Ansichten eines Informatikers

Politikergeschwurbel

Hadmut
31.7.2011 13:26

am Beispiel der CDU-Politikerin Tanja Gönner.

Obwohl die Frau laut Wikipedia Sozialministerin, Umweltministerin und Verkehrsministerin von Baden-Württemberg war und ich ja immerhin bis 2009 in Baden-Württemberg gewohnt habe, habe ich von der noch nie etwas gehört, den Namen kannte ich nicht, auch ihr Gesicht war mir völlig unbekannt. Angeblich soll sie seit dem Streit um Stuttgart21 die bekannteste Politikerin aus dem Südwesten sein, aber erstens habe ich die Stuttgart21-Diskussionen nicht mitverfolgt, und zweitens heißt das ja noch nichts, denn auch eine mir völlig unbekannte Person kann ja von den baden-württembergischen Politikern gleichwohl immer noch die bekannteste sein. Von Mappus hatte ich vorher und nachher nie etwas und währenddessen fast nichts gehört. Muß an mir liegen.

Tanja Gönner ist mir heute erstmals zu Bewußtsein getreten. Und zwar weil man sich heute morgen auf SWR3 über sie lustig gemacht und irgend eine Kabarretistin sie verspottet und imitiert hat. Wegen ihrer verschwurbelten Sprechweise. Sie würde in einer unglaublichen Menge Politikerphrasen ausstoßen, aber nie etwas sagen. Als Beispiel wurde auf diese Youtube-Kostprobe verwiesen:

Mmmh. Schon bedenklich.

Sicher, jeder redet mal Mist daher, das darf man nicht überbewerten. Aber wenn sie sich schon auf SWR3 darüber lustig machen, kann es ja keine Ausnahmeerscheinung sein. Erst habe ich mir überlegt, wie überhaupt jemand, der sich so ausdrückt, dreimal Ministerin geworden sein kann. Stellen die keine Anforderungen? Dann aber ist mir die noch viel wichtigere Frage eingefallen, wie jemand dreimal Ministerin gewesen sein und sich immer noch so ausdrücken kann. Führungsqualitäten scheinen bei Politikern wohl nicht sonderlich gefragt und auch nicht notwendig zu sein. Die FAZ beschreibt sie als aggressiv, ellenbogenorientiert, unbeirrbar. Scheint in der Politik sehr viel wichtiger und karriereförderlicher zu sein, als sich vernünftig ausdrücken zu können. Sind aber keine Eigenschaften, die mir so sonderlich zusagen. Paßt aber ziemlich genau zu dem Typ Frau, über den ich kürzlich schon anlässlich der Kinderpornosperre geschrieben habe.

9 Kommentare (RSS-Feed)

yasar
31.7.2011 16:53
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Die kannte ich bisher auch noch nicht. Auch wenn die hier Ministerin ist. Aber wenn sie tatsächlich immer so brabbelt, wird es höchste Zeit, die zu entsorgen.


FF
31.7.2011 17:47
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Ein absolut rotes Tuch. Die Dame verblüfft mich. Sie wird gern mit dem Attribut “blitzgescheit” vorgestellt. Von selber würde da niemand drauf kommen. Bei Diskussionen beschränkt sie sich gewöhnlich darauf, ihr Argument nahezu wortgleich zu wiederholen – völlig unabhängig vom Gesprächsverlauf. Vom wüsten Dialekt mal abgesehen.

Immerhin hatte sie damit großen Anteil an der Abwahl Mappus’. Also darf man ihr keine Vorwürfe machen. Daß jemand mit diesem Stil in jedem anderen Job untragbar wäre, steht auf einem anderen Blatt. Aber hey, Minister darf doch heute jeder: Rösler, Schröder, Niebel, Guttenberg, Brüderle, Aigner…

Mein aktueller Favorit heißt übrigens Haseloff, MP in Sachsen-Anhalt. Bitte mal in einer Mußeviertelstunde auf Youtube betrachten. Köstlich!


Battleaxe
31.7.2011 18:59
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@FF – das mit dem Dialekt ist fies. Ich hab den gleichen und bin nicht beschränkt.

Zur Gönner und zu S21:

Ich habe als denkender zuerst S21 als Super empfunden.
Irgendwann habe ich mich damit ernsthafter beschäftigt und bin umgekippt. Das Projekt ist Unsinn.
T. Gönner ist bei der Schlichtung durch gewschwurbel (siehe Viedo) und heftige Sprudelflaschenschütteln aufgefallen. Das sah sehr nach Zwangsneurose aus.

Mappus hat sich selbst abgewählt. Er wurde nicht gewählt und wähnte sich als König. Der ENBW-Deal wird uns noch in Jahren beschäftigen und angeblich hatte er per Telefon ein OK vom Gutachter.
Wenn man an die CDU hier denkt kann man nur noch würgen.

Die haben nur noch dadurch eine Chance dass sie abgewählt wurden. Nochmals 4 Jahre und sie währen Vaporware.

Gönner ist zum Glück entsorgt – nur leider nicht endgültig. Da kommt noch was nach.

