Innenminister Friedrich will Anonymität im Netz abschaffen
Einige Anmerkungen dazu von mir.
Wie etwa SPIEGEL, Focus (die ihn fälschlich als CDU-Politiker einstufen), Heute und sogar der ORF berichten, fordert unser CSU-Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, die Anonymität im Internet „abzuschaffen”. Wegen des Attentats in Norwegen und dem Hintergrund des Täters. Und überhaupt wird in letzter Zeit auffallend häufig für oder wider Anonymität im Internet gewettert, es gab jede Menge Publikationen dazu in letzter Zeit.
Der erste Gedanke, der mir dazu durch den Kopf ging war, daß das vielleicht mehr mit VroniPlag als mit Norwegen zu tun hat. VroniPlag und die anderen ähnlichen Organisationen hatten erst anonym einige Doktorarbeiten von diversenen Politikern (vornehmlich CDU/FDP, besonders presseträchtig und hyperpeinlich CSU-zu-Guttenberg) und selbst die von CSU-Stoibers Tochter als Plagiate platzen lassen, dann kam heraus, daß der Gründer von VroniPlag selbst SPD Mitglied ist. Vermutlich wird man sich bei CDU/CSU gedacht haben, daß man da einiges hätte verhindert können, wenn man da frühzeitig gewußt hätte, wer dahintersteckt und daß das einer von der SPD ist. Gäbe es da keine Anonymität, würde so mancher Politiker, vermutlich sogar Guttenberg, heute noch mit faulem Doktor herumlaufen. Insofern erscheint es mir ziemlich linkisch und unglaubwürdig, wenn ausgerechnet ein CSU-Minister nun mit sowas daherkommt.
Der zweite Gedanke war, daß da wieder einmal ein Politiker über’s Internet redet, ohne zu wissen, wovon er redet. Die CSU war mir ja kürzlich schon durch eher geringe Sachkunde aufgefallen, gleichwohl sie sich das Thema Internet zueigen macht. Mit Laptop und Lederhose ist der Slogan, in der Realität überwiegt die Lederhose den Laptop aber bei weitem. Und Friedrich repräsentiert wieder das alte CDU/CSU-Problem, nämlich daß Politik von Juristen gemacht wird, und Juristen nicht konstruktiv, sondern destruktiv-verbietend denken und daher nichts bauen, sondern nur wegnehmen. Ein wesentlicher Denkfehler ist nämlich die Annahme, daß man „Anonymität abschaffen” könnte. Als wäre das Netz zunächst nicht-anonym, worauf dann irgendwelche Vandalen die Anonymitätsfunktionen gebaut haben, die es wieder abzubauen und abzuschalten gälte.
Das Gegenteil ist der Fall. Das „Netz” (sowieso ein blöder Begriff, obwohl eigentlich eine Übersetzung von „Internet”) an sich ist zunächst mal anonym, weil es per se keine Authentifizierung, keine personenbezogenen Identitäten, keine Protokollierung usw. kennt. Und damit ist Anonymität – genauer gesagt, fehlende Authentizität und die beliebige Fälschbarkeit der angegebenen Identität – der Grundzustand. Und alles andere muß man darauf aufbauen. Friedrichs Forderung nach der Abschaffung der Anonymität ist schon deshalb dummes Gerede, weil die Internet-Anonymität in den meisten Teilen (von Einrichtungen wie Tor, Proxies usw. mal abgesehen) der Grundzustand in Abwesenheit von irgendwelchen Mechanismen ist. Man kann Anonymität daher genausowenig abschaffen, wie man das Fehlen von Häusern, Wassermangel oder Hunger abschaffen kann, weil man nichts abschaffen kann, wo nichts ist. Umgekehrt müßte man erst konstruktiv Authentifikationsverfahren aufbauen und dann deren Nutzung erzwingen. Das aber wird nicht funktionieren, die Bundesregierung hat ja schon bei der Einführung des ePerso und der Krankenversicherungskarte erhebliche Probleme, und den elektronischen Einkommensnachweis wieder abgeschafft. Kennt irgendwer eine brauchbare Anwendung für den ePerso? Wie kann man, wenn man schon dabei solche Probleme hat, auf die törichte Idee kommen, generelle Authentifikationsverfahren für das Internet zu fordern? Und selbst wenn es sie gäbe und alle einverstanden wären, sie zu nutzen – unsere IT-Infrastruktur hat nicht entfernt das Sicherheitsniveau, das dazu notwendig wäre. Denn diese Abschaffung der Anonymität ist ja erst dann effektiv und im Sinne des Innenministers nutzbar, wenn sie nicht nur auf Identifizierung und Authenfizierung hinausläuft, sondern auch auf die sog. Non-Repudiation – also der namentlich genannte hinterher auch nicht mehr bestreiten kann, Urheber eines Textes zu sein und diesen auch veröffentlicht zu haben. Davon sind wir nicht nur sicherheitstechnisch meilenweit entfernt, es dürfte auch schlichtweg verfassungswidrig sein, jede Meinungsäußerung von vornherein mit dem Risiko einer ständigen Haftung und Verfolgbarkeit zu bedrohen. Anscheinend fehlt es dem Juristen und Sicherheitsminister Friedrich an beidem, an sicherheitstechnischem und an juristischem Grundwissen.
Gerade Politiker seines Schlages äußern immer wieder gerne die dumme Phrase, daß das Internet kein rechtsfreier Raum sein dürfe. Daß man mit offenem Visier zu kämpfen habe, fordert er nun. Der Mann vergißt, daß wir das bereits haben, für Webseiten gilt eine Impressumspflicht. Die paradox-unsinnige Forderung dieses Ministers ist also im Endeffekt, eine Impressumspflicht einzuführen, weil sich gezeigt hat, daß die Impressumspflicht bisher nicht so wirkt, wie man will.
Zumal sich die Frage stellt, wie der Minister das auf Seiten durchsetzen will, die im Ausland gehalten werden. Die Forderung nach Abschaffung von Anonymität ist nicht international durchsetzbar, weil viele Länder nicht dieses Paradigma einer Identität haben, wie es bei uns üblich ist. Manche Länder kennen keine Meldepflicht. Manche Ländern erlauben es ihren Bürgern, sich beliebig zu nennen. Manche Ländern haben keine eindeutige Schreibweise für Namen, manche traditionell nicht mal eine Schrift. Ich kenne Ländern, in denen die Leute nicht wissen, wann sie geboren sind, weil es dort niemanden interessiert. Also wird man unser Verständnis von Identität niemals in solchen Ländern durchsetzen können. Was aber ist mit Blogs und Foren, die in solchen Ländern geführt werden? Sollen die dann bei uns gesperrt werden? Will man eine Firewall um Deutschland ziehen, wie es China und Iran machen?
Von der technischen Problematik (die man ja auch bei der Kinderpornosperre völlig ignoriert hat) mal abgesehen stellt sich auch die Frage, ob es überhaupt wünschenswert ist, Anonymität zu verbieten.
Dazu muß ich nun sagen, daß ich selbst kein großer Freund allzu weit gehender Anonymität oder Pseudonymität bin. In vielen Bereichen ist sie gut und wichtig, man muß aber auch einfach mal feststellen, daß in diesem unserem Lande eine ziemliche Menge von Gesindel, Dummvolk, Idioten und – ich sag’s mal auf deutsch – Arschlöchern unterwegs sind, die Anonymität zur Agitation, zur Manipulation, zur Desinformation, zum Dreckwerfen und zur Zensur von unten durch Beschimpfen, Trollen oder Jammen von Diskussionen mißbrauchen. All denen, die immer so für Anonymität und Pseudonyme trommeln, sei mal mit aller Macht an den Kopf geworfen, daß unsere Gesellschaft charakterlich weit davon entfernt ist, für die anonyme Kommunikation reif und geeignet zu sein, genauso wie diese Gesellschaft nicht reif ist für Wohnungstüren ohne Schlösser, Banken ohne Tresore und Polizisten ohne Pistolen. Die häufig zu beobachtende Anonymitätsromantik ist unehrlich und naiv, und hat viel mit Realitätsverleugnung, wenn nicht gar mit unlauteren Absichten und der Instrumentalisierung der Anonymität als politisches Werkzeug zu tun.
