“Als wäre Papier schuld am Gedruckten”
Lesenswerter Artikel in der Sueddeutschen darüber, wie deutsche Politiker aus den Norwegen-Attentaten einen Kampf gegen das Internet konstruieren wollen.
BTW, kann mir mal jemand erklären, wieso CDU und vor allem CSU der Meinung sind, daß solche Attentate durch das Internet und nicht etwa durch allzu leicht zu bekommenden Waffenscheine, Waffen und durch tonnenweise explosiven Dünger verübt werden? Schließlich hat er ja nicht mit Mailbomben geworfen und mit IP-Paketen geschossen. Warum verteidigt dieselbe CSU gleichzeitig die Waffenscheine für alle die bayerischen Schützenvereine? Soweit ich mich erinnern kann, fanden die meisten Massaker mit legal und auf Waffenschein erworbenen Waffen statt.
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Kleine Richtigstellung:
Eine Waffen darf erworben werden, wenn eine Erwerbsberechtigung vorliegt. Das passende Dokument ist die WBK==Waffenbesitzkarte – davon gibt es wiederum verschiedene Geschmacksrichtungen:
rot: Sammler
gelb: Sportschützen (allerdings nur Langwaffen)
grün: alles sonstige (insbesondere für großkalibrige Kurzwaffen nötig
Ein _Waffenschein_ dagegen erlaubt das Führen einer Waffe außerhalb des eigenen befriedeten Besitztums.
“Auf Waffenschein erworbene Waffen” ist eine unrichtige Vermengung unabhängiger Begriffe.
@Hans Napf: OK, stimmt, weiss ich eigentlich selbst, rutscht aber halt manchmal so durch – und ändert am Problem gar nichts, ob das Ding nun so oder so heißt.
“BTW, kann mir mal jemand erklären, wieso CDU und vor allem CSU der Meinung sind[…]”
Das kann ich Dir sofort und ganz einfach erklären:
Die CDU/CSU war niemals an sachlichen Diskussionen über irgendwas interessiert. Diese Vereinigungen sind reine Ideologieverbände, die mit Vernunft oder Verstand nichts zu tun haben wollen.
Das geben die auch ganz groß bekannt, indem sie das C im Namen führen
Wie die CDU/CSU auf die Idee kommen? Gar nicht; das Internet ist eines der aktuellen Feindbilder für die Bild-Leser-Klientel, also muss es als Sündenbock für alles mögliche herhalten. Die glauben sicher die Hälfte von dem Zeug das sie da rausposaunen selbst nicht mal.
vor allem die wirtschafts- und marktliberalen parteien wollen, dass das internet, genauer das www, genauso funktioniert wie die welt hier draußen, in der jeder nutzer eindeutig identifizierbar ist. es muß eben überall geld fließen und der ausweis vorgezeigt werden. es darf einfach nicht sein, das man mit ein paar zusätzlichen progrämmchen und wenigen mausklicks nahezu unsichtbar und anonym im www unterwegs sein kann.
meine eigene meinung ist: die alten politiksäcke haben einfach angst vorm internet, halten es für ein nicht zu begreifendes mirakel. und sie haben keine lust, sich damit zu beschäftigen um das internet auch nur im ansatz zu begreifen. deshalb ist es schlecht und muß überwacht werden. der jenige, der mit seiner sportwaffe ein paar leute umlegt und sich dann selbst die birne wegbläst hat wenigstens einen namen. danach findet man dann die sims auf seinem rechner und stapelweise wendy auf dem klo: der war eben verrückt!
wir werden eben nur vom geistigen mittelmaß, wenn überhaupt, regiert.
dazu die kinderreporter.
den sz-artikel habe ich heute morgen schon gelesen. seiten wie net news express, wikio und rivva ersetzten mir zeitung, fernseher und radio.
Die Erklärung, warum die ausgewiesen konservativen C-Parteien “das Internet” für alles Schlechte verantwortlich machen, ist ganz einfach: Sie sind konservativ.
