Auf den Fotografen, nicht auf die Kamera kommt es an. Oder?
Nachdem meine zwei Blog-Artikel über den Schutz von Trivial-Fotos da soviel Staub aufgewirbelt haben, noch ein paar rein fotografische Gedanken (und ein juristischer).
Es geht gerade exotherm um solche Fragen wie ob ein einfaches Bild – wie hier ein simpler Allerweltsschnappschuß einer Burg – schutzfähig sind, ob sie das nötige Mindestmaß ein eigener geistiger Arbeit aufweisen – und ob das auch bei Digitalknipsen und Handy-Fotos noch gilt.
In letzter Zeit habe ich verblüffend häufig in Fotozeitschriften, Büchern, Aufsätzen und verschiedenen Zusammenhängen in diversen Variationen folgende Anekdote gelesen:
Der bekannte Fotograf Helmut Newton saß einst in einem Restaurant. Da kam der Chef des Hauses zu ihm und sagte, daß ihm die Bilder Newtons sehr gut gefielen. Er müsse wohl eine sehr gute Kamera haben. Worauf Newton geantwortet habe, die Suppe sei auch sehr gut gewesen, der Koch müsse wohl besonders gute Kochtöpfe verwenden.
Eine verlässliche Quelle dafür habe ich noch nie gesehen. Da ich die Anekdote aber in diversen Veriationen mit wechselnden Darstellern – meist aber nicht immer Newton – gelesen habe, halte ich sie längst für eine Urban Legend.
Ebenso die Bauernregel, daß der Fotograf das Foto macht und nicht die Kamera, es also auf die Kamera nicht ankäme. Wobei ich generell eine natürliche Abneigung gegen solche auf Merksätze eingedampften Universalweisheiten habe, die dann ohne jede Betrachtung auf jeden beliebigen Einzelfall angewandt werden. Genauso töricht wie die Aussage, daß man Waffen nicht zu verbieten oder zu differenzieren bräuchte, weil Menschen und nicht Pistolen töteten. Ich mag solche Generalpostulate, die das Ergebnis schon vor dem Fall kennen, überhaupt nicht. Zumal ich diese Merkregel meistens von den Leuten höre, die nicht viel Ahnung vom Fotografieren haben bzw. ziemlich anspruchslos sind. Wenn man freilich alles gleich bewertet, dann kommt es natürlich nicht auf die Kamera an.
Ich glaube, daß dies eine der Erkenntnisse ist, die einfach beibehalten und nicht mit der Technik fortentwickelt wurden.
Ich hatte als Kind und Jugendlicher mehrfach mit alten Kameras so aus der Zeit zwischen 18xx und 1970 zu tun, hab die Dinger ausprobiert, geprüft, gereinigt, manchmal repariert. Und dabei einen relativ guten Überblick über die damalige Technik bekommen. Die qualitative Streuung war dabei sehr überschaubar. Alles, was es bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts an Kameras gab, war auf einige wenige Grundtypen zurückzuführen. Zwar unterschieden sich die Kameras in der Verarbeitungsqualität, aber technisch war da nicht allzuviel Unterschied bei den tragbaren kleinen Kameras. Etwa die Balgen-Kameras: Ein paar Standardobjektive, verdammt häufig ein Compur-Verschluß, Rollfilm. Das Bild hing im wesentlichen vom verwendeten Film, der Belichtungszeit, der Blende und von der Qualität der Optik ab, bei der es aber nur wenige Modelle und Streuung gab. Oder die Leica-ähnlichen Modelle. Letztlich unterschieden die sich eher im Aufwand und der Tragbarkeit, aber so von der Bildqualität und dem Können lief das im wesentlichen auf das Gleiche hinaus – Entfernung, Blende, Belichtungszeit, vielleicht ein primitiver Blitz, bei dem irgendas abbrennt. Wie sollte sich das auch allzusehr unterscheiden? Es gab damals noch nicht viele Glassorten und nur die Aufnahmetechnik des Filmbelichtens. Auf den Film kam es an, aber der gehört nicht zur Kamera. Wer bessere Qualität wollte, brauchte dann eine große umständliche Plattenkamera. Im Prinzip waren die aber auch alle gleich.
Damals hing das Zustandekommen eines guten Fotos ganz gewaltig von den Fähigkeiten des Fotografen ab – und nur sehr wenig von der Wahl des konkreten Kameramodells. Ich habe hunderte alter Kameras in der Hand gehabt, das ließ sich alles auf einige wenige Grundmodelle zurückführen. Weil damals einfach nicht genug Kameras verkauft wurden, um eine Streuung zu erreichen, und die Hersteller ihrerseits die Teile wie Objektive und Verschluß bei wenigen Herstellern einkauften.
Etwas besser wurde es dann so in den fünfziger Jahren, als dann so die besseren Modelle aufkamen und Spiegelreflexkameras in Mode kamen. So ne Zeiss Contaflex Super war schon ein für damalige Verhältnisse geiler Hobel. Aber letztlich immer noch nichts anderes als ein Standard-Objektiv von Zeiss, Schärfe, Blende, Belichtungszeit, Film. Etwas schneller, weil Belichtungsmesser und Schnittbildindikator eingebaut, aber nicht wirklich qualitativ anders.
Auch in den Siebziger Jahren ging das noch nicht so wirklich auseinander. Es kamen die ersten Profi-Spiegelreflexkameras, die waren dann eben robuster gebaut. Aber einen wirklichen Qualitätsunterschied zu den Amateurkameras konnte man da nicht feststellen. Das alte Spiel: Schärfe, Blende, Belichtungszeit, Film. Wenn man das einmal verstanden hat, kann man im Prinzip alle Massenmarkt-Kameras von vor 1900 bis in die Achtziger Jahre mehr oder weniger auf Anhieb bedienen. An der Kamera gab’s wenig, das Können hing allein am Fotografen. Und damals mußte man können. Sonst war das Bild Murks. Die Farbnegativfilme hatten damals einen Spielraum von 6-7 Blenden und die Vergrößerungsgeräte in Großlabors noch nicht so vollautomatisch und messstark, sondern mehr oder weniger auf feste Belichtung eingestellt. Da mußte das Bild richtig gemacht sein, sonst war’s nichts. Dias sind da sowieso gnadenlos, da kann man nichts mehr nachträglich ausgleichen. Schärfe stellte man damals noch manuell selbst ein, und die Belichtungsmessung war bloß gesamtintegral oder überhaupt nur diffuse Messung, also nur ein grober Richtwert.
Andererseits waren aber auch die Bildanforderungen und Kameraanforderungen viel geringer. Knackschärfe, Farbechtheit, Nachschärfung, Entrauschung, Bokeh, Verzeichnung, Vignettierung, chromatische Fehler, Anti-Shake und dieser ganze Kram hat damals einfach kein Schwein interessiert. Weil es die Technik dafür nicht gab. Die Kamera-Qualität war damals fast irrelevant, wesentlich war allein der bildnerische Teil. Und auch da war man sehr tolerant. Guckt Euch mal Zeitschriften aus den sechziger und siebziger Jahren an. Fotozeitschriften, Schöner Wohnen, SPIEGEL, Playboy, völlig egal. Bei den meisten Fotos schüttelt es einen heute. Die Qualität der Kamera war damals nicht so wichtig, deren Eigenanteil am Ergebnis gering. Zudem war die Verarbeitungskette analog. Bis ein Bild in der Zeitschrift oder im Buch war, ging es durch mehrere Objektive, Vergrößerungs- und Reproeinrichtungen, und jedesmal durch ein Objektiv. Die Kamera war nur ein Teil der Kette und dementsprechend nur von relativer Bedeutung. Auch mit technisch schlechten Fotos konnte man damals Siegerpreise gewinnen. Eine ganze Reihe von Fotos, die damals irgendwo ausgezeichnet wurden, sind nüchtern betrachtet von schlechter technischer Qualität. Machte damals nichts. Ging nicht anders. Verlangte man nicht anders.
Bis hierher hatte der Spruch, daß es nur auf den Fotografen und nicht die Kamera ankäme, durchaus seine Berechtigung.