Umgekehrt muß man der Politik aber auch an den Kopf werfen, daß sie für eine nicht-anonyme Gesellschaft genausowenig reif und geeignet ist.
Wenn man sich anschaut, wie der FDP-Windbeutel Chatzimarkakis nun versucht, die Aufdeckung seines Plagiats zu einer fiesen SPD-Aktion umzudeuten, kann einem speiübel werden. Da wird das eigentliche Thema und das eigene Versagen, der eigene Betrug umgemünzt in eine dem Kritiker unterstellte unlautere Absicht – eine übrigens in Politik und vor allem in der Wissenschaft sehr häufig anzutreffende Taktik. Solange die Politik nicht in der Lage ist, solche Leute rauszuwerfen – eine Verkäuferin wird gekündigt, wenn sie für einen Euro Flaschenpfand oder ein altes Brötchen einsteckt, aber Chatzimarkakis bleibt weiter Politiker in der FDP – so lange kann sie auch nicht fordern, auf Anonymität zu verzichten. Mir selbst ist es ja unlängst so ergangen, daß eine CDU-Politikerin mir Nachstellte und machtmißbräuchlich Rache übte, weil ich eine (fachliche) Meinung geäußert habe, die ihr nicht in den Kram paßte. Und die hat man nicht etwas rausgeworfen, sondern als neue Kanzlerkandidatin gehandelt. Und im damals CDU-regierten Baden-Württemberg bin ich an der Uni Karlsruhe sogar auf eine eigens für mich eingerichtete Liste der Bösewichter gesetzt worden, weil ich unerwünschte Kritik geäußert habe. Solange diese Rache- und Verfolgungsmentalität in unserer Politik herrscht, kann man nicht verlangen, daß Leute mit offenem Visier kämpfen.
Zudem ist Deutschland generell ein eher meinungsfreiheitsfeindliches Land, wobei die Unterdrückung subtil läuft. Der Staat tritt nicht unmittelbar selbst in Erscheinung, sondern konstruiert ein windschiefes Zivilrecht, in dem der, der eine Meinung äußert, immer in der viel schwächeren Position und benachteiligt ist. Über die Konstruktion des fliegenden Gerichtsstandes kann allein der, der sich an einer Meinungsäußerung stört, aussuchen, wo Klage erhoben wird. Es gibt in Deutschland über 70 Landgerichte, mit jeweils mehreren Kammern. Ein einziger Ausreißer, die berüchtigte Medienkammer des Landgerichts Hamburg mit ihrer extrem meinungsfeindlichen Sichtweise, die ich nach der Vielzahl der von OLG, BGH und BVerfG mit teils deftiger Kritik aufgehobenen Entscheidungen wohl durchaus als außerhalb unseres Rechts liegend, wenn nicht gar inkompetent oder sogar bewußt rechtsbeugend einstufen kann und darf, genügt aber schon, um sämtliche Meinungsäußerung in ganz Deutschland mit einem ständigen hohen Kosten-, Ärger- und Verbotsrisiko zu belegen, weil das LG Hamburg trotz winziger örtlicher Zuständigkeit sich zum Richter in ganz Deutschland aufspielen kann, und dies auch von ziemlich vielen Leuten, denen irgendeine Meinung nicht paßt, genutzt wird. Schon das reine Prozeßrisiko und die sogar im Falle des Obsiegens verbleibenden Kosten schrecken viele Leute von einer Meinungsäußerung ab.
Damit aber ist im Ergebnis die Forderung nach Abschaffung der Anonymität nicht mit der Meinungsfreiheit vereinbar. Die Verantwortung dafür trägt aber der Gesetzgeber und damit in erster Linie auch der Bundesinnenminister zusammen mit der Bundesjustizministerin. Bevor man die Abschaffung der Anonymität fordert, müßte man zuerst mal mindestens Waffengleichheit zwischen Meinungsäußerern und Meinungsgegnern herstellen.
Vermutlich ist das aber gerade nicht die Absicht. Es wird ja – auch international – immer wieder deutlich (und kürzlich kam ein interssanter Bericht dazu im Fernsehen), daß die Politik durch das Internet und seine Blogs, und damit durch die außerhalb der politisch fest kontrollierten öffentlich-rechtlichen Medien wie Rundfunk und Presse entstehende Meinungskultur (man kann Parteisoldaten als Intendanten in Rundfunkanstalten setzen und Zeitungen über Werbeschaltungen oder Interviewsperren gefügig machen, aber bei Blogs und Foren geht es eben nicht) die Lufthoheit über die Meinung und Information verliert. Die Aufdeckung der Plagiate war ein drastisches Beispiel für diesen Machtverlust. Die Abschaffung der Anonymität verbunden mit dem künstlich weit überhöhten Risiko der namentlichen Meinungsäußerung und den parteipolitisch eingeübten Rache- und Abstrafungsmechanismen würde wunderbar zu einem Absterben von Meinungsäußerungen außerhalb des politisch Kontrollierten führen. Insofern muß man Friedrich da fiese Absichten unterstellen. Diese Gesellschaft ist noch lange nicht reif und charakterlich genug gefestigt für eine vollständig authentifizierte und identifizierte Kommunikation.
Zudem liefe die reine Vorstellung schon auf ein Horrorszenario hinaus, denn dem Minister ist offenbar der Zusammenhang zwischen Identifikation, Authentifikation und Nachweis nicht klar. In letzter Zeit wurde ja gerichtlich entschieden, daß jemand, über dessen WLAN und ohne dessen Wissen Verbotenes getan wird, dafür nach der Störerhaftung in Anspruch genommen und wirtschaftlich ruiniert werden kann, obwohl er sich keiner Schuld bewußt und mit der Absicherung eines WLANs objektiv überfordert ist (nicht mal als Vollprofi weiß man, wieviele Fehler und Hintertüren es in den Billig-Routern gibt). Spätestens wenn man eine Identitätspflicht im Internet einführt, würde der Identitätsdiebstahl aufblühen, förmlich explodieren. Die Zeitungen wären voll von Meldungen über Streitfälle, in denen Leute wegen Äußerungen verklagt werden, die sie nie getan zu haben beteuern, aber der ihnen auferlegten Beweispflicht nicht nachkommen können, oder wo das SEK die Wohnung von Leuten gestürmt hat, die beteuern unschuldig zu sein, weil die Justiz der Identifikationsangabe und Authentifikation einen viel höheren Beweiswert beimißt, als sie hat. Die Angabe von Identitäten dürfte im Mittel nicht zu mehr Sicherheit und Verlässlichkeit, sondern nur und allein zu einer juristischen (und in der Realität unerfüllbaren) Beweislastumkehr und damit zu weniger Sicherheit und mehr Fehlurteilen füren.
Was aber wäre nun der erstrebenswerte Zustand? Ist man nun für oder gegen Anonymität? Der aufmerksame Leser wird gemerkt haben, daß ich für beide Ansichten nicht zu haben bin, weil das einfach zu stark vereinfacht ist. Was aber dann?