Ich glaube Erhard Eppler hat sinngemäß geschrieben, dass Konservatismus die Konservierung von Privilegien, Macht und Herrschaft ist – und da passt ein freies Internet nun mal nicht rein. (BTW: Ich bin kein SPD-Anhänger)
Übrigens habe ich gestern bei Spiegel Online in einen Artikel über die Unterschiede in den Reaktionen auf das Attentat in Norwegen folgenden wirklich schönen Satz gelesen: “Gegen den deutschen Politiker ist der pawlowsche Hund ein vernunftbegabtes Wesen, das den Mut aufbringt, sich seines Verstandes zu bedienen.” Dem ist wohl weitestgehend nichts hinzuzufügen…
Eine Flinte passt eben stilistisch so schön zu den Lederhosen und der Tracht, gehört also zur Tradition. Und es gab schon immer Schützenvereine, was aus Sicht der Konservativen Grund genug ist, nichts zu ändern. Das Alte muss bewahrt werden und das Neue ist böse und gefährlich.
@Alexander
Ich glaub nicht, dass es “das Neue” per se ist. Nicht umsonst machen bayerische Politiker gerne grösses Gedöns um Laptop & Lederhosn.
Neu darf es schon sein. Technisch neu.
Aber sobald neues Gedankengut eingeschleppt wird, die treue bayerische Wirtshausseele zu vergiften, ist wirklich Schluss mit lustig.
@Steffen: Die Aussage das jeder Amokläufer Mitglied in einem Schützenverein war stimmt nicht. Der Täter von Winnenden Tim K. war kein Sportschütze.
@Hans Napf:Danke für die Richtigstellung der Unterschied ist kaum einem Journalisten oder Nicht-Erwerbsberechtigtem klar.
@Hadmut: In meinen Augen macht es schon einen Unterschied weil diejenigen die die richtigen Begriffe kennen auch über den Spießrutenlauf zum Erwerb einer legalen Sportwaffe informiert sind.
Reflexartig Verbote und Überwachung zu fordern kann nicht die geeignete Maßnahme sein um Amokläufe zu verhindern. Dabei ist es egal ob es sich um Killerspiele, das Internet oder um Legalwaffenbesitz handelt. Ängste vor was auch immer zu schüren um an Einfluss zu gewinnen und vermeintliche Sicherheit zu schaffen ist meiner Meinung nach das Hauptinteresse einiger Volksvertreter.
@Sebastian: Ja, an sich weiß ich das. Ich war ja selbst mal als Jugendlicher im Schützenverein (war ein guter Luftpistolenschütze, ansonsten hat’s mir aber nicht zugesagt, vor allem die Vereinsmeierei ging mir auf den Wecker).
Aber es ist ehrlich gesagt so, daß man auch nicht jedes Wissen immer und sofort abrufbereit hat, wenn man sich gerade auf was anderes konzentriert. Sieh es einfach so: Ich habe so wahnsinnig viel Wissen, daß das in der Zeit, in der ich einen Blog-Artikel schreibe, gar nicht alles zusammen abrufbar ist. 😉
Tim K./Winnenden war kein Sportschütze. Aber sein Vater hatte einen Waffenschein (!), also war auch das eine legal erworbene Waffe (sofern man es nicht als Diebstahl des Sohnes beim Vater auslegt).
Als früherer Sportschütze (und früherer Soldat) kann ich nur bestätigen – Egoshooter und Realität haben wenig miteinander zu tun.
Nun war ich in einem Verein, der Schießen als Leistungssport ausübte – das hat mit Volkstümelei und Alkoholkonsum nichts zu tun. Aber wenn ich heute sehe, daß es Vereine gibt, die für “jedermann” militärähnliches oder Combatschießen veranstalten, wundert mich das schon.
Wobei Sportschützen *sehr* streng reguliert werden (was in Ordnung ist, jeder rational denkende Sportschütze kann zumindest den Sinn dahinter sehen), Jäger hingegen im Vergleich ganze Waffenarsenale anlegen können.
