Erbsen und Möhrchen
Warum gibt’s diesen ganzen Gemüse-Beilagen-Kram in Dosen und Gläsern eigentlich nur in den Varianten „fein” und „sehr fein” und nicht in „normal”? Ist das der gleiche Effekt, der auch jedes Scheiß-Supermarkt-Billig-Plastik-Radio mindestens in „edlem Design” daherkommen läßt? Gibt es überhaupt noch Erbsen, die nicht fein, und ein Design, das nicht edel ist?
21 Kommentare (RSS-Feed)
Das wäre dann “rustikal”.
Das ist mir auch schon öfter aufgefallen. der preisunterschied beträgt meißt ~5ct. Ich war ja schon kurz davor, _beide_ dosen zu kaufen, um den unterschied zushen, aber so viel verbrauche ich nunmal nicht auf einmal…
“Design” ist äquivalent zu “Spitzenklasse” in den diversen Audiozeitschriften. Das ist die unterste Qualitätsstufe.
Die “nicht feinen” Erbsen landen in den Tiefkühl-Gemüsesammlungen. Da habe ich jedenfalls seltenst von feinen Erbsen gelesen.
Dazu hätte ich eine nette Geschichte. In letzter Zeit mal Schuhcreme gekauft? Richtig ordinäre, schwarze Schmiere? Ein Abfallprodukt der Petrochemie? Gab’s früher in der 500-g-Dose für einen Pfennigbetrag…
Früher ist vorbei: Heute kostet ein 125-g-Döschen: 2,25 Euro.
Ratet mal, was vorn draufsteht. Genau: “feine Schuhcreme”. Kein Witz.
PS.: Hat bestimmt ein Sternekoch angerührt.
Das ist nicht Güte, das ist Kaliber…
Ach so, die meinen den Durchmesser… Das ist natürlich wichtig, damit man die richtige Größe wählt um sie noch durch die Nase ausblasen zu können, falls man beim Erbsenessen plötzlich lachen muß.
Warum schreiben die das nicht so drauf, daß man es versteht? Im Baumarkt verkaufen sie doch auch M4-Schrauben und nicht „feine Schrauben”.
Sobald wir Emanzen die Männer endlich dazu gebracht haben, dass sie flächendeckend kochen, putzen und windeln, gibt es sicher auch M4-Erbsen. Bis dahin müssen es halt die intuitiven Wischiwaschi-Konventionen tun … 😉
Weil feines Gemüse üblicherweise junger und zarter ist und besser schmeckt. Zuccini in jung haben, wenn man sie denn mag, Geschmack. Erreichen sie Gurkengröße, so werden sie fade und langweilig.
Hülsenfrüchte wie Bohnen werden mehliger und weniger zart, je größer sie werden. Und so weiter, und so fort…
Und sie schreiben es so, wie es der sogenannten Verkehrsauffassung entspricht. Sprich: Nach dem Deutschen Lebensmittelbuch. Noch genauer in den Leitsätzen für Gemüseprodukte:
http://www.bmelv.de/SharedDocs/Downloads/Ernaehrung/Lebensmittelbuch/LeitsaetzeGemueseerzeugnisse.pdf?__blob=publicationFile
Ganz genau auf Seite 11, wo auch die Meßmethode festgelegt wird.
Ich staune…
Das Problem ist, wenn ich mich noch einmal zur Sache äußern darf, die Sprache.
Feiner Sand ist auch nicht besser als grober Sand – nur anders.
Und ein Rückstrahler kann auch Licht nach vorne strahlen, denn er reflektiert, strahlt Licht zurück. Deshalb auch die Fahrradlampen mit eingebautem Rückstrahler.
Ich würde auch mal gerne einen normalen Zug nehmen. Aber alles auf den Schienen rast nur so duch die Gegend.
Beim Bier erkennt man die schlechten Sorten ja daran, dass sie “Premium” heißen.
(Nur mal so als Einwurf)
@Flusskiesel
Im Sinne von: Etwas, das niemandem schlecht schmeckt, hat keinen Geschmack ?
Ich würde sagen es liegt, wie so oft, an der Unehrlichkeit der Menschen. Ehrliche Menschen würden sagen die Erbsen sind klein. Aber fein verkauft sich eben besser. Und solange nicht irgendwer ein Gesetz macht, dass Menschen bestraft die etwas Premium nennen, das nicht besonders hochwertig ist, machen sie es, weil es sich besser verkauft. Ein Problem unserer Gesellschaft. Inzwischen kann man fast schon davon ausgehen dass etwas dann besonders gut ist, wenn nicht fein, Premium, Mega, Gourmet oder so draufsteht.
“Ich würde sagen es liegt, wie so oft, an der Unehrlichkeit der Menschen. Ehrliche Menschen würden sagen die Erbsen sind klein. Aber fein verkauft sich eben besser.”
Das würde ich so nicht einmal annehmen. Das Adjektiv “fein” bzw. das Substantiv “Feinheit” bezeichnet ja tatsächlich die Größe von Strukturen. Und gerade solche Kaufmannsbezeichnungen sind bisweilen sehr alt und wurden über viele Generationen belassen und allenfalls das Maß dahinter (z.B. in unserem Fall der Durchmesser) eventuell genauer festgelegt.
Natürlich können auch Kategorien hinzukommen, so könnte ich mir “extra fein” tatsächlich als eher neuere Schöpfung vorstellen. Und dass, wie ein oben geposteter Link aufzeigt, es keine “großen” Erbsen gibt sondern allenfalls “mittelgroß”, deutet daraufhin, dass diese Skala eine Untermenge einerursprünglichen, größeren Skala ist, die noch ganz anderes Gemüse (z.B. andere Hülsenfrüchte – Bohnen sind i.A. größer als Erbsen) umfasst.
Gut, fein ist in meiner Aufzählung ein schlechtes Beispiel, gebe ich zu. Aber Premium oder Gourmet (müsste das nicht eigentlich Gourmand heißen?) schimpft sich doch wirklich fast alles.
Neulich bin ich über 1-2-3.tv gestolpert. Mischung aus Homeshopping und 9Live. Da sind Uhren (Eigenmarken) fast grundsätzlich “royal” und alles andere, selbst wenn es offensichtlich billigste Qualität ist, “Premium-Qualität”. Das würde ich schon unter unehrlich subsummieren.
Diese unvollständigen Skalen hätte ich auch als unehrlich vermutet. Kann es nicht sein dass man erst bei fein anfängt, weil es sich gut verkauft, und dann bis extrasupermegafein gehen muss damit es sich ausgeht?
Die groben Erbsen und Möhren findet man in der Tiefkühltruhe und als
Trockenfutter. Schmeckt auch besser als die vorgekochte Babynahrung
in Glas oder Konserve.
Hadmut, dafür gibt es die Gewinde der Schrauben in Geschmacksrichtung Fein. 🙂
Du kannst Dosenchampignons 3. Wahl geschnitten kaufen – wenn Dir danach ist.