Meinungsfreiheit schließt zwar das Recht ein, seine Meinung frei äußern zu dürfen. Sie schließt aber nicht das Recht ein, andere zum Zuhören zu zwingen.
Was die Verfechter der Anonymität permanent ignorieren, unterschlagen und verletzen, wenn sie für ihr Recht trommeln, anonym kommunizieren zu können, daß zum Kommunizieren immer zwei (oder mehr) gehören, und die anderen eben auch Rechte haben. Anonymität kann daher nur insoweit ein Anspruch gegen den Staat sein, diese nicht grundsätzlich zu verbieten, sie kann aber nicht ein Anspruch gegenüber Dritten sein, daß diese sich das auch anhören müssen (oder gar die Kommunikations- und Speicherkosten oder gar das Rechtsrisiko dafür tragen). Anonymes Kommunizieren setzt daher zwingend voraus, daß der andere auch damit einverstanden ist, mit einem anonymen zu kommunizieren. Niemand kann einen Anspruch gegenüber Dritten haben, daß die mit einem Anonymen kommunizieren müssen, genausowenig wie ich verpflichtet bin, mich von jedem x-beliebigen Menschen auf der Straße anhalten und zum Anhören seiner Thesen zwingen zu lassen, nur damit der seine Meinungsfreiheit ausleben kann. Meinungsfreiheit findet – und das ist für manche sehr bitter – ihre Grenze eben notwendigerweise da, wo die Leute es hören wollen oder nicht. Und vieles von dem, was anonym publiziert wird, will man nicht hören. Weil vieles von dem, was anonym abgesetzt wird, eben – sorry – Dreck ist, quantiativ nicht ganz so schlimm wie Spam in der Mailbox, aber doch eben häufig vergleichbar.
Und Anonymität wird eben dann zur Verletzung der Meinungsfreiheit (und als solche auch mißbraucht), wenn sie zu deren Bekämpfung im inhaltlichen Sinne, zur Diskreditierung und Diffamierung, zur Desinformation oder einfach zum Fluten verwendet wird.
Ein Blog- oder Forenbetreiber muß das Recht und die Möglichkeit haben, anonyme Meldungen zu sperren oder wenigstens eindeutig als solche identifizieren zu können. Es wäre beispielsweise nicht schlecht, wenn man sich bei Foren aussuchen könnte, ob man alle oder nur die nicht-anonymen Beiträge sehen will. Und bei Mailboxen wäre es schick, wenn man konfigurieren könnte, ob nur identifizierte und authentifizierte, oder alle Absender schicken können.
Ob Anonymität erlaubt ist, ist daher keine Frage des grundsätzlichen Ja oder Nein. Es liegt vor allem in der Entscheidung des Kommunikationspartners. Denn der hat auch das Recht, Kommunikation zu unterlassen oder sich auszusuchen, mit wem er kommuniziert. Und dieses Recht wirkt mindestens so stark wie das der Meinungsfreiheit.
Letzlich also halte ich beide Seiten, die Hardliner kontra Anonymität wie die pro Anonymität, für gleich doof und inakzeptabel, weil ich mich von beiden in meinen Rechten verletzt fühle.
Eine abschließende Frage an Bundesinnenminister Friedrich hätte ich noch: Wie paßt das zusammen, daß der Bürger sich schon für einen einfachen Foreneintrag authentifizieren und ausweisen müssen soll, während der Bundestag selbst den Bürger mit einem Enquete-Sachverständigen namens »padeluun« konfrontiert, von dem sogar der Bundestag selbst auf Anfrage sagt, sie wüßten nicht, wie der richtig heißt? (Bevor jetzt wieder Mails und Kommentare kommen: Ja, ich weiß längst, wie der heißt. Mir geht es aber um den Widerspruch zwischen Forderungen und Handeln der Politik.)
54 Kommentare (RSS-Feed)
Manoman. Diese Idee vom Herrn Friedrich ist ja genauso hochwertig wie die Sache mit dem “roten Knopf”.
Ich meine, selbst der Herr Friedrich wird doch wohl als Innenminister irgend jemanden in seiner Reichweite haben, der ihm mal erklären kann, dass die Simplizität seiner Idee (“Anonymität abschaffen”) an der Komplexität der Realität (Struktur und Funktion des Internet) scheitern muss? Und sollte es nur Propaganda sein (und Herr Friedrich das wissen), ist es dann nicht etwas nutzlose Propaganda, weil dahinter ja kaum ein knackiger Plan sitzen kann? Selbst Herr Friedrich dürfte nicht so unbedarft sein Deutschlands Internet quasi abzuschotten, weil wohl auch er um die wirtschafltiche und auch kulturelle Bedeutung weiß.
Ists vielleicht einfach das verregnete Sommerloch?
Warum lässt sich die Wikipedia eigentlich die Nichtnennung bürgerlicher Namen vorschreiben?
Lauter dämliche Ausreden: Kunstfigur, Zwangsname, trat nur unter diesem Namen auf. Sollen Sie halt schreiben, dass es ein registriertes Pseudonym ist.
(Ist “padeluun” eigentlich der Vorname, der Nachname oder beides?)
Mal sehen, ein ähnlicher Fall:
“Die Richter kamen nach der mündlichen Verhandlung zu dem Ergebnis, dass dem Antragsteller ein Unterlassungsanspruch zusteht, weil das Geheimhaltungsinteresse des Künstlers in diesem Fall gewichtiger sei als das Informationsinteresse der Öffentlichkeit. Die Veröffentlichung des bürgerlichen Namens des Schauspielers verletze dessen berechtigtes Interesse an der Wahrung seiner Anonymität außerhalb seines beruflichen Wirkens. Bei der Nennung des Namens der hinter der Kunstfigur stehenden Privatperson handele es sich um eine „Enttarnung“, die der Antragsteller nicht hinnehmen müsse.
Bereits im Jahr 2005 war einem anderen Zeitungsverlag untersagt worden, Bildnisse die den Antragsteller in privaten Alltagssituationen zeigen, zu veröffentlichen (Landgericht Berlin 27 O 26/05; Kammergericht 9 U 71/05).”
Wäre dieses Urteil auf P. anwendbar? (Enttarnung?)
@John: Nein, gar nicht anwendbar. Bei einem Schauspieler/Künstler kann sich jeder überlegen, ob er sich Kunst von einem Anonymen/Pseudonymen anschaut und dafür Geld ausgibt, oder es bleiben läßt.
Was der Bundestag da treibt ist für jeden Bürger relevant, ob er will oder nicht. Außerdem ist die Politische Arbeit Teil des demokratischen Prozesses, und daher ist die Voraussetzung, daß man sich eine politische Meinung über das bilden kann, was da abläuft, und insofern auch informiert ist.
Das ist nicht nur nicht anwendbar, das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun.
Solange „padeluun” als Künstler rumspringt, kann er das tun. Als Sachverständiger oder im Bundestag nicht mehr, weil das was völlig anderes ist. Das wurde hier im Blog aber schon erschöpfend diskutiert und muß nicht neu aufgeworfen werden.
Postmortales Persönlichkeitsrecht im Fall Tron.
@John: klingt irgendwie nach Hubertus Albers…
Politiker ist bereits, wer sich in einer politischen Partei engagiert und deren Ziele aktiv unterstützt. Dies ist ein Grundrecht, welches an keine weiteren Voraussetzungen geknüpft ist.
