Kreativität wird überbewertet
Klar, man kann auf kreative Weise Gutes schaffen. Ohne Frage.
Es ist aber so in Mode gekommen, die Güte schon der Kreativität selbst zuzuschreiben und nicht erst deren Ergebnis zu bewerten, als sei nicht das Produkt, sondern bereits die Art der Herstellung unabhängig vom Ergebnis das Ziel. Als käme es nicht auf das Bild, sondern auf die Performance der Herstellung an. Als ob Kreativität selbst schon die Qualität wäre und damit jeglicher Qualitätsansprüche enthoben wäre. Wer kreativ ist, soll gut sein, weil er kraft Kreativität der Qualitätsanforderungen enthoben ist.
Und die zweite Mode ist, schon das reine Abweichen vom Herkömmlichen, vom Bekannten, vom Konventionellen für Kreativität zu halten – unabhängig davon, ob sie auf bewußtem Willen und eigenschöpferischem Handeln beruht oder schlichtweg auf Unkenntnis oder Unfähigkeit, wenigstens das herkömmliche Maß zu erreichen. Den Unterschied zwischen Kreativität und Inkompetenz hat man wegdiskutiert, in den meisten Fällen ist der Begriff Kreativität zum Euphemismus für Unfähigkeit herabgewertet worden.
Wie ich jetzt darauf komme?
Na, durch die unendliche Quelle der Weisheit für Informatiker. Durch den Dilbert von heute.
3 Kommentare (RSS-Feed)
Dilbert ist klasse!
Thema Kreativität : Hatte mal ein schönes Buch zum Thema. “Kreativität und Begabung”, Robert W. Weisberg. Wenn ich mich richtig erinnere, kommt die kreative Lösung nur von jemandem, der sich mit dem jeweiligen Thema ausserordentlich und lange beschäftigt hat und sich auf dem Sachgebiet auskennt. Letztlich ein echter Experte.
Über die Schein-Kreativen will ich nichts schreiben. Sie sind der Mühe nicht wert.
@Stefan: Genau richtig.
Es wird ja immer wieder mal (gerade auch von einem Kommentar zu einem Blogartikel sehr vehement) die Meinung vertreten, daß Kreativität ohne das Fachwissen auskäme (etwa in der Fotografie) und man das Wissen daher gar nicht erst bräuchte, um kreativ zu sein. Es hat sich aber so ein Zeitgeist-Phänomen (auch in der Kunst) gebildet, Dilettantismus als Kreativität auszugeben.
Oder um es anders auszudrücken, es gibt da diesen alten Spruch „Der Meister zerbricht die Form”, was es wohl gut trifft.
Vergleiche diese Betrachtung der Kreativität als nahezu inhaltsleeren Eigenwert ohne Maßstäbe doch mal mit damit, wie so die breite Masse der Einstufung von etwas als “neu” gegenübersteht.
Wenn man als Leser noch die von dir postulierte fast überall anzutreffende Abwesenheit der Sachkunde als gegeben sieht hat man eine hervorragende Erklärung dafür, warum diese Form der Kreativität erfolgreich ist.