Die Änderung begann in den Achtzigern. Canon brachte mit der AE-1 Program und der A-1 Kameras mit Programmautomatik, die also beides, Blende und Belichtungszeit automatisierte, und nicht nur eines davon. Plötzlich war ein Teil der Bildgestaltung auf die Kameraautomatik verlagert, der Fotograf mußte darüber nicht mehr nachdenken.
Dann kam Minolta mit der 7000, die erste massentaugliche Kamera mit Autofokus. Wieder war ein wesentlicher Teil der Bildgestaltung auf die Kamera verlagert.
Kurz darauf gab es die Minolta 7000i (die ich mir damals gekauft habe), die zudem einen Einschub für sündhaft teure Programmkarten hatte, mit denen man der Kamera neue Kunststückchen beibringen konnte. Ich hab mir damals einige davon gekauft (sie aber paradoxerweise außer der Karte für Spezialeinstellungen und der High-/Low-Key Karte fast nie benutzt, weil ich eigentlich dann doch lieber selbst fotografieren wollte). Wieder mehr Funktionen in der Kamera, wieder weniger beim Fotografen.
Und so ging das weiter. Man konnte das recht gut daran verfolgen, daß im Zuge der Elektronisierung der Kameras immer mehr Bedienelemente verschwanden und kleinen Tasten wichen, durch die man sich durch irgendwelche Menüs hangelt.
Und dann kam ein Riesen-Sprung mit den Digitalkameras. Gar nicht mal so sehr, weil sie digital waren – sondern weil das bildaufnehmende Element fest eingebaut war.
Schon früher hing die Bildqualität enorm vom verwendeten Film ab. Der war aber nicht Teil der Kamera, dessen Qualität hing nicht von der Wahl der Kamera ab. Der Sensor ist jedoch fest eingebaut. Die Neuerung war also, daß man sich mit dem Kauf der Kamera quasi auf eine Filmsorte dauerhaft festlegte.
Es wurde nie bestritten, daß es auf die Filmsorte ankam. Sprüche wie „Auf den Fotografen, nicht auf die Filmsorte kommt es an” gab es nie. Und auch die Anekdote mit Newton habe ich nie in der Version „Sie müssen aber gute Filme verwenden” gehört. Auf die Filme kam es schon immer an. Komischerweise hat man aber mit dem festen Einbau der Filme in die Kameras nur in Profi-Kreisen zur Kenntnis genommen, daß es damit nun – im Gegensatz zu früher – ganz erheblich auf die Wahl der Kamera ankommt. Das gemeine meinungsbildende Volk hat sich da jahrelang von immer größeren Megapixelzahlen einlullen lassen und auf die Qualität schon immer gepfiffen. Paradoxerweise hat sich der Spruch gehalten, obwohl man zeitweise unbedingt immer mehr Megapixel haben mußte (es also doch auf die Kamera ankommt?).
Heute hat sich unsere ganze Art und Weise, Bilder zu betrachten und zu bewerten, komplett gewandelt. Der Markt, das Angebot, der Wettbewerb sind extrem in die Breite gegangen und der Wegfall der Laborpanscherei und der digitale Fortschritt hat zu massiven Qualitätssprüngen geführt. Mit einem Foto, das nicht schon technisch perfekt ist (wofür die Kamera eine wesentliche Rolle spielt) braucht man sich bei Wettbewerben erst gar nicht mehr sehen zu lassen, und verkäuflich sind die auch nicht. Da wird in aller Tiefe und mit Messungen und Versuchen leidenschaftlich über das Bokeh diskutiert, obwohl das im wesentlichen nur vom verwendeten Objektiv – also der Ausrüstung und damit dem Geldbeutel – abhängt. Schärfe ist heute ganz wichtig, und die Schärfe der Kamera korrelliert ganz wesentlich mit dem Geldbeutel des Fotografen.
Kameras machen heute praktisch alles automatisch. Zonenmessung, ausfuchste Entfernungsmessung, Autofokus, Antishake, automatischer Aufhellblitz, Programmautomatik, Gegenlichtkorrektur.
Mehr noch: Automatische HDR, automatische Panoramas, Gesichtererkennung, Lächelautomatik. Ich habe eine Kompaktkamera mit „Museumsmodus”: Weil man dort trotz Dunkelheit oft nicht blitzen kann macht die automatisch 10 Aufnahmen hintereinander und wählt vollautomatisch die mit der geringsten Verwacklungsunschärfe. Es gibt inzwischen Kameras mit akausalem, nachlaufendem Auslöser: Die lassen die Fotos in einen Ringpuffer laufen und stoppen,sobald man drückt. So kann man dann, wenn der Ball schon im Tor ist, noch das Foto machen, wie der Stürmer schießt. Es gibt Kameras, mit denen sich zwei Leute gegenseitig fotografieren können und die von der Kamera so zusammegefügt werden, als stünden sie zusammen auf dem Bild.
Auch beliebt sind inzwischen diese Bilder, bei denen alles wie Spielzeug aussieht, Menschen, Häuser usw. Ursprünglich werden solche Fotos mit Tilt-Shift-Objektiven gemacht, bei denen man die Schärfenebene nicht – wie eigentlich gedacht – mit der Objektivebene kippt, sondern dagegen, um die Tiefenschärfe bewußt zu verknappen und eine Anmutung wie bei einem starken Makro-Objektiv zu erreichen, das wir gewohnheitsmäßig mit kleinen Gegenständen und Spielzeug assoziieren. Immer mehr Consumer-Knipsen berechnen das aber durch Software.
Aber auch von solchen Sonder-Spielchen mal abgesehen – der Qualitätsunterschied zwischen billigen und teuren Kameras ist inzwischen ziemlich groß. Einmal durch den Fortschritt, aber auch durch den Niedrigpreis-Massenmarkt.
Ich habe in den letzten Tagen gerade mal so meine Fotosammlung aufgeräumt (man müßte eher sagen ausgemistet) und auch noch einige alte Dias zum Einscannen mit einem hochqualitativen Scanner gegeben. Ich war bestürzt.
Fotos, die ich früher mal für gut gehalten habe, und die – etwa von Workshops – dem Vergleich mit den Bildern anderer Fotografen mit sehr viel teurerer (Film-)Fotoausrüstung problemlos standgehalten haben, kommen mir heute lausig schlecht vor. Schrott, Müll. Natürlich von persönlichem Erinnerungswert, aber kaum etwas, was sich noch zum öffentlichen Vorzeigen eignen würde.
Warum?
Nun, der allgemeine Fotostil hat sich drastisch gewandelt. Alte Fotos kommen uns heute fast immer irgendwie lustig-naiv vor. Zumal wir mit Fotos überflutet werden, womit sich die persönliche Einstellung dazu ändert. Was vor 15 Jahren in der vor-digitalen (und vor-Internet-) Zeit ein gutes Foto war, ist heute kaum mehr eine 3.
Zum anderen wegen der lausigen Qualität. Fotos, die mir vor 15 Jahren noch gut vorkamen, und sogar noch vor 6 Wochen bei einer Vorabschau mit dem alten Diaprojektor, kommen mir am Rechner plötzlich grausig vor (und am Scanner lag’s nicht, denn es betrifft nicht alle Fotos, der Scanner war sehr gut). Körnig, unscharf, ausgefressene Lichter usw. Dazu Kratzer im Filmmaterial, Staub, Dreck (von diesem Scanner zwar herausgerechnet, aber mit einem anderen Scanner ist mir das extrem aufgefallen). Alles Bildfehler, die man heute keinesfalls mehr dulden würde.
Bis vor 2 Jahren hatte ich noch meine alte Minolta-/Sigma-Ausrüstung. Um die alten Objektive weiterverwenden zu können hatte ich mir eine Sony Alpha-100 gekauft, die mit dem Minolta-Bajonett arbeitet. Und damit einige Reisefotos gemacht. Die lausige Qualität hat mich damals schon gewurmt. Kaum etwas scharf. Teils liegts am schlechten Autofokus, teils aber auch einfach an den Objektiven, die einfach gar nichts wirklich scharf abbilden. Und wenn doch, dann häufig was anderes, als ich haben wollte. Die Dynamik ist beschissen, viele Bilder schon deshalb Müll, weil sie einfach wegsaufen oder ausreißen.