Den Satz “Chatzimarkakis bleibt weiter Politiker in der FDP […]” möchte ich daher so nicht unterschreiben wollen. “Bleibt weiter Amtsträger in der FDP” wäre wahrscheinlich eine gelungenere Formulierung. Wer lügt und betrügt, sollte sich erst mal auf den Gang nach Canossa vorbereiten, anstatt so weiterzumachen, wie bisher. Das bedeutet, er ist als Amtsträger vorerst untragbar. Plakate kleben, auf FDP-Veranstaltungen den verzückten Claqueur mimen und Luftballons vor Aldi verteilen, darf jemand, der sich derartiges zu Schulden kommen hat lassen, aber durchaus noch…
leute, leute… das ist doch nur eine blendgranate! Es geht ihm nicht wirklich um Internet, Anonymität oder dergleichen. Es ist vielmehr wie immer; etwas passiert, er als Minister wird von allen Seiten bedrängt irgendwie zu reagieren, er fragt seine Berater, sie schauen nach und greifen in die Schublade, die bei den Wählern (den eigenen) eben als die Gängigste gilt. Dann schreiben die es ihm auf und er liest es ab/vor.
So ähnlich wars doch auch bei dieser KiPo-Geschichte, wie wir von Herrn Danisch dankenswerterweise erfahren haben, alle Beteiligten wissen, dass es nicht geht, aber reden trotzdem davon, weil es eben nicht um die Sache geht, sondern um Präsenz. Ein Minister muss irgendwas sagen, und was soll ein CSU-Minister sagen nach so einem Attentat wie in Oslo?
also “take it easy” die, die Adressaten dieser Kampagne (das sind die Wähler der CSU) kenn die Botschaft und haben diese auch bekommen und werden es immer wieder aufs neue bekommen, solnage sie wollen und in Mehrheit sind. Und “wir” sind eh nicht gemeint, mit uns wird der sich nicht auseinander setzen, darum gehts nicht. Also sollten wir dem auch nicht zu viel Ehre antun 😉
@Hadmut:
Ich wollte deiner Sicht der Dinge nicht widersprechen. Ich frage mich nur, inweiweit er sich die Pseudonymität rechtlich / mit Unterstützern bewahren zu versucht. (Klingt jetzt leicht verworren.)
Also im Endeffekt eine Umkehrung des Urteils aufgrund seiner politischen Arbeit.
Sprich das Geheimhaltungsinteresse des Künstlers ist in diesem Fall weniger gewichtig sei als das Informationsinteresse der Öffentlichkeit.
@John: Hör doch mal mit dieser Künstlerei auf. Wer im Bundestag als Sachverständiger oder sowas auftritt, der ist da nicht als Künstler sondern als Sachverständiger.
Wenn die sich zur Feierstunde ein Streicherquintett in den Bundestag holen, die ihnen einen vorgeigen, das sind dann Künstler.
Aber hör doch mal bitte auf mit der Argumentation, daß man sich über Recht und Demokratie hinwegsetzen könnte, indem man sich als Künstler tituliert. Ich kann mich auch nicht einfach Künstler nennen und über jedes Recht hinwegsetzen (ich fotografiere, was durchaus als Kunst gilt, und muß mich dabei an einiges Recht halten). Davon ganz abgesehen ist padeluun auch nur deshalb „Künstler” weil es ein undefinierter Begriff ist. Was der macht, halte ich nicht für Kunst, sondern für Wichtigtuerei. Künstler nennen sich nur die, wir wirklich was können, und die, die sonst nichts können.
oh man sorry der letzte Absatz ist ja total durcheinander, es sollte heissen:
also “take it easy” die Adressaten dieser Kampagne (das sind die Wähler der CSU) kennen die Botschaft und haben diese auch bekommen und werden es immer wieder aufs neue bekommen, solange sie wollen und in Mehrheit sind. Und “wir” sind eh nicht gemeint, mit uns wird der sich nicht auseinander setzen, darum gehts nicht. Also sollten wir dem auch nicht zu viel Ehre antun 😉
so jetzt aber
@User:
> „Also sollten wir dem auch nicht zu viel Ehre antun” ?
Nun ja, in meinem Blog hier erwähnt zu werden ist vermutlich da nicht zuviel der „Ehre”.
@Hadmut
sehe ich anders 🙂
ich fordere die abschaffung der anonymität bei nebeneinkünften und beraterverträgen von politikern sowie bei parteispenden (kann natürlich nach hinten losgehen wenn der kleine man für die falsche partei spendet…)
denn schwarzgeldkassen und korruption sind in deutschland immer noch ein rechtsfreier raum, da gibt ihnen auch ex-kanzler kohl sein ehrenwort drauf – wenn der schwarze koffer groß genug war!
falls es tatsächlich um norwegen gehen sollte übersieht herr friedrich mal wieder dass selbst bei bestehender rechtslage ausreichend möglichkeiten bestanden hätten die suspekte person zu identifizieren und anschließend klassisch zu überwachen.
wenn man ihn denn gefunden hätte – wenn nicht wärs aber auch mit offenem visier daneben gegangen…
wenns um die plagiate ging muss man auch erinnern, dass der erste vorwurf gegen guttenberg ganz offen von nem professor kam, hat man versucht als linke hetzkampagne gegen den minister abzubügeln – erst danach kamen die internetbsierten suchaktionen auf.
Ich war schon in so einigen Foren mehr oder weniger aktiv, und sehe es als selbstverständlich an, dass ich dort einen Nick verwende mitdem ich (Schein)Anonymität bekomme.
In keinem “meiner” Foren war es je wichtig von irgendwem die Klarnamen, Adresse, Oberweite, Blutgruppe oder sonstige persönliche Informationen zu kennen.
Meinungen von Einzelnen kann man immer in der “Post-Historie” einordnen; daher sehe ich als sinnvolleres Sortierkriterium als Klarnamen etwas wie “Anzahl der Zitierten Stellen” oder das eher klassische “Anzahl der Posts”
Noch eine Kleinigkeit zur Anonymität:
Gegen die Vermummung und Anonymität von Polizisten auf Demos!
Bleibt noch anzumerken, dass die Muetter und Vaeter unseres Grundgesetzes als Basis unserer Demokratie in Art 38 ein ‘geheimes’ Wahlrecht festgeschrieben haben: “Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt.”
Eine gewisse Anonymitaet ist fuer die Demokratie unablaessig, weil nur dadurch Freiheit von Beeinflussung der Meinung moeglich ist.
Was fuer den formalisierten Prozess einer Wahl gilt, gilt auch fuer Meinungsaeusserungen im Internet oder anderswo in der Oeffentlichkeit. Wenn man stets mit Verfolgung und Ausspitzelung oder anderen Formen der Repression rechnen muss, schaedigt das die freie Meinungsaeusserung.
@hartmut: Laß bitte die Kirche im Dorf. Es bringt überhaupt nichts, hier jedes Beispiel anzuschleppen, wo irgendwo der Name nicht drauf steht. Das kann man überhaupt nicht vergleichen, ist etwas völlig anderes.
Davon abgesehen sind auch Wahlen keineswegs anonym, sondern geheim. Wer wählt, wird durchaus überprüft und erfaßt, man kann ja nicht einfach in den Bundestag schlappen und abstimmen. Auch bei einer Bürgerwahl muß man die Wahlkarte und den Ausweis mitbringen. Es wird nur lediglich die Zuordnung von Stimme zu Person nicht erfaßt. Mit Anonymität hat das gar nichts zu tun.
Ich habe da eine ganz einfache Erklärung anzubieten. Herr Friedrich ist – ganz ähnlich wie sein CSU-Kollege Dobrindt – alles andere als ein Geistesriese. Mir stach das bei der Guttenberg-Debatte im Bundestag ins Auge. Außer tumbem, beleidigten Pöbeln kam gar nichts. Nicht mal für eine vernünftige Nebelkerze hat es gereicht.