Aber es kommt sicher weder ein Sportschütze noch ein Jäger auf die Idee, mit einem herkömmlichen Egoshooter das Schießen auf Menschen zu trainieren. Das übt vielleicht Reflexe – aber der Besuch eines Fitnesstudios oder einer Langlaufstrecke würde dem Betreffenden weitaus mehr bringen. (Nicht, weil man beim Amoklauf lange Distanzen läuft. Der positive Einfluß von Fitness und Ausdauer beim Schießen wird oft unterschätzt.)
Wir haben damals bei der Bundeswehr auch Schießen aus der Hüfte probiert, mit G3, Maschinenpistole und auch mal mit dem MG, so wie Rambo (oder die Egoshooter), nur eben in echt.
Ich habe alles getroffen. Wirklich alles. Nur nie das, worauf ich gezielt habe…
Es mag ja die bei mir einsetzende Altersmilde sein, die mich vermuten lässt, die CDU/CSU sei mit den Inhalten der Polizeilichen Kriminalstatistik sowie des Bundeslagebildes Waffenkriminalität vertraut und stürzte sich daher auf von ihr weniger verstandenes und daher gefährlicher erscheinendes, d.h. das “Internet”; das Komplement wiederum gäbe es z.B. hier. 😉
@Jens d.A.: Die Verbände sind weiterhin an genehmigte Sportordnungen gebunden; kampfmäßiges o.ä. ist also nicht drin. Als Jäger hat man zwar mehr Spielraum bei der Gestaltung der Schießübungen inkl. Verteidigungsschießen, aber zumindest hinsichtlich der gemeinhin als deliktrelevant erachteten Kurzwaffen ist heute (ohne anerkannte Zusatzbedürfnisse, eher schwierig) bei zwei Stück auch schon Schluss. Die schiere Anzahl der Langwaffen bringt’s hinsichtlich der Gefährdung nicht.
@Hadmut: Einen bessere Quelle für den angeblichen Waffenscheinbesitz des Vaters hast Du nicht?
@Klaus: Auf die Schnelle gegoogelt. Ich glaube mich erinnern zu können, daß sowas auch in den Nachrichten kam.
Es ist mir aber letztlich an dieser Stelle wurscht, ob Waffenschein oder Waffenbesitzkarte. Es geht darum, daß das eine legal erworbene Waffe war.
@Klaus: Laut einem FAZ-Artikel hat er eine Waffenbesitzkarte abgegeben. Seine anderen 14 Waffen seien aber eingezogen worden. Nach meinem Stand des Wissens kann man auf Waffenbesitzkarten alleine keine 14 Waffen bekommen.
Laut einem anderen FAZ-Artikel hat er nach Angaben der Polizei einen Waffenschein.
Ich hasse solche pauschalisierten und größtenteils unsachlichen Aussagen. Zunächst ist es richtig das die meisten Amokläufe in Deutschland (also die großen bekannten) mit Legalwaffen begangen wurden. Bei Tim K. aber wurde zumindest mit illegal besorgter Munition hantiert. Gerade bei Winnenden haben die Gesetze, die solche Taten verhindern sollen, vor allem durch menschliches Versagen nicht gegriffen (der Vater hat seine Waffe offen im Haus liegen gehabt!). Hätte sich jeder richtig verhalten wäre es so nicht passiert. Allerdings sollte man sich bei allen Amokläufen einmal die Frage stellen ob sie nicht doch stattgefunden hätten? Messer, Schwerter, Brandbeschleuniger, usw.usf. können wesentlich unschönere Ergebnisse erzielen. Und abgesehen davon waren hier nicht die Waffen die Ursache für die Tat, sondern menschliches Fehlverhalten (meist Mobbing oder Ausgrenzung). Also hört bitte auf den Blödsinn aus der linksgeschalteten Presse nachzuplappern. Darüber hinaus werden die allermeisten Taten mit Schusswaffen (übrigens geradezu lächerlich wenig im Vergleich zu anderen Tatwaffen wie Messer etc.) mit illegalen begangen. Legalwaffenbesitzer gehören mithin zu den gesetzestreuesten Personen – denn ansonsten verlieren sie sehr schnell ihre Zuverlässigkeit und damit ihr Eigentum (was sehr kostspielig werden kann).
