Ansichten eines Informatikers

Bald ein Schwarzmarkt für auf fremden Namen lizensierte Hosen?

Hadmut
13.1.2012 17:32

Nu hatt ich’s doch gerade davon, daß man bald aufpassen muß, wer einem – mehr oder weniger – kontaktlos über den Hintern streicht und dabei nur unser Bestes will – unser Geld. Und vor fast vier Jahren hatte ich mal gebloggt, daß ich beim Betreten eines Mediamarktes Alarm ausgelöst hatte, weil ich eine Hose von Metro trug, deren Innereien ich nicht sorgfältig ausgeweidet hatte – ich hätte die Innenseite meines Hosenbeines genauer lesen sollen.

Ein Leser schreibt mir gerade, daß FoeBuD (die ja nun auch schon direkt oder indirekt im Blickfeld meines Blogs waren) nun RFID-Chips in Klamotten ausfindig gemacht hat, die man dauerhaft und ohne besondere Ausstattung auf bis zu 8 Meter auslesen kann.

Man muß seine Klamotten wohl bald nicht nur von innen lesen, sondern auch erst mal sehr gründlich auseinandernehmen und durchleuchten, bevor man sie trägt. Was auch nicht immer hilft, denn die Chips sollen ja auch Diebstahlschutz sein und werden teilweise so eingenäht, daß man sie nicht mehr sehen oder entfernen kann (ohne gleich die ganze Hose wieder zu zerlegen).

Womit sich dann auch gleich die Zweitverwertung anbietet und ein neues Geschäftsmodell auftut. In Amiland sammeln jetzt Privatfirmen Bewegungsprofile aus KFZ-Kennzeichen und verkaufen den Zugriff an die Polizei. Sowas bietet sich dann natürlich nicht nur für Autos, sondern auch für Hosen an. Ein paar RFID-Leser an belebte Stellen, U-Bahnhöfe, Kaufhäuser usw., und schon kann man herrliche Bewegungsprofile erstellen. Wer hat wann in welchem Bus auf welchem Platz gesessen?

Es gibt ja schon einen Schwarzmarkt für Handys und Mobilfunkkarten, die auf fremden Namen gekauft wurden. Wo man dann für’n Fuffy irgendeinen Penner von der Straße mal eben ein Handy kaufen schickt. Sowas wird’s dann auch bald mit Hosen geben. Und dann kann man auch richtig Ärger bekommen, wenn man seine Hosen in die Altkleidersammlung gibt. Stellt Euch vor, da begeht einer einen Banküberfall oder eine Vergewaltigung oder sowas. Und irgendeine RFID-Scanner hat die Hose erkannt, und weiß über die Bewegungsprofile oder das Verkaufslogbuch, wer die gekauft hat. Uh, das wird ne unangenehme Befragung. Ja, Leute, heute weiß man doch, daß man Festplatten gefälligst zu löschen hat, bevor man sie wegwirft. Und daß man seinen Papiermüll shreddert. Na, habt Ihr auch Eure alte Hosen schön gelöscht?

Selbst wenn sie die Hosen nicht tracken können, gibt’s immer noch herrliche Anwendungsmöglichkeiten. In Amiland haben sie doch Banken, bei denen schon die Telefonanlage Anrufer nach ihrer Telefonnummer und einer Solvenzdatenbankabfrage in Millisekunden einstuft und mit der jeweiligen Abteilung oder einem Besetztzeichen verbindet. Dann haben die demnächst auch Drehtüren, die einen danach einstuft, wo man seine Klamotten kauft, und die dann erst gar nicht mehr aufgehen. Bäh, der kauft seine Klamotten bei Metro – den lassen wir hier nicht rein. Und Unterhosen hat er an, deren Kaufdatum schon mehr als 3 Jahre zurückliegt – dieses Ferkel!

Und bei den Fluggastdaten werden dann demnächst auch nicht nur die Sitzplätze, Kreditkartennummern und Essensvorlieben übermittelt, sonden die Seriennummern aller Klamotten im Gepäck. Na, man muß doch wissen, wo der vorher war. So, Sie kommen also aus Pakistan? Wie, nur Ihre Hose wäre dort genäht worden? Gleich einbuchten.

Ich warte ja nur noch drauf, daß sie vor Brustimplantaten nicht mehr wegen des enthaltenen Silikons, sondern wegen des enthaltenen Siliziums warnen (das wäre auf englisch ein vortrefflicher Sprachwitz – „Silicon” – geworden, geht im Deutschen halt nicht so).

