Datenpanne – das kann uns nie passieren
Inzwischen habe ich den Film vom ZDF als Mitschnitt auf DVD bekommen.
Die Bildqualität ist weit besser als befürchtet. Zwar rauscht’s etwas, und an manchen Stellen sieht man sogar den üblichen Dreck/Staub auf dem Filmmaterial, und so knackscharf ist es auch nicht, manchmal leicht blaustichig und eben 4:3 Fernsehtechnik auf dem Stand Anfang der Achtziger Jahre, aber ich war verblüfft, wie gut das noch erhalten ist. Und übrigens auch kein Timecode eingeblendet, wie es vorher hieß.
Für die heutige Hauptsendezeit ist das qualitativ nicht mehr geeignet, aber im Spät- oder Nachmittagsprogramm wäre das ohne weiteres noch zu senden. Und wie mir ein Ehemaliger der Produktionsfirma sagte, hat das ZDF alle Rechte, könnte also ohne weiteres senden – wenn sie wollten.
Was man freilich sagen muß, ist daß Fernsehen seit den Achtzigern nicht nur in der Bildqualität, sondern auch in der Dramaturgie und Erzählgeschwindigkeit erhebliche Fortschritte gemacht hat. Der Film gerät doch etwas langatmig, lenkt manchmal durch irgendwelche Beziehungsprobleme mit seiner Ex ab, und ist eben ganz so, wie man damals eben Filme gemacht hat. Gemächliche Erzählung, die Leute haben noch mehrere zusammenhängende Sätze gesprochen, die Filmschnitte nicht so schnell und hektisch.
Insofern reißt es einen mit dem Blick von heute nicht mehr so direkt vom Hocker. Und die Computertechnik Anfang der Achtziger (Anzeige über globige und ausbeulende Fernseher mit grüner Schrift auf schwarzem Grund) beeindruckt einen heute auch nicht mehr. Also eigentlich nicht mehr für das breite Publikum geeignet.
Aber gerade das macht den Film durchaus interessant, denn das war schon visionär. Langsam kommen wir nämlich dahin – und die ID-Karten haben durchaus Ähnlichkeit mit unserem heutigen ePerso. Und wenn man in den USA auf die No-Fly-Liste gerät, ist man im Prinzip genau in der Situation, wie sie im Film beschrieben wird. Und wenn ich mir manche Beamte und Ministeriale so anschaue – benehmen die sich genau wie im Film. Und die im Film überspitzt dargestellte Überwachung ist heute auch Realität, wenngleich auch eher durch Facebook und Co.
Aber war schon nett, den Film wieder zu sehen (und verblüffend, woran man sich noch alles in einem vor 25 Jahren gesehenen Film erinnern kann).
12 Kommentare (RSS-Feed)
Wenn die rechte beim ZDF liegen dürfen die den Film duplizieren, weitergeben und veröffentlichen wie die wollen – wenn sie wollten.
@Johnny
nein, dürfen sie nicht. Das ist doch gerade das Problem. Es gibt sogar eine deutsche Wikipedia-Seite zu dem Problem, es ist also relevant 🙂
http://de.wikipedia.org/wiki/Depublizieren
Die Öffentlich-Rechtlichen dürfen nicht alles auf ihre Webseite stellen, wofür sie theoretisch die Rechte hätten. Da gibt es Auflagen, das meiste verschwindet nach sieben Tagen, auch vollständig selbst generierte Inhalte, wo sie alle Rechte haben, die sie haben können.
Wäre das nicht mal Stoff für einen Remake?
Eigentlich ist der gerade so scharf, weil der Film vor fast 30 Jahren gedreht wurde und heute aktuell wird. Ein Remake würde das prophetische kaputtmachen.
Und wenn, dann müßte es wieder so eine anarchische Billig-Produktion sein. So mit großem TamTam würde das nichts.
Und man müßte schon viel Hirnschmalz reinstecken. So ein einfacher Abklatsch oder Nachbau würde da nicht reichen. Zumal man möglicherweise die Rechte am Drehbuch bräuchte.
Aber wenn – ich wär dabei.
Und Zeugs in der Art habe ich ja auch schon genug erlebt. Biometrische Ausweise, Körperscanner, Flugverbote usw. könnte man da prima reinnudeln.
Ich wollte dir ja gerade das hier unter den letzten Beitrag zum Film klatschen http://deutsches-filminstitut.de/
Aber du warst ja zwischenzeitlich erfolgreich.
Kannst ja mal anfragen, ob die ein Remake unterstützen würden 😉
Ich wär’ dabei!
Und wo bleibt der Torrent? 😛
@DaTa: Is nich. Weitergabe usw. ausdrücklich verboten und ich hab nicht die geringste Lust, mir da irgendwelchen Ärger einzuhandeln.
Ich schaue mir auch ganz gerne mal ältere Serien oder Filme an.
Die Dramaturgie, die Drehwinkel oder auch die Szenenlänge sind mal angenehm anderst.
zB bei “Die Abenteuer des braven Soldat Schwejk” mit Fritz Muliar, da merkt man doch bei allen 13 Teilen a 60 Min, das hier Theaterschauspieler am Werke sind, denn eine 5 Minuten lange Szene ohne Schwenken Zoomen oder der Änderung der Tiefenschärfe oder des Fokus, so was wäre heute was besonderes, andererseits wird heute in Serien oder Filmen nicht mehr soviel gesoffen oder geraucht, sexuell belästigt und ohne Political Correctness geht ja heute eh gar nix mehr.
Der Film klingt auch recht interessant, den würde ich mir auch gerne mal anschauen. :/
Irgendwie erinnert mich Deine Beschreibung des Films an das Buch “Der Mastercode” von Scott McBain von 2004. Beim Lesen habe ich mich teilweise richtig geärgert: vorhersehbarer Plot, idiotische und unnötige Beziehungsgeschichte mit drin. Als ich fertig war, war ich froh, daß ich diesen Mist nicht mehr lesen musste. Wollte dieses Buch niemandem zumuten. Ich war kurz davor, daß Buch in den Müll zu werfen (was ich bisher erst einmal gemacht habe, das kommt für mich Bücherverbrennung gleich).
Ich habe das Buch heute noch, denn es beschreibt, was passieren kann, wenn Menschen ihre persönlichen Daten unbedacht in aller Welt veröffentlichen (“Datenschutz? Interessiert mich nicht!”). Für mich ist es ein Lehrstück für all jene, die Datenschutz als unnütz empfinden. Wozu Datenschutz gut ist -auch im Sinne von “wehret den Anfängen”- das kommt in dem Buch trotz der miserablen “Schreibe” rüber.
Übrigens hoffe ich immer noch, daß einfach die Übersetzung beschissen war 😉
Was hat das jetzt gekostet und wie lange gedauert?
45 €, ca. Eine Woche
Solche Sachen sind eigentlich prädestiniert dafür, in deren Mediathek irgendwo ein Plätzchen zu finden, damit sich jeder das Stück anschauen kann, wie und wann er will. Aber ich ahne schon, was kommt, wenn man das vorschlägt: Dürfen wir nicht, diese Depublizierungsgeschichte, wissen schon.