiben kann? ich habe den amis längst erklärt dass sie eine videokonferenz nutzen oder her kommen sollen, wenn sie was besprechen wollen. ich fliege da nicht mehr hin.
TSA gibt’s nur bei den Amis, aber Diebe und Drogenschmuggler überall…
Und zusätzlich geht so Dein Reißverschluß schneller kaputt und Du wunderst Dich, warum bei einer so neuen und hochwertigen Tasche der reißevrschluß so schnell schlappmacht.
PS: Die meisten Reise- und Notebooktaschen die ich bisher entsorgt habe, waren aufgrund defekter Reißverschlüsse.