Man konnte von Strauß halten was man wollte – demagogisch, autoritär, korrupt (man lese dazu das Buch des Herrn Schlötterer!) – aber dumm war er nicht. Für Dobrindt und Friedrich gilt diese Einschränkung nicht.
Die Frage, wie ein Herr Friedrich überhaupt Innenminister werden konnte, stellt sich mir nach Schröder, Niebel, Rösler, Schavan, Aigner, Ramsauer nicht mehr.
also ich finde die beiden haben nicht nur äußerlich was gemeinsam:
http://www.framwinkle.com/Shirts/Shirts/Brain.jpg &
http://wissen.dradio.de/internet-friedrich-fordert-aus-fuer-pseudonyme.33.de.html?dram:article_id=11681#
🙂
@User: Was trägt das Shirt-Bild zur Diskussion bei?
@Hadmut: Ich habe nicht und wollte nicht argumentieren, dass er sich als Künstler darüber hinwegsetzen kann.
(Du hast aber wahrscheinlich schon eine dünne Haut in diesem Punkt wegen padeluuns Kumpels.)
@John: Ich hab da keine dünne Haut, ich finde es nur einfach beknackt, wie da immer wieder mit „Künstler” argumentiert wird und auf die Weise zu argumentieren versucht wird, daß man für jemanden, der eigentlich nichts nachzuweisen hat und – was ich so von ihm gelesen habe – auch nichts kann, aber trotzdem ne Sonderlocke machen soll, will, kann. Ich will die Dummheit dieses Konstrukts aufzeigen und sie nicht akzeptieren. Was hat das mit dünner Haut zu tun, daß man sich nicht jeden Blödsinn auftischen läßt?
@Hadmut
naja erstens ist mir die äußerliche Ähnlichkeit von Herrn Friedrich mit “The Brain” auf diesen beiden Bildern aufgefallen, dann auch noch die inhaltliche: “Wir werden die Welt-(Internet)-herrschaft an uns reißen”. Denn diese vermehrt auftrettenen Äußerungen seitens konservativer Politiker zu Internet und Anonymität, die nicht nur Du festgestellt hast, haben was davon.
Und zweitens: wollte ich die Diskussion auflockern 🙂 (wahscheinlich bin ich da aber zu naiv). Denn wie man jetzt an dem Zurückzudern des Herrn Innenministers sieht, hat er die Botschaft für seine Klientel abgesetzt und nun setzt er eine weitere für die gegnerische ab. Das hat meiner Meinung nach System:
Er ist in der Diskussion präsent, ja und sogar bestimmend, und zwar so wie es seine Klientel erwarten würde und danach werden die “Anderen” mit einer viel leiseren Relativierung der Art “naja man darf es ja doch mal ansprechen, aber so ernst meinte ich das ja nicht…blablabla” …und nu auf zur nächsten Sau!
@User: Solche Lächerlichmachungen durch Vergleich mit Witzbildern kann ich gar nicht ab. Dieses Niveau will ich hier nicht haben.
ohje dann halt nicht
Es ist grundsätzlich praktisch in jedem (komplexen) System unmöglich eine eindeutige Authentifizierung durchzuführen.
Schlicht und einfach weil die verwendete Methode grundsätzlich nicht absolut eindeutig ist – wie etwa die Biometrie, oder weil es im restlichen System Möglichkeiten gibt, diese zu fälschen.
(In der Praxis läuft es auch darauf hinaus was ein ausreichender “Beweis” für die Schuld des (vielleicht unschuldig) Angeklagten ist, die dann effektiv zur Beweislast-umkehr führt.)
Das eigentliche Problem dieser Debatte ist meiner Meinung nach, dass jede Möglichkeit der Freiheit auch irgendwie missbraucht werden kann. In der Regel kann bestenfalls dafür gesorgt werden, dass es wenig Sinn macht es zu tun, weil es keinen Vorteil bringt.
In der Praxis heißt das, dass man eben noch mehr verbietet, was aber oft nur zu noch mehr Möglichkeiten des Missbrauchs führt, weil diese Verbote schwammig sind, oder im Widerspruch zu bestehendem stehen. Letztlich also in erster Linie zu mehr Macht (weil eben mehr Möglichkeiten der Unterdrückung) bei denjenigen führt die diese Verbote ausnutzen. Natürlich ist das in erster Linie die Exekutive, aber natürlich auch diejenigen die das gezielt ausnutzen, wie am Beispiel die massenweisen Abmahnungen oder die klassische Erpressung. Das mag auch teilweise Absicht sein, da sich so eben auch sehr unpopuläre (oder schlicht und einfach eigennützige) Maßnahmen durch die Hintertüre etablieren lassen.
Nur bleibt so von Demokratie und Rechtsstaat nicht mehr viel übrig.
Das hier:
>> nämlich daß Politik von Juristen gemacht wird, und Juristen nicht konstruktiv, sondern destruktiv-verbietend denken und daher nichts bauen, sondern nur wegnehmen.
und das hier:
>> Zudem ist Deutschland generell ein eher meinungsfreiheitsfeindliches Land, wobei die Unterdrückung subtil läuft.
Sehr bezeichnend für unser Land. Und es ist traurig, dass dieses System der Rentenökonomie es schafft, einen Großteil der heranwachsenden schlauen Köpfe hineinzulocken, um es so zu erhalten und weiter auszubauen.
Danke für diesen Artikel, Hadmut. Schade, dass selbst, wenn er an prominenter Stelle veröffentlich wäre, nicht verstanden werden würde.
Ich hab zwar keine sinnvolle Anwendung für den ePerso, dafür hat die Piratenpartei grade über eine neue Sicherheitslücke berichtet. Vielleicht in dem Zusammenhang ganz interessant:
Ich bin mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, ob die Äußerungen von Hr. Friedrich und Co. tatsächlich nur auf Inkompetenz, Mediengeilheit und Profilierungszwang beruhen. Mit nur diesen Eigenschaften wirst du auch in der Bundesrepublik nicht Minister. Da muss man schon ein bisschen strategisches Geschick und ein ganz klein wenig Intelligenz haben.
Ich fürchte eher das Leute wie Hr. Friedrich und Frau von der Leyen und andere vorher (und zu anderen Themen) glauben, dass steter Tropfen den Stein höhlt. Und wenn dann in jahrelanger Arbeit solcherweise der Boden bereitet ist, ist die Umsetzung des Ganzen in entsprechende Gesetze nur noch eine Formalie und den Medien eine Erwähnung am Rande wert.
” Kennt irgendwer eine brauchbare Anwendung für den ePerso?”
Ja, als Eiskratzer!
Pseudonym ist nicht anonym. Diesen Unterschied sollten wir beachten, wenn wir gegen Friedrich & Co argumentieren.
Ich möchte mir meinen Namen (oder mehrere) nach Lust und Laune, und nach Publikum/Kontext, selbst aussuchen dürfen. In anderen Kulturen ist das normal, und hierzulande beileibe nicht selten. Ob ich Scheiße schreibe oder nicht, hat nichts mit dem darunterstehenden Namen zu tun, zumindest wirds nicht besser, wenn ich meinen “bürgerlichen” Namen verwende.
Ob padeluun nun ein toller Künstler ist oder nicht, ist ebenfalls unerheblich. Das Einzige, was mich interessiert, ist, ob er zum Thema Internet vernünftiges beitragen kann in dieser nicht allzu sinnvollen Kommission: und ja, kann er – manchmal.
