Ansichten eines Informatikers

Darf man die Katholische Kirche als “Kinderficker-Sekte” bezeichnen?

Hadmut
16.11.2011 0:20

Über die Meinungsfreiheit in Deutschland.

Vorhin habe ich auf Telepolis einen Bericht darüber gelesen, daß der Autor des Blogs „Schockwellenreiter” (eines der bekanntesten deutschen Blogs überhaupt, ich les es aber nicht) Ärger mit dem Berliner Polizeipräsidenten und der Staatsanwaltschaft Berlin hat. Weil er in einem kritischen Bericht die Katholische Kirche mit einem Ausdruck belegt habe, der laut einem Tweet des Anwaltes Udo Vetter „Kinderficker-Sekte” gelautet habe. Zudem habe er die Katholische Kirche als „ eine Beleidigung jeglichen gesunden Menschenverstandes” eingestuft. Deshalb habe die Staatsanwaltschaft Anklage wegen § 166 StGB erhoben.

Es läuft mir kalt den Rücken herunter, wenn ich so etwas lese.

Nicht nur, weil man anscheinend gegen die Kritiker der Katholischen Kirche härter vorgeht als gegen deren Kinderschänder – was ja schon viel über die Prioritäten in Deutschland sagt.

Aber auch aus rein juristischen Erwägungen heraus halte ich ein solches staatliches Vorgehen für unvertretbar und für rechtsfehlerhaft.

Ich habe mich wegen früherer Angriffe auf mein Blog vor einigen Jahren mit der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zur Meinungsfreiheit auseinandergesetzt, und nach dem, was ich daraus weiß, halte ich eine solche Bewertung der Katholischen Kirche ganz eindeutig für von der Meinungsfreiheit voll abgedeckt. Denn die Verfassungsrechtsprechung zieht eine deutliche Linie zwischen der unzulässigen Schmähkritik, die jeder sachlichen Grundlage, jeder greifbaren Kritik entbehrt und sich nur auf die verbale Beleidigung bezieht, und der meinungsbildenden Sachkritik, die sich durchaus auch Kraftausdrücken bedienen kann, solange die Aussage an sich einen greifbaren Kern hat. Und der ist hier ja eindeutig gegeben, denn Fälle von Kindesmißbrauch und -mißhandlung hat es ja nun gegeben, und daß sich die katholische Kirche wie eine Sekte aufführt, hat ja schon der für unsere Kultur und Sprache maßgebliche Martin Luther festgestellt. Zumal meine eigenen Beobachtungen an der katholischen Kirche in unmittelbarer Nachbarschaft in Form eines Kindergartens und einer Kirche und meine Erlebnisse bei den der katholischen Kirche unterstellten Pfadfindern, sowie die Erlebnisse einer entfernten Verwandten mit der katholischen Kirche als Arbeitgeber die Einschätzung als Sekte durchaus tragen.

Und wenn die Kritik einen greifbaren Kern hat, dann darf man das auch sagen.

Auch wenn man sich speziell den § 166 StGB anschaut, ist die Sache fragwürdig. Mein Strafrechtskommentar ist zwar schon uralt (Tröndle/Fischer, 51. Auflage), sagt da nämlich etwas anderes.

Zunächst muß schon nach dem Wortlaut des Gesetzes die Sache geeignet sein, den öffentlichen Frieden zu stören. Das kann man sicherlich tun, indem man vor einer Kirche demonstriert, aber sicherlich nicht mit einem Blog-Eintrag. Allerdings ist zu beobachten, daß der Gesetzgeber (z. B. auch beim Filesharing in gewerblichem Ausmaß usw.) Straftatbestände an Bedingungen knüpft, und die Gerichte diese Bedingungen so weit ausdehen, daß sie wieder alles umfassen, also keine Bedingungen mehr sind. Viele Richter halten sich da einfach nicht mehr an das Gesetz, sondern deuten es so um, daß es ihrer persönlichen Auffassung entspricht.