Langsam glaube ich das ein König vielleicht doch besser ist als diese Politikerkaste die wir haben.

Gruß BA


Hadmut
31.7.2011 19:01
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Natürlich kommt da noch was nach – eine fette Ministerpension.


Usul
31.7.2011 22:43
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Tja, heutzutage ist es wohl so, dass man als Politiker mit klaren Aussagen nichts mehr reißen kann – man wird angreifbar. Dieses Geschwurbel haben doch bei Bedarf nahezu alle Politiker im Portfolio. Ich glaube, wenn man mal rausdestiliert, was die Dame eigentlich gesagt hat, war das doch im wesentlichen “die Frage wurde bereits beantwortet”. Aber wie kommt das rüber, wenn man eine Frage so brüsk abschmettert? Genau. Also bläst man diese kurze, präzise Antwort so sehr mit Worthülsen auf, dass keiner mehr wirklich durch sieht, aber deswegen auch keiner was dagegen sagen kann.

Um diesen Monstersatz (es war doch nur einer, oder?) wirklich in seiner Gesamtheit zu verstehen und zu vereinfachen, braucht man doch ein Blatt Papier und fünf Minuten Zeit. Hat man natürlich während einer Live-Diskussion nicht. Ich habe mal irgendwann/irgendwo im TV so eine Diskussionsrunde gesehen, wo ein Politiker genauso mit Worthülsen und Monstersätzen um sich geworfen hat, der Moderator sich das aber nicht gefallen lassen wollte. Hat dann nachgehakt, dass er die Aussage nicht verstanden hat, der Politiker erzählt es nochmal, praktisch genauso. Moderator wieder, hat nichts verstanden, meint der Politiker, kann er ja nichts für, wenn der Moderator zu dumm ist, es zu verstehen (natürlich nicht so hart, sondern verschwurbelt ausgedrückt). Daraufhin der Moderator zum Publikum, ob es ihm jemand erklären könnte, allgemeines Kopfschütteln. Dann fragt er einen Parteigenossen (!) des Politikers in der Diskussionsrunde, ob er es verstanden hätte – ja natürlich! Könnte er es nochmal mit eigenen Worten wiedergeben – da hat er sich mit der üblichen Politikergeschwurbelnummer rausgeredet und es nicht gemacht. Insgesamt war das aber mittlerweile in eine etwas peinliche Situation abgeglitten. Aber gebracht hat es auch nichts.

Was ich meine: Wenn jemand sagt, 1+1=3, dann kann man relativ einfach sehen, dass das falsch ist. Wenn jemand aber so verschwurbelt redet, dauert es ewig bis ist fast unmöglich, ihm nachzuweisen, dass er oder sie Mist redet. Also was soll man tun? Keine Ahnung. Die nicht mehr wählen? Wer bleibt dann noch?

Und ich frage mich auch, ob es da Rhetorikkurse für Politiker gibt, ob das angeborenes Talent ist, oder sich nach und nach entwickelt bzw. von den Vorgängern abgeguckt wird. Vermutlich eine Mischung aus allem.


FF
31.7.2011 23:37
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Es gibt leider keine Journalisten mit Rückgrat und dem Mumm, diesen Schwätzern mal auf den Zahn zu fühlen. Leute wie Ernst-Dieter Lueg meinetwegen, die machten sowas, selten genug, aber immerhin. Oder dieser Tage in Murdoch-England, als ein sturer Fernsehjournalist einer Labermadame einfach immer wieder diesselbe Frage stellte. Oder dieser mutige Holländer, der Merkel in der BPK einfach mal fragte, wieso denn der 100.000-Mark-Schäuble Bundesfinanzminister werden könne…

Solche tapferen “Grillmeister” gibt’s hier nicht. Nur Schmierwurst-Talker, eilfertig nickende Christiansen-Klone und servile Musterschwiegersöhnchen, die allesamt gerne Regierungssprecher werden wollen. Hofmusikanten eben…


der andere Andreas
1.8.2011 12:02
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was ihr nur habt…

deutsche politik ist verlässlich und einfach super! die CDU ist dabei ein vertrauensinstanz des deutschen volkswillens seit konrad adenauer seinen eigenen fernsehsender gründen wollte.
darauf gibts das ehrenwort des herrn dr. kohl und auch unser geliebter gerhard “gasgerd” schröder würde dem in BILD, BamS und Bunte zustimmen lassen!

ich hohl mir mal ne flasche bier…


Jens
1.8.2011 23:57
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“Oder dieser mutige Holländer, der Merkel in der BPK einfach mal fragte, wieso denn der 100.000-Mark-Schäuble Bundesfinanzminister werden könne…”

Im Ausland hätten sich die Journalistenkollegen rangehängt, und jeder hätte die Frage wiederholt, bis sie beantwortet wurde. Die deutschen Staatsmedien haben hingegen weitgehend nichtmal berichtet, dass die Frage nicht beantwortet wurde.


pepe
4.8.2011 1:26
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Klaro, wer unangenehme Fragen stellt wird halt nicht mehr eingeladen, bekommt keine Interviews usw. Das ist der freie Markt.