Deshalb hab ich den ganzen Mist ausgemustert, letztes Jahr ein Stück „Geld in die Hand genommen” und mir ne Nikon samt einiger Objektive gekauft. Die teuren, nicht die billigen.
Die Ergebnisse sind drastisch besser. Was jetzt an Murks entsteht, liegt an mir selbst, nicht an der Kamera. Zwar habe ich mit der Kamera auch schon einigen Mist produziert, aber da war ganz klar, daß ich das selbst verbockt (und mich entsprechend geärgert) habe. Die Kamera ist nicht mehr das qualitätsbeschränkende Element. Ich habe mit der einige gute Fotos gemacht, die mir mit der Minolta/Sony nie gelungen wären. Weil die Kamera scharfe Bilder machen kann, weil sie ordentlich belichtet, einen größeren Dynamikumfang hat, bessere Farben liefert, bessere Objektive hat, weil sie schneller und zuverlässiger ist. Billig war sie nicht, aber es hat sich gelohnt. Und da gibt es auch keinen Schnickschnack oder irgendwelche eingebauten Motivprogramme oder sonstige Kunststückchen. Ich mache ganz einfach RAW-Aufnahmen, bei der die Sensor-Meßwerte direkt ausgelesen und unverändert gespeichert werden. Und bearbeitete die dann später selbst am Rechner. (auch zu Panorama und HDR).
Wenn also jemand behauptet, es käme (nur) auf den Fotografen und nicht auf die Kamera an, dann ist das (heute) grober Unfug. Die Qualität meiner Fotos hängt ganz deutlich davon ab, mit welcher Kamera sie gemacht sind. Nehme ich die alte Kamera, ist die Qualität durch die Kamera beschränkt und lausig. Nehme ich die neue Kamera, ist die Qualität der Bilder hauptsächlich durch mich beschränkt, liegt dadurch mehr in meiner Kontrolle. Wenn ich selbst gut bin, kann ich damit bessere Fotos machen. Ich hab kürzlich auf einer Messe mal eine Hasselblad für 40.000 Euro ausprobieren dürfen. Wenn man die blind irgendwohin hält und draufdrückt, haut einen die Bildqualität schon vom Hocker.
Bildqualität hängt – im Zeitalter der Digitalisierung – auch und erheblich von der Kamera und der Investition ab. Alles andere ist Blödsinn. Trotzdem hält sich das Geschwätz. (Oder sagen wir es anders, es hängt vom schwächsten Glied in der Kette Fotograf – Kamera ab, und solange der Fotograf das beschänkende Glied ist, kommt es auf die Kamera nicht an.)
Und alles andere wäre auch eigentlich überraschend.
Jeder Handwerker und sogar jeder etwas ambitioniertere Heimwerker weiß, daß es da ganz wesentlich auf gutes Werkzeug ankommt. Mit schlechtem Werkzeug produziert man oft nur schlechte Arbeit. Und sogar erfahrene Köche werden bestätigen, daß man mit schlechten Töpfen und so manchem Fernost-Schrott nicht vernünftig kochen kann, das Zeug anbrennt, der Topf nicht gleichmäßig heiß wird usw. Guckt mal, was gute Köche für ihre Ausstattung so ausgeben, was bei denen allein ein Küchenmesser kostet, welche Art Herd die verwenden. Wer also die oben zitierte Newton-Anekdote aufwärmt, hat vermutlich weder vom Fotografieren, noch vom Kochen Ahnung.
Man wird sich also schon überlegen müssen, wieviel Anteil am Zustandekommen eines Bildes auf den Fotografen und wieviel auf die Kamera zurückgeht.
Zum Schluß möchte ich aber doch noch mal auf zwei juristische Aspekte zurückkommen:
Die Diskussion ging darum, ob ein Trivialfoto hinreichenden Schutz genießt und das vom BGH geforderte Mindestmaß an eigener geistiger Leistung aufweist. Man hat dies früher, bis in die Neunziger Jahre, mal angenommen, weil früher ein Foto zu machen schon als bloße Tätigkeit gewisses Nachdenken erforderte. Das ist heute nicht mehr der Fall. Viele Bilder entstehen heute durch bloßes Hinhalten und Draufdrücken. Man muß sich einfach mal an irgendeiner touristenträchtigen Sehenswürdigkeit hinsetzen und den Leuten eine Stunde zuschauen. Mit einer geistigen Leistung hat das in 95% der Fälle nichts zu tun. Man wird sich also schon überlegen müssen, zu welchem Niveau man das Urheberrecht herunterpervertieren will.
All die (echten oder Möchtegern-)Juristen, die mir Fehlerhaftigkeit vorwerfen, übersehen dabei noch ein ganz anderes Problem, das bisher gar nicht angesprochen wurde. Eben jeder § 72 UrhG, auf den sie alle so zeigen, bezieht sich nicht auf Bilder, sondern auf „Lichtbilder”. Der Begriff war im 19. Jahrhundert der Vorläufer des Begriffs Photographie, in der Nazizeit wurde er in die Rechts- und Gesetzessprache übernommen, und ist damit auch am damaligen technischen Stand entstanden.
Was ist ein Lichtbild?
Der Gesetzgeber hat es meines Wissens versäumt, das zu definieren. Aber der Bundesgerichtshof hat es getan, in dem Urteil über Bibelreproduktionen, dessen Volltext ich noch nicht in die Finger bekommen konnte. Nach der Definition des BGH von 1990 ist ein Lichtbild ein Bild, das unter Benutzung strahlender Energie erzeugt wird, ohne dabei den Anforderungen herkömmlicher Fototechnik entsprechen zu müssen. Weshalb darunter auch ein Röntgenbild fiele.
Nehmen wir das mal so hin. Das erinnert im Ansatz an die Camera Obscura. Es wird also durch Strahlung ein Abbild geschaffen. Es wird ein irgendwie bildwerfendes Verfahren benötigt. Auf die Art des Auslesens (Film, Sensor, …) kommt es damit nicht an. Für ein RAW-Image würde ich das ohne weiteres für erfüllt halten.
Nur: Der ganze Klimbim, den heutige Kameras so treiben, das modifizieren, umrechnen, korrigieren, komponieren, erzeugt Bilder, die nicht mehr durch Strahlenenergie, sondern durch Berechnung hergestellt werden.
Wenn die Kamera da etwas zusammenrechnet, was nicht vorher als Abbild bestanden hat, dann ist es juristisch kein Lichtbild mehr.
Man könnte es als Werk, Bearbeitung usw. ansehen. Aber wer ist der Künstler? Der „Knopfdrücker” hat nichts dazu beigetragen.
So einfach, wie es sich viele Juristen machen, ist es also nicht.
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Die Alpha-100 hatte ich im set mit dem Sony-Superzoom (habs gerade nicht zur Hand, 28-200 oder sowas) gekauft, das war aber auch nicht so wahnsinnig gut (angeblich von Tamron für Sony gefertigt, und Tamron kann das eigentlich halbwegs), aber die Super-Zooms sind eh sehr qualitätsbeschränkt (gleichwohl deutlich besser als ihr Ruf in Foto-Foren). Alles andere waren alte Objektive, denn ich hab die Alpha ja nur gekauft, um den alten Haufen Objektive weiter verwenden zu können (hauptsächlich als Student und Uni-Mitarbeiter so zwischen 1987 und ca. 1995, teils bis 2004 gekauft).
Ich sag’s mal so: Die drei besten Objektive, die ich für die habe, und die einigermaßen scharf sind, sind ein altes Minolta 50mm, das noch viel ältere 28-135 (Metallgehäuse, noch aus der Zeit der Minolta 7000) und ein Sigma Macro 90mm. Alles andere ist eigentlich Schrott. Insbesondere die Sigma-Objektive zersetzen sich und sind eigentlich außer den nach 2000 gekauften alle unbrauchbar geworden bzw. mit Isolierband notdürftig geflickt (siehe dazu alte Blog artikel, diesen und diesen, die verlinkten Bilder sind aber nicht mehr auf dem Webserver).