Auch ist die Frage, ob das schon ein Beschimpfen ist. Ein bloßes Verspotten oder Lächerlichmachen reicht nicht aus. Erst eine besonders gravierende Form herabsetzender Äußerungen kann dies erfüllen, und das sehe ich hier überhaupt nicht gegeben. Als ob schon ein einzelnes Wort besonders gravierend wäre.

Zudem müssen sich der Berliner Polizeipräsident und die Berliner Staatsanwaltschaft die Frage gefallen lassen, ob man hier mit zweierlei Maß mißt. Bei dem Krach um die dänischen Karrikaturen über den Islam – die definitiv böser und verächtlicher waren – haben wir doch alle auf die Meinungsfreiheit gepocht. Anscheinend herrschen in Berlin aber so ganz andere Maßstäbe für die Katholische Kirche als für den Islam. Ganz böse vor dem Hintergrund, daß wohl gerade ans Licht kommt, daß da angeblich ein Verfassungsschützer bei Morden an Muslimen zugegen gewesen sein soll. Ich persönlich bin der Meinung, daß diese Ungleichbehandlung von Katholischer Kirche und Islam weitaus mehr geeignet ist, den „öffentlichen Frieden” zu gefährden – zumal es umgekehrt radikalen Islamisten wieder Brennstoff liefert die dann sagen, „Seht Ihr, bei Euren eigenen Kirchen seid Ihr viel empfindlicher!”. Wieder mal ne schöne Ausrede für Bomben gegen Redaktionen und Autoren. Ich halte das Spiel für brandgefährlich, was Polizeipräsident und Staatsanwaltschaft da treiben. Würde mich mal interessieren, wer da dahintersteckt. Muß ja wohl in der ein oder anderen Form die Katholische Kirche selbst sein. Mit Meinungsfreiheit hatten die es ja noch nie.

Laut Kommentar setzt die Eignung zur Störung des öffentlichen Friedens voraus, daß sie eine empirische Wahrscheinlichkeit etwa von Selbsthilfe-Ausschreitungen, von Gewalttätigkeiten oder von Aufgreifen der Beschimpfungen durch Dritte erfordert. Nur: Das betroffene Blog ist hier ja völlig bedeutungslos im Vergleich zur erdrückenden Presseberichterstattung zum selben Thema. Es wäre abwegig zu behaupten, daß etwaige Reaktionen nicht auf die Presselawine, sondern auf dieses einzelne Blog zurückzuführen wären.

Der Grund scheint vielmehr zu sein, daß sich Polizeipräsident und Staatsanwaltschaft nicht mit der Presse, sondern nur mit finanziell und journalistisch schwachen Einzel- und Privatpersonen anlegen.

Im Ergebnis halte ich es für brandgefährlich und unvertretbar, was Staatsanwaltschaft und Polizeipräsident da in Berlin treiben. Denn es verletzt nicht nur die Meinungsfreiheit massiv, sondern es gefährdet – gerade in Berlin mit seinem hohen Anteil an Muslimen – den öffentlichen Frieden gerade durch die demonstrative und ostentative Anwendung eines anderen Maßstabs für die katholische Kirche als für den Islam.

Davon ganz abgesehen müßte man dann auch gegen den Islam vorgehen, denn der Islam fordert die Tötung oder zumindest Abwertung von Atheisten bzw. „Ungläubigen”. Atheismus ist nämlich ein „religiöses oder weltanschauliches Bekenntnis” im Sinne des § 166 und damit geschützt. Da es aber durchaus gelegentlich vorkommt, daß Muslime gegen Atheisten aggressiv werden, ist dieser Tatbestand durch den Koran durchaus erfüllt. Wendet man also den § 166 schon auf ein einzelnes Blog an, dann muß man es erst Recht auf den Koran anwenden. Das wird lustig.