Zur eigentlichen Frage – ich persönliche glaube das bei diesen Forderungen schlicht und ergreifend der typisch deutsche Aktionismus-Reflex einsetzt, dieses “wir müssen da doch was machen damit wir wieder alle sicher leben können”. Jeder Politiker hat so sein Steckenpferd an das er glaubt, vielleicht wird dies sogar noch durch Verpflechtungen zur Industrie verstärkt (reine Spekulation natürlich … Stichwort Armatix/Schily), und sobald etwas passiert was sich dafür instrumentalisieren lässt wird es auch genutzt. Wie viel oder wenig Sinn das auch immer macht.
@Hadmut: der Vater hatte übrigens def. keinen Waffenschein sondern sogar nur eine grüne WBK. Er war erfolgreicher Sportschütze und darüber ausreichend Gründe soviele Waffen zu besitzen. Mit ausreichendem Wettkampfeinsatz kann man gegenüber den Behörden durchaus eine Hauptwaffe und 1-2 Backups je Disziplin argumentieren.
@Jens der Andere: militärähnliches oder Combatschießen ist in Deutschland für Zivilisten verboten! Wahrscheinlich wird das hier wieder einmal mit dem IPSC verwechselt was mal so garnichts mit Combatschießen zu tun hat!
@Hadmut: Danke, so in etwa hatte ich mir die Recherche vorgestellt. Die behördlichen Pressemitteilungen zum Fall haben das nicht hergegeben, und im Gegensatz zur Presse ist man dort in der Terminologie sattelfest. (Schönes Beispiel hierzu: Im Rahmen der 2009er Amnestieregelung rieten die wohlmeinenden Lokalzeitungen dazu, den Transport der Waffe zur Polizei in einem geschlossenen Behältnis durchzuführen. Reicht aber nicht; das WaffG verlangt ein _ver_schlossenes. So kam es in vielen Fällen zu Anzeigen gefolgt von Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaften wegen unerlaubten Führens von Waffen, die dann natürlich mangels öffentlichen Interesses an Verfolgung wieder eingestellt wurden.)
Natürlich gehen 14 (bzw. besagte 15). Zwecks Erwerbserlaubnis muss ggf., je nach Waffenart und Anzahl, ein vom Verband bescheinigtes Bedürfnis (Disziplinen, Wettkämpfe) anerkannt werden, und mehr als zwei Erwerbe pro Halbjahr i.d.R. auch nicht. Die Details für Sportschützen findest Du in § 14 WaffG. (Nicht, dass ich einer wäre.)
Alles schön gesetzlich reguliert und überschaubar. Dieses Internet hingegen… schlichtweg furchterregend. Soweit nichts neues von CDU/CSU; dass sie die Inkompetenz nicht exklusiv beanspruchen können, hat man bei der gescheiterten JMStV-Novellierung gesehen.
Also die 14 Waffen sind kein Kriterium die gegen eine Waffenbesitzkarte (WBK) sprechen.
Nur kurz zur Info auf die grüne WBK bekommt man (ohne häufige Teilnahme an Wettkämpfen) 2 Kurzwaffen (Pistolen oder Revolver) und 3 Langwaffen (Selbstlader) = 5 auf die gelbe WBK die in der Regel zusammen mit der grünen beantragt wird kann man bis zu 9 Waffen (Langwaffen Einzellader/Repetierer und einschüssige Kurzwaffen) kaufen.
Macht zusammen 14 Waffen auf nur zwei Karten. Je nach Verband könnten es sogar noch ein oder zwei mehr sein. Ist allerdings ein Extremfall. Ich persönlich kenne niemanden der dieses Kontingent so ausnützt, weil es zum einen ziemlich teuer ist und zum anderen Schützen die so viele Langwaffen besitzen meist weniger Kurzwaffendisziplinen schießen. Vielleicht liegts auch am Kontostand der Schützen.