Mit der Sony und diesen Objektiven hab ich unheimlich viel Ausschuß produziert, weil die einfach das nicht gefaßt hat, was ich fotografieren wollte. Die Nikon tut das ziemlich gut. Hat aber auch viel mehr gekostet, muß man fairerweise eben sagen. Hätte ich mir die dicke Sony mit den Zeiss-Objektiven gekauft, hätte das auch anders ausgesehen.
Ich gebe dir absolut Recht damit, die Frage nach der Bildqualität als Kette zu beschreiben, bei der das schwächste Glied entscheidet.
Die generelle Kritik am Merkspruch sehe ich nicht ganz so berechtigt, es ist eher eine Kontextfrage. Vermutlich hast du das bei Diskussionen um teure Objektive oder um das jeweils bessere Kameramodell zweier Hersteller gehört. Da passt es nicht und ich stimme dir zu.
Im Grunde bin ich aber doch geneigt, dem Spruch eine gewisse Wahrheit zuzusprechen, nämlich dort wo er tatsächlich passt.
Eine Bekannte von mir ist Fotografin, halb professionell, hat gut geheiratet und hat Zeit und Geld für Engagement im Fotoclub. Ich war auch mal auf einer Ausstellung von denen gegen Ende der analogen Ära und bin, da selbst fotobegeistert, mit einigen von denen ins Gespräch gekommen. Die meisten hatten richtig Asche in ihre Ausrüstung investiert. Viele waren mit der EOS 1 unterwegs, einer sogar mit der damals brandneuen Nikon F5 (ich glaube es war die F5, farbgewichtete Matrixbelichtungsmessung und solches Zeugs, irre Serienbildgeschwindigkeit etc.). Natürlich wussten die auch, dass man an sowas kein billiges Objektiv dranschraubt. Entsprechend hatten einige locker zehntausend Mark nur in kleinen und mittleren Festbrennweiten mit
Nee, den Spruch hab ich schon so häufig gehört und gelesen…
Hadmut,
“Jeder Handwerker und sogar jeder etwas ambitioniertere Heimwerker weiß, daß es da ganz wesentlich auf gutes Werkzeug ankommt.”
Nein – Es kommt auf zur Aufgabe _passendes_ Werkzeug an. Das ist ein Unterschied. Was ist hier schon “gut”?
Selbst mit einer technisch eher minderwertigen Kamera lassen sich hervorragende Fotos machen. Erst recht mit einer “veralteten” Kamera. Ein guter Fotograf wird die begrenzten technischen Möglichkeiten in seine Bildgestaltung einbeziehen.
Daß moderne Kameras mehr und einfachere Möglichkeiten der Bildgestaltung bieten ist richtig – aber geschenkt. Technischer Fortschritt eben.
@Lars: Da fällst Du auf eine ganz erhebliche Konstruktionseigenheit herein: Den Sweet Spot.
Beim heutigen Stand der Technik kann nahezu jeder Hersteller für wenig Geld ein (insbesondere Zoom-) Objektiv herstellen, das bei einer ganz bestimmten Einstellung gute Bilder liefert. Das nennt man den sogenannten „Sweet Spot”. Und ruft bei den meisten Leuten den Irrtum hervor, daß eine minderwertige Kamera auch gut wäre, weil man mit ihre hervorragende Fotos machen kann. Aber eben nur bei ein oder zwei Einstellungen oder einem engen Bereich.
Das Nikon 24-70 2.8 ist beispielsweise bekannt dafür, daß es eben keinen „Sweet Spot” hat, sondern durchgängig nahezu gleichartig sehr gute Qualität liefert. Das kostet eben.
Es gibt auch sehr viele Objektive, die gute, scharfe Bilder liefern, wenn man auf Blende 8 abblendet. Damit verliert man aber Lichtstärke und bekommt viel Schärfentiefe. Blendet man nicht ab, trennt sich die Spreu vom Weizen.
Zu sagen, daß sich auch mit einer eher minderwertigen Kamera hervorragende Fotos machen lassen, geht daher am Problem vorbei. Die Frage ist nämlich, ob sich der Fotograf danach richten muß, was die Kamera kann, oder ob die Kamera mitmacht, was der Fotograf machen will.
Ups, versehentlich auf Senden gekommen 😮
Eine EOS 5 war bei den Leuten das untere Ende der Fahnenstange.
Der Witz an der Sache war, dass sich fast alle einig waren, dass ausgerechnet der Kerle mit der EOS 5 und einer hand voll besserer Zoomobjektive die mit Abstand besten Bilder gemacht hat.
Da stimmte die Bildgestaltung, die Ausschnittswahl, die Kombination aus Blende und Belichtung, die Sache war rund. Der hatte ein Auge für das Motiv und machte mit einer Ausrüstung für ein Viertel des Geldes bessere Fotos. An den Filmen lags nicht, normale Standardware, belichtet haben wohl alle selbst im clubeigenen Labor.
Umgekehrt geht es natürlich auch. Auf der Arbeit liegt eine EOS 550D im Schrank, mit stabilisertem Kit-Objektiv. Kein Profiwerkzeug, aber wenn man ohne große Ambitionen mal ein paar Fotos von den Veranstaltungen im Haus machen will oder mal irgendwas fotografieren will, was man besichtigt, sollte das schon überdimensioniert sein.
Ich würd ja gern das worst-of der letzten Weihnachtsfeier posten, wo man sieht wie Leute es nicht mal hinbekommen eine Gruppe posierender Kollegen scharf zu stellen. Und die Leute waren noch alle nüchtern! Ich hatte extra auch vorher Fokus- statt Auslösepriorität eingestellt…
Wenn man per se Äpfel mit Birnen vergleicht und für Sportfotografie die aktuelle 1D mit einem zehntausend Euro Objektiv gegen eine 5000D mit einem Tamron 28-400mm antreten lässt, macht der Fotograf das Bild.
Es gibt so viele Dinge beim Fotografieren, die auch heute nicht mit der Technik erschlagen werden können, die aber elementar sind. Natürlich kannst du mit einer richtig guten 18MP Kamera hinterher den Ausschnitt ziemlich frei über Beschneidung wählen, während bei 10MP besser nur das drauf ist, was bleiben soll. Der gemeine Fotolaie sieht aber so oder so selten, was ein richtig guter Bildausschnitt wäre. Mehr Beispiele auf Nachfrage.
Ich würde den Satz daher eher prinzipiell so auslegen, dass nicht teures Equipment nichts bringt und die Unterschiede kaum relevant sind, sondern dass es nur hilft, wenn man weiß, was man tut. Vermutlich wird so eine Floskel im Moment auch deshalb Konjunktur haben, weil in den letzten Jahren jeder zweite Idiot mit einer DSLR rumläuft, aber nicht mal was, wie er auf Zeit- oder Blendenautomatik stellt, geschweige denn, wozu man es machen sollte.
Kann es vielleicht wirklich sein, dass dir der Spruch ein paar Mal im falschen Kontext an die Birne geklatscht wurde und und jetzt zumindest teilweise auch rein aus Prinzip ein wenig Aggression hervorruft?
ich bin da eher bei lars’ aussage – es kommt darauf an, was man für bilder machen will. die wahl der kamera ist schon auch ein interessanter teil des kreativen und technischen prozesses, oder nicht?
beispiele, naheliegend: wenn ich einen polaroid-look haben will, dann ist es meines erachtens weit hübscher, das auf echtem sofortbildfilm zu machen, als danach in der post so nen look drüberzurechnen. das ergebnis ist wärmer, wirkt echter. ebenso ist die grandiose hasselbladmaschinerie für wahnsinnig viele sujets ungeeignet, weil zu unhandlich und/oder langsam. oder dieser tolle, ursprüngliche look der leica-objektive zum beispiel an der M9: toll, absolut ein mittel des ausdrucks und erzeugt einen look, der mit worten schwer zu beschreiben ist, der irgendwie an analoge zeiten erinnert. tolle kamera für reise und reportage, aber zum beispiel in der mode oder werblichen peoplefotografie nur ganz schwer einsetzbar.
