Technikärgernis Kassen- und Quittungszettel
Eigentlich finde ich die Packstationen der Post richtig gut. Aber an den Details hapert es.
Ich habe gestern wieder mal ein Paket über eine Packstation verschickt. Die Dinger drucken einem dann einen Einlieferungsbeleg. Die Belege sehen etwas komisch aus, weil die Packstation nur eine Art von Papier zum Bedrucken vorhält, nämlich die für Paketaufkleber. Das sind dann selbstklebende Aufkleber im Format 8×22 cm, also fast so groß wie ein normaler C6 Fensterumschlag. (Und haben aus unerfindlichen Gründen noch orangene Beschriftungszeilen aufgedruckt, obwohl sie mit dem Drucker und nicht von Hand beschriftet werden, aber das tut hier nichts zur Sache.) Und das ist nötig, weil man an den Packstationen auch das Paketporto bezahlen kann, die einem also den Paketaufkleber produzieren.
Weil die Dinger keine zweite Papiersorte haben (warum eigentlich nicht?), werden also auch die Portoquittungen und die Einlieferungsbelege auf solche Aufkleber im Format 8×22 cm gedruckt. Sie etwas blöd aus, stört mich aber nicht.
Bei diesem Einlieferungsbeleg nun kann man die Sendungsnummer nicht lesen. Der Drucker war nicht mehr so ganz in Ordnung und hat in linken Bereich ziemlich streifig gedruckt. Das ist ein Thermodrucker und vielleicht waren da einige der Thermozellen defekt oder hatten keinen richtigen Kontakt zum Papier. Wie auch immer.
Das eigentliche Problem ist aber nicht der Drucker, sondern die Software. Obwohl der Beleg auf so einen Riesen-Aufkleber gedruckt wird, damit üppig viel Platz zur Verfügung steht und beim Thermodruck die Kosten nicht davon abhängen, ob man viel oder wenig druckt, wird der Platz nicht genutzt. Datum, Kundennummer, Sendungsnummer usw. werden in der winzigsten verfügbaren Schrift gedruckt. Die Sendungsnummer ist tatsächlich nur 2 mm hoch und 17mm lang. Sie verwenden also gerade mal 0,19% der Papierfläche, um die Sendungsnummer aufzudrucken. Die ist schon im Normalfall kaum noch lesbar, wenn dann aber noch der Drucker unsauber arbeitet, war’s das.
Was zum Geier hält diese Software-Idioten davon ab, die gesamte Papierbreite zu nutzen, und die Sendungsnummer groß, fett und lesbar zu schreiben? Bei der Überschrift „Packstation” tun sie das nämlich, die ist auch trotz der Störungen des Druckers ohne weiteres (und ohne Lesebrille, die ich inzwischen auch schon brauche) lesbar. Es ginge also – wenn man denn wollte oder wenigstens mal drüber nachgedacht hätte, was man da tut.
Nun sind Kassen- und Quittungszettel ja ein ständiges Ärgernis, wie ich schon früher schrieb. Das wird aber nicht besser. Demnächst ist wieder Steuererklärung und das große Quittungssortieren dran, und da kommen einem jedesmal die Tränen, wenn man aus dem Haufen von Zetteln versucht herauszufinden, wann war das, was hat man da gekauft, hat man bar oder mit Karte bezahlt.
Aldi, Lidl, Netto und wie sie alle heißen, geben gehobene Millionenbeträge für ihre Kassen aus, sind aber nicht in der Lage, ordentliche Kassenzettel zu drucken. Da sucht man jedesmal lange, bis man das Datum usw. gefunden hat. Überhaupt ist das alles Technik auf dem Stand der Siebziger oder Achtziger Jahre. Wenn die sich mal beim Erfassen der Waren vertun oder unsicher sind, müssen die allen Ernstes den Kassenzettel vortransportieren lassen und oben am Druckwerk gucken, was die Kasse da jetzt eigentlich gemacht hat. Wie zur Zeit mechanischer Rechenwerke. Oder den ersten Terminals der Computergeschichte, die noch keinen Bildschirm hatten, sondern wo man mit der Tastatur direkt am Drucker saß und der alle Ausgaben auf Papier gedruckt hat (ja, so hat das tatsächlich angefangen). Kassensysteme wie Fernschreiber aus der Nachkriegszeit. Und weil die immer noch an dieser Primitiv-Logik festhalten, arbeiten die auch in ihrem Informationsfluß rein zeitseriell. Alles, was an Information anfällt, wird sofort gedruckt und damit in zeitlicher und nicht in logischer Reihenfolge protokolliert. Deshalb steht beispielsweise die Pfandgutschrift irgendwo mittendrin und nicht unten bei Bezahlung. Deshalb steht das Zeug so drauf, wie es auf dem Kassenband lag und nicht thematisch geordnet und gruppiert. Deshalb werden Stornos bei Erfassungsfehlern tatsächlich mitprotokolliert.
