Ansichten eines Informatikers

Telefonbücher, jede Menge Telefonbücher

Hadmut
17.10.2011 14:21

Wo wir’s gerade von Auflagenschwindel haben.

Gerade hab ich im Briefkasten zwei neue Telefonbücher gefunden. Jede Menge Telefonbücher bekomme ich. Weiße, gelbe, örtliche, regionale, offizielle und industrielle. Wenn es etwas gibt, woran ich keinen Mangel habe, dann Telefonbücher. Man bekommt sie nicht nur eingeworfen, sondern auch hinterhergeworfen. Ob an der Tankstelle oder bei Mediamarkt, palettenweise stehen sie herum. Und als ich noch einen ISDN-Anschluß bei der Telekom hatte, haben sie mir sogar alle Telefonbücher dreifach zugeworfen, weil man ja zu jeder MSN selbstverständlich ein separates Telefonbuch braucht.

Nur: Ich habe seit mindestens 10 Jahren kein Telefonbuch mehr benutzt.

Im Zeitalter der E-Mail und der Webseite, des Impressums und der Profilseite hatte ich schon lange nicht mehr das Bedürfnis, ernsthaft nach einer Telefonnummer (oder Anschrift) zu suchen. Und wenn dann doch mal, dann per Google oder den Webseiten für weiße und gelbe Telefonauskünfte.

Warum schmeißen die also ständig mit Telefonbüchern nach mir, obwohl ich die gar nicht will?

Wegen der Werbung. Es geht gar nicht um die Telefonlisten. Die sind nur das Gerüst, das den Füllstoff der Werbung halten und das Alibi liefern soll, damit man nicht „Dauerwerbesendung” draufschreiben muß und der Empfänger einen Vorwand hat, sie nicht gleich in den Müll zu geben.

Ich würde mal schätzen, daß auf 99% des für Telefonbücher verdruckten Papiers ohnehin niemals Licht fällt.

Kein Thema für den Umweltschutz? Bevor man von mir verlangt, Altpapier zu sammeln und zum Container zu tragen, wär’s doch mal ein Gedanke, sowas erst gar nicht zu erzeugen und zu verursachen? Aber solange jemand irgendwo dran verdient, ist das mit dem Umweltschutz wohl auch nicht sooo wichtig.

18 Kommentare (RSS-Feed)

Randalf
17.10.2011 15:51
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Neulich lag die “an alle Haushalte” verteilte Erinnerung “für Sie persönlich” im Briefkasten, dass im örtlichen Edeka die neuen gelben Seiten und Telefonbücher abholbereit sind.

Dann stehen da Jahr für Jahr zwei riesige Paletten rum, bei denen es Wochen dauert, bis sie sichtbar kleiner geworden sind. Ich wüsste auch wirklich nicht, zu welchem Zweck ich mir heut zu Tage noch ein Telefonbuch auf Papier besorgen sollte. Wenn das Internet nicht geht, dann funktioniert in der Regel auch das Telefon nicht mehr und ich kann mir das Raussuchen der Nummer eh sparen.

Obwohl, neulich brauchte ich dringend Polstermaterial für ein Päckchen und hatte kein Altpapier mehr. Da kam das Telefonbuch natürlich gerade recht… 😉


Hadmut
17.10.2011 15:58
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Je weniger man sie braucht, desto mehr bekommt man davon.

Ich kann mich erinnern, daß es vor 20 Jahren, als es noch nur die Telefonbücher gab, verdammt schwierig bis unmöglich war, von der Post eines nachzubekommen, wenn man wegen Umzugs oder so keines bekommen hat. Da war man aufgeschmissen. Und die Post war der Meinung, daß man sowieso nur auf höchstens eines „Anspruch” hatte.

Heute braucht man sie nicht mehr und wird damit überhäuft.


Adam Pyschny
17.10.2011 16:25
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grad bei sowas sieht man wieder sehr schön woher der wind beim thema umweltschutz weht. reine wirtschaftsörderung.
wenn es irgendwie mehr aufwand bedeutet, also geld bringt, neue geschäftsfelder erzeugt, ist dtl ganz vorne mit dabei, aber so simple sachen wie ein verbot ALLER flyer, werbeblättchen, stadtanzeiger, telefonbücher ohne vorheriges explizites opt-in des briefkastenbesitzers kommt schlichtweg nicht.
Stattdessen muss ich ein “keine werbung, kein wochenblatt, keine spendenaufrufe, kein an-alle-haushalte-scheiss, keine gutscheinbonuszettel” aufkleber an meinen briefkasten basteln der dann eh nicht beachtet wird, nur weil ein paar omas die dinger tatsächlich nicht unbesehen in den mülleimer donnern.
Und die erkenntnis dass der ganze kram gar nicht kostenlos ist, sondern die kosten eben auf die preise aufgeschlagen werden, scheint sich auch noch nicht rumgesprochen zu haben…


Hadmut
17.10.2011 16:27
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So gesehen müßte man eine „schwarze Liste” all der Hersteller erstellen, die solchen Postwurfmüll betreiben, und bei denen dann nicht mehr kaufen. Würde sich aber nicht soweit durchsetzen, daß es merkliche Wirkung hätte.