aber wenn ich so die postings oben gegenlese, reden wir gerade ein wenig aneinander vorbei, fürchte ich. alles was ich in die waagschale werfe, ist in irgendeiner art professionelles handwerkszeug. bei nem systeminternen vergleich wird die “teure” dslr den 800 euro kit natürlich um welten dominieren – und da zählt dein sweetspot-einwand sicherlich. aber ich glaube nicht, dass lars das gemeint hat.
ansonsten bin ich natürlich auch ganz bei hanz moser – das beste equipment nutzt einem nichts, wenn man nicht damit umzugehen weiß. und andererseits sind mit ganz einfachem equipment schon großartige bilder entstanden, die die jahrzehnte überdauern. “qualität” ist eben weit mehr als schärfe, durchzeichnung oder bokeh – vielleicht solltest du deine bilder mit mehr herz und weniger gnadenloser analytik nochmal beurteilen? dann kann man, bzw. ich, auch über ausgefressene wolken ganz locker hinwegsehen. denn das schöne ist ja: wo was fehlt, ist platz für die interpretation, die lücke zu füllen. 🙂
@leo_b: Die eigenen Bilder mit mehr Herz und weniger Analytik zu betrachten ist einer der meistgemachten Fehler. Denn das „Herz” beruht auf der persönlichen Beziehung zu dem Bild, ist mit Erinnerungen usw. verbunden. Das ist schön, wenn man das Bild für sich selbst an die Wand hängt.
Hat man aber zum Ziel, das Bild für jemand anderen an die Wand zu hängen (und zu hoffen, daß er es anschaut), dann heißt das, daß es jemand anschauen soll, der nicht diese persönliche Beziehung und nicht den Kontext zum Bild hat.
Ein gutes Bild sollte eigentlich ohne jeden erläuternden Text auskommen. Das heißt, man erwartet von einem völlig Fremden, der überhaupt nichts über das Bild weiß und aus einem anderen Kontext stammt, daß er nicht nur einen flüchtigen Blick drauf wirft, sondern stehen bleibt und es betrachtet. Warum sollte er das tun? Das zu hinterfragen ist Analytik, nicht Herz.
Dazu kommt, daß der Betrachter von heute im Gegensatz zu dem von – sagen wir mal 1980 – mit einer Fülle an hoch- und höchstqualitativen Bildern versorgt und verwöhnt ist. Die Reizschwelle hat sich verschoben. Sowas muß man einfach wissen.
1960 war ein Bild einer nackten Frau noch ein Skandal, ohne daß es auf die Bildqualität ankam.
1980 war ein Bild eines Toten noch ein Skandal, ohne daß es auf die Bildqualität ankam.
Was aber wäre heute noch ein Skandal?
Hm. Ich entnehme dem langen Text, dass es bei kaum einem Foto eine Schöpfungshöhe gibt, die dem Fotografen zuzurechnen wäre.
Aber einerseits erfordert es dann zum Teil einen Profi, um anhand eines Bildes zu beurteilen: Wann wurde das Bild mit einer Kamera gemacht – ist es alt, dann kann es, weil die Kameras noch nicht so weit waren, als Werk gelten, während es, ist es neueren Datums, nur noch Massenware ist. Der Rechtssicherheit tut man so keinen Gefallen.
Zweitens hatte ich bislang nicht den Eindruck, dass es auf die Schöpfungshöhe überhaupt wesentlich ankäme. Wenn 30 Schüler ihren Schulaufsatz “Mein schönster Ferientag” schreiben, ist das auch schon ein Werk, auch wenn man das meiste niemandem zumuten kann – außer dem Deutschlehrer. Es dauert länger, aber das macht die Quantität aus, nicht die Qualität.
Wenn man den Aufwand belohnen will, den jemand getrieben hat, dann bleiben dennoch viele Fragen offen.
Ein professioneller Sportfotograph hat viel arbeiten müssen, um heute ein Equipment zum Einsatz zu bringen, dass die Arbeit zum Großteil alleine macht – mal unterstellt. Die Arbeit liegt also zum Teil im Werkzeug vor – ist jetzt jedes Bild, dass damit gemacht wird, geschützt?
Dann hat der Fotograf Erfahrung, und macht die Kameraeinstellungen im Schlaf. Er beachtet automatisch den Stand der Sonne, wenn er sich einen Standpunkt sucht, und hat einen Riecher für’s sportliche Geschehen, um im rechten Moment draufzuhalten. Aber da er nicht Wassertropfen auf Trauben im Studio drappiert ist er nach wie vor vom Zufall abhängig. Verdeckt der Torhüter im letzten Moment den Schützen, Schaut der Sportler in seine Richtung oder nicht. Dadurch, dass er 1000 Fotos am Tag macht, sind 10 gute dabei, und ein- oder zweimal im Jahr das Spitzenfoto, wo alles stimmt, und dem Sportler im Moment, da er den Staffelstab verliert, die Gesichtszüge entgleisen.
Dises eine Foto hat auch nicht mehr Arbeit erfordert als die anderen, aber es insofern nicht zufällig, als die beharrliche Arbeit eben gelegentlich solche Treffer erwartbar macht.
Mit diesem Foto kann er aber ein Geschäft machen, wenn es schützbar ist.
Im Ausnahmefall macht Hein Blöd ein ähnliches Foto, das v.a. wegen des glücklichen Moments überzeugt, auf dem aber schon interessierte Laien einen Qualitätsunterschied zum Profifoto ausmachen. Nur – wenn auf dem Profifoto der Staffelstab noch sicher in der Hand zu liegen scheint, und im nächsten Moment der Kopf schon weggedreht ist, dann will der Sportbuchverlag oder Kalenderhersteller vielleicht doch lieber das technisch schwächere Foto?
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Zurück zum vorliegenden Fall: Wenn Hein Blöd eine Webseite macht, und da die Burg seiner Gegend zeigen will, und es auf ein Profibild nicht ankommt, dann soll er doch einen Wochenendausflug dahin machen, und das Foto selbst machen.
Oder er fragt Leute, die die Burg im Foto haben, ob er es verwenden darf. Wenn ihm das zuviel Aufwand ist, dann soll er es halt lassen, dann scheint es ja nicht so wichtig. Es ist ja nicht so, dass der Fotograf per einstweiliger Verfügung erwirkt hätte, dass niemand sonst die Burg von dem Standpunkt aus fotografieren darf.
Nein, @Hadmut, ich glaube nicht, daß ich da auf etwas hereingefallen bin.
Ein Bild, ein Foto, wird ganz wesentlich bestimmt von der Wahl des Motives (an sich), des Ausschnittes, des Standortes usw. usf. Die Technik beschränkt hier eventuell die Auswahlmöglichkeiten – ist aber *hier* ansonsten vollkommen irrelevant. Das sind originäre Aufgaben des Fotografen. Weiter geht’s mit dem Licht. Der tollste Studioblitz ist Tand, wenn der Fotograf nicht weiß, wie er ihn zielführend einsetzt. Von Tageslicht will ich an dieser Stelle erst gar nicht anfangen.
Wo steht geschrieben, daß ein Foto scharf sein muß? Wo steht geschrieben, daß ein Foto keine ausgefressenen Lichter und keine abgesoffenen Schatten haben darf?
Wenn die Bildwirkung, die Bildaussage, in sich stimmig ist, dann ist die eingesetzte Technik vollkommen zweitrangig.
Eine bescheuerte Motivwahl wird durch die Verwendung eines erstklassigen Objektives keinen Deut besser. Ein beknackter Ausschnitt ist auch in hoher Auflösung nur ein beknackter Ausschnitt.
Aber umgekehrt können “technische Unzulänglichkeiten” ein gut gewähltes Motiv in stimmigem Licht nicht kaputt machen. Im Gegenteil: Häufig wird das Foto erst genau durch diese “Unzulänglichkeiten” so gut, wie es ist.
Man muß lernen, ein Foto – so wie jedes Bild – als Ganzes zu betrachten. Pixelzählereien sind machmal interessant. Meistens aber albern.
Ach ja: Die Kamera wird *nie* mitmachen, was der Fotograf will. Weder die Billige, noch die Teure, weder die Alte, noch die Neue. Weil die Ansprüche mit den Möglichkeiten steigen.