Ich glaube nicht, daß der Polizeipräsident und die Staatsanwaltschaft in Berlin da abschätzen können, was für ein Faß die da aufmachen. Ich habe eher den Eindruck, daß da irgendwer mit Einfluß mal Druck gemacht hat und die da einfach aus Gefälligkeit (und damit eigentlich amtsmißbräuchlich) die Muskeln spielen lassen.

Nachtrag: An die Katholische Kirche, die ja meiner Vermutung nach hinter dieser Anklage steckt: Schon mal drüber nachgedacht, ob der Schuß nicht nach hinten losgehen kann, wenn am Ende durch ein höheres Gericht offiziell festgestellt wird, daß es von der Meinungsfreiheit gedeckt ist, die katholische Kirche als „Kinderficker-Sekte” zu bezeichnen? Schon mal was vom Streisand-Effekt gehört? (Wenn ein Gericht feststellt, daß es gedeckt und damit zulässig ist, könnte man gleich Aufkleber drucken lassen…)

28 Kommentare (RSS-Feed)

Alex
16.11.2011 0:57
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Zusätzlich zur Faktenlage muss man noch hinzufügen, dass die katholische Kirche besonders viel Aufwand betreibt um Kindesmissbrauch zu vertuschen, und Kinderficker zu schützen.
siehe etwa http://www.gottes-suche.de/12.2.8.1.Regensburger_Missbrauchsfall.html
(Die Adresse kommt mit etwas seltsam vor, allerdings sind dort sehr viele “Einzelfälle” von “Einzältätern” aufgelistet.

Nunja, kann man nix machen, der Zug ist leider abgefahren.
Es hätte so schön sein können, aber leider war Nero Humanist und hat leider nur 40 Terroristen der angemessenen Strafe überführt, anstelle eine ordentliche Terroristenverfolgung durchzuführen.


Stefan W.
16.11.2011 9:12
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… zumal es umgekehrt radikalen Islamisten wieder Brennstoff liefert die dann sagen, „Seht Ihr, bei Euren eigenen Kirchen seit Ihr viel empfindlicher!”.

Wieder? Sind die schon aufgefallen dadurch, dass sie sich für eine Gleichbehandlung aussprechen?

M.E. widerspricht das ihrem Selbstverständnis. Die wirklichen wichtigen Fragen lassen sie sich nur vom Koran und der passenden Interpretationshilfe sagen. Eine Gleichbehandlung streben sie nicht an, weil sie das Christentum auch nicht als Gleichrangig ansehen. Außer liberale Kreise, die aber eben nicht selbst eine Legitimation für Aktionen benötigen – das benötigen nur die Extremisten.

Eine kritische, öffentliche Auseinandersetzung kann der Kirche eigentlich nur schaden – die Frage ist nur, ob sich genügend liberale und tolerante Atheisten und Christen aus der Reserve locken lassen, ihre Karten mal auf den Tisch zu legen.

Wer an einen Gott glaubt, der kann daraus alles folgern, aber in unserer Gesellschaft herrscht ja ein Appeasement. Ob das die vernünftige Folge des 30jährigen Krieges ist, dass man sich lieber in Ruhe läßt, als den Konflikt auf die Spitze zu treiben, oder dt. Gemütlichkeit ist?

Die enormen Privilegien der Kirchen gehören früher oder später auf den Prüfstand, aber vor allem die geistige Konsequenz einer Gesellschaft macht mir Sorgen, die sich so einen Zirkus bieten läßt. Mit Granderwasser, Esoterikern, Rutengehern und sonstigem Hokuspokus haben wir die Quittung.


Hadmut
16.11.2011 9:41
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Ja, da gab es damals bei den Karrikaturen diverse Kritik aus islamischen Kreisen, daß wir mit unserer eigenen Kirche sowas ja nicht machen würden.