Und dazu verwenden sie dann auch noch Schriftarten in fester Zeichenbreite und mit Kästchendesign wie bei den Computersystemen der Siebziger Jahre. Grausam. Ich bin mir ja bei der gesamten Gattung der Programmierer (und schlimmer noch derjenigen, die sich selbst als „Coder” bezeichnen, wobei ich immer an Köter denken muß) nie so ganz sicher, ob die überhaupt unter homo sapiens fallen, aber die Programmierer von Kassensystemen gehören in meiner Wertschätzung zur untersten Kategorie.
Und das ist nicht nur für den Kunden ärgerlich und eine Zumutung, das ist auch für die Mitarbeiter dort unergonomisch und belastend. Die Leute an den Supermarktkassen müssen sich den ganzen Arbeitstag mit sowas herumschlagen.
Meines Erachtens bräuchten Kassensysteme Bildschirmanzeigen, die das Auge beim Wechseln vom Blick auf die Waren oder das Bargeld nicht strapazieren, also keine selbstleuchtenden Schirme, sondern e-Ink-Displays wie sie in den modernen Lesegeräten für elektronische Bücher verwendet werden. Damit die Kassierer gleich sehen, was sie machen, und nicht erst auf die Drucker gucken müssen. Und dann einen ordentlichen Kassenzettel drucken, gut lesbar, nach Waren sortiert, geteilt in Lebensmittel, Haushalt, Elektronik, Sonstiges usw., geteilt nach Einkäufen und Zahlungsvorgängen/Gutschriften (Flaschenpfand usw.), Umsatzsteuer und so.
Ist aber wohl zuviel verlangt.
Ach ja: Bei Aldi hier haben sie vor ein paar Monaten neue Kassen installiert. Jedesmal wenn sich die Mitarbeiterin an die Kasse setzt, säuselt vollautomatisch eine melodisch-frivole Frauenstimme per Lautsprecher sowas wie „Verehrte Kunden, wir öffnen nun Kasse 2 für Sie!” durch den Laden, und sie verabschiedet sich auch wieder, wenn die Kasse geschlossen wird. Für so einen (ziemlich nervenden) Scheiß haben sie Geld. Aber für einen ordentlichen Kassenzettel reicht’s nicht.
19 Kommentare (RSS-Feed)
Auf die Gefahr hin, mich wieder mal als alter Sack zu outen:
Solche Zettel, auf denen nur eine Liste der Beträge stand, waren ganz normal und üblich, als ich noch Kind oder Jugendlicher war. Ich habe auch noch die Zeit der mechanischen und elektromechanischen Registrierkassen miterlebt und war von den Dingern so begeistert, daß ich sogar mal zum Rumspielen eine vom Flohmarkt geschenkt bekommen habe. So eine, wo man den Betrag nicht mit Tasten eingibt, sondern für jede Stelle noch einen Hebel von 0 bis 9 verschieben und dann einmal an der Kurbel drehen mußte. Das waren im Prinzip nur zwei ganz einfache mechanische Addierwerke, die eine Summe für den Kaufvorgang und eine Tagessumme erstellten, um dann mit der Tagessumme den Bargeldbestand zu überprüfen. Der Fortschritt war dann elektromechanisch, die hatten dann Tasten (aber ganz viele, nämlich für jede Stelle zehn , weil man die Ziffern nicht nacheinander sondern nebeneinander eingegeben hat) und nebendran einen breite Handballentaste, die den Elektromotor anwarf und einem die Kurbelumdrehung abgenommen hat. Und die hatten eben ganz primitive Druckwerke die die Zahlen rein mechanisch über sich drehende Walzen mit den Ziffern ausgedruckt haben. Die konnten auch nicht erfassen, was verkauft wurde, sondern nur Zahlenbeträge aufaddieren.
Zumindest von Aldi habe ich mir sagen lassen, daß die schon relativ früh nicht mehr die Preise der Produkte, sondern nur einen dreistelligen Produktcode eingegeben haben, den sie auswendig wissen mußten, weshalb sie so schnell waren. Auf manchen Packungen bei Aldi (Getränkesechserpacks, manchmal Aktionswaren) sieht man heute noch in einem gelben abegerundeten Feld diesen dreistelligen Produktcode.