@Lars: Du redest meilenweit am Thema vorbei.
Du redest davon, was der Fotograf können muß.
Ich rede davon, daß die Kameras immer mehr können.
Du redest davon, wie der Fotograf gute Bilder macht.
Ich rede davon, daß die Kamera an schlechten und mittelmäßigen Bildern heute schon einen nicht mehr zu vernachlässigenden Anteil hat, der die Leistung des Fotografen in Abrede stellt.
Hintergrund war, daß einige Juristen und andere Leute behaupten, daß jedes Bild geschützt wäre, schon wenn man nur auf den Knopf drückt. Und ich dagegen hielt, daß ein gewisse Mindestleistung gefordert ist, die nicht jedes Bild erfüllt, weil es eben aufgrund der steigenden Kameraleistung nichts mehr erfordert, auf den Knopf zu drücken.
Ich habe auch nicht gesagt, daß ein Bild unbedingt scharf sein muß und keine ausgefressenen Schatten haben darf, sondern daß die Kamera inzwischen einen wesentlichen Anteil daran hat, wenn das Bild scharf ist und nicht ausgefressen. Und zweifellos ist das Bildqualität. Ein Bild muß das nicht haben, aber die Qualität wird daran gemessen. Und wenn Du fragst, wo das geschrieben steht: In den Qualitätskriterien der Bildagenturen, Wettbewerbe, Gallerien usw.
Du redest davon, daß Bildwirkung und Bildaussage wichtiger als Technik sind. Schön.
Hintergrund war aber die Frage, welchen Wert die Bilder am unteren Rand des Spektrums haben, nämlich die, die nicht über Bildwirkung, Bildaussage usw. verfügen. Hinhalten, draufdrücken, halbwegs scharf. Ob man diese Bilder noch als wesentliches Werk des Fotografen ansehen oder der Kamera einen Teil der Leistung zuschreiben kann. Und dazu habe ich erläutert, welche zunehmende Rolle die Kamera spielt und die Kamera keineswegs irrelevant ist, wie viele sagen. An objektiven Kriterien gemessen.
Und nun kommst Du daher und meinst einerseits, daß es doch auf Schärfe usw. gar nicht ankäme – stellst also quasi in nicht mehr greifbarer Weise in Abrede, daß es überhaupt objektive Qualitätskriterien gibt – behauptest aber gleichzeitig, daß man die Blitzanlage beherrschen muß, es also doch wieder auf die Qualität des Bildes ankommt.
Ich verstehe überhaupt nicht, was Du sagen willst. Und habe den Eindruck, daß Du es auch nicht verstehst.
Ein beknackter Ausschnitt ist auch in hoher Auflösung nur ein beknackter Ausschnitt. Sagst Du. Stimmt genau. Was aber bleibt dann an dem Bild noch als Leistung des Fotografen, wenn der Rest, nämlich Belichtung und Schärfe, von der Kamera kommt? Was ist an einem solchen Bild eine schützenswerte Leistung? Eigentlich bestätigst Du mich damit, hältst es aber für ein Gegenargument, weil Du mich nicht verstanden hast.
Natürlich wird eine bescheuerte Motivwahl durch die Verwendung eines guten Objektives nicht besser. Aber früher hätte ein solcher Fotograf auch Schärfe und Belichtung nicht hinbekommen, das Bild wäre Müll gewesen. Heute macht das die Kamera und das Bild ist immerhin ein schlechtes Bild, obwohl der Fotograf nicht mehr kann. Aber die Juristen wollen dem Schutz gewähren, obwohl kein Deut mehr Fotografenleistung drin steckt, die Mehrleistung gegenüber früher allein von der Kamera kommt.
Du bestätigst ja genau, was ich sage. Nämlich daß das Bild ohne Fotografenleistung nichts taugt. Weil es aber durch den Kamerafortschritt gemessen an den objektiven Kriterien überhaupt zu einem vorzeigbaren Bild kam, wollen die Juristen dem Schutz gewähren, eben weil sie sagen, daß es auf das, was Du ansprichst, nämlich Fotografenleistung wie Bildausschnitt, gar nicht ankäme. Die Juristen fingieren eine Urheberleistung auch da, wo nur eine Kameraleistung vorliegt.
Das ist ja gerade das, worauf ich hinauswill, und was Du eigentlich bestätigst ohne es zu merken: Zum guten Bild gehört der Fotograf. Zu einem Bild, was die Juristen schützen wollen, reicht aber schon die Kameraautomatik, ohne jede Fotografenleistung. Das führt dazu, daß es auf die Fotografenleistung nicht mehr ankommt.
Ehrlich gesagt, mag ich es nicht so sonderlich, wenn die Leute hier lange Kommentare abgeben und eine lange Kommentarliste erzeugen, das aber dann windschief zum Thema steht.
Und ich mag es auch nicht, wenn Leute meinen, mich zu widerlegen, es aber nicht tun, weil sie sich nicht mit dem Problem befasst haben.
Denk doch bitte mal nach bevor Du hier reihenweise Kommentare losfeuerst und längliche aber nutzlose Diskussionen betreibst.
@Hadmut,
“Ich verstehe überhaupt nicht, was Du sagen willst. Und habe den Eindruck, daß Du es auch nicht verstehst.”
Ich will gar nicht bestreiten, daß ich manchmal gar nicht so richtig weiß, was ich eigentlich sagen will. Warum sollte es mir besser gehen, als Anderen?
“Ein beknackter Ausschnitt ist auch in hoher Auflösung nur ein beknackter Ausschnitt. Sagst Du. Stimmt genau. Was aber bleibt dann an dem Bild noch als Leistung des Fotografen, wenn der Rest, nämlich Belichtung und Schärfe, von der Kamera kommt?”
Die Wahl eines nicht-beknackten Ausschnittes. Die nimmt ihm die beste Technik nicht ab.
“Was ist an einem solchen Bild eine schützenswerte Leistung?”
“beknackter Ausschnitt” ist absolut subjektiv; liegt einzig im Auge des Betrachters. Was für mich der totale Müll ist mag für Andere genial sein – und umgekehrt. Wer darf/soll nun bestimmen, welcher Ausschnitt beknackt ist und welcher nicht? Ich, Du – oder doch lieber die Anderen?
“Eigentlich bestätigst Du mich damit, hälst es aber für ein Gegenargument, weil Du mich nicht verstanden hast.”
Vielleicht meine ich es gar nicht als Gegenargument? Vielleicht halte ich nur Deine Betrachtungsweise für viel zu techniklastig? Vielleicht stimme ich Dir, was den juristischen Mumpf betrifft, sogar zu bin aber der Meinung, daß es nicht so einfach ist, wie Du oder ich es gerne hätten?
“Und ich mag es auch nicht, wenn Leute meinen, mich zu widerlegen, es aber nicht tun, weil sie sich nicht mit dem Problem befasst haben.”
Ich habe mich schon vor Monaten mit genau diesem Thema beschäftigt. Ohne zu einem abschließenden Ergebnis zu kommen. Vielleicht kannst Du mir ja auf’s Pferd helfen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
> “Die Wahl eines nicht-beknackten Ausschnittes. Die nimmt ihm die beste Technik nicht ab.”
VERDAMMT NOCHMAL! Hör doch endlich mal auf mit diesem bescheuerten Kommentar-Ping-Pong. Ich komme mir vor, als würde ich mit Weizenbaums Eliza reden. Alles was ich sage, wird von Dir einfach ohne Nachdenken umformuliert und reflektiert, als würde ich einen Gummiball gegen die Wand werfen.
Du tust so als würdest Du erwidern, drehst Dich aber nur im Kreis und wiederholst Dich in einer Endlosschleife – gleichzeitig widersprichst Du dir selbst und änderst Deine Aussagen, um eine Art argumentativ laufenden Keiler zu bilden.
Natürlich ist es Aufgabe des Fotografen, einen guten Bildausschnitt zu wählen. Wo aber ist die Leistung, wenn der Bildausschnitt nicht gut ist?