Was objektiv nicht stimmt, siehe etwa Monty Python Leben des Brians, oder eben auch die Kritik am Kindesmißbrauch, der auch in Form von Karrikaturen erfolgte. Wenn die jetzt aber mit sowas kommen, dann würde man sich bei neuen Karrikaturen oder anderer Kritik am Islam darauf berufen, daß man ja auch gegen diesen Blogger da vorgeht.


nullplan
16.11.2011 11:19
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/Seht ihr, bei Euren/s/seit/seid/


Hadmut
16.11.2011 11:37
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@nullplan: Danke! Wieder einer dieser verflixten Vielschreiber-Zehnfingersystem-Silbenverwechsler.


Hanz Moser
16.11.2011 11:39
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Wenn man sich den Paragraphen durchliest bekommt man den Eindruck, er sei dazu geschaffen worden Hetze und Agitation gegen Glaubensgemeinschaften unter Strafe zu stellen. Tatsächlich aber in der Form, da von öffentlichem Frieden die Rede ist, Glaubenskriege und propagandistisches Vorgehen zu sanktionieren, nicht einfach Kritik oder Missbilligung aus tiefstem Herzen. Ich stimme dir auch insoweit zu, als dass bei der derzeitigen Bedeutung selbst großer deutscher Blogs sowas kaum den öffentlichen Frieden stören kann, was man ja auch schon daran merkt, dass es nicht die “Verunglimpfung”, sondern erst die rechtlichen Schritte dagegen, bekannt machen.

Der Islam ist mir bei diesem Thema ziemlich wurscht, mich interessiert vor allem erst mal, ob wir selbst noch säkular genug sind. Wenn es nicht mehr rechtlich toleriert wird eine gefestigte Glaubensgemeinschaft mit einer zugespitzten Benennung tatsächlicher Vorgänge in Verbindung zu bringen wäre das ein harter Schlag.
Dem stehen nämlich solche Dinge gegenüber wie die falschen Beschuldigungen mit tendenziösen Texten und Foto in der Bild, bei der regelmäßig einzelne Personen stigmatisiert (und persönlich vernichtet) werden, ohne dass die Staatsanwaltschaft sich einschaltet.


Hadmut
16.11.2011 11:46
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Ja, das ist genau der Sinn und Zweck der Vorschrift. Daß da Leute nicht als Anhänger gebrandmarkt und beschimpft werden. Irgendwo im Kommentar steht, daß es darum geht, daß Leute nicht vom Beitritt zur Religion abgehalten werden. Hintergrund natürlich auch Drittes Reich.

Damit aber gegen einen kritischen Blogger vorzugehen halte ich für ganz üblen Gesetzesmißbrauch und Rechtsbruch.

Davon abgesehen ist der Gedanke absurd, daß sich eine so riesige Gemeinschaft wie die Katholiken von einem einzelnen Blogger beeinträchtigen lassen würden. Eigentlich dient die Vorschrift dem Schutz der Minderheit vor einem übermächtigen Mob und nicht umgekehrt.

Ganz üble Sache in meinen Augen.


Felix
16.11.2011 12:35
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Hmm, welcher Richter soll sowas eigentlich verhandeln? Der darf ja schonmal mindestens nicht in der CDU oder Katholik sein, sonst ist er doch per Definition befangen. Und eigentlich dürfte er überhaupt keiner Glaubensgemeinschaft angehören (und Kinder ficken darf er auch nicht, aber das setze ich mal als gegeben voraus). Dann wird ein Schuldspruch doch schon ziemlich unwahrscheinlich, oder?


Oppi
16.11.2011 12:42
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Warum brauchen wir eigentlich extra eine StGB Paragraphen gegen Beschimpfung von Religionsgemeinschaften ? Es gibt doch schon Gesetze gegen unsachliche Schmähkritiken allgemein (wenn ich denn glauben würde dass dies eine wäre).
Das ist der gleiche Fall wie der Polizistenfreibrief “Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte”. (Es gibt Regelungen gegen Körperverletzung, es braucht hier keine Extrawurst für Polizisten.)

