Und ich dachte, ich verhielte mich tadellos und korrekt
…als ich in den letzten Monaten jede Menge abgelegte Klamotten in die Altkleidercontainer gegeben habe. Ich dachte, das macht man so.
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was erwartest Du, ist doch ein Warnzeichen drauf..
Merke:
Sachen mit Kreuz:
Ist es eine http://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzspinnen%5BKreuzspinne%5D dann ist es harmlos,
ansonsten giftig.
Unterscheide auch Österreicher und Schweizer:
Die einen haben ein Plus, die anderen ein Minus auf der Flagge.
Ich kann da keine Empörung entwickeln. Wenn die gebrauchte Kleidung dort billiger ist, als die Produktion neuer Kleidung, dann bleibt es ökologisch erstmal vernünftig die Kleider bis zum Zerfall weiterzunutzen, statt sie wegzuschmeißen – so viele Putzlappen braucht nun auch niemand.
Dann das Argument mit den Arbeitsplätzen. Wenn eine gebrauchte Nordjeans 2€ kostet, und eine neue Afrikanische 4€, dann ist es nicht ökonomisch in Afrika Textilien zu produzieren. Statt Baumwolle kann man vielleicht etwas anderes anbauen, statt Kleidungsfabriken etwas anderes hinstellen.
Den Produzenten stehen ja massenhaft Konsumenten gegenüber, die froh sind, für eine Jeans nur einen Tag, und nicht zwei Tage arbeiten zu müssen, das Geld für anderes übrig zu haben.
Arbeit zu haben ist ja kein Wert an sich. Bei der subventionierten, europ. Landwirtschaft ist das eine andere Sache, wegen der Subventionen.
Das die Kleider nicht ausschließlich in die lager der Wohltätigkeitsorganisationen gehen ist schon lange bekannt.
Auch daß die “Textilindustrie” in den armen Ländern darunter zu leiden hat war schon vor mehr als 10 JAhren bekannt. Das es ökonomischer ist ein Kleidungsstück weiterzutragen, anstatt es wegzuschmeißen und für mehr Geld und Ressourcen ein neues herzustellen, dürfte auch einleuchtend sein.
Der Zeitartikel geht am Thema total vorbei: Er weckt in dem Leser das Gefühl,daß mit seinen Spenden andere sich bereichern, was ja auch teilweise stimmen mag. Die Wohltätigkeitsoperationen können zumindest mit dem Geld andere Sachen bezahlen, die sie vielleicht brauchen. (Oder nimmt ein Hersteller Altkleider in Zahlung für ein Notstromaggregat oder eine Wasserfilteranlage?).
Welche Alternativen stehen den Leuten mit alten Kleidern, die ihnen nicht mehr gefallen oder passen zur Verfügung:
1. Wegwerfen: schlecht -> Verschwendung von Ressourcen. es werden schon genug brauchbare Sachen /und auch Nahrungsmittel) weggeworfen, damit unter weiterem REessourcenbedarf neues hergestellt werden kann.
2. Verschenken: geht hierzulande kaum noch. Selbst mein Jüngster will kaum die Sachen auftragen, die dem älteren nicht mehr passen. Und weil es Läden wie KiK gibt, die neue Sachen für ein paar wenige Euro – übrigens auch auf Kosten von armen Ländern – anbieten, will auch kaum jemand alte Sachen.
3. ebay, Flohmärkte & Co. : Funktioniert auch nicht. Selbst hochwertige, nur einmal oder gar nicht getragene Babykleidung wird kaum verkauft, weil es ja schon gebraucht ist. Wir haben es aufgegeben auf entsprechende Flohmärkte zu gehen.
4. Spenden – Imho immer noch das geringste Übel. Selbst wenn es verkauft wird, ist es für den Endabnehmer doch immer noch günstiger, als sich etwas noch teurer in vielleicht schlechterer Qualität kaufen zu müssen.
Was ist also das Problem?