13 Kommentare (RSS-Feed)

Kai
13.1.2012 18:06
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Wie teuer ist es eigentlich einen Empfänger für RFID anzuschaffen, um seine Kleindung daraufhin zu testen?


Steffen
13.1.2012 18:09
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Was ist eigentlich dran an dem Gerücht, daß RFIDs in der Mikrowelle kaputtgehen? Sollte man in Zukunft seine neuen Klamotten erstmal bei 700 Watt 2 Minuten in der Mikrowelle grillen? Nur aufpassen mit Nietenjeans, das gibt Funkenüberschlag.


Hadmut
13.1.2012 18:10
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Wenn ich mich recht erinnere hat Cliff Stoll in „Kuckucksei” seine Turnschuhe in der Mikrowelle ruiniert…


anonym
13.1.2012 18:49
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“Und Unterhosen hat er an, deren Kaufdatum schon mehr als 3 Jahre zurückliegt – dieses Ferkel!”

— “Wow, die Tussi hat ja heiße Unterwäsche an! Gleich mal anbaggern …”


mika
13.1.2012 21:56
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Da bieten sich doch gleich ganz andere möglichkeiten für argumented reality brillen…
Per RFID wird die Kleidung gescannt und in einer Datenbank in der Cloud wird das ganze dann analysiert. Ermittelt könnten zum Beispiel: Den Wert der Kleidung, den wahrscheinlichsten Wohnort (anhand des meistverwendeten Einkaufsortes ermittelt), und eventuell noch eine 3d Animation wie die Person ohne Kleidung aussieht.

Falls die Person noch iergendwelche Medizinischen Produkte trägt, (z.B.: eine Gamasche zur Schonung iergendwelcher Bein-Teile, oder einen Herzschrittmacher) kann dann auch automatisch die Entscheidung beim nächsten Bewerbungsgespräch “erleichtert” werden….


klonderer
14.1.2012 9:01
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@Steffen
Ich denke das 2 Sekunden reichen würden.


@mika Auf die Idee ist schon jemand gekommen 🙂 Lies mal “Deamon” von Daniel Suarez, im zweiten Teil “DarkNet” kommt genau so etwas (mit Bankdaten, identifiziert werden die Leute noch über ihr Handy, aber im Prinzip ist es alles das gleiche).

Die Bücher sind auch sonst cool und zu empfehlen.


_Josh @ _[°|°]_
14.1.2012 18:34
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@klonderer + @Steffen: So ist es, zwei bis fünf Sekunden genügen völlig, auch für verwobenen Kram in Klamotten, Reisepässen, Personalausweisen, etc.

Funken und Beschädigungen lassen sich trefflich vermeiden, wenn die zu “trocknende” Materie in ein leicht befeuchtetes Geschirrspülhandtuch eingewickelt werden.


Stefan H.
15.1.2012 22:01
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@Josh_: hey, wieder was gelernt bzgl. Funkenschlag…

@Hadmut: Papier shreddern ist ja seit der DARPA Challenge nicht mehr state of the art…


Hadmut
15.1.2012 22:06
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@Stefan: Welche Challenge meinst Du? (Ich verfolge die nicht alle.)

Aber shreddern und shreddern ist nicht das gleiche. Mein letzter Dienst-Shredder hat sowas ähnliches wie Sägemehl produziert. Das setzt man nicht mehr zusammen.


yasar
17.1.2012 16:34
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kalle
17.1.2012 17:29
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Dann könnte man mal statistische Auswertungen fahren, wie oft die Leute die Hose wechseln, schließlich stehen die Scanner ja überall. Wer das nicht oft tut, den könnten Hosenhersteller oder Waschmaschinenbauer interessante Offerten machen.

Spannend wird es dann bei den Unterhosen. Wie oft werden die wohl gewechselt? Für die vergesslichen könnte man eine Iphone App schreiben, die den User dran erinnert, dass er nun schon eine Woche lang die gleiche Unterhose trägt.

Und wie viele Leute tragen eigentlich zusammenpassende Socken?
Einzelne Socken sollten auch über den RFID Chip das dazugehörende Pendant finden.


Roy
18.1.2012 17:49
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Augmented Environment mti RFID und CCTV gibt sicher noch eniiges her. Einen wunderbaren Vorgeschmack bietet das geniale Video “The Catalogue” ( http://www.youtube.com/watch?v=gK8Nao2Axg0 )

Bitte nenne mir doch einer mal die Stelle in dem Video, in dem das dargestellte von “wird gemacht / machbar” in “Paranoia” kippt…