In beiden Fällen widerspricht das Vorhandensein des jeweiligen Gesetzes jeder Rechtsstaatlichkeit. Ohnehin hat Deutschland ein Problem mit dem Nichtvorhandensein von Säkularisierung. Immerhin werden deutsche Bischöfe aus Steuergeldern bezahlt (nein, nicht aus Kirchensteuern, sondern aus dem was jeder Bürger bezahlt), in jedem zweiten Gremium das auch nur entfernt was mit Erziehung oder Kindern zu tun hat sitzen irgendwelche Kirchenvertreter (weil die ja die Deutungshoheit über die Moral irgendwie gepachtet zu haben scheinen), und über den Papst im Parlament muss ich mich ja wohl nicht mehr auslassen.


John
16.11.2011 15:23
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@Hadmut: Ich finde, dass hier teilweise Äpfel mit Birnen verglichen werden. Das schlimmste was dem Blogger passieren kann, ist wohl der finanzielle Ruin und / oder eine Gefängnisstrafe.

Der Karikaturist (hat auch nur Fakten angesprochen) ist sich indess seines Lebens nicht mehr sicher.


Im Endeffekt läuft es wohl auf Zensur per Exempel hinaus.


Hadmut
16.11.2011 15:28
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@John: Du verwechselst hier Wertmaßstab mit Sanktionen.

Die Grundfrage ist zunächst mal, ob man es als legal ansieht oder nicht.

Und der finanzielle Ruin oder eine Gefängnisstrafe ist ja schon ziemlich happig und nicht mehr zu relativieren, wie Du es tust.


Alex
16.11.2011 15:42
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@Hadmut:
Nein, die Frage ist nicht, ob eine Handlung legal oder nicht legal ist, sondern
* ist der Blasphemieparagraph nicht insich verfassungswidrig
* ist er nicht falsch, daher muss so schnell wie möglich abgeschafft werden.


John
16.11.2011 15:45
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Mal davon abgesehen dass:
Kinderficker-Sekte != Verein mit Protektion Pädophiler

Es ist nicht Ziel der kath. Kirche Kinder zu missbrauchen.

Hier könnte man auch wieder Korrelation und Kausation ausgraben:
* Ein Pädophiler strebt eine Stellung in der Kirche an wegen Ihrer Einrichtungen (Kinderheime, Jungschar, Jugendbetreuung, usw.).
VERSUS
* Ein Mann wird zum Pädophilen indoktriniert (Hier könnte man von einer KF-Sekte sprechen.)

Auf der anderen Seite ist die Protektion problematisch, da Sie den Faktor Korrelation wohl begünstigt.

Eine schwierige Situation:
1. Die Kirche zieht anhand Ihrer Einrichtungen Pädophile an.
2. Skandal
3. Goto 1 (Ansehen–)

1. Die Kirche zieht anhand Ihrer Einrichtungen X * Pädophile an.
2. Skandal
3. Vertuschung
4. Goto 1 When Verdacht/OffenesGeheimnis/Misstrauen < X (Verdacht++, OffenesGeheimnis++, Misstrauen++)
5. Skandal-Konfrontation (Ansehen– * X)

Objektiv betrachtet, wäre eine Konfrontation von Anfang an wohl besser gewesen.

Oder auch nicht?
Nachteile:
* Verrufenheit
* Priesternachwuchsmangel
* Immer bescheideneres Ansehen

Eventuell ist die Konzentration in einen Konzern das Problem.

Eine Ausgliederung der Kinderheime in verschiedene Gesellschaften und Unterstützung durch Spenden-Kodex hätte eventuell manches vermeiden können.

Ein schwieriges Problem.


John
16.11.2011 15:58
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@Hadmut: Den von dir angesprochenen Punkt “Wertmaßstab” versus “Sanktionen” muss ich noch überdenken.

Sofern dies überhaupt auf meinen Kommentar anwendbar ist.