Ich denke das Problem ist eher, den Leuten, die vorher von der Textilproduktion gelebt haben, zu helfen Alternativen zu finden. Meiner Meinung nach ist es viel sinnvoller, z.B. die Agrarsubventionen zu streichen und die Lebensmittel dort, zu produzieren, wo es sich wirtschaftlich noch lohnt. Dazu ein verbannen der subventioniertetn amerkanischen (und anderen) Lebensmittel. Damit wäre meiner Meinung nach den armen Ländern mehr geholfen,
Nachtrag:
Was man noch machen könnte, ist natürlich die Schieberen mit den Altkleidern zu unterbinden und das ordentlich über ggf. staatlich kontrollierte Wege durchzuführen, damit sich nicht einzelne daran bereichern und das damit verdiente Geld eventuell wieder wohltätigen Zwecken zur Verfügung steht.
@Stefan W.:
Ich kann da keine Empörung entwickeln. Wenn die gebrauchte Kleidung dort billiger ist, als die Produktion neuer Kleidung, dann bleibt es ökologisch erstmal vernünftig die Kleider bis zum Zerfall weiterzunutzen, statt sie wegzuschmeißen – so viele Putzlappen braucht nun auch niemand.
Wäre es ökologisch nicht noch viel vernünftiger (wenn auch unter anderen Gesichtspunkten unattraktiv), seine Kleider selbst bis zum Zerfall weiterzunutzen? Was verrät uns der Umstand, dass wir diese Tätigkeit dorthin auslagern, über unser Verhältnis zu Afrika?
@Besucher: Kleidung bis zum Verfall zu nutzen ist etwas, dem hierzulande die Mode und die Einschätzung von Menschen anhand ihrer Kleidung entgegensteht. Und mein leider zunehmender Bauchumfang. Ich passe nicht mehr in alles rein, was an sich noch brauchbar wäre. Und manche Klamotten von früher sehen einfach so schrecklich aus…
Aber im Ernst. Ich habe jede Menge alter Jeans und alter Büro- und Freizeithemden, die an sich gesehen nicht kaputt im eigentlichen Sinne wären. Man wird aber total schief angesehen und rutscht gleich ein paar Etagen in der Achtung, wenn man in zu alten Klamotten rumläuft. Gerade im Business ganz wichtig. Leider.
Zustimmung zu Stefan W und yasar.
Werte zu vernichten, um so Arbeitsplätze zu schaffen, ist doch Symptombekämpfung. Im Prinzip geht es in dieselbe Richtung wie “Es muss mal wieder ein richtiger Krieg kommen, dann gibt es wieder ein Wirtschaftswunder durch den Wiederaufbau.”
Grundsätzlich ist das halt ein Problem, dass mit den meisten Massnahmen von “Entwicklungshilfe” oder auch Katastrophenhilfe einhergeht. Mal mehr und mal weniger gewünscht. Oft ist das ja überhaupt nur billige Industrieförderung. So solche Massnahmen denn einmal evaluiert werden kommen dann oftmals interresante Ergebnisse ans Licht. Ich hatte mal das Vergnügen aus erster Hand die Evaluierung eines Katastrophenhilfseinsatzes des österr. Bundesheeres dargelegt zu bekommen:
Landstrich XY verfügt über ein, in der Region übliches, Gesundheitssystem. Dazu gehört eine Grundversorgung der Bevölkerung mit Ärzten, sowas wie mobilen Krankenschwestern und -pflegern sowie Krankenhäuser in den Bezirkshauptstädten. Das alles ist sowohl von der Ausstattung her, als auch von dem Kenntnisstand des Personals weit davon entfernt auf mitteleuropäischem Niveau zu sein, sondern ist etwa vergleichbar mit dem Stand der medizinischen Versorgung in Südosteuropa zu Anfang der 70er Jahre.
Dan tritt eine humanitäre Katastrophe ein und das lokale Gesundheitssystem ist nicht in der Lage Herr der Probleme zu werden. Internationale Hilfe rollt an. Der Beitrag der österr. Armee ist ein mobiles Feldspital, das, gleichsam als Prestigeprojekt, ‘alle Stückln spielt’ und etwa 24 Monate in der Region verbleiben wird. Nach Ende der tatsächlichen Katastrophe erweist sich diese Einrichtung als ernsthafte Konkurrenz für die Beteiligten im lokalen Gesundheitssystem, worauf diese die Region in Richtung Städte oder Ausland verlassen. Einsatz wird beendet, Teile des Feldspitals bleiben als Spende zurück. Ersatzteile zu beschaffen ist dort unleistbar. Das Zeug vergammelt, ein Grossteil des lokalen Personals hat die Region verlassen. Gesundheitsversorgung der Bevölkerung ist weit schlechter wie vor der Katastrophe.