9.8.2011 4:40
Kommentarlink
[…] Danisch (ausführlich und exzellent! – Den hätt ich lesen sollen, BEVOR ich meinen Artikel geschrieben habe!) […]
laut der Zeit entspricht das ganz seiner linie:
“Überhaupt, das Internet. Für Friedrich ist es vor allem ein Hort der Gewalt, an dem Kriminalität existiere, “die mit den bisherigen Möglichkeiten gar nicht mehr bekämpfbar ist”, wie er nach einer Tagung im Januar in Wildbad Kreuth sagte. Sein Vorgänger äußerte sich in diesem Punkt vorsichtiger und es ist gut möglich, dass Friedrich eine Wiederkehr Wolfgang Schäubles ist, der vehement für mehr Überwachung eintrat.”
vom anfang diesen jahres: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-03/friedrich-innenminister-positionen/seite-1
kurz er ist ein hardliner dem es ums durchsetzen des CSU-parteiprogramms geht – politische agitation statt sachkunde…
hat hier schon jmd die imperssumspflicht von dt. webseiten erwähnt? damit dürfte es ja keine anonymen dt. blogger geben – zumal bei terorverdacht doch eh schon beliebig überwacht werden kann!
bleibt die frage nach der technischen umsetzung der vorschriften und rechtlichen möglichkeiten, scheint dem herrn minister aber zu kompliziert und passt in kein wahlprogramm.
[…] Innenminister Friedrich will Anonymität im Netz abschaffen (danisch / 07.08.2011) […]
Jemand, der die Anonymität im Netz abschaffen will, sollte sich mal überlegen, warum er das im normalen Strassenverkehr nicht will. Es wäre doch gut, wenn Jeder, und nicht nur die Polizisten, sondern auch Politiker und sonstige Radfahrer, ein Namenschild tragen müßte. Oder wäre es vielleicht doch nicht so gut, wenn Anderen jeden Blödsinn, den man am Biertisch verzapft zurückverfolgen könnte ? Oder die Mutter einer 15 Jährigen den Blick auf die Oberweite der Tochter direkt mit einer Anzeige wegen sexueller Belästigung quittieren könnte ?
Wir sind Anonymität im Alltag gewohnt und sollten uns im Internet von den eingeübten Regel inspirieren lassen. Diese funktionieren ja im Großen und Ganzen.
@Knut Grundwald: Schon wieder mal ein Vergleich, der völlig hinkt.
1) Das wichtigste Element im Straßenverkehr sind Kraftfahrzeuge. Und die haben genau deshalb Nummernschilder, weil man da keine Anonymität will.
2) Selbst bei Fußgängern und Radfahrern gibt es keine Anonymität im eigentlichen Sinne, weshalb bei einer Beteiligung am Unfallort das Entfernen als strafbare Unfallflucht gilt. Außerdem kann man auch von Dritten festgehalten werden (was das Gesetz explizit vorsieht).
3) Kann man im Straßenverkehr von Zeugen gesehen und von Radarfallen fotografiert werden.
4) Man kann jederzeit von der Polizei angehalten und nach dem Führerschein gefragt werden. Die haben unmittelbaren Zugriff und damit keine Anonymitätsschranke.
Paßt also überhaupt nicht. Gibt im Gegenteil eher Argumente dafür, daß man im Internet keine Anonymität braucht, weil man sie im Straßenverkehr ja auch nicht hat.
Das mit dem Namensschild ist außerdem Unsinn, denn im Straßenverkehr ist das KFZ-Kennzeichen ja für Normalbürger auch nicht ohne weiteres zum Namen aufzulösen und der Normalbürger hat auch kein Recht, von anderen den Ausweis, Führerschein usw. zu verlangen.
Künstlernamen haben mit Nicknamen, wie sie im Internet Verwendung finden, rein gar nichts zu tun.
Künstler können ihr Pseudonym, so sie denn eines nutzen, offiziell im PA eintragen lassen, und sie können sogar damit rechtsverbindlich unterschreiben, daher ist auch das erwähnte Urteil so wie beschrieben ausgefallen.
Ein Künstler darf daher durchaus rechtsverbindlich ausschließlich unter seinem Pseudonym, wie z.B. padeluun, auftreten. Ob es eine gute Idee ist, das auch als Sachverständiger zu tun, ist eine andere Frage. Andererseits tritt padeluun grundsätzlich nur als padeluun auf, insofern wäre es aus seiner Sicht schon recht merkwürdig, plötzlich unter einem Namen aufzutreten, der niemandem etwas sagt.
Interessant im Zusammenhang mit der sonderbaren Äußerung des Innenministers ist jedoch das Telemediengesetz!
Dieses erlaubt ausdrücklich die anonyme Nutzung und Bezahlung von Telemedien bzw. die Nutzung und Bezahlung unter Pseudonym, soweit das den Dienstanbietern technisch möglich und zuzumuten ist (§ 13 (6) TMG).
@kryptart: Telemedien nutzen und Telemedien anbieten ist zweierlei.
Auf den naheliegenden Vergleich mit der normalen Post (die mit den Briefmarken) kommt kaum jemand. Sicherlich gäbe es dort auch Argumente, einen Klarnamenzwang für den Absender einzuführen. Bloß ist es hier offensichtlich, dass mich niemand zwingen kann, meinen wahren Namen als Absender anzugeben oder einfach “Donald Duck, Entenhausen”. Kein Politker käme auf die Idee zu fordern, dass der Bürger sich für das Einwerfen einer Postsendung jedes Mal identifizieren (authentifizieren) muss. Selbst wenn es in D gesetzlich durchgesetzt würde, könnte ich den Brief aus dem Ausland absenden.
@Henning: Weil das auch bei der Post nur im Individualverkehr gilt. Wenn man Postwurfsendungen oder Massenwerbung verschicken will, geht das auch nicht anonym.
Ich hätte nicht Strassenverkehr, sondern menschliches Miteinander schreiben sollen. Das war ziemlich missverständlich.
Ich frage in der Strassenbahn oder im Biergarten niemanden gleich nach dem Namen. Man kann sich auch so nett unterhalten. Wenn man das Fortsetzen will, kann man ja immer noch nach dem Namen fragen.
@Knut Grundwald: Für genau solche Fälle wie das „menschliche Miteinander” gibt es den § 127 StPO um die Anonymitätslücke zu schließen. Je mehr Du zugunsten der Anonymität zu argumentieren versuchst, desto mehr spielst Du den Anonymitätsgegnern argumentativ in die Hände.
@Hadmut:
Nun, Hadmut, habe ich behauptet, Anbieten und Nutzen sei dasselbe?
Ich würde, nebenbei gesagt, niemandem unterstellen, diesen Unterschied nicht zu kennen.
Anbieter in Deutschland unterliegen per TMG einer Impressumspflicht, sie können daher per Gesetz nicht anonym sein, ergo sind sie von dem Ansinnen des Innenministers auch nicht betroffen und somit nicht Gegenstand dieser Diskussion.
Private, nicht geschäftsmäßige Webseiten unterliegen zwar auch dem TMG, ob sie aber einer Impressumsplicht unterliegen, ist leider bis dato umstritten, sie könnten daher möglicherweise betroffen sein.
Dienstanbieter außerhalb Deutschlands sind nicht Objekt deutschen Rechts, auch wenn das Herrn Friedrich nicht klar zu sein scheint, das ist aber sein Problem.
Um noch einmal auf padeluun zurückzukommen.
Daß Sie den nicht als Internetexperten akzeptieren kann ich nachvollziehen, aber der Vorwurf, er trete unter Pseudonym auf ist unsinnig.