Also der LIDL und der REWE hier am ort haben schon “modernere Kassen”. Diese haben Bildschirme, an denen die Kassiererinnen direkt nachschauen können und die Belege werden erst zum Abschluß (LIDL immer, REWE auf Wunsch) gedruckt. Die Artikel sind dann auch zusammengefaßt und einigermaßen sortiert, so daß wenn man 10 gleiche Artikel an verschiedenen Stellen des bandes aufgelegt hat, dies einmal zusammengefaßt dasteht. Man muß nicht wie früher auf dem kKassenzerttel suchen wie oft der Artikel dann abgezogen wurde.
“Aber ich gebe Dir recht, eigentlich bleibt das ganze System unter seinen Möglichkeiten.”
Toll 🙂
Für “das ganze System” kann jeder sein Lieblingsbeispiel einsetzen 🙂
“Für so einen … Sch… haben sie Geld.”
Die knappe Ressource ist eben *nicht* das Geld, sondern Achtsamkeit,
die Sorgfalt im Detail. Die Softwareentwicklung ist so gesehen eine völlig unzeitgemäße Tätigkeit.
Die von Maik im ersten Kommentar angesprochenen Kaufland-Bons haben aber auch Nachteile: Aus unerfindlichen Gründen sind die auf die Idee gekommen, Flascheninhalt und Pfand beim Kauf ziemlich weit auseinander zu platzieren, sprich unterschiedlichen Kategorien zuzuordnen. Das hat dann den unschönen Effekt, wenn man beim 100-Euro-Wocheneinkauf jemand anderen noch eine Packung Wasserflaschen mitgebracht hat, dass man sich den einzufordernden Gesamtbetrag aus zwei völlig voneinander getrennt stehenden Posten zusammensuchen darf. Bei den herkömmlichen, unsortierten Kassenzetteln stand Flascheninhalt und Pfand direkt untereinander, was in dem Fall praktischer war.
Zu Kassenzetteln auf Thermopapier ist auch folgendes sehr schön: Es gibt Fastfood-Ketten, die solche Kassenzettel verwenden, und die einem die Zettel in die Tüte hinein tun, wenn man das Essen mit nach Hause nehmen will (Drive-In z. B.). Da der Tüteninhalt in der Regel noch sehr heiß ist, sind die Kassenzettel dann unter Umständen schon zu Hause kaum noch lesbar …
Die Trennung finde ich aber gerade gut, weil man dann sieht, was es wirklich gekostet hat. Pfand ist ja nur ein Aktivumbuchung und keine Ausgabe.
Ja, schon klar, mein “Anwendungsfall” ist natürlich viel seltener, in der Regel ist die Gruppierung schon besser.
Ich hätte die Daten vom Bon ja gern irgendwie als CSV o.ä. damit man die Daten mal vernünftig nutzen kann und nicht alles von Hand abtippen muss. Das wär doch was für die Zukunft 😉
gerne auch als CSV in form eines 2D-Barcode. Einfach auf den Scanner legen (oder per Mobiltelefon/Kamera abfotografieren) und schon hat man die Daten da. Gerne auch in signierter Form, umd das direkt in die Buchhaltungssoftware übernehmen und fürs Finanzamtvorzuhalten. Dann wäre endlich der Ärger mit dem Thermotransferscheiß weg.
Bei „moderner Software“ bei Kassen im Supermarkt muss man aufpassen – vor ein paar Jahren gab es in der Software von einigen Kassen Abstürze des gesamten Systems, wenn man für genau 0 € (oder waren es noch DM?) eingekauft hat (mit Pfand, versteht sich). Division durch 0 ist halt nicht so gesund, besonders wenn der Programmierer diesen Fall nicht bedacht hat…
Pfffrrrrr….
Die Antwort hast du selbst gegeben. Wenn sie nachgedacht hätten. An der Fähigkeit dazu fehlt es, generell, und im spziellen bei Postbeamten (ja, da sind noch viele Beamte und der Rest verhält sich auch wie Staatsfürsten, die Bittsteller abwehren müssen).
Die Frage ob du bar oder mit Karte gezahlt hast finde ich schön. Ist das bei Rechnungen nicht egal? Muss man das nicht nur bei Einnahmen wissen? 😉
Was ich bei Kassenquittungen vor allem nicht verstehe ist der Sinn. Wenn ich einen neuen Computer für 36.927,30 kaufe, und vielleicht ein Garantiefall daraus wird, davon mal abgesehen dass die meisten Garantiefälle abgelehnt werden obwohl sie nachweislich bestehen, mag das sinnvoll sein. Aberansonsten finde ich “brauchen Sie eine Quittung” und die Idiotie sie in jedem Fall auszudrucken finde ich genauso nervig und überflüssig wie “sammeln sie Treuemarken” oder “haben Sie eine Paybackkarte”. Wozu denn? Soll ich mich zu Hause nochmal durch die Lebensmittelpreise schmökern? Bei der Rachekarte habe ich die schon mehrfach zusammengeschissen, die fragen nicht mehr. Bei den Quittungen gab es anscheinend mal einen Versuch, wahrscheinlich wegen dem Papier bzw. Geld sparen, erst zu fragen und nur zu drucken wenn eine Quittung gewünscht wird, hat sich aber wohl nicht durchgesetzt.