Das ist offenbar der gleiche Betrug/ die gleiche Wohlfühlbeschäftigungstherapie wie wie mit den Altglas-Containern, die unterschiedliche Einwurdlöcher für die (Glas-)Farben Grün, Braun und Weiß haben…
Nun will es der Zufall, daß ich seit knapp 6,5 Jahren in der dritten Etage eines Altbaus in Frankfurt am Main lebe, exakt gegenüber dreier solcher Altglascontainer, nicht weit entfernt vom jüdischen Kindergarten. Seit (mindetens) 2005 werden an jedem zweiten Donnerstag im Monat eben jene Container geleert, stets von einer Firma, die bundesweit ein gewisses Renomée in Sachen Abfallwirtschaft hat, bin mit fast sicher, daß ein jedes von Euch die entsprechenden Aufkleber gesehen hat.
Wie dem auch sei, von meinem Bürozimmer habe ich einen duften Ausblick auf den im Einsatz befindlichen Altglas-Sammel-LKW, der nach oben offen ist & somit Einblick gewährt, ein einfacher (kammerfreier!) Container steckt auf den abholenden Lastern.
Und ratet mal bitte, was? Richtig, der Greifarm packt den Altglas-Container (weiß), und lässt seinen Inhalt schlichtweg über dem Laster fallen. Nach Absetze des nun leeren Containers (weiß) packt der Greifarm den Container (grün), hebt ihn an & lässt diesen sich über dem Laster entleeren, so sind nun grün & weiß zusammen, alle Trennung perdu. Wenige Sekunden später wird der entleerte Container (grün) heruntergelassen, das Spielchen findet mit dem Container (braun) seinen Abschluss…
Lange Schreibe, kurzer Sinn, aus augenscheinlichem “Munde” kann ich Euch allen versichern, daß — wenigstens in Frankfurt/Main — jegliches, (pseudo-)umweltbewußtes Trennen von Altglas für den Arsch ist; wundert mich nicht, daß die Chose “Altkleider” den gleichen Atem riecht.
An sich haben wir doch ein Verteilungsproblem: Es gibt nicht zu wenig Reichtum, er ist nur schlecht verteilt. Also ist es doch ein gute Sache, wenn reiche Länder Dinge billig an arme Länder geben.
Entsprechend habe ich nichts dagegen, dass Hilfsorganisationen nicht direkt, sondern indirekt von Kleiderspenden profitieren. Ist besser, als wenn die Altkleider in den Müll wandern, dann hat niemand was davon.
Warum ist denn bei uns Kleidung übrig? Bei uns haben die Leute viel Geld, geben mehr für Kleidung aus als nötig, und geben deshalb die alte Kleidung billiger ab als sie eigentlich wert ist. (Was wegen des guten Gewissens umso leichter wird.)
In Entwicklungsländern haben die Leute dagegen zu wenig Geld, darum ist der Preisdruck sehr hoch. Es geht nicht darum, ob etwas schick aussieht, sondern billig muss es sein. Selbst ohne unsere Altkleider müssten sie auf dem Weltmarkt gegen hocheffiziente Massenproduktion in anderen Entwicklungsländern konkurrieren, d.h. die Konkurrenz hat ähnlich geringe Löhne, aber mehr Automatisierung. Wie soll so eine Textilwirtschaft entstehen, die klein anfangen muss? Sie hätten es nur wenig leichter. Und die Bevölkerung dort profitiert ganz klar von billiger Kleidung; es wäre zynisch, die Minderheit der Textilproduzenten zu schützen, indem man die Mehrheit keine billigeren Konkurrenzprodukte mehr anbietet.
Wo liegt also das Problem? Von uns kommt zu billige Kleidung, und die Produktion vor Ort ist zu teuer. Zwischendrin sitzen Händler, die viel Gewinn machen. Das ist doch das Problem: Der Gewinn wird nicht im Zielland gemacht; Einzelne verdienen saftig an diesem Handel, aber im Zielland bleibt nichts von dem Geld übrig.