Jetzt kommst Du plötzlich daher, mit Deinem eigenen Bildausschnitt-Argument, und sagst etwas anderes, nämlich daß er subjektiv wäre, im Auge des Betrachters. Also gar nicht vom Fotografen abhängig, wo Du eben noch gesagt hast, es wäre dessen Leistung. (Was übrigens auch nicht stimmt, über Bildaufbau kann man sehr viel lernen, der ist lange nicht so subjektiv, wie Du jetzt unterstellst.)
Ich sage es nochmal: Ich mag es nicht, wenn mir die Kommentare mit solchem selbstwidersprüchlichen Zeug in die Länge gezogen und andere Leser damit abgeschreckt werden. Hier geht es um Kommentare zu einem Blog-Artikel und nicht um ein offenes Forum.
Überleg Dir doch bitte erst mal, was ich gesagt habe, und was Du dazu sagen willst.
“Natürlich ist es Aufgabe des Fotografen, einen guten Bildausschnitt zu wählen. Wo aber ist die Leistung, wenn der Bildausschnitt nicht gut ist?”
Das ist einfach die falsche Frage. Oder kennst Du eine Möglichkeit einen guten von einem schlechten Bildauschnitt *allgemeingültig* zu unterscheiden? Was Du für “gut” hältst mag für Andere der größte Mist sein. Und umgekehrt. (Ich schrieb bereits was dazu.)
“Jetzt kommst Du plötzlich daher, mit Deinem eigenen Bildausschnitt-Argument, und sagst etwas anderes, nämlich daß er subjektiv wäre, im Auge des Betrachters.”
1. versuche ich es meistens mit eigenen Argumenten, 2. wüßte ich nicht, wo ich schon mal etwas Anderes geschrieben habe und 3. ist es einfach so.
“Also gar nicht vom Fotografen abhängig, wo Du eben noch gesagt hast, es wäre dessen Leistung.”
Auch der Fotograf ist in dieser Hinsicht erstmal “nur” ein Betrachter. Anschließend versucht er sein subjektives Bild umzusetzen. Das ist dann seine Leistung.
“(Was übrigens auch nicht stimmt, über Bildaufbau kann man sehr viel lernen, der ist lange nicht so subjektiv, wie Du jetzt unterstellst.)”
Jaja. Über Bildgestaltung wurden schon massenhaft Bücher vollgeschrieben. Arme Bäume!
Letztlich gibt es aber keine allgemeingültigen Regeln. Du hast einen subjektiven Stil. Den kannst Du verbessern, ausbauen, ändern, entwickeln. Es bleibt trotzdem Dein individueller, persönlicher, subjektiver Stil.
Andere haben einen anderen Stil.
Du kannst für Dich festlegen, was Dir persönlich mehr zusagt. Du kannst es nicht allgemeingültig festlen. Es gibt so gut wie keine objektivierbaren Kriterien. Ist ein Bild, welches dem Goldenen Schnitt folgt in jedem Falle gut und eins, was das nicht tut in jedem Fall schlecht? – Also.
Man kann ja noch nichtmal unterscheiden, ob ein Bild im Goldenen Schnitt Ergebnis einer bewußten Gestaltung oder purer Zufall war.
> “Oder kennst Du eine Möglichkeit einen guten von einem schlechten Bildauschnitt *allgemeingültig* zu unterscheiden?”
Ja.
Das sind Grundregeln, die man zum Fotografieren lernen und kennen muß. Das sind die Hauptlinien als Halbierende, die Diagonalen, die Drittel und ganz wichtig, der goldene Schnitt. Es gibt jede Menge gute Lehrbücher darüber. Und längst nachgewiesen, daß das tatsächlich so ist. Wann ein Bild als ruhig und wann als dynamisch empfunden wird.
Schau mal auf die aktuelle Apple-Webseite mit der Trauernachricht zu Steve Jobs. Perfekt aufgeteilt.
Das ist einfach Grundwissen in Bildgestaltung, das man haben muß. Alles andere ist Stochern im Nebel. Und so aus der Laiensphäre heraus zu postulieren, daß das eh alles subjektiv ist und im Auge des Beobachters liegt, und damit sowieso nicht meßbar wäre, ist eben laienhaft. Es gibt soviele hervorragende Bücher darüber.
Deshalb bringt es auch nichts, wenn Du da jetzt endlos drüber ventilierst und spekulierst, wenn Du dich damit noch nie näher befaßt hast. Man kann nicht daraus, daß man sich noch nie damit befaßt hat, folgern, daß es da nichts gäbe und es subjektiv und willkürlich wäre. Sowas gehört einfach zum Fotografieren-Lernen, und die Bilder werden drastisch besser und ansprechender, wenn man das weiß und beachtet. Und dann kann man auch bewußt (aber eben nicht zufällig) auch mal davon abweichen („Der Meister zerbricht die Form”).
Siehe auch https://www.danisch.de/blog/2011/07/20/kulturell-bedingte-fundamentaleigenschaften-der-asthetik/
…davon abgesehen ließe sich auch da schon wieder diskutieren, welchen Anteil die Kamera daran hat, denn in den besseren Kameras sind eben diese Grundlinien im Sucherbild angezeichnet oder einblendbar. (Rate mal, warum…)
@Lars: Da, guck, schon wieder ein neues Buch dazu herausgekommen:
http://www.digitalkamera.de/Meldung/_Fotografieren_lernen_Band_2_von_Cora_und_Georg_Banek/7374.aspx
Das, wovon Du sprichst, das sind keine Regeln. Es gibt nämlich keine. Es handelt sich um Lehren. Denen man folgen kann – oder auch nicht.
Satz 1: WENN das Hauptmotiv im Goldenen Schnitt steht, DANN wirkt das Bild ausgeglichen und harmonisch.
Satz 2: WENN das Bild nicht ausgeglichen und harmonisch wirken soll, DANN sollte das Hauptmotiv nicht im Goldenen Schnitt stehen.
Sind beide Sätze richtig?
Wenn ja, was meinst Du, welcher der beiden Sätze ergibt das “bessere” Bild?
Fotografie ist ein kreativer Prozeß. Der verträgt sich nicht mit Dogmen.
@Lars: Wieder falsch.
Es sind weder Regeln, noch sind es Lehren oder Dogmen. Es sind Erkenntnisse.
Kein Mensch erwartet von Dir, daß Du ihnen folgst. Das tut man nämlich allein im eigenen Interesse.
Man erwartet aber von einem Fotografen, daß er sie kennt.
Und nicht daß er sie befolgt, sondern daß er sie ausprobiert.
Beide Sätze sind übrigens falsch und zeigen, daß Du dich damit nie beschäftigt hast.
Der Satz muß heißen, daß wenn das Bild ausgegelichen und harmonisch wirken soll, es aber nicht tut, es daran liegen kann, daß das Hauptmotiv an einer ungeeigneten Stelle ist. Und eine naheliegende, an der man es probieren sollte, eben der GS ist.
Und man baut ein Bild auch nicht so auf, daß es unausgeglichen oder unharmonisch wirken soll. Das ist Quatsch. Man baut ein Bild dann so auf, daß es dynamisch, unruhig, im Kontrast, im Gegensatz usw. steht.
Und jetzt kriegst Du hier die gelbe Karte, denn ich habe nicht die allergeringste Lust, mich mit Dir über etwas auseinanderzusetzen, was Du offenbar noch gar nicht kennst. Du mußt es weder mögen noch für richtig halten. Aber wir können nicht darüber diskutieren, solange Du es nicht kennst. Und es für Dogmen oder Lehren zu halten, ist einfach dummes Zeug. Und daß Fotografie als „kreativer Prozeß” auf sowas verzichten könnte, ist auch Unfug. Kreativität setzt nämlich nicht voraus, alles zu ignorieren. Was Du beschreibst ist nämlich Ignoranz.
Ich habe aber wirklich nicht die Zeit (und auch überhaupt keine Lust), mich mit Dir darüber zu streiten. Es bringt mir auch gar nichts.
Also such Dir jemand anderen, der mit Dir darüber streiten will. Mach Du Deine Bilder, wie Du es für richtig hältst, und laß mich meine machen. Aber laß mich mit der Stänkerei in Frieden. Wenn Dich Bildaufbau nicht interessiert, dann laß es doch schlicht und einfach bleiben. Zwingt Dich doch keiner dazu.