Da ich eher auf die zumindest vorhandene Rechtsstaatlichkeit der Sanktion abgezielt hatte. Möglicherweise besteht die Chance nicht einfach einem Schauprozess ausgeliefert zu sein.

Kein solches Glück hat das Ziel einer Fatwa. Vllt. den Rechtsgelehrten überzeugen. Ansonsten gilt nur hoffen, dass kein Extremist auf die Idee kommt die Fatwa auszuführen.

Was hätte eine Islamische Vereinigung am Prozessieren gegen den Karikaturisten und öffentlicher Empörung / Artikelschreiben gehindert?
(Vllt. ein Problem der Splitterung)

Hinsichtlich der Legalität: Beleidigung / Schmähkritik?
KF-Sekte halte ich schon überzogen.

Ein paar Mitglieder von X tuen Y != Alle Mitglieder von X tuen Y != Alle Mitglieder von X werden darauf getrimmt Y zu tun.

Inwieweit das mit Wertemaßstab zu tun hat muss ich mir noch überlegen.


yasar
16.11.2011 16:48
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@john

Trotzdem darf jemand imho die Ansicht vertreten, daß es eine Sekte ist. Ich persönlich halte die katholische Kirche auch für eine Sekte, weil sie alle Anzeichen einer Sekte hat, auch wenn es einzelne Sektenmitglieder gibt, die tatsächlich Gutes tun. Wenn andere den Begriff Sekte mit deftigen Begriffen erweitern, ist das durchaus legitim, wenn auch aus meiner Sicht übertrieben, weil eben nicht alle der Sektenmitglieder so krankhaft veranlagt sind.


Alex
16.11.2011 17:31
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@John
“Es ist nicht Ziel der kath. Kirche Kinder zu missbrauchen.”
Das ist völlig richtig.
Ziel der kath. Kirche ist es Menschen generell zu missbrauchen (nicht nur sexuell).


John
16.11.2011 17:45
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@yasar: Es ging mir nicht um den Begriff Sekte an sich.

Der Begriff “Kinderficker-Organisation” hätte wäre auch ähnlich übertrieben und dass ohne die Verwendung des Wortes Sekte.

Ein quasi-sozialer Konzern der ungewollt Nährboden und Quasi-Köder für Pädophile gelieftert hat gepaart mit einer suboptimalen Bearbeitung der Problematik trifft es wohl eher.

Die Einrichtung von Imobilienverwaltungsgesellschaften und Subvention von den kritischen sozialen Einrichtungen gebunden an einen Verhaltenskodex im bemühen um vollständige Aufklärung und Prävention von Vorfällen hätte wohl vllt. für Opfer bessere Auswirkungen. Somit könnte man die Schuld leichter dem tatsächlichen Täter zuweisen und Ihn der Strafverfolgung und wäre nicht MEISTENS als Konzern betroffen.

Wenn man das Amt des Pfarrers noch als wegnehmbarer Titel ausführt und Verfehlungen angemessen u.a. durch die Staatsgewalt und Entlassung ahndet würde dies auch vllt. nicht unangemessen auf den Konzern zurückfallen.


chuzpe
16.11.2011 20:33
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Es scheint schlimm um die Errungenschaften der Aufklaerung zu stehen, wenn selbst Terry Jones, seines Zeichens Regisseur des Filmes “Life of Brian”, es sich doppelt ueberlegen wuerde den Film zu heutiger Zeit zu drehen. 30 Jahre spaeter wohlgemerkt.

http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,791166,00.html


Mnementh
16.11.2011 23:28
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@John: “Der Begriff “Kinderficker-Organisation” hätte wäre auch ähnlich übertrieben und dass ohne die Verwendung des Wortes Sekte.”

Man kann argumentieren, dass der Schockwellenreiter da zu harsche Kritik übt. Man kann darüber diskutieren. Aber dass ihm wegen der Meinungsäußerung nun ein Gerichtsverfahren ins Haus steht ist etwas anderes. Man mag seiner Meinung sein oder nicht, aber er sollte sie halt äußern dürfen.