Dann müßten Sie auch verlangen, daß z.B. Woddy Allen bei allen Gelegenheiten die nicht den Film oder Hollywood betreffen als Alan Steward Königsberg auftritt oder Jennifer Aniston als Jennifer Joanna Anastassakis oder Klaus Maria Brandauer als Klaus Georg Steng, die Liste ließe sich endlos fortsetzen und keineswegs nur mit Schauspielern.
Es ist doch wohl offensichtlich, daß diese Karte nicht sticht!
@kryptart: Ja, hast Du, indem Du der Impressumspflicht usw. inhaltlich die anonyme Nutzung gegenübergestellt hast.
Innenminister Friedrich will ja (noch) nicht das anonyme Surfen, sondern das anonyme Publizieren abschalten.
Sicherlich gibt es Überschneidungen, man kann etwa darüber streiten, ob es anbieten oder Nutzen ist, wenn man in ein Forum postet. Trotzdem ist es rechtlich etwas unterschiedliches.
@Hadmut:
Nein, habe ich nicht, ich habe lediglich auf das TMG hingewiesen, in dem zumindest der Nutzerseite Anonymität klar zugestanden wird, der Anbieterseite hingegen nicht, wobei zumindest jedoch in bezug auf private nichtgeschäftsmäßige Webseiten der Gesetzestext Spielraum für Interpretationen offen läßt.
Die Trennung von Anbieter und Nutzer ist im Internet sowieso wenig sinnvoll, da eines seiner wesentlichen Merkmale eben gerade die Eigenschaft ist, daß jeder Teilnehmer sowohl Server als auch Client sein kann.
Innenminister Friedrich will die Anonymität als solche abschaffen, er hat weder gesagt, was er eigentlich damit meint oder wie er sich das vorstellt, wahrscheinlich weiß er das selber nicht so genau.
Der Punkt ist doch, diese Idee, die Anonymität abschaffen zu wollen, ist fundamental Unsinn, in technischer Hinsicht, weil das Netz per Design anonym ist, und in politischer Hinsicht, weil sich nun mal deutsches Recht nicht auf das Internet übertragen läßt, weswegen Regelungen wie die Impressumspflicht immer nur Insellösungen und insofern nur bedingt sinnvoll sind.
Was uns alle aufregt, ist doch die fundamentale Unkenntnis des Internets, die manche Politiker auszeichnet, ständig fordern sie irgend welche Dinge, Netzsperren u.s.w., die im Internet einfach nicht zu machen sind, jedenfalls nicht ohne massive Einschränkungen seiner wesentlichen Funktionen.
Viele Forderungen sind so unsinnig, als wollte man bei einem Dieselmotor die Zündkerzen wechseln.
Andererseits kann man sich deswegen eigentlich ruhig zurücklehnen, und dem Schauspiel gelassen zusehen, denn es ist z.B. wenig wahrscheinlich, daß die US-Amerikaner Herrn Friedrich zuliebe ihre Verfassung ändern, was u.a. Voraussetzung dafür wäre, US-Webseiten ein Impressum vorzuschreiben.
Besonders gut gefallen hat mir – als Blogger mit offenem Identitäts-Visier – dieser Passus zur Anonymität:
“In vielen Bereichen ist sie gut und wichtig, man muß aber auch einfach mal feststellen, daß in diesem unserem Lande eine ziemliche Menge von Gesindel, Dummvolk, Idioten und – ich sag’s mal auf deutsch – Arschlöchern unterwegs sind, die Anonymität zur Agitation, zur Manipulation, zur Desinformation, zum Dreckwerfen und zur Zensur von unten durch Beschimpfen, Trollen oder Jammen von Diskussionen mißbrauchen. All denen, die immer so für Anonymität und Pseudonyme trommeln, sei mal mit aller Macht an den Kopf geworfen, daß unsere Gesellschaft charakterlich weit davon entfernt ist, für die anonyme Kommunikation reif und geeignet zu sein, genauso wie diese Gesellschaft nicht reif ist für Wohnungstüren ohne Schlösser, Banken ohne Tresore und Polizisten ohne Pistolen. Die häufig zu beobachtende Anonymitätsromantik ist unehrlich und naiv, und hat viel mit Realitätsverleugnung, wenn nicht gar mit unlauteren Absichten und der Instrumentalisierung der Anonymität als politisches Werkzeug zu tun.”
Bitte dreimal lesen und gut verinnerlichen.
Schade, dass es keine Lösung im Sinne dieser Einsicht gibt. Hadmud Danisch hat mich in dieser Hinsicht überzeugt.
Aber ich gebe zu, ich würd schon gern jeden Blogger dazu zwingen, mit Foto, Adresse, eMail, Berufsangabe und überprüfbarem Lebenslauf aufzutreten. (Ok, auf das polizeiliche Führungszeugnis bin ich bereit zu verzichten.)
Wenn ich was lese, möcht ich in der Regel wissen, mit wem ich es zu tun habe. Und wenn der Blogger damit rechnen muss, dass ich mich als Petze an seine Arbeitskollegen wenden und diese fragen könnte, ob sie denn wissen, was der Kollege per Blog so alles von sich gibt, dann wird das Bloggen vielleicht etwas verantwortlicher gehandhabt werden.
Keine Freiheit ohne Verantwortung!
Ohne volle öffentliche Übernahme der Verantwortung läuft der öffentliche Gebrauch der Freiheit Gefahr, destruktiv zu werden.
Eine echte Authentifizierung zu jedem Beitrag, also sinnvollerweise zumindest eine qualifizierte elektronische Signatur wäre schon etwas umständlich aber letztlich auch nur RELATIV eindeutig (es hat sich bis jetzt noch einfach kein (Gesamt-)System als absolut manipulationssicher erwiesen).
In erster Linie wird das ganze wohl eher zu eine Neuauflage der Massenabmahnungen wegen Formfehlern/Impressums-Fehlern führen und nicht zu vergessen Abmahnungen wegen vermeintlicher Falschaussagen, Beleidigungen, etc. – potenziell Jahre später.
Das ganze führt am ehesten nur zu eine Rechtsunsicherheit, da dann eben leicht jeder verklagt werden kann, notfalls wird eben der Forenbetreiber als Störer belangt. Lustig dürfte dann auch werden wie man beweisen will, dass man einen manipulierten Beitrag eben nicht selbst verfasst hat.
Und wegen der Zuständigkeit – da braucht man ja nur zu schauen wie das im Moment bei den Amerikanern abläuft – was da alles unter “amerikanischen” Servern verstanden wird. Wenn der Beitag auf deutsch ist,…
Abgesehen davon dürfte in so einem Umfeld auch kleine Sicherheitslücken bei der Authentifizierungsmethode ein gewaltiges Problem werden. Ein nur kurzzeitiges verbinden mit dem Personalausweis wird schlicht und einfach nicht mehr praktikabel wenn man sich “überall” für “alles” ausweisen muss.
Wie lange es dann dauert bis dann alles über einen zentralen Server abzuwickeln ist, damit die “Sicherheit der Bevölkerung” gewährleistet werden kann?
Wenn ich mir so die Entwicklung mit den “Raubkopien” ansehe, halte ich es nicht für ausgeschlossen dass “irgendetwas” derartiges auf uns zukommt, es sei denn es regt sich SEHR massiver Widerstand in der Bevölkerung.
@Hadmut
Auch Massenwerbung kann man anonym verschicken. Solange bezahlt wird, prüft keienr wirklich nach, ob man auch wirklich derjenige ist, der man zu sein vorgibt. Ob das im Sinne des Erfinders ist, sei mal dahingestellt.
Wo es Freiheit gibt, gibt es auch immer diejenigen, die diese Freiheit mißbrauchen.