Eigentlich wäre es die Aufgabe der Politik in diesen Zielländern, dafür zu sorgen, dass von den Gewinnen ordentlich abgeschöpft wird, mit Steuern und Zöllen. Das Problem ist ja nicht, dass die Kleidung dort billig ist, sondern dass das Kapital komplett abfließt, sei es ins Ausland oder an ein paar wenige Händler.
Ist doch eigentlich eine gute Sache, dass in einer globalisierten Welt Waren von dort, wo sie übrig sind, dorthin, wo sie gebraucht werden, fließen können. Es verdienen nur die falschen Leute daran.
_Josh @ _[°|°]_:
Du hast recht, es ist Wohlfühlbeschäftigungstherapie für die Bürger. Meiner Meinung nach wäre es wohl generell von Vorteil sowieso leicht zu trennende Materialien in weniger Containern zusammenzufassen.
Das Altglas muss sowieso sortiert werden um Fremdkörper und falsche gefärbte Stücke auszusortieren. Früher war das aufwendig, da half das vorsortieren durch die Wegwerfer wohl immens. Heute ist das ganze großteils automatisiert insofern ist es wohl heute effektiver das gesammelte Glas unabhängig von der Farbe im Lastwagen zu transportieren anstatt den Wagen in zwei Fächer zu teilen (was wenn Buntglas voll ist aber Weißglas noch nicht? Er müsste zurückfahren bevor er voll ist).
@Besucher
quote
Was verrät uns der Umstand, dass wir diese Tätigkeit dorthin auslagern, über unser Verhältnis zu Afrika?
/quote
Wir tragen meistens Klamotten, die in Europa nicht kostendeckend hergestellt werden können. Welche Stoffe werden denn noch gewebt in Mönchengladbach oder Bielefeld?
Wir kaufen gerne Second-hand, bei ebay oder auf dem Flohmarkt. Warum sollte das in Afrika anders sein?
Vielleicht stellen wir uns vor, dass eine örtliche Textilherstellung authentische, möglichst traditionelle Kleidung liefern könnte? Was sagt das über unser Verhältnis zu Afrika? – Haben wir die fröhlich tanzenden Neger im Baströckchen (für Aufgeklärte: edle Wilde) immer noch tief im kolonialen Unterbewußtsein?
@andererbesucher: Ich glaube, ganz so einfach ist es auch nicht.
Ich war im Frühjahr in Namibia. Und die haben ziemliche Probleme, weil sie praktisch nichts von dem, was sie selbst brauchen herstellen können. Alles, was sie brauchen und konsumieren kommt billiger aus Südafrika, als sie es selbst herstellen können. Und deshalb sitzen sie alle arbeitslos da. Insofern ist der Punkt nicht so völlig von der Hand zu weisen.
@hadmut: Leider ist es meistens komplexer, als wir uns das wünschen.
Wäre die Lösung “merkantiler Protektionismus”, um zu Lasten der Käufer die Inlandspreise hoch zu halten, irgendwie sozialer? Wer würde dann die Kaufkraft, so minmal sie sei, abschöpfen?
Geht es einer Volkswirtschaft automatisch besser (und geht es der Bevölkerung besser), wenn sie möglichst autark organisiert ist? Da gäbe es zwei Beispiele aus der näheren deutschen Vergangenheit, oder aktuell existierende Staaten wir Kuba oder Nordkorea.
Subsistenzwirtschaft mag unter günstigen Voraussetzungen im engen Rahmen möglich sein, freilich um den Preis der freien Entfaltung der Persönlichkeit unter dem Joch der Daseinssicherung. Wenige abstrakt: Wen wir beispielsweise zugeben, dass wir Ärzte, Lehrer und andere brauchen, dürfen nicht alle gezwungen sein, auf eigener Scholle von der Hand in den Mund leben. Dann müssen die Menschen Erzeugung und Produktion effektiv organisieren – am geeigneten Ort im geeigneten Maßstab – um Kapazität für “unproduktive” Aufgaben zu gewinnen.
Das gleiche funktioniert auch mit abgelaufenem oder nicht verwertbarem Fleisch (mit den 50% des Schweins, die in Europa niemand essen will).