Alex
17.11.2011 0:18
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Hmm, geht auch in die Richtung von Toleranz/ Spass Verständnis der Vereinigung Kirche:
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,798293,00.html


John
17.11.2011 3:43
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@Mnementh: Wenn er gesagt hätte: “Oberhaupt der Sekte die Kinderf. Unterschlupf gewährt” oder sowas in die Richtung wäre die Aussage leichter zu verteidigen gewesen. (Vor allem diese beiden Dekrete sind interressant.).

Aber der ganzen Kirche quasi zu Unterstellen gezielt Kinderf. heranzuzüchten geht dann doch ein wenig zu weit.

Anscheinend sind 3% der Pfarrer (15/450) problematisch. Wie wohl der tatsächliche Anteil in der Gesellschaft Aussehen mag?

Mal davon abgesehen, dass Kinder und Jugendeinrichtungen P. theoretisch anziehen wie das Licht die Motten (Im Vergleich zur Normalverteilung).


Hadmut
17.11.2011 9:13
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@John: Du begehst einen schweren Denkfehler:

Die Frage ist nicht, ob es objektiv nachprüfbar richtig ist und ob es in der katholischen Kirche signifikant mehr Pädophile gibt. (Es kommt da nämlich die Pädophilie mit der Gelegenheit zusammen.)

Die Frage ist, ob die Äußerung von der Meinungsfreiheit gedeckt ist. Denn die würde unzulässig verengt, wenn die Nachprüfbarkeitsanforderungen zu hoch wären. Auch eine falsche Meinung ist eine Meinung und unterliegt dem Schutz.


Alex
17.11.2011 11:03
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und auch faktisch stellst du (john) die falschen fragen.
Entscheidend ist, wieviele der Kinder die im Gefahrenraum “Kirche” unterwegs sind, durch Pfaffen missbraucht werden.
Diese Werte muss man mit den entsprechenden Werten für Familie, Schule, Sportvereinen, Knabenchor, Walldorfschule, etc vergleichen.

Durch diese – wesentlich aussagekräftigere – Kennzahl, kann man dann überlegen, ob man von KinderfickerSekte sprechen soll oder KinderfickerFamilienGesellschaft.

Mit den Zahlen aus http://www.rundertisch-kindesmissbrauch.de/documents/Impulsvortrag_VolbertundGalow_000.pdf und http://de.wikipedia.org/wiki/Sexueller_Missbrauch_in_der_r%C3%B6misch-katholischen_Kirche
– unter der Annahme dass 10% aller Kinder im Umfeld der KiKiFi sich befinden-
Sind Kirchen ca 500% gefährlicher als Familien.
Egal welcher Wert bei genauerer Untersuchung sich ergibt, er ist mit Sicherheit deutlich höher als nahezu alle anderen relevanten Bereiche.
Insofern wäre die Kinderfickersekte – als Ort der höchsten KiFi-Kennzahl – ein durchaus angemessener Begriff.

Alles andere ist geht an der “Risikobewertung” vorbei.
Und die “Risikobewertung” ist natürlich ein gutes maß für die Verabscheungswürdigkeit der jeweiligen Einrichtungen.


Hadmut
17.11.2011 11:22
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…zumal man es eben „Meinungsfreiheit” nennt, weil es dem einzelnen die Freiheit läßt, zu dieser Meinung über die katholische Kirche zu gelangen (und sie zu äußern).

Davon ganz abgesehen geht es bei der katholischen Kirche ja nur noch vordergründig um Religion. Tatsächlich bekommen die ja jedes Jahr Hunderte von Millionen Euro, stecken in allen möglichen Geschäften drin (unter anderem, wie kürzlich herauskam, auch einem Verlag, der pornographische Texte druckt) und machen Politik. Das ist keine reine Kirche, das ist ein Konzern, der sich als Kirche tarnt.