Jens
17.10.2011 16:42
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Irgendwie wollen ja iX und Co finanziert werden. Ohne Telefonbücher (und gelbe Seiten) müsste Heise ja mit IT Zeitungen auch Geld verdienen;)


Hadmut
17.10.2011 16:47
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Wieso Heise?

Ich dachte immer, die Verlage der katholischen Kirche drucken die, seit Bibeln nicht mehr so gehen…

Äh, nee, stimmt, da war was. Heise hat als Telefonbuchverlag angefangen.

Aber der IKEA-Katalog, der kommt von der katholischen Kirche.


Rainer
17.10.2011 16:48
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Das ist auch eine Variante analogen Spams. Jedoch haben die Werbetreibenden den Vorteil, (gegen Bezahlung) eine Wurfsendung an alle Teilnehmer des Mediums zu schicken, sogar regional unterteilt. Meinetwegen könnte das abgeschafft werden, aber andererseits … soviel ist das gar nicht. Oder es lohnt sich nicht auf dem Land, wo ich lebe. Ein bisschen mehr Papier kommt bei den kostenlosen Anzeigenzeitungen zusammen, aber die enthalten auch Prospekte der Discounter- und sonstigen Märkte. So etwas kann man sich zwar auch im Internet zusammensuchen, jedoch nicht so informativ gebündelt. Und es gibt ja auch ne Menge regional begrenzte Märkte, die eben (mangels Zielgruppe) nicht auf Internet setzen.

Bei Telefonbüchern allerdings, dafür gibt es zentrale Suchseiten, die auch funktionieren. Von daher sind die Bücher eher belanglos. Ich denke aber doch, dass sich das System irgendwann von selbst löst, da sie nicht mehr zugeschickt, sondern in lokalen Poststellen verteilt werden zum Abholen. Und wenn dann keiner zugreift, gibt es im nächsten Jahr weniger Auflage, etc. bis irgendwann nur noch 10% für die wenigen Internet-Nichtnutzer gedruckt werden.

Hier noch ein Foto dazu:
http://www.pixpow.com/wp-content/uploads/2010/08/phone-book-waste.jpg


Rainer
17.10.2011 16:49
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Heise druckt zumindest die norddeutschen Exemplare vom Örtlichen und den gelben Seiten. Ist in München möglicherweise anders.


nullplan
17.10.2011 17:29
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Bau sie dir doch hinter die Karosserie deines Autos, dann hast du es ganz billig kugelsicher gemacht! (Gut, das Glas müsstest du auch noch wechseln, aber wir wollen ja nicht päpstlicher als Ratze werden.)


Hadmut
17.10.2011 17:33
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Na, das fehlte mir gerade noch.

Davon abgesehen habe ich mir zwar viele Feinde gemacht, aber nicht solche, daß ich ein gepanzertes Auto bräuchte…


Also ich benutze noch ein Telefonbuch.
Immer mal wieder unter anderem weil ich es nicht erst einschalten muss.
Außerdem hinterläßt es keinen Datenabdruck wenn ich ein analoges Buch aufschlage, im Gegensatz zum Besuch bei gelbe seiten de.

Und es gibt sogar Leute (kaum zu glauben aber in echt) die wieder sprechen der Veröffentlichung ihrer Daten im Internet. Die stehen im Telefonbuch, aber nicht online.

Und es sind gute Türstopper und haben sogar öfter mal eine Ortskarte drin die auch funktioniert wenn der Strom mal aus ist und so. Nicht-Strom gebundene Systeme haben schon so ihre Vorteile.

Angelo Neuschitzer


Ne Freundin von mir hat sich einen Würfel als Blumentopfständer aus den Dinger gebaut. So kuckt die Pflanze hinter’m Sofa vor…


Da fehlt’n “n” an den Dinger<>…


Jens
17.10.2011 19:33
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@Hadmut: Die restliche deutsche IT Pressewelt behauptete gern, heise könnte sich nur so grosse Redaktionen leisten, weil man das eigentliche Geld mit Telefonbüchern verdient. Klang eher nach einer billigen Entschuldigung für Artikel voller Rechtschreib- und Grammatikfehler.


pseudo
17.10.2011 20:41
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Telefonbuch = Universaldienstleistung §78 TKG


yasar
17.10.2011 21:33
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Ganz abgesehen davon, daß die Dinger auch einen guten Heizwert haben:

Ich greife auch lieber zum Telefonbuch, wenn ich nicht gerade sowieso am Computer sitze. Außerden kann ich die so über 3 Etagen (EG, OG, Dachgeschoss) verteilen und muß dann nicht durchs ganze Haus rennen, um mal schnell eine Nummer nachzugucken. Und es stimmt: Manche Leute findet man nur in Telefonbüchern und nicht in Internetverzeichnissen.


rick
18.10.2011 3:38
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genau, der heizwert. die punks haben die immer rucksackweise aus dem supermarkt geschleppt…so ne art systemhack


Knut Grunwald
18.10.2011 11:35
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Telefonbücher brennen gar nicht mal so gut, weil ziemlich viel Asche entsteht.

Aber seit die eingeschweisst geliefert werden, sind die wirklich gute Bausteine zum Unterlegen. In Zusammenarbeit mit Pfandkisten kann man da richtig gute Saisonkonstruktionen für die Chiliplantage und die Kakteenablage basteln. Das Brett macht sich über den Winter schmal in der Garage und der Rest kann umweltfreundlich entsorgt werden.