Die neuen sprechenden Aldikassen finde ich gut. Auf jeden Fall besser als “können sie mal das Schild da hinten hinstellen….. (wozu dann viele zu blöd sind und es aufs band stellen, das die ebenso blöde kassiererin dann bis zu sich fahren lässt, obwohl das schild, der sichtbarkeit wegen, am ende des bandes stehen soll) bitte nicht mehr anstellen….. bei mir nicht mehr….. HIER NICHT MEHR!!!!!!! andere kasse….”.
Bei der Post gibt es eigentlich (außer Restbeständen) keine Beamten mehr, und die, die die Packstationensoftware erstellen, sind höchstwahrscheinlich auch keine. Ich würde es nicht mal für allzu wahrscheinlich halten, daß die Post das selbst macht, sondern das an irgendeinen Auftragnehmer ausgelagert hat.
Und für mich ist es wichtig, ob ich mit Karte oder bar gezahlt habe. Weil ich nämlich alle meine Kontobewegungen überprüfe und in der Buchhaltung erfasse. Wenn ich mit Karte gezahlt habe, weiß ich, daß es zu einer Kontobewegung gehört.
Nachtrag: Ich spare mir das suchen der Zuordnungen auf den Kassenzetteln inzwischen indem ich alles absetzbare sofort thematisch sortiert in eine Tabellenkalkulation eintrage und die Kassenzettel einfach chronologisch staple. Kann der Finanzbeamte dann durchsuchen, wenn ers zuordnen will. Spart mir ungefähr einen Tag Aufwand.
Was mich, im Gegensatz zu den Aldikassen, immer erschreckt sind diese sehr laut und überflüssigerweise sprechenden Aldi-Brotautomaten.
Ich muß gestehen, daß mich bisher noch kein Aldi-Brotautomat angesprochen hat…
Diverse Supermärkte hier in Shanghai haben LCD-Displays an den Kassen. Der Kassenzettel selbst ist aber leider immer noch unkategorisiert – schade eigentlich, fände ich ne tolle Idee.
Ich fand Kassenzettel früher schon mühsam zu überprüfen, aber habe mittlerweile festgestellt, dass so ein Aldi-Single-Kassenzettel nix ist gegen a) Familienwocheneinkauf mit b) chinesischem Kassenzettel – da bleibt mir bei der Hälfte der Positionen nur das Raten, worum es eigentlich gehandelt hat…
PS. Und wenn sich jemand frägt warum ich Kassenzettel prüfe: Ja, es kam schon vor, dass Sachen doppelt gebucht wurden.
Ich verwende die unbedruckte Hälfte der Packstationquittungen immer als Namensaufkleber für Bücher etc.
Eine andere Papiersorte für die Quittungen fände ich aber doch besser, weil sich die Aufkleber bei mir gerne mal von der Folie lösen und dann am Rest des Tascheninhalts kleben bleiben.
Die Beschriftungslinien sind vielleicht für Leute gedacht, die sich die Portaufkleber auf Vorrat ohne Adresse ausdrucken. (Geht das?)
Bezüglich der zeitseriellen Ausgabe der Kassenzettel geschehen doch manchmal Zeichen und Wunder: Kaufland schafft es, die Artikel zumindest nach Kategorien sortiert aufzudrucken. Der Kassenzettel wird erst nach der Bezahlung in einem Rutsch gedruckt, das sieht dann so aus: http://www.kundenkunde.de/2011/06/kassenbon-bei-kaufland-bringt-ordnung-in-den-einkauf/
Aber ich gebe Dir recht, eigentlich bleibt das ganze System unter seinen Möglichkeiten. Aber ich meine mich zu erinnern, dass es “früher” noch schlimmere Exemplare gab: Da stand dann nur jeweils der Einzelbetrag drauf, ohne Artikelbezeichung oder sonstwas, einfach nur 1,49, 2,99 etc. in einer Liste runtergeschrieben. Dann durfte man raten, was jetzt was war. War glaub ich bei Schlecker so und bei Aldi, als die noch keine Scannerkassen hatten. Da mussten die Kassiererinnen alle Preise auswendig können (damals war wohl auch das Sortiment beschränkter), ging aber trotzdem schneller, als so manche Scannerkasse heute…