Schon daher muß es erlaubt sein, die zu kritisieren, ohne daß es gleich als Religionsangriff gewertet wird.


John
17.11.2011 18:10
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@Hadmut: (17.11.2011 9:13) Korrekt, das ist nicht die Frage. Die Teil-Frage ist, ob es in ähnlichen Umständen ähnlich viele Pedophile gibt.

Die Haupt-Frage ist, ob man der Kirche unterstellen kann absichtlich Pedophile heranzuziehen.

Außerdem: Kann ich beliebiges Zeug überzeichnen, da vieles einfach nicht so leicht nachprüfbar ist? (OK. In diesem Fall wäre wohl Herrn Sarra.’s Buch ein Paradebeispiel, wenngleich er anscheinend versucht hat das ganze auf tönerne Studienfüßchen zu Stellen)

@Alex: Das Problem ist zum Teil, das die Kirche unbeabsichtigt vermutlich als großer Sozial-Konzern (und durch Vertuschungen) Pedophile stärker anzieht als Kinderheim X alleine dies jemals vermag.

@Hadmut: (17.11.2011 11:22)
Ich habe nichts dagegen, dass er die Kirche kritisiert. Mir geht nur die Verurteilung der GANZEN Kirche als Kinderf.-Sekte gegen den Strich. Hätte er es geringfügig anders ausgedrückt, hätte die Aussage weit nicht diese Reaktion erzeugt. (Das Sie KF-Vorfälle per Dekret vertuscht und P. somit nachträglich wiederwillig Unterschlupf gewährt ist zumindest belegt. Die Kirche sollte wohl Ihre Personalpolitik massiv überdenken.)


Hadmut
17.11.2011 18:22
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@John: Unfug! Nach Deiner Logik würde die Russenmafia Russen züchten. Und eine Lesbenorganisation Leute lesbisch machen. Tun sie aber beide nicht.


Roland
18.11.2011 6:15
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Na ja………….angesichts der Tatsache, daß das Schutzalter im Vatikan bei ELF (!) Jahren liegt, kann die ursprüngliche Aussage sicher von der “Meinungsfreiheit” gedeckt sein……………


John
18.11.2011 15:43
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@Roland: ELF? Gutes Argument.

@Hadmut: Dein Argument zieht nicht so gut.
In der Russenmafia legen zumeist Russen mafiöses Verhalten an den Tag. In einer Lesbenorganisation organisieren sich Lesben.

Ich sehe nicht was das jetzt mit züchten zu tun hätte. Wenn schon dann bildet die Mafia vllt. Nachwuchs aus und die Lesben werben neue Mitglieder und Unterstützer für Ihre Sache.

Hinsichtlich des Begriffs Sekte aus Wikipedia:
Sekte ist eine ursprünglich wertneutrale Bezeichnung für eine philosophische, religiöse oder politische Gruppierung, die durch ihre Lehre oder ihren Ritus im Konflikt mit herrschenden Überzeugungen steht.

Somit beschäftigt sich eine KF-Sekte mit KF. (Selbst wenn es eine KF-Sekte in der Kirche gibt (Abspaltung von der Mutterreligion lt. Wikipedia), so wäre es eine ziemliche Unterstellung dem Bischof gegenüber.)

Eine KF-Organisation würde sich wohl auch mit KF beschäftigen. (KF organisieren)

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Man kann den Umgang der Kirche mit dem Thema kritisieren, man kann sagen, dass Sie KF aufgrund sozialer Einrichtungen anzieht, dass Sie das Vertuschen unbedingt aufhören muss.

Der Kirche den Zweck des KF zu Unterstellen geht aber einen Tick zu weit.

P.S.@Hadmut: Kann es sein, dass du meine Beiträge nur überfliegst? Dass mit dem heranziehen hatte ich, soweit mich meine Erinnerung nicht trügt, schon in einem früheren Kommentar-Beitrag in diesem Post erwähnt.