Angenommen die Leistung des Fotografen zählt, wie beweisen wir das anhand des Bildes?
Selbst beim Profi ist das fertige Foto selten das gleiche wie das was die Kamera aufgenommen hat (zB. Landschaftsbilder). Die eigentliche Arbeit steckt oft in der Nachbearbeitung.
In den verschiedenen Diskussionen der letzten Tage wurde ja auch oft erwähnt dass in Journalismus Bereich meist nur viele Bilder gemacht werden und die wertvollen in Endeffekt purer Zufall / Glück (und Qualität der Kamera) sind, womit der urheberrechtliche Anspruch wacklig wird.
Beim Fotoshooting mit Models greift ja ohnehin schon das arrangieren (abgesehen von der Nachbearbeitung).
@Eldoran: Natürlich eine gute Frage. Aber es ist ja nicht so, daß man das Recht immer so auslegen kann, wie man es dann am einfachsten verwenden kann.
Nachbearbeitung ist sowieso nicht ganz einfach, weil das ja dann nicht mehr durch Strahlenenergie gebildet und damit kein Lichtbild im Sinne des Gesetzes mehr ist.
Beim Shooting mit Models kommen deren Rechte noch ins Spiel…
Also irgendwie klingt diese ganze Schlacht um technische Details von Kameras oder den mit ihr produzierten Bildern nach dem Motto: Je teurer (und besser) die Kamerausrüstung, um so mehr hat der Kamerabesitzer Anspruch auf Urheberrechte.
Es gibt die geschützte Berufsbezeichnung “Fotograf”, ist ein Lehrberuf der Handwerksrolle. Und es gibt den geschützten Beruf des “Foto-Designers”, der ein Studium voraussetzt. “Foto-Journalist” kann sich beispielsweise jeder nennen, der ne Kamera hat und knipsen kann. Meine Nachbarin kann Kuchen und Torten backen, die jede Konditorei in die Knie zwingen – sie hat es aber nicht offiziell gelernt und darf sich weder Bäckerin, noch Konditorin nennen. Sie ist aber trotzdem klasse. Natürlich ist es wichtig, das Basiswissen zu haben, aber mit der technischen Entwicklung wird so etwas weniger wichtig. Das ist wie diese unsägliche Ansage durch die ganzen Kochsendungen im Fernsehen, dass man nur ein guter Koch ist, wenn man eine Zwiebel in 24,5 Sekunden fein gewürfelt hat ohne sich die Finger abzuschneiden. Bei mir dauert das würfeln 1,5 Minuten, weil es mir egal ist, am Ende schmeckt das Essen trotzdem. Und selbst den Sternekoch-Juroren schmeckt, was da die Laien zusammenbrutzeln, egal wie lange die Zwiebel auf ihre Zerstückelung warten musste. Und ja, ich habe keine Ahnung von den technischen Begebenheiten von Blende und Belichtungszeiten, muss ich auch nicht, deshalb habe ich ja eine entsprechende Kamera.
Aber was macht denn grundsätzlich ein gutes Bild aus? Sicher, eine gute Ausstattung. Aber auch in der analogen Fotografie war es bereits eine “künstlerische” Entscheidung des Fotografen, welchen Film er für welche Fotosession wählt – ob 50 ISO oder 400, ob grobkörnig SW oder 6×6-Format. Warum sollte also die Wahl eines bestimmten Programmes weniger die Entscheidung des Fotografen sein? Bilder wurden auch damals in der Entwicklung nachbearbeitet, was soll daran schlechter sein, ob ich dies von Hand in der Dunkelkammer oder von Hand mit Photoshop erledige? Und Bildqualität ist nicht alles. Fotografen, die digital fotografieren, ist die Digitalaufnahme derart glatt, dass sie nachträglich beispielsweise eine Körnung zufügen, die Bildqualität also künstlich verschlechtern. Schlechte Bildqualität kann also allein kein Kriterium zum bewerten eines Bildes sein! Und damit käme ich zum zweiten Bereich, was ein gutes Bild ausmacht: Der Bildaufbau. Der muss nicht zwangsläufig nach den Grundregeln des Goldenen Schnitts usw. erfolgen, meistens macht es aber eben aus einem langweiligen Bild ein spannendes. Bildspannung ist ein “menschelndes” Element, das auch die beste und teuerste Kamera nicht alleine kann. Spannung erzeugen durch Anschnitte oder durch das wählen eines bestimmten Bildausschnittes oder durch das absichtliche falsch-setzen eines Unschärfebereiches. Einfach den Blick zu haben Dinge zu sehen, die auch anderen gefallen, nicht nur einem selbst. Das Bild zu gestalten, solange man noch durch den Sucher sieht, und nicht erst danach versucht aus einem schlechten Bild durch beschneiden und Filtermissbrauch noch irgendetwas herausholen zu wollen.
Damon Winter (http://damonwinter.com/) hat letztes Jahr für “The New York Times” eine aufsehenerregnde, ausgezeichnete Reportage von US Soldaten im Afghanistankrieg abgeliefert – fotografiert mit einem Apple iPhone (obwohl er auch im Besitz einer Canon EOS 5D Mark II ist): http://lens.blogs.nytimes.com/2010/11/21/finding-the-right-tool-to-tell-a-war-story/?hp
Was ist denn der Unterschied zwischen einem geknipsten Schnappschuss und einem richtig guten Bild? Das berühmte Bild von Albert Einstein auf der Rückbank eines Autos in Begleitung zweier Damen, als er dem Fotografen die Zunge rausstreckt, ist zweilfelsfrei ein richtig gutes, zeitloses Bild. Aber eben auch blos ein Schnappschuss – völlig unstrukturiert, keine Bildkomposition, völlig vom Zufall des Moments abhängig, absolut ungeplant.
Übrigens: Was deine Vermutung mit den Röntgenbildern beim Thema “Lichbild” anbetrifft, hast du vollkommen recht … Urheber einer Röntgenaufnahme ist der ausführende Arzt. Das ist auch der Unterschied zwischen einem “Lichtbild” und einem “Lichbildwerk”; ein “Lichbildwerk” hat noch die Vorraussetzung einer geistigen Schöpfung nach §2 UrhG, ein “Lichbild” ist eine eher rein technische Aufnahme, beispielsweise das polizeiliche “Blitzer-Foto”, eine Satelitenaufnahme oder eben eine Röntgenaufnahme.
Van Gogh oder Picasso hätten mit teureren Farben, Pinseln und Leinwänden auch nicht besser gemalt. Ich fahre auch nicht besser Auto, nur weil ich mir ein teures Auto mit allem Schnick-schnack kaufe, wenn ich diese Gimmicks nicht auch richtig bedienen kann. Und wer kein Blick für ein gutes Motiv hat, dem hilft auch die tollste Kameraaustattung nichts.
Ich kann der Newton-Anekdote auch heute noch voll und ganz zustimmen!
@Eldoran: Das gegenwärtige Urheberrecht geht wohl davon aus, daß es (oft) nicht bewiesen werden kann – und bevorteilt deswegen den Fotografen, was in gewisser Weise logisch ist.
Als Sony Alpha Nutzer muss ich leider zugeben, dass der Autofocus nicht das Beste an der Kamera ist. Wobei mich interessieren würde, welche Objektive das waren, da die eigentlich gar nicht so schlecht sein sollten.
Beim Test einer Alpha 230 musste ich allerdings festtellen, dass der jpeg-Algorithmus den SOAP-Effekt super beherrscht. Warum das so ist, weiss ich nicht, die Kleinbildformat-Sony’s haben das Problem nicht.
Zum Artikel:
Es stimmt natürlich, das die Kamera einiges ausmacht. Andererseits leigt vieles auch im Erkennen der Situation, der Lichtstimmung und des Blockwinkels. Da wäre das Bild mit einer Qualitätskamera zwar besser, aber auch eine nicht so gute Kamera kann die Situation gut einfangen.
Das sind aber Details. Das Hauptproblem bei Bildern im Netz ist eine Rechtsprechung, die noch im Fluss ist.