Zum Thema IPSC hat nach meiner Einschätzung überhaupt nichts mit kampfmäßigem schießen zu tun. Wer sich tiefer mit der Materie befassen will sollte sich die Artikel von Henning Hoffmann (DWJ-Autor) mal ansehen. Ist hier allerdings offtopic. Nur der Vollständigkeit halber mal der Link http://feuerkampf-und-taktik.blogspot.com/2010/07/wenn-die-ubung-beendet-ist.html
Nachtrag: Durch die Regelung zur Erwerbsstreckung benötigt ein Schütze knappe 4 Jahre für den Erwerb dieser Anzahl von Waffen. Da in einem Jahr maximal 4 Waffen erworben werden dürfen (eigentlich 2 im Halbjahr kommt aber aufs selbe raus).
kann mich da dem argument vom carsten anschließen, man sollte mal einen deutlicheren blick auf die menschliche seite werfen – nicht wie der mann das gemacht hat sondern warum…
der hat nicht wild um sich geschossen in nem einkaufszentrum, sondern gezielt die für ihn linke/liberale (im sinne von meinungsliberal – nicht mit der FDP verwechseln!) regierung angegriffen und ein jugendlager der sozialisten.
genau das wird in deutschland eher weniger thematisiert. das der attentäter in seinem manifest z.b. sarrazin und broder zitiert möchte die CDU und besonders die CSU auch nicht öffentlich diskutieren – das ist nähmlich ihre stammtischklientel…
in skandinavien waren die rechten zuletzt auch auf dem vormarsch – in norwegen wars die fortschrittspartei die gegen linke, ausländer und die eu gehetzt hat – wenn sich dann mal jmd zum handeln genötigt sieht kanns halt böse ausgehen.
@der andere Andreas:
Das ist aber doch mal ein Ansatzpunkt: Die CSU möchte das Internet einschränken, weil sich der Attentäter auf Denkweisen stützt, die der CSU „nahekommen”.
Bei den genannten Politikern geht es doch immer um zwei Dinge:
-zum einen die Suche nach “Schuld”. Mangels direkter Klärung dieser Frage wird ersatzweise das ungeliebte “Internet” herangezogen. Das passt doch prima in die Stimmungslage von Menschen, die darüber so wenig wie nur irgend möglich wissen und wissen wollen. Die Tatsache, daß dort Informationen und Meinungen erhältlich sind, die der sonstigen Kontrolle entgehen, schafft bei der Politik Unbehagen. Der tumbe “Bürger” soll tunlichst nicht wissen, was unsere “Elite” so mauschelt…………..und ein anderes Medium für eben dieses Wissen gibts nicht mehr.Dies wird gern verbunden mit dem Bestreben nach
– “Sicherheit”, vieler Deutscher Lieblingswort. Da wird wider besseres Wissen so getan, als könne mehr Kontrolle, mehr “Staat” für “mehr Sicherheit” sorgen- ein völliger Unsinn .In Wirklichkeit gehts nicht darum, “rechtsfreie Räume” von den Bürgern zu kontrollieren, sondern ebensolche für besagte “Elite” zu schaffen. Das geht nur, wenn hier der Bürger beschnitten wird in seinen Möglichkeiten. Ein Guttenberg wäre heute noch Minister ohne das “Internet”………….
Das ist aber doch mal ein Ansatzpunkt
diesen ansatzpunkt halte ich für zu hoch gegriffen, zu weit gedacht und zu kompliziert. poitiker sind im allgemeinen einfache gemüter, die es gewohnt sind die recherchezeiten der redaktionen von print, rund- und fernsehfunk als vorlauf zur meinungsbildung zu haben. das kann schon mal einige tage in anspruch nehmen. um parteipolitisch geschlossen und angemessen reagieren zu können, muß innerparteilich eine diskussion stattfinden. das kann auch einige tage, bei innerparteilichen dissensen gar monate in anspruch nehmen. an dieser stelle wird die diskussion meist schon, wenn auch zaghaft, durch die medien begleitet. dank des www kommt es aber vor, das sich in dieser zeit auf grund von blogs und webseiten schon eine breite gegenöffentlichkeit zu einer sich abzeichnenden politischen meinung gebildet hat. gerade in cdu/csu-kreisen ist stammtischpolitik angesagt, die das internet als medium wahrscheinlich nicht einbezieht. spätestens an dieser stelle ist das internet mit seinen inhalten einfach schneller was die öffentliche meinungsbildung betrifft und die politik merkt, dass die kritischen massen auf alt hergebrachte weise nicht mehr beherrschbar bzw. so beeinflussbar ist, wie gewohnt. so scharrt man ja üblicherweise wahlvolk hinter sich. deshalb ist das internet aus politischer sicht schlecht und gehört beschnitten. wo kämen wir denn da hin, wenn sich eine meinung bildet ohne den einfluss der politik, die auch noch konträr zur politischen steht und sich schneller verbreitet, als cdu/csu amen sagen kann.