Das ist kein spezifisches Problem des Internets, das war schon immer so und wird sich auch nie ändern, deswegen gibt es Normen und Gesetze.
Aber diesen Normen und Gesetzen ist durch die Vernunft oder schlichter, durch die Praktikabilität, eine Grenze gesetzt, das Machbare entspricht nie dem Wünschbaren. Die Grenze der Praktikabilität ist spätestens dann erreicht, wenn der Aufwand den Nutzen übersteigt bzw. der durch die Einschränkung der Freiheit verursachte Schaden voraussichtlich größer sein wird, als der durch Mißbrauch.
Wer jedoch die Freiheit über diese Grenze hinaus einschränkt, um den Mißbrauch zu bekämpfen, richtet nicht nur großen Schaden an, er sägt langfristig auch den Ast ab, auf dem er selbst sitzt.
Anonymität ist ein hohes Gut, wir sollten es dabei belassen und uns mit den Nachteilen abfinden.
Mit Romantik hat das nichts zu tun!
Im übrigen kann man durchaus über die Reife der Gesellschaft für dies und das philosophieren, sollte aber doch apodiktische Aussagen zur Reife eher auf Bananen und sonstiges Obst und Gemüse beschränken.
Wie hier prophezeit: (Zitate aus heise: http://heise.de/-1321504 )
> Sein Ministerium stellte nach dem Interview klar,
> dass es keine Pläne habe, gegen die Anonymität im Netz vorzugehen.
Aber natürlich legt er nochmal eins drauf:
> Er warnte davor, das Netz “ins Chaos der Gesetzlosigkeit” versinken zu lassen.
Ein besonderes Schmankerl, gerade wenn man aus der CxU Ecke kommt:
> Im weltweiten Netz würden “Klarheit, Wahrheit und Verlässlichkeit” gebraucht.
@Alex: Ja, klar. „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten…”
Ich glaube, für eine solche Diskussion ist es nicht pedantisch, auf einer deutlichen Unterscheidung von Anonymität und Pseudonymität zu bestehen.
Von anonymen Äußerungen halte ich schon deswegen nicht viel, weil sie keine Geschichte haben und sich in nichts einfügen, nie ein Gesamtbild oder so etwas wie ein Persönlichkeitsmerkmal ergeben könne. Schon rein praktisch kann eine Flut anonymer Mitteilungen durch die fehlende Ordnung niemals eine vernünftige Diskussion werden.
Aber was soll das mit persistentnen Pseudonymen zu tun haben? Das ist doch eine ganz andere Ebene. Da geht’s dann doch gar nicht mehr um die Frage, ob man eine zivilisierte Diskussion hinbekommt, sondern z.B. darum, welchen Autoritäten wir die Deutungshoheit über eine Person zusprechen. Wer denkt, daß padeluun “richtig” nicht padeluun heißt, billigt entweder seinen Eltern oder dem staatlichen Einwohnermeldeamt eine größere Deutungshoheit über diesen Aspekt seiner Persönlichkeit zu als ihm selbst. Kann man ja vielleicht auch mit einiger Berechtigung tun, aber da geht es dann um wesentlich mehr als nur einen gesunden Diskussionverlauf, da stehen philosophische Grundsatzentscheidungen dahinter, die nichts selbstverständlich sind.
Und ich finde diese Prinzipien auch gar nicht einfach. Einerseits ist der Selbstbestimmungsextremismus Quatsch. Ein Mensch bekommt von seinen Eltern und von Gott so viel in die Wiege gelegt, über das er nicht selbst bestimmen kann; warum nicht auch einen Namen?
Andererseits kann ein Mensch, nachdem er dieser Wiege entsteigt, mehr Wandlungen durchlaufen, als ein einziges Symbol sinnvoll abzubilden im Stande ist. Dem Paulus ewig den Saulus hinterherzutragen oder den Papst Herrn Ratzinger zu nennen, weil es so in irgendeinem verstaubten Register steht, wird diesen Menschen nicht gerecht. Mit Künstler oder nicht Künstler hat das gar nichts zu tun.
tl;dr: Anonymität ist blöd, aber bürgerliche Namen sind auf die Dauer zu beschränkt.
@twex:
Unsinn, jedenfalls was Künstlernamen angeht.
Künstlernamen sind einfach ein juristisches Faktum, die Modalitäten sind im Personmalausweisgesetz, im Paßgesetz und im BGB geregelt.
Übrigens kann lt. BGB der offizielle Eintrag eines bestimmten Künstlernamens in den PA/Pass auch durchaus verweigert bzw. sogar widerrufen werden, z.B. wenn Rechte Dritter verletzt wurden.
In China und Japan war es durchaus üblich, daß Künstler mit dem Stil auch den Namen gewechselt haben, ob das heute noch so ist, weiß ich nicht.
Mit Anonymität hat das sowieso nichts zu tun.
Der Anonymitätsstreit dreht sich im Kern eher darum, ob man mit einem bestimmten Pseudonym auch eine bestimmte Person verbinden kann, z.B. im Rahmen einer strafrechtlichen Ermittlung, und in der Regel dürfte das auch kein großes Problem darstellen.
Will man bspw. als Krimineller im Internet anonym bleiben, muß man schon erheblichen Aufwand betreiben, das ist nicht einfach und wird auch immer schwieriger, deswegen werden ja auch ständig Typen, die sich für superschlau hielten, auf Grund ihrer Datenspuren geschnappt.
So lange ich mich jedoch im Rahmen der Gesetze bewege, geht es schlicht und ergreifend niemand etwas an, wer ich bin!
Danke! Ein herrlicher Post, der in typischer Danisch-Manier mindestens zwei Hände voll Fakten in die Diskussion wirft und damit in vergleichsweise wenigen Zeilen einen ganzen Haufen Denkanstöße zum Thema “Anonymität im Internet” liefert.
Mir gefällt auch der Ansatz, “Anonymität nicht verbieten zu könne, weil sie nicht vorher durch technische Maßnahmen erzeugt worden sei”. Allein – mir schient, Du unterstellst Herrn Friedrich vielleicht ein wenig zu viel praktische Intelligenz und etwas zu wenig Perfidie. Es war schon oft genug die Rede von diverser Software, die “beim Provider” oder “in der Zugangssoftware des Kunden” für dies & das (Jugendschutz, Sperren usw…) sorgen sollte, damit das de.net sauber bliebe. In den Augen eines Sicherheitspolitikers wäre so etwas eine Ideale Lösung für das Anonymitätsproblem und die aktuelle Diskussion gleichzeitig ein guter Grund, diese Schnorchelstelle universell (in DE) zu etablieren.
Dass alle von Dir genannten Probleme dabei ihre Gültigkeit behalten, ist mir schon klar, dem Herrn Friedrich wahrscheinlich eher nicht (oder egal). Irgendwie muss man ja “reagieren”, wenn man den status quo durch ein neues, schwer verständliches, subversives Werkzeug gefährdet sieht.
Und diesen Satz möchte ich mir fast ausdrucken und an die Wand hängen: “Meinungsfreiheit schließt zwar das Recht ein, seine Meinung frei äußern zu dürfen. Sie schließt aber nicht das Recht ein, andere zum Zuhören zu zwingen.”
Insofern schließe ich mich vollinhaltlich Deinem Wunsch an, mir aussuchen zu können, ob ich anonyme Beiträge (Mails, Kommentare, Posts…) sehen will oder eben nicht. Im Großen und Ganzen kann ich aber mit der aktuellen Situation leben und sehe weder in der einen noch in der anderen Richtung wirklich Handlungsbedarf.