@euchrid eucrow: Deiner Ansicht bin ich auch. Mit dem schnellen Internet kommt den Politikern die Deutungshoheit oder Deutungsherrschaft abhanden. Ehe man die gerade herrschende Meinung ausgekungelt hat, ist im Internet schon etwas zu lesen, was den Politikern gar nicht in den Kram paßt. Das tut weh und deshalb muß es kontrolliert werde.
Zu dem Begriff Amokläufer möchte ich auch noch etwas sagen. Amoklauf ist eigentlich per Definition etwas Spontanes, ein plötzliches Ausrasten. Ich habe so etwas mal aus der Nähe in Brasilien erlebt. (Zum Glück ging es für alle Beteiligten gut aus.) Das was hier in Deutschland und jetzt in Norwegen passiert ist, ist geplant und absolut nicht spontan abgelaufen. Man sehe sich Breiviks Pamphlet an oder z.B. den Abschiedsbrief von Bastian B. aus Emsdetten. Bei Breivik ist es ein fragwürdiges politisches Sendungsbewußtsein, bei Bastian B. und den anderen war es jahrelanger Frust durch Mobbing und Ausgrenzung. Amokläufer ist für diese Personen die falsche Klassifizierung.
Also vielleicht sollten wir erstmal festhalten das nicht die Waffe an sich getötet hat, sondern der Mensch der sie abgefeuert hat.
Ob er nun mit Kunstdünger (welcher im übrigen seit Oklahoma “verunreinigt” wird um eben den BUMM zu verhindern) oder einem LKW Superbenzin Gebäude zerstört, weder der Dünger noch das Benzin sind dafür verantwortlich.
Mit genau der gleichen Argumentation werden ja gerade die für die “Mächtigen” so gefährlichen, weil unkontrollierbaren Medien verteufelt.
Nicht das Medium ist Schuld an Fremdenfeindlichkeit, dann müßte auch der Buchdruck verboten werden …
Ob ich meine Sprengstoffkenntnisse aus dem Internet beziehe oder in der Bücherei ein passendes Fachbuch ausleihe bleibt sich gleich.
Ich bin danach derjenige der mit dem gewonnenen Wissen entweder beim Bergbau hilft oder bessere Granaten für Tötung von “Terroristen” entwickelt …
Das Wissen ist nicht gut oder böse sondern einfach nur vorhanden.
Wenn ein Mensch töten will wird er das tun, dagegen gibt es keinen Schutz.
@grübler: Och nöh…
Nicht schon wieder die blöde Nummer mit nicht Waffen töten sondern Menschen. Das sind so fest eingeübte Plattitüden und so doof wie „Das Internet darf kein Rechtsfreier Raum sein”.
Yup, und genauso das Herumgehacke auf den ja ach so schlimmen “Killerspielen”.
Beim Computerspielen übt man in erster Linie Mausklicken. Schießen mit einer echten Waffe lernt man nur, indem man an einer echten Waffe übt. Ich habe mir sagen lassen, daß ein guter Schütze zu werden nicht so einfach ist.
Außerdem habe ich vor einiger Zeit eine böse Satire gelesen: “4/5 der Killerspiel-Gamer würden einen echten Amoklauf körperlich keine 5 Minuten durchhalten”.
Interessanterweise war JEDER (wirklich jeder, ohne Ausnahme, 100%) der Amokläufer und Massenkiller der letzten Jahre in einem Schützenverein.